Während „Politische Feindbilder und ihre psychologischen Grundlagen“ eine theoretische Annäherung an Grundlagen der Feindbildforschung bietet, soll die vorliegende Arbeit an gewonnene Kenntnisse anknüpfen und einen Überblick über ein konkretes Feld schaffen. Als Quellen dienen hierzu Handbücher, die Soldaten in der Grundausbildung erhalten haben. Diese enthalten hinreichende Informationen über Bündnisse, die Beschaffenheit des internationalen Staatensystems, sowie Selbst- und Gegnersicht, sodass Feindbildkonstellationen rekonstruiert werden können. Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die in den Militärhandbüchern präsentierten Feindbilder einen offiziellen Charakter besessen und weite Verbreitung gefunden ha-ben. Die mir vorliegenden Handbücher „Der Reibert“ (BRD 1974) und „Handbuch militärisches Grundwissen NVA“ (DDR 1983) sind mit fast einem Jahrzehnt Abstand erschienen. Dennoch kann dies bei der Analyse von langfristig konstanten Feindbildern vernachlässigt werden. Beide Werke beinhalten zentrale Anschauungen des kalten Krieges. Eine wechselseitige Vergleichbarkeit bleibt bei Feindbildern, die kaum tagespolitischen Änderungen unterliegen, sondern dauerhafter Natur sind, erhalten. Als zusätzliche Quelle hilfreicher Erläuterungen dient das „Wörterbuch zum sozialistischen Staat“ (DDR 1974).
2 Der Feind aus der Sicht der Bundeswehr
Die Angaben in „Der Reibert“ enthalten alle Perzeptionen, die nach Anne Flohr zur Definition eines extremen Feindbilds gehören (Vgl. Flohr 1991: 32).
Der „Feind“ wird als akute Gefahrenquelle dargestellt (Vgl. Der Reibert 1974: 206), seine Potenziale werden als überwältigend beschrieben (Vgl. Der Reibert 1974: 197) und eine unmittelbar erlebbare räumliche Nähe ist durch die Situation des geteilten Deutschland gegeben.
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Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der Feind aus der Sicht der Bundeswehr
- ,,Staatsbürgerliche Bildung\" und Zweck der Bundeswehr
- Feindbild Kommunismus
- Der Feind aus der Sicht der NVA
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, anhand zweier Militärhandbücher aus der Zeit des Kalten Krieges die Konstruktion von Feindbildern in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik zu analysieren. Im Fokus stehen die jeweiligen Selbst- und Gegnersichten, die in diesen Handbüchern präsentiert werden. Ziel ist es, die ideologischen Grundlagen und die Funktion der Feindbilder im Kontext des Kalten Krieges aufzuzeigen.
- Feindbildkonstruktion im Kalten Krieg
- Ideologische Grundlagen von Feindbildern
- Die Rolle von Militärhandbüchern in der Feindbildbildung
- Vergleich der Feindbilder von Bundeswehr und NVA
- Die Bedeutung der Feindbilder für die militärische Doktrin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Feindbildforschung und erläutert den theoretischen Rahmen für die Analyse der Militärhandbücher. Anschließend werden die Feindbilder der Bundeswehr aus dem Handbuch „Der Reibert“ untersucht. Dabei wird besonders auf die Darstellung des Kommunismus als Bedrohung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und den Westen eingegangen. Die Analyse des „Handbuch Militärisches Grundwissen NVA“ zeigt, wie die NVA den „Imperialismus“ und die „Reaktion“ als Bedrohung für den Sozialismus definierte. Im Zentrum steht dabei die Darstellung der NATO und der USA als Bedrohung für den Weltfrieden und die Sicherheit der DDR.
Schlüsselwörter
Feindbild, Kalter Krieg, Bundeswehr, NVA, Militärhandbuch, Kommunismus, Imperialismus, Staatsbürgerschaftliche Bildung, Ideologie, Propaganda, militärische Doktrin, NATO, Sowjetunion, DDR, BRD
- Quote paper
- Sebastian Theodor Schmitz (Author), 2007, Feindbilder von Bundeswehr und NVA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90873