Narrative Konzeptionen zum Verhältnis von Geschlecht und Macht in "Game of Thrones"

"All men must die, but we're not men"


Hausarbeit, 2019

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Machtdiskurs in Gender Studies

3. Geschlechterrollen und Machtverteilung in Game of Thrones
3.1. Sexualität als Waffe
3.1.1. Cersei
3.1.2. Daenerys
3.2 Maskulinität als Machtinstrument
3.2.1. Arya
3.2.2. Brienne

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis/ Episodenverzeichnis

Einleitung

Die Fantasy-Romanreihe ''A Song of Ice and Fire'' des US-amerikanischen Schriftstellers George R. R. Martin gehört zu den erfolgreichsten Werken auf dem internationalen Literaturmarkt. Martin arbeitete über eineinhalb Jahrzehnte an seinem Epos. Er fasziniert mithilfe methodischer Komplexität, unvorhersehbarer Handlungsstränge und origineller Erzählweise eine breite, internationale Fangemeinde. Im Jahr 2007 vereinbarten der US-Pay-TV-Sender HBO und der Schriftsteller, die Saga für eine Fernsehserie zu adaptieren.1 Seither verzeichnete ''Game of Thrones'' bei HBO Rekord-Einschaltquoten und wird in mehr als 170 Ländern ausgestrahlt. Die Serie erhielt 59 Primetime Emmy Awards, einschließlich in der Kategorie ''Outstanding Drama Series'' in den Jahren 2015, 2016, 2018 und 2019.2

Game of Thrones handelt, wie der Titel andeutet, von verschiedenen Strategien zum Machtaufstieg und der Zielsetzung, den eisernen Thron von Westeros (der in der Serie am häufigsten gezeigte Kontinent) zu besteigen und Herrscher über die sogenannten sieben Königslande zu werden. Die Welt von Game of Thrones hat eine mittelalterliche Kulisse und Fantasy-Elemente. Die Szenerie ist geprägt von Sexismus und hierarchischen Geschlechterstrukturen. Trotz der vorhandenen Geschlechtersegretion, worin Frauen und ''low-born'' Menschen als benachteiligt und nicht mächtig definiert sind, schaffen sie es, eine entscheidende Rolle in diesem Machtkampf zu spielen. Darüber hinaus ist die Hälfte der Protagonisten weiblich, was eine Grundlage für eine vielfältige Darstellung von Frauen schafft. Game of Thrones ist eine kontroverse, beliebte und erfolgreiche Serie mit viel Potenzial für feministische, kulturelle und medienwissenschaftliche Studien. Die Serie involviert Themen wie Macht, Weiblichkeit und Rasse und schafft einen Bezug zu gesellschaftlicher Authentizität. Die Vernetzung der Thematik „Gender“ zwischen Fiktion und Wirklichkeit macht die Serie zum Gegenstand wissenschaftlicher Arbeit. Das Epos „Game of Thrones“ bietet Wissenschaftlern eine umfängliche Beschreibung gesellschaftlicher Prozesse mit hinreichenden und überprüfbaren Erkenntnissen zu politischen Strategien, gelebter Moral und erzeugten Fantasien, die im Kontext zum Feminismus und Postfeminismus erforscht werden.3 Insbesondere die Darstellung weiblicher Rollenidentitäten und deren Motivlage, diese zu leben oder zu überwinden, sind Forschungsgegenstand wissenschaftlicher Arbeiten.

Machtdiskurs in Gender Studies

Gender roles are power relations. Gender is not only a cause but also a consequence, instrument and embodiment of power-over relations. It is a key mechanism through which power not only constrains but constitutes individuals and is perhaps the most persistent form of 'invisible power' in our world.4

Während der gesamten Lebensspanne unterliegt der Mensch (Individuum) geschlechtsdifferenzierender Wirkmechanismen, die durch biologische, soziale und psychische Prozesse geprägt und als Geschlechtertypisierung bezeichnet werden. Wesentlich sind hierbei die sozialen Einflussfaktoren im individuellen Entwicklungsprozess. Sie stehen in einer untrennbaren Wechselwirkung der inneren Faktoren mit dem auf das Individuum wirkenden äußeren Faktoren seines sozialen Umfeldes.5

