Die Psychiatrie hat über die Jahrhunderte hinweg viele Gesichter, die auch Ausdruck ihres religiösen, sozialen und politischen Hintergrunds waren. Ich beschränke deshalb meine Darlegungen auf Europa von der Antike bis zur frühen Neuzeit (bis 1800) und habe eine Auswahl unter den wichtigen Namen und Theorien getroffen. Obwohl sich eine strikt chronologische Abhandlung des Themas augenscheinlich anbot, habe ich mich dagegen entschieden, da vieles epochenübergreifend besteht und zeitliche Grenzen verschwimmen.
Der Begriff "Psychiatrie" kommt aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt das Heilen der Seele. Die Tatsache, dass die Seele erkranken kann, war demnach spätestens den alten Griechen bekannt. Seither rankten sich Mythen und Hypothesen um die Pathogenese und die daraus abgeleiteten Interventionen. Heute, im 21. Jahrhundert, glauben wir viel zu wissen, dennoch sind immer noch viele Fragen ungeklärt.
Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wann die Geschichte der Psychiatrie ihren Anfang hatte. Edward Shorter (1999) ist der Meinung, dass es vor Ende des 18. Jahrhunderts keine Psychiatrie gab. Andere Autoren, wie Dirk Arenz (2003), rechnen der Antike, dem Mittelalter und der Renaissance durchaus auch Teilhabe an der Psychiatriegeschichte zu. Ich schließe mich Arenz an und beginne meine Betrachtung mit der Antike um 500 v. Chr.
Die Gesichter der Psychiatrie beschreibe ich in folgenden Abschnitten:
- in der Historie der Wissenschaft skizziere ich den Verlauf der Erforschung der Geisteskrankheiten
- in den Vorstellungen zur Pathogenese stelle ich die verschiedenen, z. T. wiederkehrenden Lehren zur Krankheitsentstehung vor
- in der Intervention beschreibe ich den Umgang mit den Kranken
- der vorletzte Abschnitt befasst sich mit der Unterbringung der Kranken.
Meine Schlussfolgerungen stelle ich im Fazit dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Abriss zur Wissenschaftshistorie
- 2.1 Antike Vordenker
- 2.2 Glaube und Wissenschaft - Mittelalter
- 2.2.1 Oströmisches Reich
- 2.2.2 Weströmische Reiche
- 2.3 Wiederbelebung der Wissenschaft - Renaissance
- 2.4 Aufschwung der Wissenschaft - Aufklärung
- 2.5 Geburt der Psychiatrie
- 3. Vorstellungen zur Pathogenese
- 3.1 Götter und Sterne
- 3.1.1 Dämonologie
- 3.1.2 Strafe und Prüfung
- 3.1.3 Besessenheit
- 3.1.4 Sterne
- 3.2 Seele und Säfte
- 3.2.1 Humoralpathologie
- 3.2.2 Gehirn
- 3.3 Die Macht des Geistes über den Körper
- 3.4 Leidenschaften und Verstand
- 3.5 Reiz und Reaktion
- 3.6 Lebenskraft
- 3.7 Unvernunft
- 3.1 Götter und Sterne
- 4. Interventionen
- 4.1 Diätik
- 4.2 Säftelehre
- 4.3 Manipulationen am Kopf
- 4.4 Heilsame Worte und Traumdeutung
- 4.5 Pharmakologie
- 4.6 Magische Therapien
- 4.7 Mit harter Hand
- 4.8 Reizbeschränkung und Stimulation
- 4.9 Magnetismus
- 5. Unterbringung
- 5.1 Im Schoß der Familie
- 5.2 Unter Vagabunden und Kriminellen
- 5.3 Heilanstalten
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der Psychiatrie von der Antike bis zur frühen Neuzeit zu beleuchten und die verschiedenen Gesichter, die sie in diesem Zeitraum angenommen hat, zu präsentieren. Dabei liegt der Fokus auf Europa und es wird ein Auswahl wichtiger Namen und Theorien getroffen. Die Arbeit betrachtet die Psychiatrie nicht streng chronologisch, sondern beleuchtet die epochenübergreifenden Aspekte und die zeitliche Verschwimmen der Grenzen.
