Die Mau Mau Bewegung in Kenia - ein Geheimbund?


Seminararbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Volk der Kikuyu

3. Bund – Gesellschaft – Gemeinschaft

4. Der Begriff Mau Mau und die Ursprünge der Bewegung

5. Geheimbund?
5.1 Zusammenschluss auf nicht-verwandtschaftlicher Basis
5.2 Intentional ausgerichtete Emotionen
5.3 Soziale Geschlossenheit
5.4 Bewahren exklusiven Wissens
5.5 Initiation

6. Schlussfolgerung

7. Bibliographie

1. Einleitung

Mit dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, ob die Mau Mau Bewegung, die in den 1950er Jahren in Kenia in Opposition zu der britischen Kolonialregierung stattfand, als Geheimbund anzusehen ist oder nicht.

Um diese Frage beantworten zu können, ist eine Definition des Begriffes „Geheimbund“ notwendig. Der Arbeit zugrunde gelegt werden wird die Definition von Knut Knackstedt, der die Merkmale eines Geheimbundes folgendermaßen beschreibt:

„Der Geheimbund ist ein Zusammenschluss von Individuen auf nicht-verwandtschaftlicher Basis. Seine wesentlichen Charakteristika sind im Einvernehmen der Mitglieder intentional ausgerichtete Emotionen und soziale Geschlossenheit zum Zwecke des Bewahrens exklusiven Wissens. Eine Mitgliedschaft kann fakultativ oder obligatorisch sein, immer jedoch wird sie durch eine Initiation gefestigt.“ (Knackstedt 2002:22)

Bevor allerdings im Hauptteil auf diese Frage eingegangen wird, sollen vorab einige kurze Einführungen zum Thema gegeben werden.

Um sich mit dem Hauptakteur des Aufstandes kurz auseinander zu setzen, soll die Ethnie der Kikuyu beschrieben werden. Als Grundlage dient hier das Buch von Jomo Kenyatta, dem ehemaligen Führer der Kenya African Union und dem ersten Staatspräsident eines unabhängigen Kenias, „Facing Mt. Kenya“. In einem zweiten Teil soll kurz definiert werden, wie ein Bund von zwei weiteren sozialen Begriffen, Gesellschaft und Gemeinschaft, abzugrenzen ist, und warum man von Geheim bund spricht. Eine dritte Einführung soll den Leser näher an das Thema heranführen, sie setzt sich mit der Frage auseinander, woher der Begriff „Mau Mau“ kommt und es sollen die Anfänge der Bewegung dargestellt werden.

Im Hauptteil, der Frage nach dem Geheimbund, werden die verschiedenen Merkmale der Geheimbund-Definition aufgeschlüsselt und einzeln behandelt werden. Dabei kommt der Initiation jedoch die deutlichste Berücksichtigung zu, da diese wohl das wichtigste Merkmal der Mau Mau Bewegung war.

Zu der verwendeten Literatur ist noch zu sagen, dass diese Arbeit sich stark auf Donald Barnetts und Karari Njamas Werk „Mau Mau from Within“ stützt. Die Beschreibungen eines ehemaligen Mitgliedes und Kämpfers der Mau Mau ist von großer Bedeutung, um einen wirklichen Blick auf die Bewegung werfen zu können. Darüber hinaus stützt sich die Arbeit auf die Thesen Venyš’, Leakeys und Buijtenhuijs’, außerdem Corfields und ein Internettext Herbert Friedmans, der sich mit der psychologischen Kriegsführung der Briten als auch mit den Mau Mau als solchen beschäftigt.

In einer Schlussbetrachtung wird dann der Versuch unternommen, die Mau Mau Bewegung einzuordnen. Entweder als Geheimbund oder als eine andere Form des Zusammenschlusses.

2. Das Volk der Kikuyu

Die Ethnie der Kikuyu (oder Gikuyu) ist ein Bantu-Volk und lebt in Zentral-Kenia zwischen der Hauptstadt Nairobi und dem Mount Kenya.[1] Sie stellt mit heute ca. 6.5 Millionen Personen Kenias größte Bevölkerungsgruppe dar.

Es gibt drei „most important factors“ (Kenyatta 1979:1) für die Organisation der Kikuyu: Das erste ist die Familie (mbari oder nyomba), der alle Blutsverwandten angehören. Das zweite ist der Clan (moherega), dem immer einzelne Familien zugehörig sind. Und drittens das so genannte Age-set oder age-grading (riika). Dies beschreibt die Verbindung aller zu einer Generation der Initiierten Gehörigen. Allerdings ist mit Generation hier eine sehr kurze Zeitspanne gemeint, da es fast jedes Jahr zur Initiation vieler Kikuyus kommt. Die Verbindung untereinander in einem Age-set ist sehr stark, Kenyatta spricht auch hier von „brotherhood“ und „sisterhood“.[2]

Die Gesellschaft der Kikuyu ist patrilineal organisiert. Der Vater einer mbari ist der Kopf seiner Heimstätte, er besitzt praktisch alles, was dazu gehört, er ist der „custodian of the family property“ (Kenyatta 1979:9). Die Mutter nimmt eine fast heilige Stellung ein. Laut Kenyatta ist es der Wunsch einer jeden Kikuyu-Frau, Mutter zu werden. Ihre Aufgaben bestehen dann unter anderem in der Erziehung der Kinder, außerdem vermittelt sie bei Problemen zwischen den Kindern und dem Vater.[3]

Des Weiteren sind die Familien polygam organisiert, was auch daraus resultiert, dass die Familienlinie beendet wird, wenn ein Mann keine männlichen Nachkommen zeugt.

Da die Kikuyu hauptsächlich vom Ackerbau leben, ist der wichtigste Faktor „in the social, political, religious, and economic life“ der Kikuyu der Landbesitz. Dieser deckt die „material needs of life“ (Kenyatta 1979:20f). Die maßgebliche Tätigkeit der Kikuyu besteht in Bodenbewirtschaftung und der Zucht von Nutztieren. Jede Familie bildet eine ökonomische Einheit, in der jeder Part genaue Vorgaben hat, was er wie zu tun hat. Beim Bau der Hütten z. B. sind die Männer verantwortlich für das Schlagen von Holz, die Frauen für das Schneiden von Gräsern, die zum Dachdecken benutzt werden.[4]

[...]


[1] vgl. Kenyatta S. xv

[2] vgl. Kenyatta S. 2

[3] vgl. Kenyatta S. 9f

[4] vgl. Kenyatta S. 53f

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Mau Mau Bewegung in Kenia - ein Geheimbund?
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Ethnologie)
Veranstaltung
Geheimbünde und Maskengesellschaften in Afrika
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V90646
ISBN (eBook)
9783638048347
ISBN (Buch)
9783640309559
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Klar gegliedert, einfach nachvollziehbar, es wird mit einer Definition gearbeitet, an der sich auch strukturell orientiert wird.
Schlagworte
Bewegung, Kenia, Geheimbund, Geheimbünde, Maskengesellschaften, Afrika, Kolonie, Befreiung
Arbeit zitieren
Florian Kuhne (Autor:in), 2006, Die Mau Mau Bewegung in Kenia - ein Geheimbund?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90646

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