Die Eignung verschiedener Außenfinanzierungsmöglichkeiten für deutsche Fußballvereine


Masterarbeit, 2020

136 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkiirzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Das Millionengeschaft Fufiball

2 Finanzierungsmoglichkeiten fur Fufiballvereine
2.1 Das System des Investitionsanreizes im deutschen Profifufiball
2.2 Finanzierung: Begriffserklarung und Kategorisierung
2.2.1 Innenfinanzierungsmoglichkeiten
2.2.2 Aufienfinanzierungsmoglichkeiten

3 Excel-Tool zur Bewertung von AuBenfinanzierungsmoglichkeiten
3.1 Methodik des Excel-Tools
3.2 Kriterien zur Bewertung von AuBenfinanzierungsoptionen
3.2.1 Kriterien mit Bewertung der Passgenauigkeit
3.2.1.1 Kapitalhohe
3.2.1.2 Kapitalart
3.2.1.3 Realisationszeit
3.2.1.4 Kapitaluberlassungsdauer
3.2.1.5 Rechtsfbrm
3.2.2 Kriterien mit genereller Bewertung
3.2.2.1 Laufende Kosten
3.2.2.2 Aufwand ex ante
3.2.2.3 EinschrankungEntscheidungsfreiheit
3.2.2.4 Exit Option
3.2.2.5 Steuerliche Wirkung
3.2.2.6 Bedeutung fur Fans
3.3 Einflussfaktoren
3.3.1 Bonitat
3.3.2 Kapitalstruktur
3.3.3 Klasse Anteilshohe
3.3.4 Wert verauBerbarer Anteile
3.3.5 Zuschauerzuspruch
3.3.6 Fan-Potential
3.3.7 Prasenz potentieller Kapitalgeber
3.3.8 Rechtsformwechsel
3.3.9 Zinsniveau
3.3.10 Kapitalbedarfll
3.3.11 Dringlichkeit II
3.3.12 Laufzeitvorgabe II
3.4 Eingrenzung der Aufienfmanzierungsoptionen

4 Charakterisierung ausgewahlter Aufienfmanzierungsoptionen
4.1 Finanzierung durch Fremdkapital
4.1.1 Bankdarlehen
4.1.2 Crowdlending
4.1.3 Fan-Anleihe und handelbare Schuldverschreibung
4.1.4 Asset Backed Securities
4.2 Finanzierung durch Mezzanine-Kapital
4.2.1 Nachrangdarlehen
4.2.2 Typische und atypische stille Beteiligung
4.2.3 Genussscheine
4.3 Kapitalbeschaffung durch Eigenkapital
4.3.1 Strategische Partnerschaft
4.3.2 Private Equity-Beteiligung
4.3.3 Borsengang

5 DasFallbeispiell.FCKaiserslautern
5.1 Der 1. FC Kaiserslautern 1900 e.V
5.1.1 Sportliche und wirtschaftliche Vergangenheit des FCK
5.1.2 AusgliederungderLizenzspielerabteilung
5.2 Finanzierungsbedarf zur Lizenzierung fur die Saison 2019/2020
5.2.1 Ausgangssituation
5.2.2 ErgebnissedesExcel-Tools(kompletterKapitalbedarf)
5.2.3 Bewertung der vom FCK geplanten Finanzierungsalternativen
5.2.4 Ergebnisse des Excel-Tools (Finanzierungs-Mix)
5.2.5 Bewertung des vom FCK genutzten Finanzierungs-Mix
5.3 Finanzierungsbedarf zur Lizenzierung fur die Saison 2020/2021
5.3.1 Ausgangssituation
5.3.2 Ergebnisse des Excel-Fools
5.3.3 Handlungsempfehlung

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zusammensetzung der Erlose aller Vereine der 1. Bundesliga

Abbildung 2: Zusammensetzung der Erlose aller Vereine der 2. Bundesliga

Abbildung 3: Ablauf der Bewertung der AuBenfmanzierungsoptionen

Abbildung 4: Ubersicht iiber die Methodik des Excel-Tools

Abbildung 5: Aufbau der Berechnung der Bonitat von Vereinen im Excel-Tool

Abbildung 6: Ubersicht der moglichen Finanzierungsoptionen

Abbildung 7: Ubersicht der in dieser Arbeit betrachteten Finanzierungsoptionen

Abbildung 8: Sportliche Entwicklung des 1. FC Kaiserslautern

Abbildung 9: Ergebnis des Excel-Tools (Finanzierung der Saison 2019/2020)

Abbildung 10: Zweites Ergebnis des Excel-Tools (Finanzierung der Saison 2019/2020)

Abbildung 11: Ergebnis des Excel-Tools (Finanzierung der Saison 2020/2021)

Tabellenverzeichnis

Tabellel:BeispielhafteDarstellungderBestimmungeines Scores

Tabelle2:Ubersichtderbisher6ffentlichemittiertenAnleihen

Tabelle 3: Finanzkennzahlen des 1. FC Kaiserslautern von 2009/2010 bis 2017/2018

Tabelle 4: Transfererlose des 1. FC Kaiserslautern von 2009/2010 bis 2017/2018

1 Das Millionengeschaft Fufiball

Der deutsche ProfifuBball boomt in fmanzieller Hinsicht und stellt jahrlich neue Rekorde auf. Beispielhaft dafur steht der sich stetig positiv entwickelnde Gesamtumsatz aller Ver-eine der 1. und 2. Bundesliga. Dieser ist seit der Saison 2003/2004 (€ 1.28 Mrd.) konti-nuierlich gestiegen und hat in der Saison 2018/2019 mit € 4.8 Mrd. (+8,6 % zur Vorsai-son) einen weiteren Hochstwert erreicht („DFL Wirtschaftsreport 2020", 2020, S. 17). Auch der Zuschauerzuspruch live im Stadion ist seit Jahren auf einem konstant sehr ho-hen Niveau. In der Saison 2018/2019 hatten die Spiele der 1. Bundesliga insgesamt mehr als 13.3 Mio. Zuschauer bei einer Stadionauslastung von durchschnittlich 89.5% („1. Bundesliga - Besucherzahlen", o. J.). Die Spiele der 2. Bundesliga wurden von mehr als 5.8 Mio. Zuschauern besucht und hatten eine durchschnittliche Stadionauslastung von 73.9 % (,,2. Bundesliga - Besucherzahlen", o. J.). Diese Werte sorgen bei den Vereinen fur hohe Einnahmen aus alien mit dem Spielbetrieb verbundenen Bereichen wie bspw. dem Ticketing oder dem Catering. Die wichtigste Einnahmequelle der Vereine ist aller-dings seit mehreren Jahren der Erlos aus der medialen Verwertung, welcher in den letzten drei Saisons jeweils ca. 30 % der Gesamteinnahmen ausgemacht hat. Die Einnahmen aus dieser Quelle sind seit der Saison 2003/2004 kontinuierlich gestiegen und haben in der Saison 2018/2019 mit €1.48 Mrd. in der 1. Bundesliga (+19% zur Vorsaison) und € 250 Mio. in der 2. Bundesliga (+20 % zur Vorsaison) jeweils neue Bestwerte aufge-stellt. Die Erlose aus der medialen Verwertung werden von der DFL Deutsche Fufiball Liga GmbH (DFL), welche den Spielbetrieb in den ersten beiden Ligen organisiert, an die Vereine verteilt. Wie viel Geld ein Verein erhalt, hangt dabei von verschiedenen Fak-toren ab. Das sportliche Abschneiden ist dabei der mit Abstand wichtigste Faktor („Ver-teilung der Medienerlose fur die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21", 2016). Durch diese Methodik haben Vereine einen Anreiz, viel Geld in den sportlichen Erfolg zu investieren, urn eine bessere Platzierung zu erreichen und als Folge dessen wiederum mehr Geld zu erhalten. Dieser Investitionsanreiz spiegelt sich u. a. in dem stetigen Anstieg der Ausga-ben wider. Auch hier wurde sowohl in der 1. als auch in der 2. Bundesliga in der Saison 2018/2019 erneut ein Hochstwert aufgestellt: Die Ausgaben der Erstligisten beliefen sich in dieser Saison auf €3.8 Mrd. (+5% zur Vorsaison), die der Zweitligisten auf € 768 Mio. (+32 % zur Vorsaison) („DFL Wirtschaftsreport 2020", 2020, S. 27ff).

Getrieben durch den beschriebenen Investitionsanreiz besteht trotz der hohen Umsatze oftmals Bedarf nach weiterem Kapital, bspw. urn groBere Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur oder in die Verstarkung des Kaders zu tatigen. Urn diesem Bedarf an Kapital aufbringen zu konnen, greifen die Bundesliga-Vereine nicht nur auf den selbst erwirtschafteten Umsatz bzw. Gewinn zuriick, sondern nutzen auch AuBenfinanzierungs-moglichkeiten in Form der Aufnahme von Fremd- und/oder Eigenkapital von auBen. Das belegt z. B. eine Fremdkapitalquote von 54.43 % zum 30.06.2019 iiber die 36 Vereine der ersten beiden Ligen („DFL Wirtschaftsreport 2020", 2020, S. 21ff.). Die Aufnahme von Eigenkapital ist erst seit dem Jahr 1998 fur Bundesligisten moglich. Bis dahin war es fur Kapitalgesellschaften verboten, am Spielbetrieb der Bundesligen teilzunehmen und die Vereine wurden durch ihre Rechtsform als eingetragener Verein an der Aufnahme von Eigenkapital gehindert (StrauB, 2014, S. 58).

Offentlich bekannte Beispiele fur im deutschen ProfifuBball genutzte AuBenfinanzie-rungsmoglichkiten gibt es reichlich: Der Ballsportverein Borussia Dortmund e.V. glie-derte seine Lizenzspieler-Abteilung im Jahr 1999 in eine GmbH & Co. KGaA aus und sammelte im darauffolgenden Jahr durch einen Borsengang Eigenkapital ein („Geschafts-bericht 2000/2001 der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA", 2001). Ein weiteres Beispiel fur die Eigenkapital-Aufnahme ist die strategische Partnerschaft zwischen Audi und dem FC Bayern Munchen, bei welcher Audi zwischen Marz 2010 und Juli 2011 zum Preis von € 90 Mio. insgesamt 9.09 % an der FC Bayern Munchen AG erworben hat („Audi AG steigt beim FC Bayern ein", 2009). Neben Unternehmen und Finanzinvesto-ren konnen auch Fans aktiv in die Finanzierung von Vereinen miteinbezogen werden. So hat bspw. der FC Schalke 04 e.V. im Jahr 2016 mit der Ausgabe einer Fan-Anleihe Fremdkapital eingesammelt („FC Schalke 04: Anleihe 2016 / 2021", o. J.).

