Laut Michael Butter erlebten „Verschwörungstheorien […] im Zeitalter der Aufklärung eine Blütezeit, und insbesondere im Umfeld der Französischen Revolution bildeten sich bei [einigen] Autoren […] Erklärungsmuster heraus, die sich in nichts von den Verschwörungstheorien der Gegenwart unterscheiden“. Schon Karl Popper hat 1945 festgestellt, dass die Verschwörungstheorien ein Produkt der europäischen Aufklärung sind. An dem religiösen Erklärungsmuster festhaltend, traten anstelle des göttlichen Heilplans mächtige Gruppen, deren geheime Pläne für alle Übel verantwortlich wären.
Doch trotz der heutigen medialen Aufmerksamkeit „fehlt es oft an einem adäquaten Verständnis davon, wie Verschwörungstheorien entstehen, was sie für diejenigen, die an sie glauben, leisten und welche Folgen sie haben können“. Michael Butter setzt sich das Ziel mit seinem Buch den unscharfen Begriff ‚Verschwörung‘ zu einem besser verstandenen Phänomen zu machen. Der deutsche Amerikanist folgt einer Liste von Forscher*innen, die das Phänomen Verschwörungstheorie untersuchten. Über die wissenschaftlichen Disziplinen stimmt man bezüglich folgender Definition überein: „Verschwörungstheorien behaupten, dass eine im Geheimen operierende Gruppe, nämlich die Verschwörer, aus niederen Beweggründen versucht, eine Institution, ein Land oder gar die ganze Welt zu kontrollieren oder zu zerstören“.
Welche Argumentationsstrukturen und strategien sich Verschwörungstheoretiker*innen bedienen, widmet Butter das zweite Kapitel. In der folgenden Untersuchung sollen diese herausgearbeitet werden und für die Analyse des Gedichts die Grundlage bilden. Anschließend wird Lorenz Leopold Haschkas 26-strophige Ode Der Funke in seinen Entstehungskontext eingeordnet. Es soll dabei als zeitgenössisches Abbild der Reaktion auf die zunehmende Eskalation der Französischen Revolution dienen. Nachdem die Argumentationsstrukturen von Verschwörungstheorien, die laut Butter „[…] seit dem Zeitalter der Aufklärung erstaunlich konstant geblieben [sind]“, sowie die Einordnung in den zeitlichen Kontext erfolgt ist, wird das Gedicht Der Funke als Beispiel für einen konspirationistischen Text analysiert. Inwiefern in Haschkas Gedicht "Der Funke" typische verschwörungstheoretische Merkmale und Argumente auftauchen, aber auch wo sich - vielleicht durch die lyrische Darstellung - Unterschiede zu Butters Ergebnissen finden lassen, soll in dieser Arbeit behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Nichts ist, wie es scheint – Michael Butter über die Theorie hinter der Verschwörung
- 2. Der Funke - Lorenz Leopold Haschka und der Kontext des Gedichts
- 3. Argumente, Struktur und Bilder - Die Verschwörung in Der Funke
- Alles ist miteinander verbunden oder Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Lorenz Leopold Haschkas Gedicht "Der Funke" im Kontext der Französischen Revolution und unter Berücksichtigung verschwörungstheoretischer Argumentationsstrukturen. Die zentrale Fragestellung ist, inwiefern das Gedicht Merkmale typischer Verschwörungstheorien aufzeigt und welche Besonderheiten die lyrische Form der Argumentation mit sich bringt.
- Verschwörungstheorie als Phänomen: Analyse der Grundannahmen und Argumentationsmuster nach Michael Butter
- Historischer Kontext: Die Französische Revolution und die konterrevolutionäre Bewegung
- Literarische Analyse von "Der Funke": Bedeutung von Bildsprache, Struktur und Argumentationsstrategien
- Vergleich mit Butters Theorie: Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den typischen Merkmalen von Verschwörungstheorien und der literarischen Umsetzung im Gedicht
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Relevanz des Themas Verschwörungstheorien dar und beleuchtet den wissenschaftlichen Kontext der Untersuchung, insbesondere die Forschung von Michael Butter.
- 1. Nichts ist, wie es scheint – Michael Butter über die Theorie hinter der Verschwörung: Dieses Kapitel untersucht die typischen Charakteristika von Verschwörungstheorien und analysiert Butters Ausführungen zum Welt- und Menschenbild, das diesen Theorien zugrunde liegt.
- 2. Der Funke - Lorenz Leopold Haschka und der Kontext des Gedichts: Dieses Kapitel ordnet Haschkas Gedicht in den zeitlichen Kontext der Französischen Revolution ein und beleuchtet die Rolle der konterrevolutionären Bewegung. Zudem wird ein kurzer Überblick über Haschka und sein Leben gegeben.
- 3. Argumente, Struktur und Bilder - Die Verschwörung in Der Funke: Dieses Kapitel analysiert "Der Funke" als Beispiel für einen konspirationistischen Text und untersucht, inwiefern das Gedicht typische verschwörungstheoretische Merkmale und Argumente aufweist. Dabei wird auch auf die Besonderheiten der lyrischen Form der Argumentation eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Verschwörungstheorie, Franzöische Revolution, konterrevolutionäre Bewegung, lyrische Argumentation, literarische Analyse, historischer Kontext und "Der Funke" von Lorenz Leopold Haschka.
- Arbeit zitieren
- Alisa Jung (Autor:in), 2020, Verschwörungstheoretische Argumentation in Haschkas "Der Funke", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907551