- Die Entwicklung der wissenschaftlichen Erforschung von Geisteskrankheiten
- Verschiedene, z.T. wiederkehrende Lehren zur Krankheitsentstehung
- Der Umgang mit psychisch Kranken
- Die Unterbringung von psychisch Kranken
- Der Einfluss von Religion, Gesellschaft und Politik auf die Psychiatrie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Psychiatriegeschichte ein und stellt die Forschungsfrage nach den verschiedenen Gesichtern der Psychiatrie über die Jahrhunderte. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf Europa von der Antike bis zur frühen Neuzeit und betrachtet die Epochen übergreifend. Die Einleitung erläutert auch den Begriff "Psychiatrie" und stellt die verschiedenen Abschnitte der Arbeit vor.
2. Abriss zur Wissenschaftshistorie
Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der wissenschaftlichen Erforschung von Geisteskrankheiten. Es beginnt mit den antiken griechischen Vordenkern, die die Medizin zu einer eigenen Disziplin machten und sich mit Fragen nach Geist und Seele sowie Krankheitsursachen beschäftigten. Die verschiedenen Ansichten zur Pathogenese, wie die Humoralpathologie, die Solidarpathologie und die Pneumatiker, werden vorgestellt.
2.1 Antike Vordenker
Die Antike brachte viele geniale Gelehrte hervor, wie Hippokrates, Aristoteles und Galen, die die aus der ägyptischen und babylonischen Medizin stammende These vertraten, dass ein Ungleichgewicht der Körpersäfte Veränderungen im Körper hervorruft. Diese Anschauung der Pathogenese, die "Humoralpathologie", konnte körperliche Erkrankungen, Anfallsleiden sowie psychische Krankheiten wie "Melancholie", "Manie", "Phrenitis" und "Hypochondrie" erklären. Neben der Humoralpathologie entstanden weitere lokale Schulen, wie die "Solidarpathologie" und die "Pneumatiker", die jeweils andere Ansichten zur Krankheitsentstehung vertraten.
2.2 Glaube und Wissenschaft - Mittelalter
Das Kapitel beschreibt die Entwicklung der Psychiatrie im Mittelalter, wobei der Fokus auf dem westlichen und östlichen Teil des Römischen Reiches liegt. Während im Westen das Christentum dominierte und es zu einem Rückfall in frühere Kulturstufen kam, setzte sich im Osten die Entwicklung im Sinne der antiken Ärzte fort.
2.2.1 Oströmisches Reich
Im Oströmischen Reich wurde das antike Wissen durch den Einfluss des arabischen Raumes weiterentwickelt. Die arabische Schulmedizin vertrat rationale und somatische Ansichten und die Offenheit für Einflüsse aus dem persischen und indischen Raum brachte die Medizin weiter voran.
2.2.2 Weströmische Reiche
Im Weströmischen Reich wurde die Psychiatrie unter dem Einfluss des dogmatischen Christentums von exorzierenden Priestern und Hexenverfolgern dominiert. Die Entwicklung im Sinne der antiken Ärzte kam zum Stillstand.
3. Vorstellungen zur Pathogenese
Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Lehren zur Krankheitsentstehung, die im Laufe der Geschichte entstanden sind. Es werden sowohl religiöse als auch naturwissenschaftliche Ansichten betrachtet.
3.1 Götter und Sterne
Dieser Abschnitt behandelt die Vorstellung, dass Krankheiten durch Götter, Dämonen oder Sterne verursacht werden. Es werden die Konzepte der Dämonologie, Strafe und Prüfung, Besessenheit und der Einfluss von Sternen auf Krankheiten erläutert.
3.2 Seele und Säfte
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Humoralpathologie, die von Hippokrates und seinen Nachfolgern vertreten wurde. Sie besagt, dass ein Ungleichgewicht der Körpersäfte zu Krankheiten führt. Auch die Rolle des Gehirns bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen wird betrachtet.
4. Interventionen
Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Interventionen, die im Laufe der Geschichte zur Behandlung von psychischen Erkrankungen eingesetzt wurden. Es werden sowohl medizinische als auch magische Therapien behandelt.
5. Unterbringung
Das Kapitel beleuchtet die Unterbringung von psychisch Kranken in verschiedenen Epochen. Es werden die Familien, Vagabunden und Kriminellen und die Entwicklung der Heilanstalten betrachtet.
6. Fazit
(Nicht enthalten, da es sich um einen Spoiler handelt.)
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Psychiatrie, Geschichte, Antike, Mittelalter, Pathogenese, Interventionen, Unterbringung, Humoralpathologie, Dämonologie, Besessenheit, Sterne, Seele, Säfte, Heilanstalten, Europa, wissenschaftliche Medizin.
- Quote paper
- Katrin Bauer (Author), 2007, Gesichter der Psychiatrie von der Antike bis zur frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91035