Kommentierte Übersetzung zu Ausschnitten aus "Im Dezember gehen alle Träume zu Ende" von Atheer Abdullah Al Nashmi. Besonderheiten des literarischen Übersetzens


Bachelorarbeit, 2017

41 Seiten


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung
1. Gründe für meine Themenwahl
2. Gründe für Auswahl des Werkes
3. Biographie der Autorin
4. Gegenstand des Romans

II. Zum Wesen des Übersetzens
1. Definitionen des Übersetzens
2. Übersetzungstypen
3. Rolle der Übersetzung in der interkulturellen
Kommunikation
4. Übersetzungsmethoden

III. Literarische Übersetzung
1. Besonderheiten der literarischen Übersetzung
2. Äquivalenzbegriff
3. Probleme und Schwierigkeiten der literarischen Übersetzung

IV. Übersetzung des ausgewählten Textabschnitts

V. Literaturhinweise

I. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Übersetzung eines Romanausschnitts (vom Angang bis Seite 43) aus „ Im Dezember gehen alle Träume zu Ende “ von „ Atheer Abdullah Al Nashmi“ und mit einem Überblick über die Übersetzungswissenschaft.

Zum Wesen des Übersetzens ist ein wesentliches Thema. Der Teil der Übersetzungsmethoden gilt als Schlüsselbegriff für den Übersetzungsprozess. In der vorliegenden Arbeit werden vor allem Definitionen des Übersetzens, Übersetzungstypen und die Rolle der Übersetzung in der interkulturellen Kommunikation als grundlegende Themen der Übersetzungswissenschaft untersucht. In diesem Zusammenhang ist die literarische Übersetzung ein wesentlicher unverzichtbarer Bestandteil der Übersetzungswissenschaft.

Die vorliegende Arbeit umfasst vier Kapitel. Kapitel I bis III bilden den theoretischen Teil der Arbeit. Unter I .1 werden Gründe für meine Themenwahl dargestellt. Mit Abschnitt I .2 wird ein Blick auf Gründe für die Auswahl des Werkes geworfen. Abschnitt I .3 geht auf die Biographie der Autorin ein. Anschließend geht Abschnitt I .4 auf den Gegenstand des Romans ein.

Unter Kapitel II wird auf die Übersetzungswissenschaft eingegangen. Unter den Abschnitt II .1, II .2, II .3, II .4 werden Definitionen des Übersetzens, Übersetzungstypen, die Rolle der Übersetzung in der interkulturellen Kommunikation und Übersetzungsmethoden dargestellt.

Unter Kapitel III wird die literarische Übersetzung kurz vorgestellt. So werden unter den Abschnitten III .1, III .2, III .3 Besonderheiten der literarischen Übersetzung, Äquivalenzbegriff ,und Probleme und Schwierigkeiten der literarischen Übersetzung dargelegt.

Das letzte Kapitel beinhaltet den praktischen Teil der Arbeit. Dieser Teil ist das zentrale Kapitel dieser Arbeit.

1. Gründe für meine Themenwahl

Ich bin immer der Meinung, dass die Übersetzung nicht nur Sprachzeichen ist, sondern sie soll die Kultur übertragen. Die Übersetzung etabliert in jüngster Zeit einen festen Platz in der Kulturvermittlung.

Ich habe mich für dieses Thema aus mehreren Gründen entschieden. Der erste ist, dass ich unsere arabische Kultur wie möglich hervorheben möchte. Man kann Übersetzung in einem engeren Sinne als Spracharbeit und in einem weiteren Sinne als Kulturarbeit bezeichnen. Man kann auch sagen, dass Sprache und Kultur in einem engen Zusammenhang stehen. Also ist mein erstes Motiv kulturell. Zweitens, weil ich mir sehr wünsche, dass ich im Bereich der Übersetzung arbeite. Sie ist konkurrenzlos mein Berufstraum, weil der Übersetzung die Mitteilung zwischen Kulturen entschlüsselt und Brücken zwischen ihnen baut. Also ist mein zweites Motiv beruflich.

2. Gründe für Auswahl des Werkes

Es ist selbstverständlich, dass der Übersetzer in erster Linie Leser ist. Bevor die Idee sich in meinen Gedanken stellte, hatte ich mich ein paar Tagen in diesem Roman vergraben. Dann fand ich, dass dieser Roman sich um ein interessantes Thema behandelt. Er befasst sich unter anderem mit religiösem Fanatismus, Dogmatismus, Konflikt der Religionen, Qual der Entfremdung und Hauptursachen der Atheismus.

