Gregor VII. war ein Mensch von tiefster religiöser Überzeugung. Als Papst spielte er eine die Epoche kennzeichnende Rolle im kirchlichen und politischen Leben seiner Zeit.
Er trat ein in den Kampf um eine neue hierarchische Ordnung und um ein neues Verhältnis zwischen Sacerdotium und Regnum. Sein Ziel war, den König aus seiner „priestergleichen Stellung“ herauszulösen und „auf die eines reinen, der kirchlichen Strafgewalt unterworfenen Laien [...] und sein innerhalb der Kirche befindliches Amt“ zu verweisen. Die gregorianische Reform und mit ihr Papst Gregor VII. forderten die Herrschaft der Kirche über die weltliche Macht.
Auf der Fastensynode von 1080 war der Kampf zwischen Regnum und Sacerdotium, zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. in seine letzte Phase gegangen. Der Papst hatte den König abermals gebannt und Herzog Rudolf von Schwaben zum neuen König des Reiches erklärt. Diese Entscheidung Gregors und die Suche nach dem gerechteren König dauerte nicht weniger als drei Jahre. Bleibt die Frage, was Gregor VII. dazu bewogen hat, mit seiner Entscheidung für den einen oder den anderen so lange abzuwarten. Waren es politische oder religiöse Motive? Wollte der Papst in seiner Entscheidung äußert gründlich vorgehen oder war er möglicherweise unsicher und zwischen beiden Kandidaten hin und her gerissen? Ziel dieser Arbeit soll sein, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Zunächst soll das Augenmerk kurz auf den Mönch Hildebrand gelegt werden um im folgenden dann die Religiosität Gregors VII. näher zu beleuchten. Besondere Bedeutung findet hier vor allem die den Papst in seinen Entscheidungen stark prägende Petrus-Mystik sowie die Bedeutung der Kanonessammlung des Dictatus Papae. Dieses Kapitel abschließen, wird eine Untersuchung zur Bedeutung des Gehorsams für Gregor VII. Um die lange Entscheidungsfindung des Papstes zu dokumentieren wird im weiteren Verlauf der Arbeit der Kampf zwischen Regnum und Sacerdotium analysiert werden. Besondere Beachtung findet hier der Brief Heinrichs IV. an Gregor aus dem Jahre 1078, die ersten Auseinandersetzungen zwischen König und Papst sowie die schlussendliche Entscheidung Gregors für Herzog Rudolf von Schwaben.
Die Hausarbeit basiert hauptsächlich auf den Werken von Uta-Renate Blumenthal, Gerd Althoffs und Herbert Cowdrey. Als Quellen dienten vornehmlich die gesammelten Briefe Papst Gregors VII. aus der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe sowie das Quellenwerk Johannes Laudages zum Investiturstreit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Mönch Hildebrand
- Die Religiosität Gregors VII.
- Die Petrus-Mystik
- Die Bedeutung des Dictatus Papae für Gregor VII.
- Die Sätze lund 8 des Dictatus Papae
- Die Bedeutung des Gehorsams gegenüber Gott
- Der Kampf zwischen Gregor VII. und Heinrich IV.
- Der Brief Heinrichs an den Papst von 1073
- Erste Auseinandersetzungen zwischen Papst und König
- Die Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Gründe für die dreijährige Bedenkzeit Gregors VII. vor seiner Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben als neuen König des Reiches zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet die Frage, ob politische oder religiöse Motive für die Entscheidung Gregors ausschlaggebend waren und ob er in seiner Entscheidungsfindung besonders gründlich vorging oder möglicherweise zwischen beiden Kandidaten hin und her gerissen war.
- Die Religiosität und die Petrus-Mystik Gregors VII.
- Die Bedeutung des Dictatus Papae für die päpstliche Machtansprüche
- Der Kampf um die Macht zwischen Regnum und Sacerdotium
- Die Auseinandersetzungen zwischen Gregor VII. und Heinrich IV.
- Die Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und skizziert die Bedeutung Gregors VII. für die damalige Zeit. Sie stellt den historischen Kontext des Kampfes zwischen Regnum und Sacerdotium dar und hebt die zentrale Forschungsfrage hervor: Was bewog Gregor VII. zu seiner langwierigen Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben?
Kapitel II befasst sich mit der Person des Mönchs Hildebrand, bevor dieser zum Papst gewählt wurde. Es beleuchtet seine frühen Lebensjahre und seine Persönlichkeit. Kapitel III beleuchtet die tiefe Religiosität Gregors VII. und die Rolle der Petrus-Mystik in seinen Entscheidungen. Darüber hinaus werden die Bedeutung des Dictatus Papae, insbesondere die Sätze 1 und 8, und der Einfluss des Gehorsams auf Gregor VII. untersucht.
Kapitel IV analysiert den Kampf zwischen Gregor VII. und Heinrich IV., wobei der Brief Heinrichs an den Papst aus dem Jahr 1073 und die ersten Auseinandersetzungen zwischen König und Papst im Vordergrund stehen. Kapitel V widmet sich schließlich Gregors Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben als neuen König des Reiches.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Gregors VII., dem Investiturstreit, der Rolle der Kirche im Mittelalter, der Petrus-Mystik, dem Dictatus Papae, dem Kampf zwischen Regnum und Sacerdotium sowie der politischen Situation im 11. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Carina Bornhäusser (Autor:in), 2007, Die dreijährige Bedenkzeit Gregors VII. bis zur Entscheidung für Herzog Rudolf von Schwaben. Gewissenhaftigkeit oder Unsicherheit des Papstes?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91093