Neben den beispielhaft genannten AuBenfinanzierungsmoglichkeiten gibt es noch wei-tere AuBenfinanzierungsmoglichkeiten, wie u. a. das klassische Bankdarlehen, Schuld-verschreibungen oder die Ausgabe von Asset Backed Securities. Insgesamt bietet sich fur FuBballvereine eine Vielzahl von AuBenfinanzierungsmoglichkeiten, deren Eignung ei-nerseits von den Charakteristika des Vereins und andererseits vom Finanzierungsbedarf abhangt. Durch diese Abhangigkeiten und die komplexen Zusammenhange zwischen ein-zelnen Faktoren ist die Wahl der passenden Finanzierungsmoglichkeit fur FuBballvereine nicht einfach. Im Zuge der vorliegenden Thesis werden diese Abhangigkeiten erarbeitet und jeweilige Einfliisse identifiziert. Urn den Prozess der Bewertung von Finanzierungs-moglichkeiten fur FuBballvereine zu erleichtern, werden alle Faktoren, die bei der Aus-wahl und Bewertung eine Rolle spielen, in ein Excel-Tool implementiert. Dieses Tool soil Vereinen helfen, umsetzbare AuBenfmanzierungsmoglichkeiten zu identifizieren und diese zu bewerten. Dabei wird fur jede einzelne AuBenfinanzierungsmoglichkeit ein Score errechnet, der angibt, wie gut die jeweilige AuBenfinanzierungsmoglichkeit in der aktuellen Situation und fur den bestehenden Finanzierungsbedarf des Vereins geeignet ist.

Nach der Einfuhrung in das Thema „Millionengeschaft FuBball" im ersten Kapitel wer­den in Kapitel 2 die grundlegenden Arten der Finanzierung und das im deutschen Profi-fuBball existierende System des Investitionsanreizes erklart. Danach wird in Kapitel 3 auf die Methodik der im Excel-Tool genutzten Bewertung eingegangen und die zur Bewer­tung relevanten Kriterien und Einflussfaktoren erklart. In Kapitel 4 werden verschiedene AuBenfmanzierungsmoglichkeiten ausfuhrlich beschrieben und hinsichtlich der in Kapi­tel 3 vorgestellten Kriterien eingeordnet. Danach wird das Excel-Tool in Kapitel 5 auf den 1. FC Kaiserslautern angewendet, die in der Vergangenheit genutzten AuBenfman­zierungsmoglichkeiten bewertet und eine Handlungsempfehlung fur die Zukunft ausge-sprochen. In Kapitel 6 wird ein abschlieBendes Fazit gezogen.

Aufgrund der Verfugbarkeit von Daten wird in der Regel die Saison 2018/2019 als letzte Saison bzw. als Betrachtungszeitraum angenommen. Die zur Berechnung genutzten Da-ten beziehen sich demnach auf die 36 Vereine, die in der Saison 2018/2019 in einer der beiden Bundesligen spielten. Aufgrund der eingeschrankten Verfugbarkeit der Daten werden die finanziellen Daten aus den Jahresabschlussen der Vereine zum Stichtag 30.06.2018 oder zum Stichtag 31.12.2018 genutzt.

Die Begriffe FuBballverein und FuBballunternehmen werden im Folgenden gleichbedeu-tend verwendet. Des Weiteren werden im Laufe der Arbeit die Namen der Bundesliga-vereine oftmals nicht in Form ihres vollstandigen Namens, sondern in Form des im nor-malen Sprachgebrauch ublichen Namens verwendet. AuBerdem werden auch die Begriffe AuBenfinanzierungsoption, AuBenfinanzierungsmoglichkeit, AuBenfinanzierungsalter-native und AuBenfmanzierungsinstrument simultan verwendet.

2 Finanzierungsmoglichkeiten fur Fufiballvereine

In diesem Kapitel wird zuerst auf das im deutschen ProfifuBball herrschende System des Investitionsanreizes eingegangen. Danach wird derBegriff derFinanzierung erlautert, die mit einer Finanzierung verbundenen Ziele erklart und die verschiedenen Finanzie-rungsoptionen kategorisiert.

2.1 Das System des Investitionsanreizes im deutschen ProfifuBball

Wie in Kapitel 1 beschrieben, steigen sowohl die Erlose als auch die Aufwendungen der deutschen Fufiballvereine kontinuierlich an. Die Ertrage der Vereine sind in der Gesamt-betrachtung etwas hoher als ihre Aufwendungen (3.2 % in der 1. Bundesliga, 1.8 % in der 2. Bundesliga („DFL Wirtschaftsreport 2020", 2020, S. 22ff.)). Das enge Zusammen-hangen von sportlichem Erfolg und den daraus resultierenden hoheren Ertragen kann al-lerdings dazu verleiten, weiteres Kapital aufzunehmen, urn damit Investitionen zu tatigen. Der enge Zusammenhang ist vor allem darin begriindet, dass die Hohe der Erlose aus der medialen Verwertung, welche den groBten Teil der Einnahmen der Vereine ausmachen, hauptsachlich von sportlichen Kriterien abhangt. Die Vergabe der medialen Rechte und die Verteilung der daraus resultierenden Einnahmen erfolgt zentral durch die DFL. Die nationalen Erlose werden auf Basis eines Modells verteilt, in dem die Hohe des Anteils zu 93 % vom sportlichen Erfolg abhangt. Die restlichen 7 % werden nach Leistungen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Nachwuchs allokiert („Verteilung der Medienerlose fur die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21", 2016). Zusatzlich erhalten Vereine, die sich fur internationale Wettbewerbe wie die Champions League oder die Europa League qualifi-zieren, weitere hohe Pramien von der UEFA. Alleine durch die Qualifikation zur Cham­pions League 2019/2020 erhalt ein Verein bereits € 15.25 Mio. Dazu kommen leistungs-bezogene Pramien und Einnahmen durch den Spielbetrieb („Einnahmenverteilung in der UEFA Champions League 2019/20", 2019). Durch dieses System besteht fur die Vereine der Anreiz, viel Geld in die Spielstarke des Kaders zu investieren, urn dadurch bessere sportliche Ergebnisse zu erzielen und mittelfristig hohere Erlose zu realisieren. Diese enge Verknupfung zwischen sportlichem Erfolg und dem Generieren von Erlosen kann dazu verleiten, mehr in die sportliche Starke des Lizenzspielerkaders zu investieren als es finanziell sinnvoll ware. Durch die Investition in die Starke des Kaders wird die Wahrscheinlichkeit eines guten sportlichen Abschneidens und gleichzeitig die Hohe der zu erwartenden Umsatze gesteigert.

Urn das zur Investition benotigte Kapital zu erlangen, konnen Vereine auf verschiedene Arten der Finanzierung zuriickgreifen. Im Folgenden wird der Begriff der Finanzierung erklart und zwei verschiedene Arten der Finanzierung, die Innen- und die AuBenfman-zierung, beschrieben sowie fur den weiteren Verlauf dieser Arbeit eingegrenzt.

2.2 Finanzierung: Begriffserklarung und Kategorisierung

Der Begriff Finanzierung ist nicht einheitlich definiert. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Finanzierung als Bereitstellung von finanziellen Mitteln jeder Art, hauptsachlich zur Durchfuhrung der betrieblichen Leistungserstellung und Leistungsverwertung, verstan-den (Wohe, Bilstein, Ernst, & Hacker, 2013, S. 3). Finanzierungsoptionen konnen nach der Herkunft des Kapitals den Innen- und den AuBenfinanzierungsoptionen zugeordnet werden. Beide Arten der Finanzierung werden im Folgenden erklart und beleuchtet.

2.2.1 Innenfinanzierungsmoglichkeiten

Der Begriff Innenfinanzierung beschreibt die Kapitalbeschaffung aus dem betrieblichen Umsatzprozess (Wohe, Bilstein, Ernst & Hacker, 2013, S. 13). Praziser definiert ist eine Innenfinanzierung ein finanzieller Zufluss aus dem Erlos der abgesetzten Waren und Pro-dukte sowie der erbrachten Leistungen des Unternehmens (Rudolph, 2006, S. 6). Im Kon-text eines FuBballunternehmens sind die Erlosquellen im Wesentlichen der Verkauf der Ubertragungsrechte der Spiele (mediate Verwertung), Einnahmen durch Sponsoring bzw. Werbung (Werbung), Einnahmen aus dem Spielbetrieb (Spiel), Einnahmen durch Spie-lertransfers (Transfer), Merchandising-Einnahmen (Merchandising) und sonstige Ein­nahmen (Dworak, 2010, S. 139ff). Die Zusammensetzung der Erlose der Vereine der 1. Bundesliga in den Saisons 2016/2017 bis 2018/2019 zeigt Abbildung 1.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zusammensetzung der Erlose aller Vereine der 1. Bundesliga Quelle: DFL Deutsche Fufiball Liga, 2020, S.22

In alien drei Jahren stellt die mediate Verwertung die wichtigste Erlosquelle der Bundes-ligisten dar. Auch in der zweiten Liga war dies der Fall (vgl. Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Zusammensetzung der Erlose aller Vereine der 2. Bundesliga Quelle: DFL Deutsche Fufiball Liga, 2020, S. 30