Es liegt klar auf der Hand, dass ein großer Teil von Araber und Muslimen eine Übertreibung in dem Zusammengehörigkeitsgefühl hat. Er trägt eine Verschmähung der anderen Religionen und Kulturen. All das führt zumeist zu dem Kampf der Kulturen. Dieser Roman geht auf die saudische puritanische Form des Islam ein, die in der jüngeren Vergangenheit die Saat für die heutigen Probleme gelegt hat. Aufgrund der Wichtigkeit und Aktualität des Themas habe ich somit diesen Roman gewählt.

3. Biographie der Autorin

Abdullah Al Nashmi ist eine saudische Schriftstellerin. Sie wurde 1984 in Saudi-Arabien geboren. Ihre Jugend wurde durch ihren Vater sehr geprägt. Ihre Romane, insbesondere „ Ich liebte dich mehr als genug “, gehören heutzutage zu den meistgelesenen der arabischen Welt. Sie gilt als eine der bedeutendsten Autoren ihres Landes und eine der führenden Intellektuellen, in heutiger Zeit, der arabischen Welt.

Werke:

- 2009: Ich liebte dich mehr als genug.
- 2011: Im Dezember gehen alle Träume zu Ende.
- 2013: Verzeihen sie.

4. Gegenstand des Romans

In diesem Roman geht es um einen saudischen Mann, der über gute wissenschaftliche intellektuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügt. Er stammt aus einer fanatischen Familie. Er arbeitet als Journalist. Sein Treffen mit der Journalistin Laila ließ ihn entdecken, dass er in der Welt der Naivität und Leichtgläubigkeit lebt und dass er nichts mit dem tiefen Nachdenken zu tun hatte. Er fand, dass er in Wirklichkeit ein Feigling ist, weil er die alten Bräuche und Traditionen der Sippe kritiklos verfolgt.

Er beschloss sein Land ein für alle Mal zu verlassen. Dort lebte er ein Leben der Emanzipation, der Befreiung, der Verwirrung, der Begierde und der Vergnügung. Er Erzählt uns über seine Beziehung mit der Frau, die er geliebt hatte und die ihn ohne Rückkehr verließ.

Dieser junge Mann heißt Hudam. Alle seine Träume gehen im Dezember zu Ende. Er öffnet uns die Tür, damit wir sehen, wie die Sippe und der Stamm wichtiger als die Kinder und ihre Glückseligkeit sind und ebenfalls damit wir sehen, die Frage der Arbeitsfrau, ihren Platz in den männerdominierten arabischen Gesellschaften und die Verunsicherung über ihre Ehre, nur weil sie mit Männer im Rahmen der Arbeit konkurriert. Sie sind der Ansicht, dass der Platz der Frau nur innerhalb ihres Hauses ist. Darüber hinaus erzählt Hudam uns, wie Laila für die Angelegenheit des Autofahrens der Frau kämpfte und wie sie mit zahlreichen Problemen wegen diesem einfachen Recht konfrontierte. Hudam enthüllt uns, wie die Intoleranz und der Fanatismus die arabischen islamischen Gesellschaften herrschen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass dieser Roman eine Enthüllung über die Unterdrückung, den Fanatismus und den Dogmatismus in der arabischen und islamischen Welt ist.

II. Zum Wesen des Übersetzens

Die Übersetzung ist das berühmteste Symbol seit dem Stehen der unterschiedlichen Sprachen. Sie ist nicht nur wichtig für den Austausch wesentlicher Auskünfte, sondern vor allen Angelegenheiten und Fragen als Vermittler zwischen unterschiedlichen Kulturen.

In diesem Kapitel möchte ich den Akzent im Allgemein auf die Übersetzungswissenschaft legen. Ich möchte mich auf einen kleinen aber bedeutenden Teil der Übersetzungsmethoden konzentrieren.

1. Definitionen des Übersetzens

Um den Begriff „Übersetzung“ richtig zu verstehen, ist es notwendig, sich seiner Definition zu widmen.

Obwohl die Wissenschaftler unterschiedliche Blicke auf das Wesen des Übersetzens haben, aber sie haben eine gemeinsame Grundlage.

