In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, vor dem Hintergrund von Fellinis vorhergegangenen Filmen – insbesondere „La strada“ – die Zeichnung der Hauptfigur (ihre hervorstechenden Charakteristika, ihr Innenleben, das heißt ihre Wünsche und Hoffnungen, sowie die Art und Weise ihrer Äußerungen) anhand von Einzelanalysen aussagekräftiger Szenen nachzuvollziehen.
Dabei werden vordergründig die zu Beginn des Seminars festgelegten Kriterien zugrunde gelegt, indem zunächst das Verhältnis von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern, das heißt die Differenz zwischen dem Filmbild und dem imaginierten Bild des Zuschauers, untersucht wird. Anschließend wird nach der Gestaltung dieses Verhältnisses gefragt; beziehungsweise inwieweit die Sichtweise des Publikums durch die Art und Weise der Erzählung gelenkt wird. Eventuelle Wirkungen von filmästhetischen Mitteln oder anderen Besonderheiten werden abschließend erläutert.
Bei der Auswahl der zu untersuchenden Szenen fiel auf, dass sich in nahezu jeder Sequenz ein Aspekt des Charakters von Cabiria zeigt und daher eine Einschränkung kaum möglich war. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, wurde daher auf detaillierte Beschreibungen der Szenen weitestgehend verzichtet und dieser Film (sowie die weiteren hier angesprochen Arbeiten Fellinis) im Folgenden als bekannt vorausgesetzt. Den Hintergrund dieser Einschätzung des Autors Michael Töteberg bilden drei Fellini – Filme, die in den Jahren zwischen 1954 und 1957 entstanden: „The trilogy of grace or salvation“ , wie Bondanella sie bezeichnet. Allen war zunächst das Sujet der Straße gemeinsam: In „La strada“ ziehen der Kraftprotz Zampano und die verletzlich wirkende Gelsomina mit einem Wohnwagen durch das Land und unterhalten die Zuschauer mit diversen artistischen Vorführungen; „Il bidone“ erzählt die Geschichte einer fahrenden Gaunerbande und in „Le notti di Cabiria“ arbeit die Protagonistin als Prostituierte auf der Straße, der „Passeggiata Archeologica“. Durch diese Umgebung wird zugleich auch ihr sozialer Status definiert: Keiner von ihnen ist in die Gesellschaft integriert, sie sind allesamt „Asoziale“ : Ob fahrender Künstler, Betrüger oder Hure. Doch trotz dieses brisanten Hintergrundes übt Fellinis Film kaum Kritik an den dort bestehenden Verhältnissen (auch wenn der Regisseur dem in einem Interview widersprochen hatte ), er zeigt mehr Interesse für ihr Schicksal, ihre ganz persönliche Geschichte, als für politische Themen.
Inhaltsverzeichnis
- Zielsetzung
- Fellini und die Straße
- Die Makrostruktur des Films
- Exposition
- Cabiria und der Schauspieler
- Divino Amore
- Cabiria und der Zauberer
- Schluss
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Hauptfigur Cabiria in Federico Fellinis "Le notti di Cabiria", insbesondere im Vergleich zu Fellinis vorherigem Film "La strada". Die Analyse konzentriert sich auf die Charakteristika Cabirias, ihr Innenleben und die Art ihrer Darstellung im Film. Dabei wird das Verhältnis von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern untersucht, sowie die Lenkung der Zuschauerperspektive durch die Erzählweise und filmästhetische Mittel.
- Charakterisierung Cabirias und Vergleich mit Figuren aus "La strada"
- Analyse des Verhältnisses zwischen filmischem Bild und Zuschauerinterpretation
- Die Rolle filmästhetischer Mittel in der Gestaltung der Zuschauerperspektive
- Die Bedeutung der Straßenumgebung und des sozialen Status Cabirias
- Fellinis Erzählweise und die Darstellung von Schicksalen und Emotionen
Zusammenfassung der Kapitel
Zielsetzung: Die Arbeit hat zum Ziel, die Darstellung der Hauptfigur in Fellinis "Le notti di Cabiria" zu analysieren, indem die hervorstechenden Charakteristika, ihr Innenleben (Wünsche und Hoffnungen) und die Art ihrer Äußerungen anhand von Einzelanalysen aussagekräftiger Szenen untersucht werden. Dabei steht das Verhältnis von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern, die Gestaltung dieses Verhältnisses durch die Erzählung und die Wirkung filmästhetischer Mittel im Mittelpunkt. Aufgrund des Umfangs werden detaillierte Szenenbeschreibungen vermieden und Vorkenntnisse zum Film vorausgesetzt.