Die Haupteinnahmequelle stellt also sowohl fur Erst- als auch fur Zweitligisten der Erlos aus der medialen Verwertung dar. Dieser entsteht aus dem Verkauf der Ubertragungs-rechte an den Spielen der Vereine, welche die Ausstrahlung iiber Fernsehen, Radio und Internet beinhalten. Im Jahr 2016 haben Sky und Eurosport insgesamt € 4.64 Mrd. fur die Rechte der Saisons 2017/2018 bis 2020/2021 (€1.16 Mrd. pro Saison) gezahlt („Vertei-lungderMedienerlosefurdie Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21", 2016). Diese Erlose wer-den dann mithilfe eines auf vier Kriterien beruhenden Systems an die Vereine weiterge-geben. Dabei ist, wie bereits erlautert, der sportliche Erfolg mit einer Gewichtung von 93 % das Hauptkriterium („Verteilung der Medienerlose fur die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21", 2016). Die zweitwichtigste Einnahmequelle der Vereine ist das Sponsoring bzw. die Werbung. Unter dem Begriff Sponsoring versteht man die Analyse, Planung und Umsetzung von Aktivitaten, die mit der Bereitstellung von Geld, Sachleistungen und Know-How durch Unternehmen verbunden sind. Diese Zuwendungen dienen der Forde-rung von Personen oder Organisationen bzw. FuBballunternehmen und sind mit einer ver-traglichen Regelung der Leistung des Sponsors und Gegenleistung des Gesponserten ver­bunden. Gleichzeitig werden dadurch Ziele der Marketing- und Unternehmenskommuni-kation verfolgt (Bruhn, 2010, S. 6). Fur FuBballvereine typische Leistungen an den Sponsor sind u.a. Trikotwerbung, die temporare Vergabe des Stadionnamens oder klas-sische Bandenwerbung. Eine weitere wichtige Einnahmequelle zur Innenfinanzierung stellen die Erlose aus dem Spielbetrieb dar. Darunter fallen die Ertrage aus dem Verkauf von Tickets und andere Ertrage, die ein Verein vor, wahrend und nach dem Spiel, z.B. im Bereich Catering, in diesem Zusammenhang generieren kann. Auch Transfer erlose sind mittlerweile fur viele, vor allem kleinere Vereine, ein wichtiger Teil der Innenfinanzie­rung geworden. Durch die immer hoher werdenden Marktwerte der Spieler ist es fur Ver­eine lukrativ, junge und gunstige Spieler zu kaufen, diese auszubilden und dann gewinn-bringend weiterzuverkaufen.

Da die Innenfinanzierungsoptionen fur diese Arbeit nur im Gesamtverstandnis und nicht im Detail wichtig sind, wird an dieser Stelle nicht weiterfuhrend darauf eingegangen.

2.2.2 Aufienfinanzierungsmoglichkeiten

AuBenfinanzierungen, auch externe Finanzierungen genannt, zeichnen sich durch einen Mittelzufluss durch Eigen- oder Fremdkapitalaufnahme aus. Dabei kann nach der Rechts-stellung des Kapitalgebers zwischen Eigenkapital, Fremdkapital und Mezzanine-Kapital unterschieden werden. Eigenkapital ist dadurch charakterisiert, dass es auf unbestimmte Zeit zur Verfugung gestellt wird und der Kapitalgeber die Chancen und Risiken des Un-ternehmens, also Gewinn und Verlust, mittragt. Das Fremdkapital wird hingegen iiber einen bestimmten Zeitraum uberlassen und muss zu einem vereinbarten Terrain zuriick-gezahlt werden. Der Kapitalnehmer muss dem Kapitalgeber fur die Uberlassung des Ka-pitals eine Entschadigung zahlen, auf die der Glaubiger auch in Verlustjahren einen An-spruch hat. Eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital ist das Mezzanine-Kapital. Da­bei handelt es sich urn einen Oberbegriff fur eine Vielzahl von hybriden Finanzierungsinstrumenten, welche zwischen Eigen- und Fremdkapital einzuordnen sind (Rudolph, 2006, S. 198). Ein besonderer Vorteil des Mezzanine-Kapitals ist die mogliche steuerliche Behandlung als Fremdkapital bei bilanzieller Hinzurechnung zum Eigenkapi-tal des Unternehmens in Form eines sog. eigenkapitalahnlichen Postens (Dworak, 2010, S. 103).

Bei der Wahl einer passenden AuBenfinanzierungsoption stehen einem FuBballverein et-liche Alternativen zur Verfugung, u.a. Bankdarlehen, Anleihen, Genussscheine, stille Be-teiligungen, strategische Partnerschaften oder auch der Borsengang. Urn eine geeignete AuBenfinanzierungsoption zu wahlen, mussen viele verschiedene Einflussfaktoren be-achtet und die AuBenfmanzierungsoptionen miteinander verglichen werden. Das im Zuge dieser Arbeit erstellte Excel-Tool vereinfacht diesen Auswahl- und Bewertungsprozess. Im folgenden Kapitel wird auf den Inhalt und die grundlegende Methodik des Excel-Tools eingegangen und die Zusammenhange zwischen den fur die Berechnung notwen-digen Variablen erklart. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Begriff Finanzie-rungsoption analog zu dem Begriff AuBenfinanzierungsoption verwendet.

3 Excel-Tool zur Bewertung von Aufienfinanzierungsmoglich-keiten

Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Excel-Tool soil es Entscheidern in Finanzan-gelegenheiten von FuBballunternehmen vereinfachen, potentiell nutzbare AuBenfmanzie­rungsoptionen zu identifizieren und die in der Situation des FuBballunternehmens sinn-vollste AuBenfinanzierungsoption zu bestimmen.

Im Folgenden wird in Kapitel 3.1 zuerst die grundlegende Methodik des Excel-Tools er­klart. In Kapitel 3.2 werden die Kriterien, anhand derer die AuBenfmanzierungsoptionen bewertet werden, definiert. Danach werden in Kapitel 3.3 Einflussfaktoren, von denen die Bewertung der Kriterien abhangig ist, beschrieben und in Kapitel 3.4 die AuBenfman­zierungsoptionen, die mit in das Excel-Tool einbezogen werden, eingegrenzt und be-nannt.

3.1 Methodik des Excel-Tools

Das im Rahmen dieser Arbeit erarbeitete Excel-Tool priift folgende Fragestellungen:

1) Welche AuBenfmanzierungsoptionen sind unter den gegebenen Umstanden um-setzbar, bedingt umsetzbar oder nicht umsetzbar?
2) Welche AuBenfmanzierungsoption ist unter den gegebenen Umstanden und fur den aktuellen Finanzierungsbedarf die beste Option?

Urn diese Fragen zu beantworten ist es notwendig, dass der Anwender im ersten Schritt Informationen zu seinem FuBballunternehmen und dessen Finanzierungsbedarf angibt. Daraufhin wird mit diesen Daten zuerst die Umsetzbarkeit aller Finanzierungsoptionen gepriift und diese den Kategorien „umsetzbar", „bedingt umsetzbar" und „nicht umsetz­bar" zugeteilt. Fur die Finanzierungsoptionen, die als „bedingt umsetzbar" eingestuft wurden, muss der Anwender im nachsten Schritt angeben, ob diese im weiteren Verlauf miteinbezogen oder ausgeschlossen werden sollen. AbschlieBend erhalt der Anwender fur jede umsetzbare und weiterhin einbezogene, bedingt umsetzbare Finanzierungsoption einen Score zwischen 0 und 10, der die Passgenauigkeit der Finanzierungsoption auf die aktuelle Situation und den Finanzierungsbedarf des FuBballunternehmens angibt. Einen graphischen Uberblick iiber den Ablauf der Bewertung von AuBenfmanzierungsoptionen in dem Excel-Tool gibt Abbildung 3.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Ablauf der Bewertung der Aufienfinanzierungsoptionen Quelle: eigene Darstellung

Urn eine AuBenfmanzierungsoption auf ihre Umsetzbarkeit zu priifen und zu bewerten wird jede AuBenfmanzierungsoption hinsichtlich 11 verschiedener Kriterien mit einem Score bewertet. Diese Scores geben auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) an, wie passend das jeweilige AuBenfinanzierungsinstrument hinsichtlich des jeweiligen Kriteriums fur den Anwender ist. Die 11 Scores werden auf zwei verschiedene Arten bestimmt: Fiinf Kriterien werden jeweils mit dem Bedarf des Anwenders (im Folgenden: Bedarfsvariable) verglichen und auf Basis der Passgenauigkeit wird ein Score vergeben. Fur die restlichen sechs Kriterien wird der Score direkt, ohne einen Abgleich mit Bedarfs-variablen, bestimmt. Welcher Art der Berechnung fur welche Scores angewendet wird, kann in Abbildung C.l eingesehen werden. Den Unterschied in der Bewertung verdeut-lichtfolgendesBeispiel:

Tabelle 1: Beispielhafte Darstellung der Bestimmung eines Scores Quelle: eigene Darstellung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 zeigt die Bewertung der Kriterien „Kapitalhohe" und „Einschrankung Entschei-dungsfreiheit" fur die Finanzierungsoption Crowdlending. Das Kriterium Kapitalhohe wird mit der Bedarfsvariable Kapitalbedarf abgestimmt, fur das Kriterium Einschrankung Entscheidungsfreiheit erfolgt eine generelle Bewertung. Zur Bewertung des Kriteriums Kapitalhohe muss demnach gepriift werden, wie gut der Kapitalbedarf des Anwenders (Bedarfsvariable) mit der moglichen Kapitalhohe des AuBenfinanzierungsinstrumentes befriedigt werden kann. Im Beispiel besteht ein Kapitalbedarf von € 50 Mio. und es wird gepriift, ob Crowdlending hinsichtlich dieses Kapitalbedarfes ein passendes Finanzie-rungsinstrument ist. Da mit einer Finanzierung iiber Crowdlending eine Kapitalhohe von maximal € 10 Mio. erreicht werden kann (vgl. Kapitel 4.1.2), ist diese Finanzierungsop­tion fur den aktuellen Kapitalbedarf nicht passend und das Kriterium Kapitalhohe erhalt folglich den Score 0. Fur das Kriterium Einschrankung Entscheidungsfreiheit gibt es keine Bedarfsvariable, da fur dieses Kriterium angenommen wird, dass jedes FuBballun-ternehmen eine minimale Einschrankung anstrebt. Es muss also nicht auf den Bedarf ab­gestimmt werden. Da es beim Crowdlending keine Einschrankungen in der Entschei­dungsfreiheit gibt, erhalt dieses Kriterium die Bewertung 10.

Urn die Umsetzbarkeit eines Finanzierungsinstrumentes zu priifen, werden die Scores der fiinf Kriterien, welche mit den Bedarfsvariablen abgestimmt werden, betrachtet. Diese Kriterien werden nur mit Scores von 0 (nicht passend), 5 (bedingt passend) oder 10 (pas-send) bewertet. Ist mindestens einer der fiinf Scores 0, so ist das Finanzierungsinstrument nicht umsetzbar. Ist kein Score 0, aber mindestens einer der Scores 5, ist das Finanzierungsinstrument bedingt umsetzbar. Sind alle Scores 10, ist das Finanzierungs-instrument ohne Einschrankungen umsetzbar.

