Diese Arbeit untersucht den Prozess der Traumatisierung eines Elternteils und seinen Einfluss auf das Bindungsverhalten des Kindes. Die Bindungstheorie gehört zu den meistdiskutierten Theorien der Erziehungswissenschaft. Diese Theorie geht auf ihren Begründer John Bowlby und seine Vorstellungen im Jahr 1940 zurück. Angeregt durch die Kritik an Watson, welcher sich gegen das "Verhätscheln und Verzärteln" von Säuglingen und Kleinkindern durch ihre Mütter geäußert hatte, veröffentlichte Bowlby 1958 einen Aufsatz, der die Bedeutung der Bindung zwischen Mutter und Kind in den Blick nahm. Darin stellte er unter anderem die negativen Folgen einer frühen Trennung von Mutter und Kind dar.
Heute, knapp 80 Jahre später, besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern einen grundlegenden Faktor für deren gesunde Entwicklung darstellt. Unterschiedliche Entwicklungstheorien greifen den Aspekt der Bindung als ersten großen Entwicklungsschritt auf. E. H. Erikson geht in seinem psychosozialen Entwicklungsmodell beispielsweise davon aus, dass die Entwicklung des Urvertrauens die erste Hürde darstellt. Wird dieser Schritt erfolgreich bewältigt, das Urvertrauen etabliert, kann das Kind sich an den nächsten Schritt wagen.
Ein sicheres Bindungsverhalten dient dem Kind als Basis, um seine Umgebung zu erkunden und Neues zu entdecken. Wenn die Grundbedürfnisse des Säuglings nach körperlicher Nähe, Fürsorge und Liebe, nicht gestillt werden, kann dies zu einem unsicheren oder desorganisierten Bindungsverhalten führen. In diesem Zustand zeigt das Kind ein sehr ambivalentes Verhalten gegenüber anderen Personen. Es konnte keine sichere Bindung zu einer bestimmten Bezugsperson aufbauen und agiert daher ziellos und widersprüchlich. Ein unsicheres oder desorganisiertes Bindungsverhalten stellt zudem einen Risikofaktor für die Ausbildung psychischer Störungen dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition und Theorie
- Trauma und Traumatisierung
- Folgen einer Traumatisierung
- Trigger und Dissoziationen
- Bindungsverhalten und frühkindliche Bindungen
- Bindungsstile
- Bindungsstörungen
- Trauma und Traumatisierung
- Analyse: Traumatisierung und Bindung
- Vermeidung
- Verändertes Erregungsniveau
- Wiedererleben
- Transgenerationale Weitergabe
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der Traumatisierung eines Elternteils auf die frühkindliche Bindung. Dabei soll beleuchtet werden, wie sich die Traumatisierung auf das Bindungsverhalten des Kindes auswirkt und welche Folgen dies für beide hat.
- Definition und Entstehung von Trauma
- Folgen der Traumatisierung
- Bindungstheorie und deren Bedeutung
- Auswirkungen der Traumatisierung auf die Bindungsqualität
- Transgenerationale Weitergabe von Trauma
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Bindungstheorie und deren Bedeutung für die Entwicklung des Kindes ein. Sie beleuchtet die Folgen ungestillter Bedürfnisse des Säuglings und die Entstehung unsicherer Bindungsmuster. Zudem wird die Relevanz der Traumatisierung für die frühkindliche Entwicklung und die Notwendigkeit der Untersuchung ihrer Auswirkungen auf die Bindung aufgezeigt.
Definition und Theorie
Das Kapitel "Definition und Theorie" beschäftigt sich mit der Definition von Trauma und Traumatisierung. Es werden die Unterschiede zwischen körperlichen und psychischen Traumata sowie die Entstehung eines Traumas erläutert. Außerdem werden die klassischen Folgen der Traumatisierung, wie soziale Isolation, Aggressionen und Suchterkrankungen, aufgezeigt. Des Weiteren wird auf Trigger, Dissoziationen und deren Relevanz im Kontext der Traumatisierung eingegangen.
Analyse: Traumatisierung und Bindung
In diesem Kapitel wird die Verbindung zwischen Traumatisierung und Bindung untersucht. Es werden verschiedene Aspekte wie Vermeidung, Veränderungen des Erregungsniveaus und Wiedererleben im Zusammenhang mit Trauma betrachtet. Des Weiteren werden die Auswirkungen der Traumatisierung auf die Bindungsqualität und die transgenerationale Weitergabe von Trauma analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Traumatisierung, Bindung, Bindungsverhalten, frühkindliche Entwicklung, Eltern-Kind-Beziehung, Folgen der Traumatisierung, Trigger, Dissoziationen, transgenerationale Weitergabe.
- Quote paper
- Sophie Herrmann (Author), 2020, Wie das Bindungsverhalten des Kindes durch die Traumatisierung eines Elternteils beeinflusst werden kann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/909281