O. Kade:

Unter Übersetzung verstehen wir die Translation eines fixierten demzufolge, permanent, dargebotenen bzw. wiederholbaren Textes der Ausgangssprache in einen jederzeit kontrollierbaren und wiederholt korrigierbaren Text der Zielsprache.1

G. Jäger:

Das Wesen der Translation besteht darin, die Kommunikation zu sichern, und zwar auf die spezielle, sie von der heterovalenten Sprachmittlung abgrenzenden Weise, dass der kommunikative Welt eines Textes z.B. einer Sprache LA bei der Umkodierung in beispielsweise eine Sprache LB erhalten bleibt, so dass LA-Text und LB-Text kommunikativ äquivalent sind. Das Wesen der Translation –wie der Kommunikation überhaupt– liegt somit im Extralinguistischen, im linguistischen (sprachlichen) Bereich vollzieht sich aber die Translation: Sie ist in ihrer Erscheinungsform ein sprachlicher Prozess, bei dem einem Text einer Sprache LA ein Text einer Sprache LB zugeordnet wird, der dem Text der Sprache LA kommunikativ äquivalent ist.2

2. Übersetzungstypen

Es gibt zahlreiche Definitionen zum Ziel eines Übersetzens. Im Laufe der Jahre haben sich einige Übersetzungstypen entwickelt, „Katharina Reiß“ beschreibt die wichtigsten Übersetzungstypen wie folgt:

- Die Interlinearversion (Wort-für-Wort-Übersetzung):

Diese erklärt sich praktisch von selbst. Es wird dabei keine Rücksicht auf Gesetze der Zielsprache genommen, sondern nur Wort für Wort übersetzen.

- Die wörtliche Übersetzung:

Diese wird vor allem im Fremdsprachenunterricht praktiziert, es wird zwar wörtlich übersetzt aber auf die syntaktischen Gesetze der Zielsprache Rücksicht genommen.

- Die dokumentarische/ philologische Übersetzung:

Hier wird versucht dem zielsprachlichen Leser beizubringen, wie der Autor mit seinen Originallesern kommuniziert hat. Dabei werden die Eigenheiten der Ausgangssprache so stark betont, dass die Zielsprache völlig verfremdet wirkt.

- Die kommunikative Übersetzung:

Dabei wird versucht, einen Text nicht unnötig zu verfremden und so zu übersetzen, dass dem Text die Übersetzung nicht anzumerken.

- Die bearbeitende Übersetzung:

Damit sind alle Übersetzungen gemeint, die den Ausgangstext sprachlich und inhaltlich aus übersetzungstechnischen Gründen bewusst verändern.

Zur Wahl des richtigen Übersetzungstypen muss sich der Übersetzer zwei Fragen stellen: Für wen wird übersetzt? Und zu welchem Zweck wird übersetzt?3

3. Rolle der Übersetzung in der interkulturellen

Kommunikation

Anhand der bisher dargestellten Perspektiven ist die Tätigkeit der Übersetzung nicht nur unter dem Aspekt des Sprachkontakts zu sehen, sondern sie muss womöglich ebenfalls unter dem Aspekt des Kulturkontakts gesehen werden. Man darf sagen, dass Sprache und Kultur in einem engen Zusammenhang stehen. Es ist selbstverständlich, dass keine Sprache getrennt von ihrem kulturellen Kontext betrachtet werden kann, sondern ist vielmehr ein Teil der Kultur; wie z.B. auch Blanke (1976) meint:

„Sich darüber einig, dass Übersetzen auch ein Übersetzen von Weltbildern und Kulturen ist und dass das Sprach- und Textverstehen sowie die übersetzerische Vermittlung nur dann gut gelingen kann, wenn ein gutes Kultusverständnis gegeben ist“ Blanke.4