Zur Berechnung eines finalen Scores wird fur jede AuBenfinanzierungsoption der Mittel-wert aller 11 Scores gebildet. Dieser Score ist der Gesamtscore und spiegelt die Pass-genauigkeit des Finanzierungsinstrumentes wider.

Es ist zu beachten, dass die einzelnen Scores von Einflussfaktoren abhangig sind. Ein-flussfaktoren sind Eigenschaften des Vereins oder generelle Gegebenheiten, die einen Einfluss auf die Bewertung der Kriterien haben. Beispielhaft hat die Bonitat des FuBball-unternehmens einen Einfluss auf das Kriterium laufende Kosten (Zinsen) bei der AuBen­finanzierungsoption Bankdarlehen. Die im Excel-Tool verwendeten Einflussfaktoren set-zen sich teilweise aus mehreren Variablen zusammen.

Abbildung 4 stellt die Methodik des Excel-Tools vereinfacht graphisch dar. Eine detail-liertere Form dieses graphischen Uberblicks mit Benennung aller Bedarfsvariablen, Kri­terien, Einflussfaktoren und Variablen zeigt Abbildung C.l.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Ubersicht iiber die Methodik des Excel-Tools Quelle: eigene Darstellung

Im Folgenden werden die Kriterien, anhand derer die AuBenfinanzierungsoptionen be-wertet werden, definiert und erklart.

3.2 Kriterien zur Bewertung von AuBenfinanzierungsoptionen

Urn die verschiedenen AuBenfinanzierungsoptionen detailliert zu beschreiben und ver-gleichbar zu bewerten, werden 11 Kriterien, abgeleitet von der Arbeit von Alexander Dworak(2010, S.123ff), genutzt. Die Methodik umfasst sowohl finanzierungsorientierte als auch fuBballspezifische Kriterien. In der Arbeit von Dworak basiert die Bewertung der Kriterien auf einer Methodik, die fur die Beurteilung von Finanzierungsalternativen fur mittelstandische Unternehmen in Deutschland angewendet wurde (Miiller et al., 2006, zit. n. Dworak, 2010). Auch wenn nach § 267 HGB maximal 14 der 36 Vereine in der 1. und 2. Bundesliga den kleinen und mittelstandischen Unternehmen (KMU) zugeordnet werden konnen (vgl. Tabelle A.5), ist die Nutzung der Kriterien in dieser Arbeit sinnvoll, da die Bewertung der Kriterien in dieser Arbeit eigenstandig durchgefiihrt wird und nur die grundlegende Logik von Dworak ubernommen wird. Durch die eigenstandige Bewer­tung kann sichergestellt werden, dass diese Methodik fur alle FuBballunternehmen pas-send ist. Im Folgenden werden die zur Bewertung genutzten Kriterien erklart und dabei hinsichtlich der Art der Bewertung untergliedert: Zu Beginn werden die fiinf Kriterien, fur die eine Bewertung der Passgenauigkeit hinsichtlich des Finanzierungsbedarfs erfolgt, erklart. Danach folgen die sechs Kriterien, fur die eine generelle Bewertung erfolgt. Fur alle Kriterien werden die auf sie wirkenden Einflussfaktoren, falls vorhanden, am Ende des Textes genannt. Eine genauere Erklarung der Einflussfaktoren erfolgt in Kapitel 3.3. Die Erklarung der Bedarfsvariablen ist in Anhang C zu finden.

3.2.1 Kriterien mit Bewertung der Passgenauigkeit

Nachstehend werden die fiinf Kriterien, deren Bewertung auf Basis der Passgenauigkeit zum Finanzierungsbedarf des Anwenders erfolgt, erklart. Dabei werden am Ende jedes Abschnitts die moglichen Einflussfaktoren und die relevante Bedarfsvariable genannt.

3.2.1.1 Kapitalhohe

Das Kriterium Kapitalhohe beschreibt die Hohe an Kapital, die durch ein Finanzierungs-instrument beschafft werden kann. Dies ist von Bedeutung, um abzuschatzen, ob der Ka-pitalbedarf des Anwenders mit der jeweiligen AuBenfinanzierungsoption gedeckt werden kann. Die Kapitalhohe kann je nach AuBenfinanzierungsoption von den Einflussfaktoren Bonitat, Dringlichkeitll, Fan-Potential, Zuschauerzuspruch und Wert verduJSer barer An-teile abhangig sein. Das Kriterium Kapitalhohe wird auf Basis der Passgenauigkeit zu der Bedarfsvariable Kapitalbedarf bewertet.

3.2.1.2 Kapitalart

Bei der Kapitalart wird nach der Rechtsstellung des Glaubigers zwischen Eigen- und Fremdkapital unterschieden (vgl. Kapitel 2.2.2). Im Rahmen dieser Arbeit wird dies auf Basis der bilanziellen Einordnung bewertet. Einfluss auf die Sinnhaftigkeit der Aufnahme von Kapital einer bestimmten Kapitalart hat die Kapitalstruktur. Bspw. ist bei einer von Fremdkapital gepragten Kapitalstruktur eine Aufnahme von zusatzlichem Fremdkapital nicht empfehlenswert, urn eine weitere Uberschuldung zu vermeiden. Das Kriterium Ka­pitalart wird auf Basis der Passgenauigkeit zu der Bedarfsvariable Praferierte Kapitalart bewertet.

3.2.1.3 Realisationszeit

Die Realisationszeit beschreibt die Zeit, die zwischen der Entscheidung fur eine Finan-zierungsalternative und dem tatsachlichen Mittelzufluss liegt (Dworak, 2010, S. 127). Dieser Faktor spielt vor allem dann eine Rolle, wenn das Geld dringend benotigt wird, bspw. urn Liquiditatsengpasse zu vermeiden. Einflussfaktoren konnen Kapitalbedarf II, Bonitat, Fan-Potential und die Prasenzpotentieller Kapitalgeber (B) sein. Das Kriterium Realisationszeit wird auf Basis der Passgenauigkeit zu der Bedarfsvariable Dringlichkeit bewertet.

3.2.1.4 Kapitaluberlassungsdauer

Unter der Kapitaluberlassungsdauer versteht man den Zeitraum, iiber den das benotigte Kapital uberlassen wird. Je nachdem fur welchen Zweck das Kapital aufgenommen wird, ist eine andere Fristigkeit sinnvoll (Dworak, 2010, S. 128). Die Bewertung des Kriteriums Kapitaluberlassungsdauer kann von der Bonitat betinflusst werden und wird auf Basis der Passgenauigkeit mit der Bedarfsvariable Laufzeitvorgabe bewertet.

3.2.1.5 Rechtsform

Die Rechtsform eines Unternehmens hat einen groBen Einfluss darauf, welche Moglich-keiten zur Finanzierung wahrgenommen werden konnen. So lassen sich bspw. einige Fi-nanzierungsoptionen mit der Rechtsform des „eingetragenen Vereins" nicht umsetzen, da diese nur von Kapitalgesellschaften genutzt werden konnen (Dworak, 2010, S. 133). Bis zum 24.10.1998 erteile der DFB die Lizenz zur Teilnahme an der 1. und 2. Bundesliga nur an Vereine mit der Rechtsform „eingetragener Verein" (e. V.). Durch diesen Rechts-formzwang waren die Vereine stark in der Wahl der AuBenfinanzierungsmoglichkeiten eingeschrankt, da sie keinen Zugang zum Kapitalmarkt hatten und sich auch keine insti-tutionellen Investoren an den Vereinen beteiligen konnten (Kern, 2007, S. 26f). Seit 1998 vergibt die DFL die Lizenz auch an Kapitalgesellschaften unter bestimmten Bedingun-gen, die unter der ,,50+1-Regel" zusammengefasst werden. So schreibt die Satzung der DFL vor, dass eine Kapitalgesellschaft nur die Lizenz fur die Teilnahme am Spielbetrieb erhalt, wenn „ein Verein mehrheitlich an ihr beteiligt ist, der iiber eine eigene FuBballab-teilung verfugt, und der im Zeitpunkt, in dem sie sich erstmals fur eine Lizenz bewirbt, sportlich fur die Teilnahme an einer Lizenzliga qualifiziert ist" (§8 Abs.2 Satzung DFL Deutsche FuBball Liga e.V). Diese mehrheitliche Beteiligung ist gegeben, wenn „er iiber 50 % der Stimmenanteile zuziiglich mindestens eines weiteren Stimmenanteils in der Versammlung der Anteilseigner verfugt" (§8 Abs.2 Satzung DFL Deutsche FuBball Liga e.V.). Bei der Rechtsform der KGaA muss der Mutterverein oder eine von ihm zu 100 % beherrschte Tochter die Stellung des Komplementars haben. Dabei ist auch ein Stimmen-anteil von weniger als 50 % akzeptabel, wenn sichergestellt ist, dass der Verein oder die Tochter eine „vergleichbare Stellung hat wie ein an der Kapitalgesellschaft mehrheitlich Beteiligter" (§8 Abs.3 Satzung DFL Deutsche FuBball Liga e.V.). Wirft man einen Blick auf die aktuellen Verhaltnisse der Bundesliga (vgl. Tabelle A. 1) wird deutlich, dass einige Vereine diesen Vorschriften auf den ersten Blick nicht entsprechen. So befinden sich die ausgegliederten Lizenzspielerabteilungen von Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfs-burg zu 100 % in der Hand der Bayer AG bzw. der Volkswagen AG. Hier tritt eine Son-derregelung in Kraft, die besagt, dass eine Mehrheitsbeteiligung akzeptabel ist, wenn „ein Wirtschaftsunternehmen seit mehr als 20 Jahren vor dem 1.1.1999 den FuBballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefordert hat" (§8 Abs.2 Satzung DFL Deut­sche FuBball Liga e.V.). Auch die Lizenzspielerabteilung von RB Leipzig, die Rasen-Ballsport Leipzig GmbH, gehort zu 99 % der Red Bull GmbH. Dies ist moglich, da die Mehrheit der Stimmrechte trotz des Anteils von 1 % weiterhin beim Mutterverein liegen.