Bereits im Kleinkindalter prägen geschlechtsspezifische Wirkmechanismen das Individuum, wobei die soziale Kategorie „Geschlecht“ durch die soziokulturellen Einflussquellen z.B Eltern, Geschwister, peer groups erheblich auf den Sozialisierungsprozess Einfluss nehmen.6 Die kategorialen Unterscheidungen in der Wahrnehmung geschlechtstypischer Merkmale erzeugen Stereotypen, die bereits in unterschiedlichen kindlichen Entwicklungsphasen zur Geschlechtersegretion führt. Insbesondere die Sozialisierung mit traditionellen Rollenidentitäten erhöht die stereotypische Wahrnehmung und fördert die Geschlechtersegretion.7

Tendenziell nimmt im Jugendalter die geschlechtliche Interaktion zu, was einen Abbau negativer Charakterisierungen des jeweils anderen Geschlechts begünstigt.8 Es ändert sich die wechselseitige Wahrnehmung und die Interaktionen im Entwicklungskontext heterosexueller Beziehungen, die vorhandene individuelle Vorstellung der Geschlechtertypisierung mit ihren typisch weiblichen und männlichen Rollenidentitäten bleibt auch in dieser Phase nahezu unverändert. Das Vorhandensein des geschlechterstereotypen Denkens beeinflusst die Selbst- und Fremdwahrnehmung in ihrer zwischenmenschlichen Interaktion und formuliert Erwartungen in Bezug auf Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen.9 In der Genderforschung wird die These präferiert, dass geschlechtsbezogenes Verhalten im Kontext zu der jeweiligen Situation, der individuellen Bedarfslage und des behavioralen Erwartungsprozesses steht. Die Variabilität des eigenen Verhaltens passt sich hierbei der gesellschaftlich formulierten Rollenidentität an.10

Die Rollenidentitäten kategorisieren das weibliche Geschlecht als zumeist schwach und emotionalisiert, mit der Erwartungshaltung, sich passiv zu verhalten und dem männlichen Geschlecht die öffentliche, aktive und dominante Rolle zu überlassen. Diese Festlegung auf die rollenkonforme Geschlechteridentität festigt bestehende Geschlechterstereotype und steht der Bestrebung nach Gleichberechtigung der Geschlechter entgegen. Gesellschaftliche Ist-Zustände im internationalen Vergleich und in Deutschland selbst verdeutlichen, dass Frauen durch sozio-kulturelle und ökonomische Benachteiligungen in einer teils starken Abhängigkeitsstruktur zum Mann stehen. In den zumeist patriachalisch geprägten Gesellschaften ist ein männlicher Führungsanspruch mit einem Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern nahezu selbstverständlich.11

Geschlechterrollen und Machtverteilung in GOT

Die Serie beginnt mit der Darstellung traditioneller Geschlechterrollen und einem männlich dominierten Machtgefüge. Westeros wird mit seinen neun Regionen von Männern regiert, die unter einem König vereint sind. Es ist üblich, dass die Adelshäuser Machtpositionen wie Ländereien und weitere Besitztümer an den erstgeborenen Sohn weitergeben. Jüngere Söhne dürfen unterdessen einflussreiche Positionen wie die des Ritters oder der Kastellane einnehmen. Männer werden als Regelsetzer und Politiker dargestellt, während Frauen lediglich durch Heirat an machtvolle Positionen gelangen können. Selbst in dieser Position werden Frauen als Personen skizziert, deren Entscheidungen emotional basiert sind, die ihre Interessen auf die familiäre Bedarfslage richten und die allgemein politischen Notwendigkeiten ausblenden.