Fellini und die Straße: Dieses Kapitel beleuchtet Fellinis Fokus auf einfache Geschichten und Schicksale, die sich auf der Straße abspielen, am Beispiel der "Trilogy of grace or salvation" ("La strada", "Il bidone", "Le notti di Cabiria"). Es wird gezeigt, dass Fellinis Figuren oft gesellschaftlich Ausgestoßene sind (fahrende Künstler, Betrüger, Prostituierte), doch Fellini konzentriert sich weniger auf soziale Kritik als auf deren individuelle Schicksale und Emotionen. Dieser Ansatz brachte ihm den Vorwurf ein, den Neorealismus zu verraten, da er dem Inneren der Figuren mehr Raum gibt als einer detaillierten Analyse ihrer Lebensumgebung. Fellini selbst bezeichnet sich als "Geschichtenerzähler" und betont die Bedeutung der inneren Aussagen und Gedanken seiner Figuren.
Die Makrostruktur des Films: Dieser Abschnitt vergleicht die Struktur von "Le notti di Cabiria" mit "La strada", insbesondere die symbolische Bedeutung des Meeres als Rahmenhandlung. Beide Filme beginnen und enden am Meer, wobei diese Szenen den jeweiligen Verlust und die erlittene Enttäuschung der Protagonistin verdeutlichen. Die Gemeinsamkeit der Hauptdarstellerin Giulietta Masina in beiden Filmen wird ebenfalls hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Federico Fellini, Le notti di Cabiria, Giulietta Masina, Filmfigur, Charakteranalyse, Straßenmilieu, Neorealismus, Erzählweise, Filmästhetik, Wahrnehmungs- und Vorstellungsbilder, Zuschauerperspektive, "La strada", individuelle Schicksale.
Häufig gestellte Fragen zu "Le notti di Cabiria"-Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Hauptfigur Cabiria in Federico Fellinis Film "Le notti di Cabiria", insbesondere im Vergleich zu Fellinis vorherigem Film "La strada". Der Fokus liegt auf Cabirias Charakteristika, ihrem Innenleben und ihrer Darstellung im Film, dem Verhältnis von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern und der Lenkung der Zuschauerperspektive durch Erzählweise und filmästhetische Mittel.
Welche Themen werden behandelt?
Die Analyse umfasst die Charakterisierung Cabirias und den Vergleich mit Figuren aus "La strada", die Untersuchung des Verhältnisses zwischen filmischem Bild und Zuschauerinterpretation, die Rolle filmästhetischer Mittel in der Gestaltung der Zuschauerperspektive, die Bedeutung der Straßenumgebung und des sozialen Status Cabirias sowie Fellinis Erzählweise und die Darstellung von Schicksalen und Emotionen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Zielsetzung, ein Kapitel zu Fellinis Fokus auf Straßenmilieu und einfache Schicksale (im Vergleich zu "La strada" und "Il bidone"), eine Analyse der Makrostruktur des Films "Le notti di Cabiria" (inklusive Vergleich mit "La strada"), eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Methode wird angewendet?
Die Analyse konzentriert sich auf die Einzelanalyse aussagekräftiger Szenen, um Cabirias Charakteristika, ihr Innenleben (Wünsche und Hoffnungen) und die Art ihrer Äußerungen zu untersuchen. Das Verhältnis von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern und die Gestaltung dieses Verhältnisses durch die Erzählung und die Wirkung filmästhetischer Mittel stehen im Mittelpunkt. Detaillierte Szenenbeschreibungen werden aufgrund des Umfangs vermieden; Vorkenntnisse zum Film werden vorausgesetzt.
Wie wird "Le notti di Cabiria" mit "La strada" verglichen?
Der Vergleich konzentriert sich auf die symbolische Bedeutung des Meeres als Rahmenhandlung in beiden Filmen, die Gemeinsamkeit der Hauptdarstellerin Giulietta Masina und die strukturellen Ähnlichkeiten. Beide Filme beginnen und enden am Meer, wobei diese Szenen den jeweiligen Verlust und die erlittene Enttäuschung der Protagonistin verdeutlichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Federico Fellini, Le notti di Cabiria, Giulietta Masina, Filmfigur, Charakteranalyse, Straßenmilieu, Neorealismus, Erzählweise, Filmästhetik, Wahrnehmungs- und Vorstellungsbilder, Zuschauerperspektive, La strada, individuelle Schicksale.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Leser gedacht, die bereits Vorkenntnisse zu Fellinis Film "Le notti di Cabiria" besitzen und an einer akademischen Analyse der Filmfigur Cabiria und der filmischen Gestaltung interessiert sind.
- Arbeit zitieren
- Constanze Wellendorf (Autor:in), 2005, Die Zeichung der Hauptfigur in Federico Fellinis "Le notti di Cabiria", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91006