Eine Ausgliederung des Vereins ist allerdings nicht nur in finanzieller Sicht sinnvoll, son-dern bietet dem FuBballunternehmen auch die Moglichkeiten, eine Organisations- und Fiihrungsstruktur einzufiihren, die passender fur die gestiegenen Anforderungen an einen FuBballverein als Wirtschaftsunternehmen sind (Teichmann, 2007, S. 120). Daher hat auch die Mehrheit der Profivereine seine Lizenzspieler-Abteilung bereits ausgegliedert.

Zum Stichtag 09.01.2020 sind von den 36 Vereinen der 1. und 2. Bundesliga 13 Vereine als eingetragener Verein, 12 Vereine als GmbH & Co. KGaA, 7 Vereine als GmbH und 4 Vereine als AG organisiert (vgl. Tabelle A.l) (Die Kapitalverhaltnisse der Bundesligis-ten, 2018 und eigene Recherche). Die Passgenauigkeit der Rechtsform unterliegt im Sinne dieser Arbeit dem Einflussfaktor Rechtsformwechsel und die Bewertung des Kri-teriums erfolgt auf Basis der Passgenauigkeit zu der Bedarfsvariable aktuelle Rechtsform. Eine Ubersicht iiber die Moglichkeiten je nach Rechtsform zeigt Tabelle D.2.

3.2.2 Kritenen mit genereller Bewertung

Im Folgenden werden die sechs Kriterien beschrieben, fur die eine generelle Bewertung erfolgt. Es erfolgt bei diesen Kriterien also keine Bewertung auf Basis der Passgenauig­keit zu einer Bedarfsvariable.

3.2.2.1 Laufende Kosten

Das Kriterium Laufende Kosten beschreibt die Art und die Hohe der laufenden Kosten, die durch die Aufnahme des Kapitals anfallen. Bei einer Finanzierung mit Fremdkapital handelt es sich bei den laufenden Kosten klassischerweise urn Zinsen, deren Hohe ent-weder fest oder variabel vereinbart wird. Bei Eigenkapital hingegen ist der Glaubiger in der Regel am Gewinn und ggf. auch am Verlust des FuBballunternehmens beteiligt. Wird mit Hilfe von Mezzanine-Kapital finanziert, ist Art und Hohe der laufenden Kosten fle-xibel gestaltbar. Das Kriterium Laufende Kosten wird von den Faktoren Bonitat, Zins-niveau und Laufzeitvorgabe //beeinflusst.

3.2.2.2 Aufwand ex ante

Das Kriterium Aufwand ex ante (lateinisch fur „Im Voraus") fasst den gesamten Auf-wand, der vor der Realisierung eine Finanzierung zu erledigen ist, zusammen. Darunter fallt sowohl finanzieller Aufwand als auch Arbeitsaufwand. Beispiele hierfur sind je nach Finanzierungsinstrument die Vorbereitung von Unterlagen, die Abstimmung mit Part-nern, das Fuhren von Vorgesprachen oder auch das Einholen von rechtlicher, steuerlicher oder anderweitiger Beratung. Zusatzlich kann ggf. auch die Ausgliederung der Lizenz-spielerabteilung unter Aufwand ex ante fallen. Das Kriterium Aufwand ex ante ist stark mit der Realisationszeit verknupft und ist abhangig von den Einflussfaktoren Rechtsform-wechseI und der Prasenzpotentieller Kapitalgeber (P/U/B).

3.2.2.3 Einschrankung Entscheidungsfreiheit

Das Kriterium Einschrankung Entscheidungsfreiheit beschreibt, ob zur Aufnahme des Kapitals gewisse Mitsprache- oder Informationsrechte an den Glaubiger ubergehen oder ob die Nutzung von Vermogenswerten dadurch eingeschrankt wird. Konkrete Beispiele sind die Stellung von Sicherheiten, Gewahrung von Einsicht in den Jahresabschluss, ein-geschrankte Mitspracherechte oder die Teilnahme an der Geschaftsfuhrung durch den Glaubiger. Bei der Aufnahme von Eigenkapital ist die Hohe der Einschrankung abhangig davon, wie viele Anteile verauBert werden. Daher hangt das Kriterium Einschrankung Entscheidungsfreiheit von dem EinflussfaktorA7as.se Anteilshohe ab.

3.2.2.4 Exit Option

Das Kriterium Exit Option beschreibt die Option eines vorzeitigen Ausstiegs. Dies kann sinnvoll sein, wenn sich wahrend der Laufzeit herausstellt, dass die derzeitige wirtschaft-liche Situation des FuBballunternehmens eine weitere Nutzung des Finanzierungsinstru-ments bis zum Ende der Laufzeit nicht mehr erlaubt bzw. eine Weiterfuhrung wirtschaft-lich nicht mehr sinnvoll ist. Dabei ist zu priifen, ob ein vorzeitiger Exit generell, nur durch die Vereinbarung von vertraglichen Optionen oder uberhaupt nicht moglich ist. Danach muss auch der organisatorische und finanzielle Mehraufwand uberpriift und die Sinnhaf-tigkeit des Exits bewertet werden (Dworak, 2010, S. 13Of). Das Kriterium Exit Option unterliegt keinem Einflussfaktor.

3.2.2.5 Steuerliche Wirkung

Die steuerliche Wirkung ist eng mit der Art des Kapitals verknupft und gibt an, welchen Effekt die Nutzung der Finanzierungsoption auf die Hohe der steuerlichen Aufwendun-gen hat. Dabei haben vor allem Finanzierungsoptionen aus Fremdkapital eine positive steuerliche Wirkung, wahrend bei einer Aufnahme von Eigenkapital keine steuerliche Wirkung entsteht. Eine negative steuerliche Wirkung ist ausgeschlossen. In der Regel konnen die Zinsleistungen, die bei einer Finanzierung mit Fremdkapital entstehen, er-folgsmindernd verbucht werden, wodurch die steuerliche Belastung sinkt. Bei der Aufnahme von Eigenkapital ist dies nicht der Fall (Dworak, 2010, S. 131 & S. 230). Das Kriterium Steuerliche Wirkung unterliegt keinen Einflussfaktoren.

3.2.2.6 Bedeutung fur Fans

Das Kriterium Bedeutung fur Fans gibt an, wie Mitglieder und Fans des Vereins zu einem Finanzierungsinstrument stehen. Es ist grundsatzlich moglich, dass die Meinungen bezuglich der Inanspruchnahme eines bestimmten Finanzierungsinstrumentes zwischen Management und den Mitgliedern des Vereins weit auseinander gehen. So konnen di­verse Finanzierungsoptionen vom Umfeld kategorisch abgelehnt und von den Fans mit Protest begleitet werden (Dworak, 2010, S. 136). Das Kriterium Bedeutung fur Fans unterliegt keinen Einflussfaktoren.

Im folgenden Kapitel werden die Faktoren, die auf die verschiedenen Kriterien der Au-Benfmanzierungsoptionen einen Einfluss haben, genauer beschrieben und der jeweilige Einfluss aufgezeigt.

3.3 Einflussfaktoren

Die Bewertung der in Kapitel 3.2 erklarten Kriterien kann Einflussfaktoren unteriiegen. Diese Einflussfaktoren sind einerseits durch die Charakteristika und die Bedurfnisse des Vereins, andererseits durch externe Gegebenheiten vorgegeben. Dabei kann es sich urn finanzielle Einflussfaktoren (z. B. die Bonitat des Vereins) oder auch urn Einflussfakto­ren aus dem Umfeld des Vereins (z. B. der Zuschauerzuspruch) handeln. Die Einfluss­faktoren setzen sich teilweise aus mehreren Variablen zusammen, die in diesem Teil der Arbeit nur genannt werden. Auch die Erklarung der Berechnung und Bewertung der Ein­flussfaktoren erfolgt im Folgenden nur oberflachlich. Eine detaillierte Erklarung der Be­rechnung der Einflussfaktoren und Variablen ist in Anhang C nachzulesen. Eine Uber-sicht iiber die Zusammensetzung der Einflussfaktoren zeigt Abbildung C.2, Tabelle C.3 zeigt, welche Kriterien von welchen Einflussfaktoren abhangig sind.

3.3.1 Bonitat

Zur Aufnahme eines Dariehens, bspw. bei einer Bank, muss ein Unternehmen kreditwur-dig sein. Das heifit, dass es den geliehenen Betrag und die damit verbundenen Zinsen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zuriickzahlt. Die Kreditwurdigkeit muss dabei vom Kre-ditgeber oder einem beauftragten Dritten im Zuge eines Screening-Prozesses bewertet werden (Rudolph, 2006, S. 403f.). Durch das Inkrafttreten des „Basel II-Akkords" am 01.01.2007 sind eine risikogerechtere Eigenkapitalhinterlegung der Banken und eine ri-sikoorientierte Konditionenspreizung, also ein an das Risiko angepasster Zinssatz, vor-geschrieben (Baseler Ausschuss fur Bankenaufsicht, 2006). Deshalb wird vor der Vergabe eines Darlehens die Bonitat, also die Kreditwurdigkeit, eines Unternehmens im-mer gepriift und die Konditionen fur die Darlehensvergabe entsprechend daran angepasst. Die Bonitat hat also einen Einfluss auf die Wahl der passenden AuBenfinanzierungsop-tion, da sie verschiedene Kriterien beeinflusst: Durch die Bonitat wird vorgegeben, wie-viel Kapital iiber welchen Zeitraum geliehen werden kann (Wohe et al., 2013, S. 221). Hat ein Unternehmen eine schlechte Bonitat, so ist es unwahrscheinlich, dass die Bank ihm einen hohen Betrag iiber einen langen Zeitraum iiberlasst. Ein kurzer Zeitraum kann hier aus Bankensicht noch vertretbar sein, da die Unsicherheit iiber eintretende Ereig-nisse, die die Zahlungsfahigkeit des Schuldners verschlechtern konnen, geringer ist. Auch die benotigte Zeit, bis der Kapitalnehmer das Kapital erhalt, kann von der Bonitat beein­flusst werden. Bei einer schlechten Bonitat sind meist viel mehr Verhandlungen und Prii-fungen notig als bei guter Bonitat. AbschlieBend hat die Bonitat auch auf die durch die Kapitalaufnahme entstehenden Zinskosten (laufende Kosten) einen Einfluss. Eine schlechte Bonitat ist mit einem hoheren Ausfallrisiko verbunden und wird dementspre-chend mit hoheren Zinsforderungen an den Kapitalnehmer kompensiert.

