Schon 1963 trat die Debatte um den EU-Beitritt der Türkei in den Vordergrund, als erstmals eine Vollmitgliedschaft der Türkei angestrebt wurde.
Im Dezember 2004 fiel schließlich durch den Europäische Rat der Beschluss ab Oktober 2005 Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Der Türkei wurde somit erstmals eine klare europäische Perspektive eingeräumt. Als Bedingung wurde jedoch genannt, dass die Beitrittskriterien erfüllt werden müssen.
Es wird von kaum einer Seite bestritten, dass es sich bei einem EU-Beitritt der Türkei in der Tat um eine große Herausforderung handelt. Die Türkei ist ein sehr großer Staat, der nicht nur wirtschaftlich deutlich weniger entwickelt ist als die anderen (speziell die westlichen) EU Staaten, sondern auch noch immer deutliche Demokratiedefizite aufweist und darüber hinaus unmittelbar an Krisenregionen im Nahen Osten angrenzt.
Des Weiteren wird die Debatte aber auch genauso vom Aspekt der kulturellen und religiösen Differenz geprägt, wie auch von der Frage nach der Identität und Finalität der EU.
Kennzeichnend für die deutsche Debatte ist, ein starker Einbezug von kulturell-historischen Aspekten und die Diskussion um Form und Existenz einer europäischen Identität. Die Argumentation von SPD und CDU erweist sich in vielen Punkten als genau gegensätzlich. So sieht die SPD beispielsweise in den kulturellen und religiösen Unterschieden eine Chance für Annäherung an islamische Staaten und eine Bereicherung für die EU, während die CDU ein Sicherheitsrisiko in der Integration eines islamischen Staates sowie eine Gefahr für die Basis einer entstehenden europäischen Identität zu erkennen glaubt.
Unsere Untersuchung gliedert sich in sechs Arbeitschritte. Zu Beginn soll ein kurzer
Überblick über den historischen Hintergrund der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU gegeben werden. Im zweiten Arbeitschritt werden dann die Fragestellung sowie die Ausgangshypothesen dargestellt und erläutert.
Anschließend erfolgt eine theoretisch-methodische Zuordnung der Analyse und es werden erste methodische Vorüberlegungen angestellt. Im vierten Arbeitsschritt soll dann das konkrete Untersuchungsvorgehen unserer Arbeit dargestellt werden.
Daraufhin werden im 5. Arbeitschritt die Ergebnisse unsere Analyse vorgestellt. Diese
beinhalten die Ergebnisse der Themenfrequenz-, der Feinanalyse und der Frame-Analyse. Abschließend möchten wir dann versuchen diese Ergebnisse in Hinblick auf unsere Ausgangshypotesen zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Entwicklung
- Fragestellung und Ausgangshypothesen
- Theoretisch-methodische Zuordnung der Analyse
- Die Wissenssoziologische Diskursanalyse
- Die Medieninhaltsanalyse
- Allgemeine methodische Vorüberlegungen
- Qualitative Forschung Interpretation und Kontrolle - hermeneutischer Zirkel und seine methodische Umsetzung
- Qualitative Analyseinstrumente I Frames, Argumentationsmuster, Argumentationsebene/stil, Bias…
- Qualitative Analyseinstrumente II und quantitative Gewichtung von Frames, Argumenten und Schlüsselbegriffen
- Untersuchungsvorgehen
- Ergebnisse
- Vergleich der Relevanz des Themas
- Querschnittanalyse
- Längsschnittanalyse
- Feinanalyse und Rekonstruktion der Frames
- Codierung, Identifizierung und Gewichtung der Frames
- Vergleich der Relevanz des Themas
- Interpretation und Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Forschungsbericht analysiert die deutsche Mediendebatte um den möglichen EU-Beitritt der Türkei. Ziel ist es, die Diskursentwicklung zu diesem Thema zu untersuchen und die wichtigsten Argumente und Frames zu identifizieren.
- Historische Entwicklung der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU
- Analyse der zentralen Argumente und Frames in der deutschen Medienlandschaft
- Identifizierung von unterschiedlichen Positionen und Perspektiven in der Debatte
- Bedeutung der kulturellen und religiösen Differenz für die Diskussion um den EU-Beitritt
- Die Rolle der politischen Parteien (SPD und CDU) in der Debatte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Debatte um den EU-Beitritt der Türkei vor und führt in die Forschungsfragestellung ein. Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU und zeigt die wechselvolle Beziehung zwischen beiden Akteuren auf. Kapitel 2 fokussiert auf die Fragestellung und die Ausgangshypothesen der Untersuchung. In Kapitel 3 erfolgt die theoretisch-methodische Zuordnung der Analyse und es werden erste methodische Vorüberlegungen angestellt. Kapitel 4 stellt das konkrete Untersuchungsvorgehen der Arbeit dar. Das Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, darunter die Ergebnisse der Themenfrequenz-, der Feinanalyse und der Frame-Analyse.
Schlüsselwörter
EU-Beitritt, Türkei, Medienanalyse, Diskursanalyse, Frames, Argumentationsmuster, kulturelle und religiöse Differenz, europäische Identität, Demokratiedefizite, politische Parteien (SPD, CDU), historische Entwicklung, Ankara-Abkommen, Kandidatenstatus, Beitrittskriterien.
- Arbeit zitieren
- Jenni Egenolf (Autor:in), 2006, Untersuchungen der deutschen Mediendebatten um den möglichen EU-Beitritt der Türkei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91204