Die Rolle der Illyrer in der Antiken Geschichte


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Eisenzeit (bis 450)

3. Illyrer und Griechen (450-240)

4. Illyrer und Römer (240-168)

5. Illyrien unter römischer Verwaltung (167 v.-395 n.)

6. Illyrien unter dem Druck der Völkerwanderung (bis 600)

7. Illyrien auf dem Weg ins Mittelalter (bis 800)

8. Schluss

9. Bibliographie

1. Einleitung

Die Frage nach der Rolle der Illyrer in der Antike, also im Zeitraum zwischen 850 v. Chr. und 800 n. Chr., soll mit dieser Arbeit beantwortet werden.

Eine chronologische Vorgehensweise ist für diese Art der Fragestellung sinnvoll und logisch. Denn an einer chronologischen Einordnung der Ereignisse, die die Illyrer und ihre Umwelt im betreffenden Zeitraum bewegten, kann das stete Auf und Ab der illyrischen Volksgruppen und Stämme am besten dargelegt werden.

Begonnen werden soll mit einer Einordnung: Woher kamen die illyrischen Stämme, was waren Gemeinsamkeiten ihrer Kultur und wo ließen sie sich nieder? Danach wird in die reale Geschichte der Illyrer einzusteigen sein, beginnend mit den ersten Kontakten zu den Griechen im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. Nach einer Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen und machtpolitischen Konflikten war der Aufstieg Roms in der Mitte des dritten Jahrhunderts v. Chr. eine einschneidende Begebenheit. Illyrien verlor nach und nach seine Eigenständigkeit und wurde dem römischen Weltreich untergeordnet.

Bis dahin ist die illyrische Geschichte allerdings eine der Kriege und der außenpolitischen Herausforderungen. So war ihr Verhältnis zu den Nachbarkönigreichen Epirus und Makedonien für die illyrische Politik immer zentral. Besonders mit Makedonien musste Illyrien sich wieder und wieder auseinander setzen.

Wie schon gesagt, ist die Arbeit chronologisch aufgebaut und gliedert sich in mehrere große Abschnitte. Bei der Erstellung dieser Arbeit sind vor allem deutsche Autoren herangezogen worden, aber auch aus dem Balkanraum sind in den letzten Jahren wichtige Arbeiten zu den Illyrern erschienen. In der deutschen Forschung sind besonders Hansjörg Frommer und Guntram Koch präsent. Unter den antiken Autoren finden sich Informationen zu Illyrien vor allem bei Livius, Polybios und Thukydides.

Die eigentliche Frage nach der Bedeutung der Illyrer wird schon innerhalb der einzelnen Kapitel immer wieder angesprochen, soll aber in einem Schlussteil gesondert bewertet werden.

2. Eisenzeit (bis 450 v. Chr.)

Die mythologischen Ursprünge der Illyrer finden sich in den Werken des Apollodor, der das Volk der Illyrer als Nachkommen des Kadmos und der Harmonia beschreibt. Denn Kadmos war aus auf der Suche nach seiner Schwester Europa von den Encheleern gegen die Illyrer zu Hilfe gerufen worden. Diesen war geweissagt worden, „sie würden über die Illyrier Herr werden, wenn sie als Führer Kadmos und Harmonia hätten.“ Nach dem siegreichen Kampf wurde Kadmos zum Herrscher über die Illyrer und Harmonia gebar ihm den Illyrios, den Stammvater der Illyrer.[1]

Realgeschichtlich war es wohl so, dass schon um die Wende vom dritten zum zweiten Jahrtausend vor Christus in Kleinasien und auf dem Balkan eine Vermischung der ansässigen Stämme mit Gruppen aus dem Osten stattfand. Die entstehenden Gruppen bezeichnet Guntram Koch als „Indoeuropäer (Indogermanen)“.[2] „Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wie die illyrischen Stämme sich in einem langen, kontinuierlichen Prozess aus der alteingesessenen, „autochthonen“, Bevölkerung des westlichen Balkans entwickelt haben und wie weit im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. zugewanderte indogermanische Gruppen die alte, vorindogermanische Bevölkerung überlagert, verdrängt oder sich mit ihr vermischt haben.“[3]

Diese „indoeuropäische Überlagerung“[4] des illyrischen Siedlungsraumes kann aber nicht als klassische Eroberung, sondern eher als Symbiose der unterschiedlichen Volksgruppen gewertet werden. Die eindringenden Völker bestimmten wohl eher Sprache und Form der neuen Gesellschaft, die altansässigen eher die bäuerlichen Grundlagen und die kulturelle Entwicklung. Es entstand „eine neue Synthese aus der pelasgisch-autochthonen Tradition und dem Geist der indoeuropäischen Zuwanderer.“[5]