Die Bewertung der Bonitat ist also ein wichtiger Schritt vor der Kapitalaufnahme. In der Regel wird die Bonitat einer bestimmten Ausfallrisikoklasse bzw. Ratingkategorie zuge-ordnet. Beispielsweise unterscheidet die Ratingagentur Standard & Poor's im Emissions-rating in 10 verschiedene Ratingkategorien von AAA („Die Fahigkeit zur Erfiillung der finanziellen Verpflichtungen ist auBergewohnlich gut") bis D („Zahlungsausfall bei fi-nanziellen Verpflichtungen oder Verletzung von Zahlungsversprechen") (Standard & Poor's Rating Services, 2014, S. 10). Wie die Ratingagenturen zur genauen Einschatzung des Risikos und der Zuordnung eines Unternehmens zu einer bestimmten Ratingkategorie kommen, ist im Detail ein Geschaftsgeheimnis der Ratingagenturen (Rudolph, 2006, S. 406). In der Regel werden die Ratings aber von quantitativen Faktoren wie Finanzkenn-zahlen in Hohe von 60 % bis 80 % beeinflusst (Wohe et al., 2013, S. 225). Die verblei-benden 20 % bis 40 % spiegeln nicht-finanzielle Faktoren wider.

Da es fur die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga keine offentlich verfugbare Ubersicht iiber das jeweilige Rating gibt, wird die Bonitat in dieser Arbeit selbst bewertet. Dabei werden auf Basis der von Wohe et al. gegebenen Angabe zu 70 % finanzielle Kennzahlen herangezogen, wahrend die restlichen 30 % von sonstigen Kennzahlen bestimmt sind. Die Wahl der genutzten Kennzahlen orientiert sich an einem offentlich einsehbaren Ra­ting von Schalke 04, in welchem ausschlaggebende Kriterien fur die Bewertung angefuhrt sind („Unternehmensrating FuBballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V", 2018). Die fi-nanziellen Kennzahlen umfassen die Kapitalstruktur, die Hohe des Umsatzes aus der Ge-winn- und Verlustrechnung (GuV) und die Entwicklung des GuV-Ergebnisses (Jahres-uberschuss bzw. -fehlbetrag) jeweils mit 33.3 % gleich gewichtet. Somit werden eine Kennzahl aus der Bilanz, ein Wert aus der GuV und die zeitliche Entwicklung des Ge-samtergebnisses miteinbezogen. Die nicht-finanziellen Kennzahlen setzen sich zu glei-chen Teilen aus der sportlichen Entwicklung, dem Zuschauerzuspruch und der Marken-bekanntheit zusammen. Die sportliche Entwicklung ist wichtig, da diese stark mit der wirtschaftlichen Situation verbunden ist und somit eine Tendenz fur die Zukunft vorge-ben kann. Das Einbeziehen von Zuschauerzuspruch und Markenbekanntheit ist sinnvoll, da dadurch zukunftige Einnahmestrome sowie die Bekanntheit des FuBballunternehmens in der Bevolkerung abgebildet werden. So ergibt sich folgende Aufteilung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Aujbau der Berechnung der Bonitat von Vereinen im Excel-Tool Quelle: eigene Darstellung

Die Bonitat hat also einen Einfluss auf die Kriterien Kapitalhohe, Realisationszeit, Ka-pitaluberlassungsdauer und laufende Kosten und wird anhand des in Abbildung 5 dar-gestellten Berechnungsmodells bestimmt.

3.3.2 Kapitalstruktur

Auch tie Kapitalstruktur hat einen Einfluss darauf, welche Finanzierungsoption fur einen Verein passend ist. Die Kapitalstruktur beschreibt die Zusammensetzung des aus Fremd-und Eigenkapital bestehenden Gesamtkapitals eines Unternehmens. Urn die Kapitalstruk­tur in einer Zahl zu verdeutlichen, bietet sich an, den Verschuldungsgrad (V) zu berech-nen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fur einen optimalen Wert des Verschuldungsgrades gibt es unterschiedliche Empfehlun-gen, im Zuge dieser Arbeit wird von einem optimalen Verschuldungsgrads gesprochen, wenn dieser zwischen 50 % und 100 % liegt (Wohe et al., 2013, S. 43ff.). Dies erfiillen zum Jahresabschluss nach der Saison 2017/2018 lediglich 3 der 36 FuBballunternehmen. 5 FuBballunternehmen weisen einen Verschuldungsgrad unter 50 % auf, wahrend 6 der restlichen 28 FuBballunternehmen ein negatives Eigenkapital und damit einen negativen Verschuldungsgrad aufweisen. Von den restlichen 22 FuBballunternehmen haben 15 ei­nen Verschuldungsgrad unter 400%, die restlichen 7 einen Verschuldungsgrad iiber 400%. Einen ausfiihrlichen Uberblick iiber die Kennzahlen Verschuldungsgrad, Eigen-und Fremdkapitalquote sowie Deckungsgrad der Vereine nach der Saison 2017/2018 gibt Tabelle A.4. („Finanzkennzahlen der Proficlubs", 2019). Die Kapitalstruktur ist bei der Wahl einer passenden Finanzierungsoption ein wichtiger Einflussfaktor, da durch sie ab-geleitet werden kann, ob die Aufnahme von Fremd- oder Eigenkapital sinnvoller ist. Fur Vereine mit einem sehr hohen oder einem negativen Verschuldungsgrad ist die Aufnahme von weiterem Fremdkapital nicht sinnvoll, da dadurch die Kapitalstruktur weiter ver-schlechtert wird. Dies hat u.a. hohere Zinsen bei der Aufnahme von Darlehen zur Folge und kann mittel- bis langfristig in einer Uberschuldung mit Insolvenzgefahr resultieren. Im Zuge des fur diese Arbeit erstellten Excel-Tools wird nur die Kapitalstruktur vor der Aufnahme des Kapitals betrachtet, es findet keine Berechnung der Kapitalstruktur nach der Kapitalaufnahme statt. Die Kapitalstruktur beeinflusst das Kriterium Kapitalart und wird anhand des Verschuldungsgrades der Vereine bewertet.

3.3.3 Klasse Anteilshohe

Der Einflussfaktor Klasse Anteilshohe ordnet die Hohe der Anteile, die zur Beschaffung des gewunschten Kapitals verkauft werden mussten, einer von drei Klassen zu. Dies ist wichtig, um den Einfluss auf die Einschrankung der Entscheidungsfreiheit bewerten zu konnen, da bestimmte Entscheidungen eine einfache Mehrheit (>50 % der Stimmen) oder eine Drei-Viertel-Mehrheit (>75 % der Stimmen) benotigen. Somit hat die Hohe der ver-kauften Anteile, einen entscheidenden Einfluss darauf, wieviel Kontrolle der Kapitalge-ber iiber das FuBballunternehmen erhalt. Die Anteilshohe berechnet sich wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unternehmenswert

Nach der Berechnung wird das Ergebnis einer Klasse zugeordnet, die den Einfluss, den der Kapitalgeber erhalt, beschreibt. Um die Anteilshohe zu berechnen, ist es notwendig, den Unternehmenswert zu kennen.

Der Unternehmenswert stellt den Wert eines Unternehmens in einer Zahl dar, wobei sich der Begriff „Wert" auf den durch das Unternehmen generierten Nutzen bezieht. Der Wert eines Unternehmens kann je nach Bewertungsanlass und Bewertungsmethode stark vari-ieren und es gibt keinen objektiv richtigen Wert (Weimar & Fox, 2010, S. 25). Im Kontext dieser Arbeit ist der Unternehmenswert vor allem dann von Bedeutung, wenn ein FuB-ballverein seine Lizenzspielerabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat und Anteile von dieser an Investoren verkaufen will, um damit Eigenkapital zu generieren. Der Unternehmenswert gibt dabei einen groben Rahmen iiber die mogliche Hohe des einnehmbaren Kapitals vor. Es ist also zur Nutzung des Excel-Tools wichtig, den Unter­nehmenswert des anwendenden Vereins zu beziffern.

Um den Wert eines (FuBball-)Unternehmens zu bestimmen, kommen verschiedene Be-rechnungsvarianten in Frage. So unterscheidet man zwischen Gesamtbewertungsverfah-ren, Vergleichswertverfahren, Einzelbewertungsverfahren und Realoptionsverfahren (Ballwieser & Hachmeister, 2007, S. 6; Seppelfricke, 2003, S. 1; zitiert nach Weimar & Fox, 2010, S. 25). In informationsarmen Bewertungssituationen macht vor allem die Nutzung von Vergleichsverfahren in Form eines Multiplikator-Verfahrens Sinn, da diese auch mit wenigen Informationen und ohne komplexe Rechnungen einen guten Richtwert bieten (Coenenberg & Schultze, 2002, S. 697). Da die offentlich verfiigbaren Daten iiber die finanziellen Verhaltnisse der Bundesligisten begrenzt sind, wird im Rahmen dieser Arbeit zur Bewertung der Unternehmen das zu den Vergleichswertverfahren gehorende Multiplikator-Verfahren angewendet. Grundlegend konnen beim Multiplikator-Verfah-ren viele verschiedene Multiplikatoren genutzt werden, die in Equity und Entity- bzw. Enterprise-Multiplikatoren eingeteilt werden (Seppelfricke, 2003, S. 144). Der zu den Enterprise-Multiplikatoren gehorende Umsatz stellt fur diese Arbeit eine geeignete GroBe dar, da der Umsatz von alien 36 Vereinen bekannt ist und er nicht durch bilanzielle Wahl-rechte verandert wird. Ein Nachteil der Nutzung des Umsatzes als Multiplikator ist die Tatsache, dass dadurch die zukiinftige Performance des FuBballunternehmens nicht mit-einbezogen wird. Dies kann allerdings im Rahmen dieser Arbeit vernachlassigt werden, da der Unternehmenswert nur einen kleinen Teil des Modells ausmacht und der Wert nur als grober Indikator dienen soil. Urn eine Vergleichsgruppe, eine sog. Peer Group, fur den Vergleich zu definieren, miissen die Werte einzelner FuBballunternehmen bekannt sein. Auf Basis offentlicher Informationen iiber Anteilsverkaufe kann ein Schatzwert fur die Unternehmenswerte verschiedener FuBballunternehmen bestimmt werden. Mit Hilfe der Umsatze und der Unternehmenswerte der Peer Group kann ein Multiplikator be­stimmt werden. Durch den Multiplikator kann mit gegebener Umsatzhohe ein Unterneh­menswert geschatzt werden. Eine genauere Erklarung der in dem Excel-Tool verwende-ten Berechnung erfolgt in Anhang C.

