Die Menschheit als höchstentwickelte Lebensformen hat nicht viele Eigenschaften die sie von anderen Lebewesen unterscheidet. Doch die Merkmale, die dies tun, sind um so herausragender. Eines dieser Merkmale ist das Wissen um die eigene endliche Existenz1, auch wenn sich einige wünschen dieses Wissen nicht zu haben. Der moderne Homo sapiens ist sich bewusst, dass auf das Leben der Tod folgt. Dennoch setzt er sich, wenn es um den eigenen “normalen Tod” geht, nicht bzw. nur widerwillig mit diesem auseinander. Der Tod wird als unerwünschter Fremder vor der Tür stehen gelassen und man hofft, dass er doch wieder geht. Nur allzu oft kommt man dennoch ins Zwiegespräch mit ihm, wenn es unaufhaltsam ist und die letzte Stunde bevor steht. Ich möchte nicht sagen, dass alle Menschen diesen Weg gehen, doch ist dies ein schon sehr ausgelaufener Pfad. Die Steigerung dieser Ablehnung, eines für jeden kommenden Todes, ist der durch die eigene Hand gereichte Tod. Der Selbstmord.
Diese beiden Aspekte des Todes will ich anhand ausgewählter Schriften Senecas untersuchen. Dabei möchte ich von vorneherein sagen, dass dies eine “positive Schrift” für den Tod und den selbstverursachten Tod, also den Selbstmord, sein soll. Das große “ABER” hierbei ist, dass es bestimmte Vorraussetzungen für den Selbstmord geben muss um aus dem Leben scheiden zu dürfen. Diese lassen sich auch in den Schriften Seneca wiederfinden. So will ich deshalb auch versuchen die Auffassungen Senecas zu diesem Thema mit unserer heutigen Zeit in Verbindung zu bringen, sie als Grundlage für ein neues Verständnis zu sehen und zum nochmaligen Nachdenken anzuregen. Dieses Nachdenken über den Tod gibt es seit den Anfängen der Philosophie und wird es noch lange geben. Einer dieser Philosophen, der vor Seneca dieses Thema bearbeitete und Schluss-folgerungen zog, ist Platon mit seinem Werk “Phaidon“. Dieser Sokratiker hat ein Fundament gelegt, welches über viele Epochen hinweg maßgebend für die gegnerische Haltung zum Selbstmord im abendländischen Kulturkreis war und vielleicht noch ist.
Kann Senecas Denken ein Fundament für eine neue, offene Sicht auf den Tod bzw. den Selbstmord werden? Ich möchte hier also versuchen auf eben diese Frage eine Antwort zu finden
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Definition des Todes
- III. Platons Argumente gegen den Selbstmord
- III. 1. Der Selbstmord im \"Phaidon\"
- III. 2 Die Widerlegung der Angst vor dem Tod
- IV. Senecas Schriften als Quelle für seine stoischen Ansichten zu Tod und Selbstmord
- IV. 1. Grundlagen der stoischen Ethik
- IV. 2. Wider der Todesangst
- IV. 3. Der Selbstmord nach Auffassung Senecas
- IV. 3. 1. Der Tod im Alter und der Selbstmord nach bestimmten Kriterien
- V. Senecas Denken und die Gegenwart - Eine Hilfe oder doch nur eine Ansicht von vielen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Senecas Ansichten zum Tod und Selbstmord im Kontext der stoischen Philosophie. Ziel ist es, Senecas Schriften als Quelle für ein Verständnis von Lebenshilfe im Angesicht des Todes und der Möglichkeit des Freitods zu analysieren.
- Definition des Todes und seine Bedeutung in der stoischen Philosophie
- Platons Argumente gegen den Selbstmord im "Phaidon"
- Senecas Überwindung der Todesangst und seine Argumente für einen selbstbestimmten Tod
- Die Rolle des Selbstmords in Senecas stoischer Ethik
- Relevanz von Senecas Denkweise für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die besondere Bedeutung des Wissens um die eigene Sterblichkeit für den Menschen. Es wird der Zusammenhang zwischen Tod und Selbstmord aufgezeigt und Senecas Schriften als Grundlage für die Untersuchung angekündigt.
Kapitel II beschäftigt sich mit der Definition des Todes, wobei die Entwicklung des Todesbegriffs in der Medizin und die Herausforderungen der Definition im Kontext technologischer Fortschritte beleuchtet werden.
Kapitel III präsentiert Platons Argumente gegen den Selbstmord im "Phaidon" und beleuchtet die Widerlegung der Angst vor dem Tod in Platons Philosophie.
Kapitel IV analysiert Senecas Schriften als Quelle für seine stoischen Ansichten zu Tod und Selbstmord. Dabei werden die Grundlagen der stoischen Ethik, die Überwindung der Todesangst und die Bedingungen für einen selbstbestimmten Tod nach Seneca diskutiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Tod, Selbstmord, stoische Philosophie, Seneca, Platon, "Phaidon", Lebenshilfe, Todesangst, Selbstbestimmung, Ethik.
- Arbeit zitieren
- Lars Rahn (Autor:in), 2005, Senecas Ansichten zu Tod und Selbstmord. Philosophie als Lebenshilfe zum Thema Tod und Freitod, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91064