In dieser mittelalterlichen Welt werden Frauen nicht als gleichberechtigt betrachtet und primär auf ihre biologische und soziale Rolle als Geschlechtspartnerin, Mutter und Hausfrau reduziert. Diese Rollenzuschreibung gilt auch für die Hauptprotagonistinnen, die überwiegend zur Aristokratie des Landes gehören. Frauen aus dem ''Small Folk'', wie G.R.R. Martin die kleinen Bürger nennt, treten überwiegend als Prostituierte in Petyr Baelish's Bordell auf. Die niedrige Stellung und die fehlenden Grundrechte dieser Frauen werden durch eine von Baelish getätigte Äußerung besonders deutlich: ''All desires are valid to a man with a full purse''12

Sowohl männliche als auch weibliche Charaktere sehen sich im Verlauf der Handlung wiederholt mit massiven Problemen konfrontiert und fürchten beständig um ihr Überleben und ihre Machtstellung. Allerdings sind die Umstände der Frauen in dieser frauenfeindlichen Welt im Vergleich noch grausamer als die der Männer. Herausforderungen wie die elementare Benachteiligung gegenüber des Mannes bis hin zu sexueller Gewalt und Unterdrückung, sind zusätzliche Hindernisse, die die Errungenschaften der weiblichen Charaktere zu etwas Herausragendem machen, die allerdings bei Teilen der Fangemeinde für Empörung sorgten.13

Vergewaltigungen und viel (überwiegend weibliche) nackte Haut sind seit Staffel 1 ein omnipräsenter Teil der Saga. ''Tafkar Fanfic'' ist ein Blog, der eine statistische Untersuchung zu dieser Thematik durchführte und feststellte, dass die Show in den ersten 5 Staffeln knapp 50 Vergewaltigungsszenen bei 29 Opfern zeigt.14 Eine Inszenierung, die manchen Fans zu weit geht. Immer wieder gab es Kommentare im Netz, die diese Porträtierung als sexistisch und/ oder unnötig für die Erzählung des Epos empfinden.15 Doch erst als in der fünften Staffel die Folge ''Unbowed, Unbent, Unbroken'' ausgestrahlt wurde, in der Sansa Stark, eine Hauptprotagonistin, die wir seit der Pilotfolge kennen, von Ramsay Bolton vergewaltigt wird, gab es einen gewaltigen Shitstorm, den die Showmacher nicht ignorieren konnten.16

Emilia Clarke, die Daenerys Targaryen verkörpert, kommentierte die Vorwürfen wie folgt:

“The world we’re describing is not the world we’re living in today. In my mind, it’s loosely based around medieval times, where women weren’t even close to being thought of as equal to men. When you put it into perspective and look at what these women have accomplished and what they are capable of doing against all odds, I definitely think it’s empowering.” 17

Somit bilden die ständigen Veränderungen im Gleichgewicht der Machtverteilung das Potenzial für feministische Ansätze. Jene entschlossenen und unerschütterlichen Charaktere dominieren den Handlungsverlauf stärker als die explizite Darstellung von (sexueller) Gewalt gegen Frauen.18

Während zu Serienbeginn die Geschlechterrollen in den höchsten Führungspositionen rein männlich definiert sind, entwickelte sich die Serie im Laufe der Staffeln in eine Richtung, die mehr Frauen als Verantwortliche befähigt. Für diese Entwicklung steht beispielhaft Daenerys Targaryen, die ihre Abhängigkeit von ihrem Bruder und nachfolgend von ihrem Ehemann überwand und dazu beitrug, das ursprünglich von Männern bestimmte Spiel um den Thron schlussendlich in einen Kampf der Frauen zu verwandeln.

Die hohe Zahl von Frauen in mächtigen Positionen markiert ein besonderes Alleinstellungsmerkmal der Show im Vergleich zu anderen Fernsehserien dieses Genres. Anstelle einer lang antizipierten finalen Schlacht zwischen den Weißen Wanderern, ihrer Armee der Untoten und den (männlichen) Heeren der Lebenden, gipfelt der Streit um die ultimative Macht in einem All-Female-Showdown zwischen Daenerys Targaryen und Cersei Lannister.

Damit es zu einer derartigen Veränderung der Geschlechtermacht kommen konnte, mussten zahlreiche andere Frauen, wie z.B. Melisandre, Osha, Shay, Olenna und Margaret Tyrell, Ellaria Sand oder Yara Greyjoy, Strategien entwickeln, um ihr eigenes Überleben und das ihres Hauses zu sichern und die männlichen Machthaber wirkungsvoll zu manipulieren und zu schwächen. Diese Strategien sind verbunden mit Sexualität, Maskerade, männlicher Geschlechtsperformance und versteckten Agenden.