Der Einflussfaktor Klasse Anteilshohe hat also einen Einfluss auf das Kriterium Ein-schrankung Entscheidungsfreiheit und wird mithilfe des Kapitalbedarfs und des Un-ternehmenswertes berechnet.

3.3.4 Wert veraufierbarer Anteile

Der Wert der Anteile, die verkauft werden sollen, ist fur die mogliche Kapitalhohe, die mit einem Finanzierungsinstrument eingesammelt werden kann, ausschlaggebend. Urn den Wert der veraufierbaren Anteile zu berechnen, muss zuerst festgestellt werden, wie viele Anteile das FuBballunternehmen bereits verkauft hat und wie viele Anteile es ma­ximal verkaufen mochte. Die Differenz aus diesen beiden Werten wird im Anschluss mit dem Unternehmenswert multipliziert, urn den Wert verauBerbarer Anteile zu erhalten. Der Einflussfaktor Wert verduJSerbarer Anteile hat einen Einfluss auf das Kriterium Ka-pitalhohe

3.3.5 Zuschauerzuspruch

Der Einflussfaktor Zuschauerzuspruch ist primar fur die Finanzierungsoption Asset Backed Securities (ABS) von Bedeutung. Bei einer Finanzierung mit Hilfe von Asset Backed Securities werden Forderungsbestande an ein Special Purpose Vehicle (SPV) ver-kauft und von diesem in Form von Wertpapieren an Investoren ausgegeben (Dworak, 2010, S. 237). Bei FuBballvereinen werden in der Regel anstatt bestehender Forderungen die in der Zukunft eintretenden Ertrage aus dem Ticketing verkauft. Daher spielt der Zu­schauerzuspruch fur die Kapitalhohe, die durch die Nutzung von ABS eingesammelt wer­den kann, eine erhebliche Rolle. Die Bewertung des Einflussfaktors Zuschauerzuspruch erfolgt hauptsachlich iiber die Bewertung des Zuschauerschnitts eines Vereins. Urn zu bewerten, ob weiteres Zuschauer-Potential nur durch die Kapazitat des Stadions und nicht durch das Interesse der Fans begrenzt wird, wird zusatzlich die Auslastung bei der Be­wertung miteinbezogen. Weiteres Potential gibt Sicherheit, dass der Zuschauerschnitt auf hohem Niveau bleibt. Tabelle A.2 zeigt eine Ubersicht iiber den Zuschauerschnitt und die Stadionauslastung der Vereine der 1. und 2. Bundesliga in der Saison 2018/2019. Der Einflussfaktor Zuschauerzuspruch hat also einen Einfluss auf das Kriterium Kapital­hohe

3.3.6 Fan-Potential

Mit dem Einflussfaktor Fan-Potential wird die Menge der Fans und die Bekanntheit des Vereins beziffert. Dies ist insbesondere zur Bewertung von Finanzierungsoptionen mit Fans als primarer Zielgruppe wichtig. Beispiele hierfiir konnen Crowdlending oder die Ausgabe von Genussscheinen sein. Der Einflussfaktor Fan-Potential setzt sich aus den drei Variablen Anzahl der Mitglieder, Markenbekanntheit und den in Kapitel 3.3.5 erlau-terten Zuschauerzuspruch zusammen. Die Variable Mitgliederanzahl bemisst die Anzahl der Fans, die eng mit dem Verein verbunden sind und ihre Unterstiitzung auch durch einen finanziellen Aufwand in Form des Mitgliedsbeitrages bestatigen. Die Markenbe­kanntheit wird in dieser Arbeit durch die Anzahl der Likes auf Facebook dargestellt.

Dadurch wird auch die internationale Bekanntheit und die generelle Sympathie im FuB-ballumfeld fur den jeweiligen Verein miteinbezogen. Auch wenn die Anzahl der Face-book-Likes durch die Leistung und den Content des Social-Media Teams des FuBballun-ternehmens verzerrt werden kann, bietet sie einen guten Anhaltspunkt fur die Bekanntheit der Vereine. Als dritte Kennziffer wird der Zuschauerzuspruch genutzt, urn abzubilden, wie viele Menschen tatsachlich den Verein im Stadion unterstiitzen. Tabelle A.3 zeigt eine Ubersicht iiber die Mitgliederzahlen und die Anzahl der Facebook-Likes der Vereine der 1. und 2. Bundesliga. Der Einflussfaktor Fan-Potential hat einen Einfluss auf die Kriterien Kapitalhohe und Realisationszeit

3.3.7 Prasenz potentieller Kapitalgeber

Mit dem Einflussfaktor Prasenz potentieller Kapitalgeber wird abgebildet, ob es im Ura-feld des FuBballunternehmens potentielle Kapitalgeber gibt und ob mit diesen bereits erste Gesprache iiber ein mogliches Investment gefiihrt wurden. Dies ist vor allem wich-tig, urn die Realisationszeit und den mit der Umsetzung einhergehenden Aufwand fur verschiedene AuBenfinanzierungsoptionen, z. B. die strategische Partnerschaft oder die Private Equity-Beteiligung, einzuschatzen. Da unterschiedliche Finanzierungsoptionen verschiedene Investoren-Zielgruppen ansprechen, wird zwischen Unternehmen (U) und Privatpersonen bzw. Beteiligungsgesellschaften (P) als Investoren unterschieden. Fur Fi-nanzierungsmoglichkeiten, bei denen beide Arten von Investoren in Frage kommen, wer­den beide zusammen unter Prasenz potentieller Kapitalgeber (B) zusammengefasst. Die Einflussfaktoren Prasenz potentieller Kapitalgeber (U/P/B) haben einen Einfluss auf die Kriterien Realisationszeit und Aufwand ex ante und werden in der Anwendung direkt beim Anwender abgefragt.

3.3.8 Rechtsformwechsel

Der Einflussfaktor Rechtsformwechsel beschreibt die Bereitschaft des Managements ei-nes FuBballunternehmens, einen Rechtsformwechsel in Betracht zu ziehen. Wie in Kapi-tel 3.2.1.5 erklart, kann die Rechtsform eines Vereins ein stark einschrankendes Kriterium bei der Wahl einer AuBenfinanzierungsoption sein. Durch den Einflussfaktor Rechts­formwechsel wird bei FuBballunternehmen mit der Rechtsform des eingetragenen Ver­eins oder der GmbH abgefragt, ob es fur sie eine Moglichkeit ist, den Lizenzspielerbereich in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern. Dadurch entstehen fur den Verein weitere AuBenfmanzierungsoptionen. Eine Ubersicht iiber die verschiedenen, je nach Rechtsform umsetzbaren AuBenfinanzierungsmoglichkeiten, ist in Tabelle D.2 dargestellt. Falls ein Rechtsformwechsel zur Nutzung einer AuBenfmanzierungsoption vollzogen werden muss, entsteht fur das FuBballunternehmen weiterer Aufwand. Der Einflussfaktor Rechtsformwechsel hat also einen Einfluss auf die Kriterien Rechtsform und Aufwand ex ante und wird in dem Excel-Tool direkt beim Anwender abgefragt.

3.3.9 Zinsniveau

Auch das Zinsniveau spielt bei der Bewertung der verschiedenen AuBenfmanzierungsop­tionen eine entscheidende Rolle. Ein generell hoheres Zinsniveau fuhrt dazu, dass die Vergabe von Krediten auch fur den Kapitalgeber teurer ist. Diese hoheren Kosten iiber-tragt er an den Kreditnehmer in Form von schlechteren Konditionen. Der Einflussfaktor Zinsniveau hat also einen Einfluss auf das Kriterium Laufende Kosten und soil in der Anwendung direkt in Form des Leitzinses fur das Euroland angegeben werden.

3.3.10 Kapitalbedarfll

Der Einflussfaktor Kapitalbedarfll beschreibt die Hohe des benotigten Kapitals. Das Be-friedigen eines hohen Kapitalbedarfs dauert in der Regel deutlich langer als das eines geringen Kapitalbedarfs. Der Einflussfaktor Kapitalbedarfll hat einen Einfluss auf das Kriterium Realisationszeit. Aufgrund der gleichnamigen Bedarfsvariable wird der Ein­flussfaktor mit dem Zusatz „II" versehen.

3.3.11 Dringlichkeit II

Der Einflussfaktor Dringlichkeit II beschreibt, wie zeitnah der Anwender das Kapital be-notigt. Die Dringlichkeit II wird vom Anwender im Excel-Tool angegeben. Der Einfluss­faktor Dringlichkeit II hat einen Einfluss auf das Kriterium Kapitalhohe, da ein geringer Geldbetrag deutlich einfacher und schneller zu erhalten ist als ein hoher Betrag. Aufgrund der gleichnamigen Bedarfsvariable wird der Einflussfaktor mit dem Zusatz „II" versehen.

3.3.12 Laufzeitvorgabe II

Der Einflussfaktor Laufzeitvorgabe //beschreibt den vom Anwender gewunschten Zeit-raum fur die Kapitaluberlassung und wird vom Anwender im Excel-Tool angegeben. Bei der Laufzeit lasst sich grundlegend zwischen kurz- (weniger als ein Jahr), mittel- (zwi-schen einem und funf Jahren) und langfristiger (mehr als funf Jahre) Kapitaluberlassung unterscheiden. Langfristige Kredite haben grundlegend hohere Zinsen zur Folge, da ei-nerseits das Ausfallrisiko fur die Bank hoher ist und andererseits der Bank selbst hohere Kosten zur Refinanzierung entstehen. Somit hat der Einflussfaktor Laufzeitvorgabe II ei-nen Einfluss auf das Kriterium Laufende Kosten. Aufgrund der gleichnamigen Bedarfs-variable wird der Einflussfaktor mit dem Zusatz „II" versehen.

Im Folgenden werden die AuBenfinanzierungsoptionen, die in den Berechnungen des Excel-Tools betrachtet und bewertet werden, eingegrenzt.