4. Übersetzungsmethoden

Für Koller gelten Übersetzungsmethoden als Übersetzerhaltungen und sie sind unter den Aspekten des Kultur- und Sprachkontakts zu berücksichtigen. Unter dem Aspekt des Kulturkontakts sind zwei Übersetzungsmethoden zu differenzieren, nämlich die adaptierende und die transferierende Übersetzung. Bei der adaptierenden Übersetzung werden die kulturspezifischen AS-Textelemente durch Elemente der ZS-Kultur ersetzen, damit der kommunikative Zweck in der Übersetzung erreicht werden kann. Unter der transferierenden Übersetzung ist der Versuch zu verstehen, ausgangskulturspezifische Elemente als solche in die ZS zu übertragen. Dies kann zu neuen sprachlich-stilistischen Ausdrucksmitteln in der ZS führen. Unter dem Aspekt des Sprachkontakts lassen sich nach „Koller“ auch zwei Übersetzungsmethoden unterscheiden, und zwar die sich einpassende und die verfremdende Übersetzung. Die sich einpassende Übersetzung bedeutet, dass der Übersetzer sich nur an die in der ZS geltenden sprachlich-stilistischen Ausdrucksnormen und –möglichkeiten hält. Unter der verfremden Übersetzung ist ein Versuch zu verstehen, die sprachlich-stilistischen Strukturen des AS-Texten im ZS-Text so getreu wie möglich zu erhalten. Viele Wissenschaftler wie „Snell-Hornby“, „Reiß“, „Vermeer“ und „Nord“ sind der Ansicht, dass die Übersetzungsmethoden, d.h., „wie“ übersetzt wird, stark vom Texttypen und von der Übersetzungsfunktion abhängen. Jedoch sind generell zwei Übersetzungsmethoden zu unterscheiden, nämlich die wörtliche und die freie Übersetzung oder anders ausgedrückt, die verfremde und die einbürgernde Übersetzung, bei der es sich um eine Nichtanpassung (Verfremdung) und eine Anpassung (Einbürgerung) an die Normen und Konventionen der Zielsprache und –kultur handelt. Für Hönig und Kussmaul gelten die Übersetzungsmethoden als Strategie der Übersetzung und sind abhängig von übersetzungszweck und Texttyp. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unter der Übersetzungsmethode eine Übersetzerhaltung bzw. eine Übersetzungsstrategie zu verstehen ist. Für die Wahl von Übersetzungsmethoden sind der Texttyp und der Übersetzungszweck bzw. die Übersetzungsfunktion von ausschlaggebender Bedeutung.5

III. Literarische Übersetzung

Während die Übersetzungswissenschaft versucht, eine allgemeingültige Methodologie für die Übersetzung zu finden, wird immer deutlicher, dass die Übersetzung von literarischen Kunstwerken viele nicht objektivierbare Aspekte besitzt. Einer der Versuche der Objektivierung von Elementen der Übersetzung ist der Linguistik zuzuschreiben, welches sämtliche außersprachliche Elemente wie die von Originalautor und vom Übersetzer eingebrachte persönliche Züge, versucht auszuklammern, um sich auf das rein sprachliche Material zu konzentrieren. Man könnte sagen, dass die literarische Übersetzung in erster Linie ein linguistischer Prozess ist, dessen Produkt -also der Zieltext- auch literarische Eigenschaften aufweisen muss. Aber an dieser Stelle ist Mounins Ansicht über „das alte Problem der literarischen Übersetzung“ hervorzuheben, weil dieses meistens immer noch besteht: Für welches Seite muss sich der Übersetzer entscheiden, die „linguistische Treue oder die literarische Schönheit“?6

1. Besonderheiten der literarischen Übersetzung

Die literarische Übersetzung ist eine eigene Gattung der Literatur. Literarische Texte haben keine objektive allgemeingültige einzige Deutung und deshalb wertet der Leser ihren Gehalt ganz anderes als die sachspezifischen Textsorten. Daher gilt die literarische Übersetzung als eine literarische Auseinandersetzung mit dem Originalwerk. Levy geht in der Frage nach dem Wesen der literarischen Übersetzung einen Schritt weiter und betrachtet sie als eigene „Kunstgattung“. In allen literarischen Sprachkunstwerken, seien sie in Prosa oder Versen geschrieben, wirken drei Elemente zusammen: Inhalt, Form und Klang. Die Übersetzung als Werk ist eine künstlerische Reproduktion, das Übersetzen als Vorgang ist ein kreativ-künstlerischer Schaffensprozess. Es handelt sich beim literarischen Übersetzen nicht um eine mechanische Bewahrung der Form, sondern um deren semantische und ästhetische Werte für den Leser. Eine Besonderheit der literarischen Übersetzung liegt auch in bestimmten Faktoren des jeweiligen Textes. Der Transfer eines literarischen Kunstwerkes in einen anderen Sprach- und Kulturzusammenhang durch das Mittel der Übersetzung kann zu Entfremdungen und interpretatorischen Divergenzen führen. In erster Linie verantwortlich für diese Divergenzen sind besondere Textelemente wie Metaphern und Zitate. Wenn man diese Textelemente daraufhin untersucht, was sie untereinander verbindet, dann ist es vor allem eine gemeinsame Qualität. Diese Qualität nennt man Implizität. Implizität bedeutet, dass den genannten Textelementen ein kulturspezifischer Mehrwert innerwohnt, der nicht explizit gemacht zu werden braucht, sondern unausgesprochen seine Bedeutung entfaltet.7