Sexualität als Waffe

Game of Thrones übertriebene Darstellung von Nacktheit und Sexualität kann kritisiert und als unnötig bzw. unangebracht angesehen werden. Jedoch spielen Nacktheit und Sexualität eine signifikante Rolle im Kampf um die Macht. Diese repräsentieren die männliche Hegemonie als Kraftübung und werten dies als einen Schwachpunkt des stereotypisch männlichen Charakters. Das gezielte Einsetzen ihrer Sexualität, kann den Frauen als wertvolles, manchmal sogar einziges Instrument zur Interessendurchsetzung dienen.19 Durch die Verführung eines machtvollen Partners beispielsweise, kann es der Frau gelingen, Einfluss auf dessen Entscheidungen und Handlungen auszuüben. Folgt dem sexuellen Verhältnis eine Heirat, kann dies zu einem Aufstieg in ein höhergestelltes Adelshaus führen, das langfristig gesehen zum Ausbau der eigenen Machtposition führen würde.

Während Frauen in Game of Thrones oft als - mit ihrer Sexualität manipulierende Wesen - dargestellt werden, beschreibt die Serie Sexualität eindeutig als etwas, das für Männer bedeutender und angenehmer ist. Dies zeigt sich in der regelmäßigen Ausstellung von Bordellen und der ständigen Angst vor Vergewaltigung.20

Weibliche Charaktere, die sich aktiv für Sexualisierung entscheiden, nutzen Sex als Mittel zur Stärkung ihrer Machtposition und nicht als Mittel des Vergnügens. Margaery Tyrell, die zunächst mit einem schwulen Thronfolger verheiratet wird, bietet einen Dreier mit ihrem Bruder an, um ihren Ehemann zu gefallen. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes setzt sie dieselbe Strategie ein, um das Vertrauen ihres dritten Mannes zu gewinnen, und schafft dies, indem er sie vor seine Mutter Cersei stellt.

In ähnlicher Weise nutzt die Zauberpriesterin Melisandre Sex, um die Macht des von ihr gewählten Königs Stannis Baratheon durchzusetzen. Sie verführt ihn und gebärt einen Dämon, der schließlich seinen Rivalen tötet. Dadurch stärkt sie ihre Beziehung zum Thronfolger. Sex wird daher als ein mächtiges Werkzeug dargestellt. Da sowohl Cersei als auch Daenerys es schafften, in höchst möglichen Positionen aufzusteigen, lohnt es sich, ihre Strategien und ihren Umgang mit Sexualität genauer zu analysieren.

Cersei

“Tears aren’t a woman’s only weapon. The best one’s between your legs.”

Als Gemahlin des Königs und Sprössling eines wohlhabenden Adelshauses, genießt Cersei Lannister zu Beginn der Serie eine durchaus einflussreiche Position, die sie von allen anderen Protagonistinnen deutlich abhebt. Ihr Verhältnis zu König Robert Baratheon ist zwar lieblos und von permanenten, kleineren Erniedrigungen geprägt, dennoch schafft sie es durch gezielte Manipulation weitestgehend autonom zu agieren. Ihr ist es gelungen, ihren ehefraulichen Pflichten im Schlafzimmer zu entgehen, indem sie den Geschlechtsverkehr lediglich vortäuscht, wenn ihr Mann betrunken ist. Vater ihrer drei Kinder ist stattdessen ihr eigener Zwillingsbruder Jamie, zu dem sie ein heimliches, inzestuöses Verhältnis pflegt. Im Laufe der Serie überlebt sie sowohl ihren Ehemann, als auch ihre Kinder, was sie in die einmalige Situation brachte, als Königin von Westeros den Thron verteidigen zu können.

Cersei ist eine mächtige, aggressive Figur, die ausschließlich ihre Kinder liebt und Menschen, die nicht ihrer Familie angehören, beinahe Paranoid gegenübersteht: ''Everyone who isn’t us is an enemy''.21 Sie betont ihre Weiblichkeit, mithilfe des Stylings ihrer langen, blonden Haare und fraulichen Kleidern. Ihr Verhalten steht jedoch im Gegensatz zu Margaerys karikierter Weiblichkeit, da Cersei selten lächelt oder flirtet und immer eine aufrechte und selbstbewusste Haltung einnimmt.