Der Siedlungsraum dieses Volkes erstreckte sich „in einem ausgedehnten Gebiet auf dem westlichen Balkan, etwa von der Save im Norden bis in den Epirus im Süden[...], von der Adria im Westen bis zum Tal der Wardar im Osten.“[6] Östlich lebten die Thraker, südöstlich die Griechen, dazwischen Makedonen und Epiroten, die eventuell ein Mischvolk aus Griechen und Illyrern sein könnten.[7] Griechische Kolonien wurden ab dem siebten Jahrhundert v. Chr. von Korkyra aus gegründet, so Dyrrachium 627 und Apollonia 558 v. Chr.[8]

Die politische Organisation zu dieser Zeit war nicht besonders ausdifferenziert. Die wichtigsten Kräfte waren produzierende Bauern und Hirten, später auch Handwerker. Außerdem gründeten sich die Verbünde auf ein System der Stammesaristokratie. Die Entstehung neuer Schichten rief schon früh Konflikte hervor: Stammeskriege, Raubzüge und damit einhergehend erste Stammesbündnisse ab dem Ende des 7. Jahrhunderts. An der Spitze eines Bundes stand der König (basileus), der teilweise jährlich neu gewählt wurde und seine Legitimität durch Reichtum erwarb.[9]

Was verband die verschiedenen Stämme, was waren Merkmale, um von den „Illyrern“ sprechen zu können? Es gab keine gemeinsame Friedensordnung, keine politische Organisation der Stammesführer, auch die Sprache kann nicht als verbindendes Element herangezogen werden (zu starke Dialekte). Doch besaßen die Illyrer darüber hinaus offenbar ein „überliefertes Gemeinschaftsbewusstsein [...], das sehr weit in die Vergangenheit zurückweist und viel mit gemeinsamen Traditionen im rechtlichen und religiösen Bereich zu tun hat.“[10] Man hatte gemeinsame Mythen und Göttersagen, Gottesdienstformen und Rechtssetzungen.

Im siebten Jahrhundert verdrängte das Eisen die Bronze, die Waffen wurden feiner und gefährlicher, waren allerdings „für griechische und römische Verhältnisse unvollkommen“.[11] Die Keramik wurde hochwertiger. Es wurde auch Fernhandel betrieben: bei Ausgrabungen fand man illyrische Gegenstände in Italien und Griechenland, was auf eine Ausdehnung der Küstenschifffahrt zurückzuführen ist. Die materielle Grundlage aber blieb die Land- und Viehwirtschaft.[12]

Um 500 v. Chr. kam es aufgrund von Machtausdehnung der Grundherren zu Unruhen in Illyrien. Soziale und ökonomische Veränderungen prägten die Zeit, in der der Stamm der Taulantier zur bestimmenden Gruppe unter den Illyrern aufstieg und den ersten illyrischen Großstaat bildete.[13]

[...]


[1] Apollodor, 3,39

[2] Koch, Guntram, Albanien, DuMont, Köln 1989, S. 16

[3] Frommer, Hansjörg, Seeräuber und tüchtige Krieger – Die Illyrer, in: Hermann Ament u.a. (Hrsg.), Frühe Völker Europas, Theiss, Stuttgart 2003, S. 16

[4] Frommer, Hansjörg, Die Illyrer, Info-Verlag, Karlsruhe 1988, S. 14

[5] Frommer 1988, S. 15

[6] Koch, S. 17

[7] Frommer 1988, S. 21ff

[8] Koch, S. 17, abweichend Werner, Robert, Geschichte des Donau-Schwarzmeer-Raumes im Altertum, in: Barloewen, Wolf-D., Abriss der Geschichte antiker Randkulturen, Oldenbourg, München 1961, S. 87: 588 v. Chr.

[9] Korkuti, Muzafer, Illyrien in der Vorgeschichte, in: Eggebrecht, Arne, Albanien, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1988, S. 31

[10] Frommer 1988, S. 24

[11] Werner, S. 85

[12] Frommer 1988, S. 25

[13] Frommer 1988, S. 26

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der Illyrer in der Antiken Geschichte
Hochschule
Universität Münster  (Seminar für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Die Mittelmeerwelt im 1. Jahrhundert vor Christus
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V90652
ISBN (eBook)
9783638048385
ISBN (Buch)
9783640543755
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Überblick über die Geschichte Illyriens (Albanien, Balkan) zur Zeit des römischen Aufstiegs und als Nachbar (und Untergebener) Roms.
Schlagworte
Rolle, Illyrer, Antiken, Geschichte, Mittelmeerwelt, Jahrhundert, Christus, Rom, Griechenland, Agrippa, Octavian
Arbeit zitieren
Florian Kuhne (Autor:in), 2007, Die Rolle der Illyrer in der Antiken Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90652

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