2. Äquivalenzbegriff

Koller unterscheidet fünf Bezugsrahmen, die bei der Festlegung der Art der Übersetzungsäquivalenz eine Rolle spielen und auf die sich jeweils ein Äquivalenzbegriff beziehen kann:

- Denotative Äquivalenz: Der außersprachliche Sachverhalt, der in einem Text vermittelt wird.
- Konnotative Äquivalenz: Die im Text durch die Art der Verbalisierung vermittelten Konnotation bezüglich Stilschicht, soziolektale und geographische Dimension, Frequenz etc.
- Textnormative Äquivalenz: Die Text- und Sprachnormen, die für bestimmte Texte gelten.
- Pragmatische Äquivalenz: Der Empfänger (Leser), an den sich die Übersetzung richtet und der den Text auf der Basis seiner Verstehungsvorausetzungen rezipieren können soll bzw. auf den die Übersetzung „eingestellt“ wird, damit sie ihre kommunikative Funktion erfüllen kann.8
- Formale ästhetische Äquivalenz: Aufgabe der Übersetzungswissenschat ist es, die Möglichkeiten formal-ästhetischer Äquivalenz im Blick auf Kategorien wie Reim, Versformen, Rhythmus, besondere stilistische Ausdrucksformen in Syntax und Lexik, Sprachspiel, Metaphorik etc. zu analysieren (N. Hofman 1980). Formal-ästhetische Festhaltungsmittel und Ausdrucksformen finden sich selbstverständlich nicht nur in literarischen Texten, treten sie in nicht-literarischen Texten auf, haben sie dort in der Regel einen anderen Stellenwert. Formalästhetische Qualitäten sind konstitutiv für literarische Texte, d.h., ein literarischer Text, der dieser Qualitäten verlustig geht, verliert seine Literarizität.9

3. Probleme und Schwierigkeiten der literarischen Übersetzung

Ausgehend von der Ansicht, dass Denken und Sprache untrennbar miteinander verbunden sind, gibt es für Befürworter der Theorie der Unmöglichkeit von Übersetzungen, dass bestimmte Wörter in anderen Sprachen haben können. Kade bestätigt diese Widerlegung auf folgende Weise: „Die Problematik der Übersetzung resultiert […] nicht daraus, dass in Abhängigkeit von der Sprache der Erkenntnisprozess zu unterschiedlichen Ergebnissen führt und als Folge davon verschiedene Sprachen nicht die gleiche Inhalte ausdrücken, sondern vielmehr daraus, dass die Ergebnisse des Erkenntnisprozesses in verschiedenen Sprachen unterschiedlich kodifiziert werden“. Für viele Sprachpaarbedingten Probleme gibt es mit der grammatisch-semantischen Transposition und mit der Modulation. Wortschöpfungen, Wortspiel, idiomatische Redewendungen und Sprichwörter sind sehr schwer oder gar nicht übersetzbar, allerdings kann eine Kompensierung in der Zielsprache, z.B. Sprichwort, Wortspiele stattfinden. Eine andere Schwierigkeit der literarischen Übersetzung besteht durch die Einheit, die Form und Inhalt bilden, da die stilistische Reproduktion in der Zielsprache von vielen verschiedenen Faktoren abhängen, welche alle zuerst korrekt erkannt werden sollten und dann versucht zu übersetzt werden sollten, wobei die sprachpaarbedingten Unterschiede dies aber in einigen Fällen verhindern. Als sprachliche Schwierigkeit kann auch noch die Tatsache angeführt werden, dass die Sprachen sich in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess befinden, während ein literarisches Werk in einem ganz bestimmten sprachlichen Moment entsteht und genau in dieser Art weiterbesteht. Diese Weiterentwicklung der Sprache macht einen Interpretationsprozess selbst bei den Lesern der Originalsprache notwendig, da bestimmte Wörter in der alltäglichen Sprache gar nicht mehr existieren können.10

Eine ganze Reihe von außersprachlich gegebenen Phänomenen macht bei der Übersetzung Schwierigkeiten, weil sie den Mitgliedern der Sprachgemeinschaft, denen die ZS als Kommunikationsmittel dient völlig unbekannt oder wenigstens in einer spezifischen Form unbekannt sind. Die Schwierigkeiten werden natürlich umso grösser, je unterschiedlicher die Kulturkreise sind, denen die beiden am Übersetzungsvorgang beteiligten Sprachen angehören.11

IV. Übersetzung des ausgewählten Textabschnitts

Die Widmung

Für Sie.