Mit ironischer Untermalung, reduziert sie Männer auf ihren Sexualtrieb und ihre genitale Besessenheit, was sie auf ihren Zwillingsbruder ebenfalls überträgt: ''You, on the other hand, are as big a fool as every other man. That little worm between your legs does half your thinking.''22

Cersei: ''The Gods have no mercy. That‘s why they‘re gods. … I should have been born a man. I‘d rather face a thousand swords than be shut up inside with this flock of frightened hens.'' Sansa: ''They are your guests under your protection. You asked them here.'' Cersei: ''It was expected of me, as it will be of you if you ever become Joffrey‘s queen. If my wretched brother should somehow prevail, these hens will return to their cocks and crow of how my courage has inspired them, lifted their spirits.'' Sansa: ''And if the city should fall? Cersei: ''You‘d like that, wouldn‘t you? The Red Keep should hold for a time, long enough for me to go to the walls and yield to Lord Stannis in person. If it were anyone else outside those gates, I might have hoped for a private audience. But this is Stannis Baratheon. I‘d have a better chance of seducing his horse. Have I shocked you, little dove? Tears aren‘t a woman‘s only weapon – the best one‘s between your legs. Learn how to use it. … Do you have any notion of what happens when a city is sacked? No, you wouldn‘t, would you? If the city falls, these fine women should be in for a bit of a rape. Half of them will have bastards in their bellies come the morning. You‘ll be glad of your red flower then. When a man‘s blood is up, anything with tits looks good. A precious thing like you will look very, very good. A slice of cake just waiting to be eaten.''23 In dieser Szene verinnerlicht sie die männliche Perspektive, argumentiert, dass Frauen ängstlich seien, und erklärt den vom Mann erhobenen Anspruch auf Sex, sodass sich Sansa der Nachteile ihrer häufig betonten Schönheit bewusst wird. Dies tut sie keineswegs aus Nächstenliebe. Zynisch unterstreicht sie die nachteilhaftige und gefährliche Situation der Frauen. Desweiteren zeigt die Szene, dass Cersei selbst bestimmte Erwartungen erfüllen muss, die sie seit ihrer Kindheit erlernte. Dieses Bewusstsein wird in der nächsten Szene näher erläutert:

Cersei: ''When we were young, Jaime and I, we looked so much alike, even our father couldn‘t tell us apart. I could never understand why they treated us differently. Jaime was taught to fight with sword and lance and mace, and I was taught to smile and sing and please. He was heir to Casterly Rock, and I was sold to some stranger like a horse to be ridden whenever he desired.'' Sansa: ''You were Robert‘s Queen.'' Cersei: ''And you will be Joffrey‘s. Enjoy.''24 Hier erklärt Cersei die sexistische Erziehung von ihr und ihrem Zwillingsbruder. Damit zeigt sie ihre Unzufriedenheit, betont den performativen Charakter ihres Verhaltens und die unrealistischen Forderung dem Mann zu gefallen. Ihre binäre Auffassung von Geschlecht führt außerdem zur Erniedrigung anderer Frauen. Sie verachtet sie wegen ihrer Angst und ist sehr zynisch in Bezug auf die Gefahr sexueller Übergriffe. Ihr Hass gegenüber Frauen spiegelt sich auch in ihren Beziehungen zu anderen Menschen wider. Sie kommuniziert sehr selten mit Frauen und wenn sie es tut, ist sie entweder zynisch nett oder bedroht sie. Sie verlässt sich ausschließlich auf Männer bei ihrer Machtergreifung; Daher fehlen ihr jegliche weiblichen Allianzen.

Nachdem sie ihre erhoffte Position erreichte, setzt sie männliche Machtübungen und Strategien ein und rächt alle, die ihre Weiblichkeit ausnutzten. Einst an der Macht, adaptiert sie charakteristisch männliche Verhaltensweisen, trägt kurze Haare und Rüstungsähnliche Gewänder. In der ersten Staffel wirft sie ihrem Ehemann vor, dass sie diejenige sein sollte, die die Rüstung trägt und er stattdessen die Kleider.25 Was ihre binäre Denkweise betont, die typisch weibliche Eigenschaften als schwach und typisch männliche Eigenschaften als kraftvoll zeichnet. Ihr Charakter erinnert an das Konzept von Freuds "Penisneid".26

[...]


