Diese Arbeit beschäftigt sich mit einem grundlegenden Theorem des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann: Kommunikation ist unwahrscheinlich, durch Medien wird sie wahrscheinlicher. Ganz abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit, lebend in einem schwarzen Loch in die Vergangenheit zu kommunizieren, befindet sich Cooper räumlich und zeitlich so weit entfernt von Murph, dass eine erfolgreiche Kommunikation selbst mit technischen Hilfsmitteln aussichtslos erscheint. Doch was Cooper hier als Lösung andeutet, ist nicht allein das Fatum der Liebe, sondern vor allem dessen mediale Bewandtnis, durch die sie seine Botschaft trotz der Hürden erhält. Wie das in "Interstellar" auf ästhetische Weise gelöst wird, lege ich in dieser Arbeit dar.
Als Bezugstheorie dient mir jene der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien Luhmanns, bei der ich dessen populär gewordene Ausprägung zum Liebesmedium herausgreife. Allerdings lasse ich die kulturell hervorgebrachte Liebessemantik der Passion – jene, die Luhmann in Paarbeziehungen ausmacht – beiseite, dies zum einen.
Zum anderen gehe ich vorwiegend auf die Grundlegung in den sogenannten organischen Letztgarantien, ihrer symbiotischen Bewandtnis wie auch interaktionellen Bezugnahme ein. Unter Zuhilfenahme dieses Instrumentariums zeige ich auf, wie Interstellar Cooper und Murph über weite Strecken auf poetische Weise miteinander verbindet. Dabei wird im gleichen Zuge ein Medium hervorgebracht, das sich dem Selbsterhalt widmet und anschließend jenes der Liebe enthüllt.
Eine Besonderheit dabei ist, dass es hier entgegen der literarischen Untersuchungen Luhmanns nicht um Liebespaare innerhalb einer komplexer werdenden und funktional differenzierten Gesellschaft geht, sondern um eine Eltern-Kind-Beziehung, die sich der Herausforderung einer ungewiss langen Trennung durch eine nahende Existenzbedrohung stellt. Dies stellt die Theorie vor Fragen der angemessenen Adaption, doch darauf gehe ich am Ende der nachfolgenden system- und kommunikationstheoretischen Erklärungen zu Luhmann ein.
Inhalt
1. Einleitung
1.1. Die Liebe als quantifizierbare Verbindung
1.2. Die Liebe als Kommunikationscode
2. Theoretischer Rahmen
2.1. Wie ist soziale Ordnung möglich?
2.2. Wie ist Kommunikation möglich?
2.3. Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien
2.3.1. Das Medium der Liebe
2.3.2. Das Medium der Liebe zwischen Eltern und Kind
3. Die Kommunikationsmedien in Interstellar
3.1. Die symbiotische Nähe
3.2. Die erzwungene Referenzebene
3.3. Das Medium des Selbsterhalts wird sichtbar
3.4. Das Liebesmedium
4. Fazit
5. Quellenverzeichnis
5.1. Film
5.2. Sekundärliteratur
5.3. Internetquellen
- Arbeit zitieren
- David Gense (Autor:in), 2020, Die ästhetische Hervorbringung und Verfügung von Kommunikationsmedien in Christopher Nolans "Interstellar" am Beispiel von Niklas Luhmanns "Theorie zum Liebesmedium", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/909180
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