Nicht umsonst ist Arte della Guerra (Die Kunst des Krieges) das einzige Werk, welches bereits zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde und ihm in Italien Bekanntheit verschaffte. Auch wenn einzelne Schlussfolgerungen seiner Schriften durch die Zeit und die technische Entwicklung überholt worden sind, möchte die vorliegende Arbeit dennoch aufzeigen, dass seine Ansätze zu seinen Lebzeiten eine Berechtigung besaßen und weit darüber hinaus Berücksichtigung fanden.
Im ersten Teil der Arbeit wird erläutert wie Machiavelli das Phänomen Krieg wahrgenommen hat und welche Bedeutung er diesem Zustand im Staatengefüge seiner Zeit beigemessen hat. Da er in seinen Schriften die Ursachen von Krieg nicht unvermittelt benennt, kann dies nur durch eine Interpretation im Zusammenhang mit seinen anderen Schriften erfolgen. Im Weiteren wird sein Verständnis einer militärorganisatorischen, taktischen und strategischen Reform des Heeres dargelegt und damit sein persönliches Bild einer bestmöglichen Streitmacht aufgezeigt. Die politischen Auswirkungen einer derartigen Neugestaltung des Militärs werden ebenfalls an dieser Stelle unter Bezugnahme der Discorsi und des Principe dargelegt. Die zeitgenössische und aktuelle Kritik seiner Vorstellungen bilden neben einem Ausblick auf die Wirkung von Machiavellis Vorstellungen vom Kriegswesen den Abschluss der Arbeit. Wenn es gelungen ist zu zeigen, dass eine enge Verbindung von Militär und Politik in der Denkweise Machiavellis besteht, wobei stets das Politische den Vorrang besitzt, hat die vorliegende Abhandlung ihr Ziel erreicht. Die Militärphilosophen des Mittelalters, die das Phänomen Krieg mit einer höheren und göttlichen Ethik versehen wollten, versuchten Aggression als Kampf gegen Häresie, Heidentum, für Kreuz und die katholische Kirche zu rechtfertigen. Der Ausdruck des „Heiligen Krieges“ geführt von christlichen Ritterorden, die die Ideale von Mönch und Krieger vereinen sollten, waren sichtbare Zeichen dieser Überzeugung. Viele Konflikte um Macht, Land und Einfluss wurden unter dem Vorwand der Religion geführt. Machiavelli beschritt mit seinen Schriften einen anderen Weg und beschreibt den Krieg in seinen Ursachen und Zielen ohne eine höhere moralische Rechtfertigung zu suchen. Das Militärwesen nimmt auch deshalb einen bedeutenden Stellenwert ein, weil für ihn der Krieg eine Grundtatsache in den Beziehungen zwischen Staaten darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das Bild des Krieges
- Die vollkommene Streitmacht
- Die Heere der Söldner
- Von Bürgern in Waffen
- Das Ende der Reiterei
- Die neuen Soldaten
- Die Feuerwaffen
- Das Primat des Politischen
- Wirkung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Machiavellis Sichtweise auf das Kriegswesen und zeigt auf, wie er das Phänomen Krieg wahrnahm und welche Bedeutung er diesem im Staatengefüge seiner Zeit beimaß. Darüber hinaus beleuchtet sie Machiavellis Konzept einer optimalen Streitmacht und analysiert die politischen Implikationen seiner Militärreformen. Die Arbeit verdeutlicht die Bedeutung des Militärs für Machiavelli, wobei stets der primäre Einfluss des Politischen betont wird.
- Machiavellis Verständnis des Krieges und seine Ursachen
- Das Militärwesen in Machiavellis Schriften: Analyse der „vollkommenen Streitmacht“
- Politische Implikationen der Militärreformen: Bedeutung von Politik und Militär
- Zeitgenössische und aktuelle Kritik an Machiavellis Kriegsvorstellungen
- Wirkung von Machiavellis Vorstellungen vom Kriegswesen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den Schwerpunkt auf die Besonderheiten von Machiavellis Schriften, die bis heute noch nicht vollständig erforscht sind, insbesondere im Bereich des Militär- und Kriegswesens. Sie erläutert die Relevanz der vorliegenden Arbeit, die die Bedeutung von Machiavellis Ansätzen im Kontext seiner Zeit und darüber hinaus beleuchten soll.
Das Kapitel „Das Bild des Krieges“ analysiert Machiavellis Sicht auf die Ursachen und Ziele von Krieg. Dabei wird deutlich, dass er den Krieg als Grundtatsache in den Beziehungen zwischen Staaten betrachtet und keine höhere moralische Rechtfertigung sucht. Seine Argumentation unterscheidet sich deutlich von der mittelalterlichen Militärphilosophie, die den Krieg mit einer göttlichen Ethik verband.
Das Kapitel „Die vollkommene Streitmacht“ untersucht Machiavellis Konzept einer optimalen Streitmacht. Es analysiert die verschiedenen Elemente dieser Streitmacht, darunter Söldnerheere, Bürger in Waffen, die Reiterei, neue Soldaten und Feuerwaffen. Die einzelnen Abschnitte dieses Kapitels beleuchten die jeweiligen Vorteile und Nachteile dieser Elemente.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Kriegskunst und der politischen Philosophie Machiavellis. Sie analysiert seine Schriften im Kontext des 16. Jahrhunderts, wobei sie die Bedeutung von Sicherheit, Macht, Expansion und dem Verhältnis von Militär und Politik in den Vordergrund stellt. Als Schlüsselbegriffe werden die „necessità“ (Notwendigkeit), „ambizione“ (Machtwille), „guerra“ (Krieg) und die „vollkommene Streitmacht“ hervorgehoben. Darüber hinaus werden die Schriften „Arte della Guerra“ (Die Kunst des Krieges), „Discorsi“ und „Il Principe“ behandelt, die Machiavellis politische und militärische Theorien prägen. Die Arbeit beleuchtet auch die Verbindung von Machiavellis Werk mit dem „Sicherheitsdilemma“ und der „Realistsichen Schule“ der internationalen Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- cand. paed. Martin Johannes Gräßler (Autor:in), 2008, Machiavelli. Politischer Denker und Philosoph des Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90625