1 ITZKOFF, Dave: A Heroic Fantasy of Skeptic, 2011

2 TELEVISION ACADEMY: Game of Thrones: Awards and Nominations, 2019

3 Vgl. GENZ, Stéphanie; BRABON, Benjamin A.: Postfeminism: Cultural Texts and Theories, 2009

4 KOESTER, Diana: Gender and Power, 2015. S.3.

5 Vgl. LIPPA, Richard: Gender, Nature and Nurture, 2002

6 Vgl. BERENBAUM, Sheri; RUBLE, Diane; MARTIN, Carol: Gender Development, 2006

7 Vgl. BISCHOF-KÖHLER, Doris: Von Natur aus anders, die Psychologie der Geschlechtsunterschiede, 2002

8 Vgl. BEHRENDT, Regina; ECKES, Thomas;TRAUTNER, Hans M.: Gender Subgroups and Intergroup Perception: Adolescents' View of Own-Gender and Other-Gender Groups, 2005

9 Vgl. ZEMORE, Sarah: FISKE, Susan T.; KIM, Hyun-J.: Gender Stereotypes and the Dynamics of Social Interaction, 2000

10 Vgl. PACK, Susan J.; ZANNA, Mark P.: One of self-fulfilling Nature of Apparent Sex Differences in Behavior, 1975

11 Vgl. WAGNER, Wolfgang; BRANDSTÄTTER, Hermann: Doppelte Erwerbsarbeit in Familien und innenfamiliäre Arbeitsteilung, 1994

12 Game of Thrones, S.1, E.5: 00:23:20 - 00:23:22

13 Vgl. KANE, Vivian: George R.R. Martin explains why there's so much rape in 'Game of Thrones', 2015

14 TAFKARFANFIC: Rape in ASOIAF vs. Game of Thrones: a statistical analysis, 2015

15 Vgl. HENDERSON, Danielle: Game of Thrones: Too much rascism and sexsim - so i stopped watching, 2014

16 Vgl. COLLINS, Scott: Some 'Game of Thrones' Fans outraged by Sansa Stark Rape Scene, 2015

17 FRANKEL, Valerie Estelle: Women in Game of Thrones: Power, Conformity and Resistance McFarland, 2014. S.1.

18 Vgl. SERVOS, Stefan: Gewalt, Götter und Intrigen – Die Welt von Game of Thrones, 2014. S. 164

19 Vgl. KLEIN, Vanessa: Drachenmacht und Frauenbild - Medienrezeptionsstudie bei Fans der Fantasy Fiction Serie ''Game of Thrones'' zu Wahrnehmung, Einfluss und Leitbildfunktion ihrer Protagonistinnen, 2017

20 GENZ, Stéphanie: ''I'm not going to fight them. I‘m going to fuck them'': Sexist Liberalism and Gender (A)Politics in Game of Thrones, 2015

21 Game of Thrones S.1, E.3: 00:12:15 - 00:12:18

22 Game of Thrones S2 E8: 00: 28: 22-00: 28: 52

23 Game of Thrones S.2, E.9: 00:28:19 - 00:31:03

24 Game of Thrones S.2, E9: 00:34:21 - 00:34:52

25 Vgl. S.1, E.6: A Golden Crown

26 Vgl. UCAN, Aylin: ''Tears aren't a woman's only weapon, the best one's between your legs'' - Postfeminist Conceptions of Gender and Power in the American TV series Game of Thrones, 2017

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Narrative Konzeptionen zum Verhältnis von Geschlecht und Macht in "Game of Thrones"
Untertitel
"All men must die, but we're not men"
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Medien- und Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
The Art of Survival: Lebenswelttheorien aktueller Quality TV Serien
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
29
Katalognummer
V907241
ISBN (eBook)
9783346208286
ISBN (Buch)
9783346208293
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebenswelt
Arbeit zitieren
Suriya Abbassi (Autor:in), 2019, Narrative Konzeptionen zum Verhältnis von Geschlecht und Macht in "Game of Thrones", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907241

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