Heines „Traumbilder“, der erste Zyklus von zehn Gedichten im „Buch der Lieder“, scheinen
kein Thema „großer Worte“ mehr zu sein, scheinen zu wenig kontroversen Stoff zu bieten,
der der einen oder aber einer ganz anderen Sichtweise genügen könnte. Heißt es doch
beispielsweise recht abgeklärt, sie seien „im Wesentlichen nicht mehr als ein effektvolles
Arrangement vorgefundener Motive aus Volksliedern, Legenden und Balladen“. An anderer
Stelle wird Heines frühe Dichtung auf seine Biographie reduziert und damit auf die „erste
ernste Liebesgeschichte“ mit der Cousine Amalie. Und wie kommt es dazu, dass in
zahlreichen Publikationen zum „Buch der Lieder“ die „Traumbilder“ lediglich mit
standardisierten Anmerkungen zusammengefasst oder nur flüchtig bedacht werden? Liegt es
daran, dass die „Traumbilder“ ob ihrer „Offensichtlichkeit“ angesichts des Titels und der
Position im „Buch der Lieder“ auf den ersten Blick keine Mannigfaltigkeiten herzugeben
scheinen? Ist über sie bereits alles gesagt und geschrieben worden?
Einer der vielen beachtenswerten Fragen zu Heines „Traumbildern“ nachgehend, widmet
sich diese Arbeit vor allem dem Vorkommen von Elementen der romantischen Dichtung in
den „Traumbildern“. Das Hauptaugenmerk soll hierbei auf dem Motiv des Traumes liegen
und darauf, wie Heine es versteht, sich in hohem Maße romantischer Stilmittel zu bedienen,
wodurch „nur selten de[r] Eindruck des Epigonalen“ entsteht, vielmehr jedoch das Bild eines
in seiner frühen Dichtung kritisch reflektierenden jungen Künstlers.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Einführung
- Heines „Traumbilder“ im Unterschied zu „romantischen Träumereien“
- Epigonale Lyrik oder origineller Duktus?
- Die besondere Funktion des Traummotivs
- Traum und Erwachen im dritten Traumbild
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Heinrich Heines „Traumbilder“ Elemente der romantischen Dichtung aufgreifen oder ob sie sich davon abgrenzen. Im Fokus steht das Motiv des Traums und die Frage, inwiefern Heine romantische Stilmittel nutzt, um das Bild eines kritisch reflektierenden jungen Künstlers in seiner frühen Dichtung zu zeichnen.
- Analyse des Traummotivs in Heines „Traumbildern“ im Vergleich zur romantischen Dichtung
- Untersuchung der Frage, ob Heine romantische Motive und Stilmittel nur nachahmt oder sie kritisch reflektiert
- Identifikation von charakteristischen Elementen, die Heines „Traumbilder“ von romantischen Träumereien abgrenzen
- Bedeutung der verfremdeten Zitate und des eigenständigen Vokabulars in Heines Gedichtzyklus
- Analyse der Wirkung, die Heines „Traumbilder“ auf den Leser haben
Zusammenfassung der Kapitel
Eine Einführung
Heines „Traumbilder“ erscheinen zunächst als ein unspektakuläres Thema, das jedoch wichtige Fragen aufwirft. Die Arbeit untersucht, wie Heine romantische Elemente in seinen „Traumbildern“ verarbeitet und wie er das Traummotiv nutzt, um seine eigene künstlerische Position zu reflektieren.
Heines „Traumbilder“ im Unterschied zu „romantischen Träumereien“
Die „Traumbilder“ unterscheiden sich grundlegend von romantischen Traumbildern. Heines Traumgedichte zeichnen sich durch eine bewusste Distanzierung von der romantischen Idealisierung des Traumes und der „vollständigen Identifikation mit dem Traum“ aus. Stattdessen findet eine konkrete, greifbare und plastische Darstellung der Traumvisionen statt.
Schlüsselwörter
Heinrich Heine, „Traumbilder“, Romantik, Traummotiv, Epigonalität, Originalität, kritische Reflexion, Verfremdung, Zitate, Sprachniveau, Wirkung, Leser, Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Franziska Rosenmüller (Autor:in), 2005, Der romantische Heine - Kritiker oder bloßer Nachahmer?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90926