3.4 Eingrenzung der AuBenfinanzierungsoptionen

Nach Rudolph (2006) und Wohe et al. (2013) konnen u. a. folgende AuBenfinanzie­rungsoptionen wie folgt nach Rechtsstellung des Glaubigers eingeordnet werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Ubersicht der moglichen Finanzierungsoptionen

Quelle: eigene Darstellung nach Rudolph (2006) und Wohe et al. (2013)

In Abbildung 6 wurden bereits einige Optionen aufgrund fehlender Relevanz fur FuBball-unternehmen ignoriert. Da sich viele der angegebenen Finanzierungsoptionen teilweise uberschneiden, muss fur das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Excel-Tool eine wei-tere Zusammenfassung erfolgen und Einschrankungen getroffen werden:

Da Schuldscheindarlehen/Syndizierte Kredite dem Bankdarlehen grundlegend stark ah-neln, konnen diese Finanzierungsoptionen unter Bankdarlehen zusammengefasst werden. Schuldverschreibungen werden im folgenden Teil dieser Arbeit in die beiden Finanzie­rungsoptionen handelbare Schuldver schreibung und Fcm-Anleihe unterteilt. Leasing wird im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der starken Zweckbindung nicht als relevante Finan-zierungsalternative miteinbezogen. Auch sonstige kurzfristige Fremdfinanzierungen wie z.B. Lieferantenkredite sind fur den Zweck dieser Arbeit aufgrund ihrer Zweckbindung und Kurzfristigkeit unpassend. Als zusatzliche Finanzierungsoption wird das von FuB-ballunternehmen bereits genutzte Crowdlending miteinbezogen. Im Bereich des Mez-zanine-Kapitals werden Partiarische Darlehen, Verkduferdarlehen, Gesellschafterdarle-hen, Hochzinsanleihen, nachrangige Anleihen, Gewinnschuldverschreibungen und wan-delbare Vorzugsaktien nicht betrachtet, da es sich hier nur urn Sonderformen anderer Fi­nanzierungsoptionen handelt. AuBerdem werden Wandelanleihen, Optionsanleihen und Vorzugsaktien nicht in dieser Arbeit behandelt, da diese drei AuBenfinanzierungsoptio-nen nur fur borsennotierte Vereine mit sehr hohem Kapitalbedarf sinnvoll sind und somit nur fur Borussia Dortmund als einzigen Verein in Frage kommen. Zusatzlich werden Ge-nussrechte und Genussscheine aufgrund der groBen Ahnlichkeit unter dem Begriff Ge-nussscheine zusammengefasst und die Finanzierung iiber eine stille Beteiligung in die typische und atypische stille Beteiligung aufgeteilt. Damit ergeben sich fur den folgenden Teil dieser Arbeit nachstehende Finanzierungsoptionen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Ubersicht der in dieser Arbeit betrachteten Finanzierungsoptionen Quelle: eigene Darstellung

Im Folgenden werden die in Abbildung 7 definierten Finanzierungsoptionen naher erlau-tert und hinsichtlich der in Kapitel 3.2 beschriebenen Kriterien eingeordnet.

4 Charakterisierung ausgewahlter Aufienfinanzierungsoptionen

Zur Charakterisierung der AuBenfmanzierungsoptionen werden die verschiedenen Opti-onen wie in Abbildung 7 hinsichtlich der Kapitalart in Fremdkapital, Eigenkapital und Mezzanine-Kapital untergliedert. Zur besseren Ubersicht und Vergleichbarkeit sind die Finanzierungsoptionen mit ihren einzelnen Kriterien in Anhang B tabellarisch aufgefuhrt. Dort sind auch, falls vorhanden, die jeweiligen Einflussfaktoren genannt. Falls das Kri-terium von keinem Faktor beeinflusst wird und nicht mit einer Bedarfsvariable abge-stimmt werden muss, wird das Kriterium benotet. Die Einordnung und Benotung der Fi­nanzierungsoptionen hinsichtlich der angefuhrten Kriterien erfolgt auf Basis von ver­schiedenen Literaturquellen, der Auswertung bereits genutzter Finanzierungsoptionen von FuBballunternehmen und der subjektiven Bewertung des Autors. Die Einschatzungen stellen einen grundlegenden Rahmen dar, Abweichungen davon sind in der Realitat mog-lich. Fur eine bessere Ubersicht werden bei der Einordnung der Finanzierungsinstrumente in folgenden Kapiteln die Kriterien fett und die Einflussfaktoren kursiv formatiert.

4.1 Finanzierung durch Fremdkapital

Von einer Finanzierung durch Fremdkapital im Rahmen der AuBenfinanzierung spricht man, wenn einem Unternehmen durch einen Glaubiger Kapital zugefuhrt wird, ohne dass dieser dadurch Eigentum am Unternehmen erwirbt. Stattdessen ist er mit dem Kapital-nehmer auf befristete Zeit schuldrechtlich verbunden. Es besteht fur den Glaubiger nur das Recht auf Ruckzahlung der vereinbarten Summe inklusive eines Entgelts fur die Ka-pitaluberlassung in Form von Zinsen. Der Glaubiger erhalt keine Mitsprache- oder Kon-trollrechte und ist auch nicht am Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens beteiligt. Steu-erlich bietet das Fremdkapital dem Kapitalnehmer Vorteile, da dieser die Zinsen als Be-triebsausgaben abzugsfahig anrechnen kann (Wohe et al., 2013, S. 217f).

Im Folgenden werden die AuBenfinanzierungsinstrumente Bankdarlehen, Crowdlending, handelbare Schuldverschreibung, Fan-Anleihe und Asset Backed Securities behandelt.

4.1.1 Bankdarlehen

Das Bankdarlehen ist ein von FuBballunternehmen haufig in Anspruch genommenes Fi-nanzierungsinstrument. Bei einem Bankdarlehen wird der Darlehensgeber (die Bank) durch den Darlehensvertrag verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen vereinbarten Geld-betrag zur Verfugung zu stellen. Im Gegenzug muss der Darlehensnehmer Zinsen zahlen und den Darlehensbetrag fristgerecht zuriickzahlen. Ein Darlehen kann sowohl kurz- als auch langfristig ausgelegt sein. Als langfristiges Darlehen bezeichnet man dabei ein Dar­lehen mit einer Laufzeit von mehr als fiinf Jahren (Wohe et al., 2013, S. 247f.). Im Zuge dieser Arbeit werden auch Schuldscheindarlehen als Unterform des Bankdarlehens be-trachtet.

Im Folgenden wird das Darlehen hinsichtlich der in Kapitel 3.2 defmierten Kriterien ana-lysiert(vgl. TabelleB.l).

Die mogliche Kapitalhohe bei der Nutzung eines Bankdarlehens ist sehr breit: von € 5.000 bis € 150 Mio. ist eine Darlehensaufnahme prinzipiell moglich und sinnvoll. Da­bei wird der Betrag entweder einmalig oder in mehreren Tranchen von einer Bank an den Kapitalnehmer ausgezahlt. Die Kapitalhohe bei einem Bankdarlehen wird von der Bom-tat des Kapitalnehmers und der Dringlichkeit II der Kapitalbeschaffung beeinflusst. Durch ein Bankdarlehen eingesammeltes Kapital ist dem Fremdkapital zuzuordnen (Ka-pitalart). Die Kapitalstruktur eines Unternehmens gibt an, ob die Aufnahme von weite-rem Fremdkapital sinnvoll ist. Die Realisationszeit zur Aufnahme eines Bankdarlehens ist vergleichsweise gering. Je nach Kapitalbedarf, Bonitdt und der bestehenden Bezie-hung zur Hausbank kann der Vorgang bereits innerhalb einer Woche umgesetzt werden. Auch bezuglich der Kapitaluberlassungsdauer ist das Bankdarlehen fur den Darlehens­nehmer sehr positiv einzuordnen, da sowohl kurz-, als auch mittel- und langfristige Dar­lehen moglich sind. Hat der Darlehensnehmer eine schlechte Bonitdt, kann dies die Mog-lichkeiten der Kapitaluberlassungsdauer verringern, da dadurch eine hohere Ausfallwahr-scheinlichkeit entsteht. Die Aufnahme eines Bankdarlehens ist mit jeder im ProfifuBball vertretenen Rechtsform moglich. Die durch ein Bankdarlehen verursachten laufenden Kosten belaufen sich auf die zu zahlenden Zinsen und die Tilgung. Die Hohe der Zinsen ist dabei sowohl von der Bonitdt und der Laufzeitvorgabe II des Darlehensnehmers als auch von dem aktuellen Zinsniveau abhangig. In der Regel befindet sich der Zinssatz im niedrigen bis hohen einstelligen Bereich. Der Aufwand ex ante ist bei einem Bankdarle-hen relativ gering, da sich dieser auf die Bereitstellung der Unterlagen zur Bonitatsprii-fung durch die Bank, die Verhandlungen der Konditionen mit der Bank und die Stellung von Sicherheiten beschrankt Auch die Einschrankung der Entscheidungsfreiheit ist bei einem Bankdarlehen sehr niedrig. Lediglich die beschrankte Nutzung der zur Besi-cherung genutzten Vermogenswerte ist eine fur den Verein relevante Einschrankung. Ein normales Bankdarlehen bietet dem Darlehensnehmer verschiedene Exit Options. So konnen bspw. Sondertilgungsvereinbarungen getroffen werden. Bestehen keine Sonder-tilgungsvereinbarungen ist bei einem vorzeitigen Ausstieg aus dem Darlehensvertrag die restliche Darlehenssumme inklusive einer Vorfalligkeitsentschadigung zu zahlen. Zu-satzlich miissen hier individuelle Kiindigungsfristen beachtet werden. Da die Zinsauf-wendungen erfolgsmindernd gebucht werden konnen, hat das Bankdarlehen eine leicht bis moderat positive steuerliche Wirkung. Der Bankkredit hat in der Regel eine neutrale Bedeutung fur Fans, da eine Verschuldung tendenziell eher negativ angenommen wird, die Fans andererseits auch an Investitionen in Infrastruktur und Spielstarke interessiert sind (Dworak, 2010, S. 288ff.).

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Ende der Leseprobe aus 136 Seiten

Details

Titel
Die Eignung verschiedener Außenfinanzierungsmöglichkeiten für deutsche Fußballvereine
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
136
Katalognummer
V909154
ISBN (eBook)
9783346206855
ISBN (Buch)
9783346206862
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Außenfinanzierungsoptionen, Fußballvereine, Bundesliga, Profisport, Finanzierung, 50+1
Arbeit zitieren
Philipp Jann (Autor:in), 2020, Die Eignung verschiedener Außenfinanzierungsmöglichkeiten für deutsche Fußballvereine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/909154

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