In einem Modell der Lohnbildung, in dem die einzelnen Arbeitsmärkte durch vollständige Information und vollkommene Flexibilität von Löhnen und Preisen charakterisiert sind, agieren Arbeitsanbieter und -nachfrager als Mengenanpasser. Sie richten ihr bevorzugtes Maß an Transaktionen nach der Höhe des Reallohns, so dass sich auf jedem Arbeitsmarkt ein Markt räumender Gleichgewichtslohn einstellt.
Die Realität sieht anders aus. In Deutschland werden Löhne zu einem großen Teil in Tarifverträgen vereinbart und diese teilweise für allgemeinverbindlich erklärt. Damit gehen oft auch sukzessiv steigende Entlohnungsprofile einher. Es kann generell beobachtet werden, dass die Höhe des Einkommens mit steigendem Alter zunimmt.
Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass einige Unternehmen ihren Arbeitern Löhne oberhalb des Markt räumenden Niveaus zahlen. Arbeiter haben dann nicht die Möglichkeit durch Lohnunterbietung an Arbeitsplätze zu gelangen und es entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Die Effizienzlohntheorie begründet dies mit der Anreiz-funktion höherer Löhne.
Wenn also die Schaffung von Anreizen das Ziel dieser Unternehmen ist, stellt sich die Frage ob es nicht andere, womöglich volkswirtschaftlich effizientere Möglichkeiten gibt. Solch eine Möglichkeit müsste in gleichem Maße in der Lage sein Anreize zu schaffen. Sie wäre effizienter, wenn sie zusätzlich unfreiwillige Arbeits-losigkeit dämpfen oder gar beseitigen könnte. Die Senioritätsentlohnung ist dies-bezüglich ein vieldiskutierter Ansatz. Sie ist dadurch charakterisiert, dass die Höhe der Entlohnung zuerst unterhalb und später oberhalb der Grenzproduktivität des Arbeiters liegt und ist somit ein Konzept eines steigenden Alters-Einkommens-Profils.
In der wissenschaftlichen Diskussion besteht Uneinigkeit darüber, weshalb der Lohn mit der Zeit steigt. Lässt sich zeigen, dass dieser Anstieg auf Anreizeffekte zurückzuführen ist, dann besteht die theoretische Möglichkeit für das Konzept der Senioritätsentlohnung die Ziele der Effizienzlohntheorie zu erreichen und gleichzeitig unfreiwillige Arbeitslosigkeit zu senken...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Effizienzlohntheorien
- Neoklassische Effizienzlohnmodelle
- „Shirking“-Modell
- Soziologische Effizienzlohnmodelle
- „Gift-Exchange“-Modell
- „Fair-wage/effort“-Modell
- Neoklassische Effizienzlohnmodelle
- Kritik an der Effizienzlohntheorie
- Konzepte steigender Alters-Einkommens-Profile
- Humankapitaltheorie
- „On-the-Job-Training“
- Schulische Aus- und Weiterbildung
- Sortierprozesse
- „Job-Matching“
- Senioritätsentlohnung als Leistungsanreiz
- Humankapitaltheorie
- Senioritätsentlohnung als Anreizsubstitut für unfreiwillige Arbeitslosigkeit
- Effizienzlohntheorien
- Empirische Untersuchungen
- Empirische Befunde für die Senioritätsentlohnung
- Arbeitsmarkterfahrung und Produktivität
- Abhängig Beschäftigte und Selbständige im Vergleich
- Senioritätsentlohnung – ein Anreizinstrument?
- Empirische Befunde gegen die Senioritätsentlohnung
- Lohnentwicklung und Training
- Betriebszugehörigkeit, Arbeitsmarkterfahrung und Entlohnung - eine „Sorting“-Erklärung
- Die Studie von Abraham und Farber
- Die Studie von Altonji und Shakotko
- Frei- und unfreiwillige Betriebswechsler im Vergleich
- Empirische Befunde für die Senioritätsentlohnung
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit befasst sich mit der Frage, ob Senioritätsentlohnung als Anreizsubstitut für unfreiwillige Arbeitslosigkeit dienen kann. Sie untersucht, ob die beobachtete Lohnsteigerung mit zunehmendem Alter auf Anreizeffekte zurückzuführen ist und ob Senioritätsentlohnung somit die Ziele der Effizienzlohntheorie erreichen und gleichzeitig unfreiwillige Arbeitslosigkeit senken kann.
- Die Effizienzlohntheorie und ihre Modellansätze
- Konzepte steigender Alters-Einkommens-Profile
- Senioritätsentlohnung als Anreizsubstitut
- Empirische Befunde für und gegen die Rolle von Anreizeffekten
- Analyse von Studien zur Beziehung zwischen Betriebszugehörigkeit, Arbeitsmarkterfahrung und Entlohnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Problematik der Lohnbildung und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle der Senioritätsentlohnung als Anreizsubstitut für unfreiwillige Arbeitslosigkeit.
Das Kapitel „Theoretische Grundlagen“ stellt die Effizienzlohntheorie und ihre verschiedenen Modelle vor. Es werden die Ziele und Annahmen dieser Theorie sowie verschiedene Konzepte steigender Alters-Einkommens-Profile dargestellt. Weiterhin wird die theoretische Möglichkeit diskutiert, dass Senioritätsentlohnung als Anreizsubstitut für unfreiwillige Arbeitslosigkeit fungieren kann.
Im Kapitel „Empirische Untersuchungen“ werden relevante Studien vorgestellt, die sich mit dem Zusammenhang von Arbeitsmarkterfahrung, Produktivität und Entlohnung befassen. Es werden sowohl Befunde dargelegt, die eine Rolle von Anreizeffekten am Lohnanstieg erkennen, als auch Befunde, die gegen diese These sprechen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Senioritätsentlohnung, Effizienzlohntheorie, unfreiwillige Arbeitslosigkeit, Anreizsysteme, Humankapitaltheorie, Sortierprozesse, Empirische Befunde und Arbeitsmarkterfahrung.
- Arbeit zitieren
- Thomas Schmidtchen (Autor:in), 2008, Senioritätsentlohnung und Effizienzlohntheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90612