Fragen sie nicht den vertriebenen Vogel danach, aus welchen Gründen er auswanderte!

Faruk jwida

Einführung

„Der Roman ist Methode des Autors, damit er wieder eine geliebte Geschichte erlebt und ist seine Methode, damit er den Geliebten die Unsterblichkeit vergibt.“

Ahlam Mosteghanmi

Diese Frau fasziniert mich so sehr. Ihre Unordnung im Leben, Hang ihrer Gefühle und das „Nichts“, was sie mit irgendwas oder jemandem verbindet, faszinieren mich! Ich weis nicht, ob dies ist, was mich reizt. Was ich wohl weiß, dass sie eine außergewöhnliche Frau ist, die aus einem Ton, aus ihm kein Mensch erschaffen wurde, erschaffen wurde. Und ich weiß, dass dies mich reizt, reizt mich so sehr. Ich sehne mich nach einer Erfahrung nicht wie andere Erfahrungen, nach einem Schicksal nicht wie andere Schicksale, nach einer Frau, auf sie ich tapfer, unverzüglich und ohne Furcht setze.

Ich denke, dass ich so viel mit ihr das Risiko eingehe. Ich wette auf ein Unbekannte, das mich, außer einem verborgenen Glaube, der mich darauf hindeutet, dass in ihm zahlreiche himmlische Rätsel existieren, nichts bindet. Aber obwohl ich genau weiß, dass die Lösungen jener Rätsel drüben hängen bleiben werden und die Antworten auf meine Fragen hängen bleiben werden, doch bin ich nicht begeistert für jene Antworten und Lösungen. Ich benötige nicht ihre Essenz zu wissen. Sie ist, die ich sehr gut begreife und nichts von ihr weiß.

Ich brauche nicht zu wissen, wer sie ist und was enden wird. Alles, was ich brauche, ist, dass ich sie als eine Anbetung leite, dass sie in meinem Leben das Gesetz, die Religion und die rote Linie bleibt! Sie ist, die nichts von diesem einhalte und an kein Abschreckende glaubt.

Ich erinnere mich daran, dass sie mir einmal sagte: »Die Gesetze wurden gemacht haben, damit einige Menschen sie einhalten und die anderen sie brechen. «

Dann fragte ich sie: »Welche Sorte Mensch bist du? «

»Ich unterliege dem Gesetz nicht, damit ich das einhalte oder breche. Sag mal, dass ich Gesetzloserin bin! «

Ich lächelte dann, denn ich hatte gewusst, dass eine Frau wie sie von allen Gesetzen befreit wird, von keinen Regeln gesteuert wird, durch keine Religion eingeschränkt ist und nur an sich selbst glaubt.

Es erstaunt mich so sehr, dass sie mich niemals nach meinem Name fragte! Es erstaunt mich mehr, dass ich sie niemals nach ihrem Name fragen wagte. Als ob wir Angst vor den Namen haben. Als ob sie auf unsere Essenz, deren Wahrheit wir nimmer wissen möchten, deutet. Wir beide ziehen es vor, dass der Andere lecker mit seiner Rätselhaftigkeit, aufregend mit seiner Unbekanntheit bleibt. Jeder von uns mochte dieses Spiel, jeder von uns versank in Andere bis zum Kern, mit Leidenschaft, Liebe, Sehnsucht, ohne Essenz, die uns diskriminiert, ohne Gesetz, das uns herrscht und ohne Namen, die uns identifizieren!

Ich weiß, dass es gibt, was uns verbindet, was uns perplex, auch nach all dieser Zeit, miteinander verbindet. Es gibt einen gewalttätigen Putsch, einen groben Wahnsinn, verbotene Träume und eine rebellische Sprache, uns verbinden. Wir sind die starken Delinquenten, die wütenden Rebellen, die grenzenlosen Aufständischen. Wir sind, die nach etwas, das man nicht ohne Karte, ohne leistete Ahnung erreichen kann, suchen!

Wie ich sie herzhaft, ohne dass ich nichts von ihr weiß, liebe! Und wie ich nichts von ihr und alles wegen ihr weiß.

Wieso verwirrt mich manchmal meine Unkenntnis ihres Namens, ihres Alters, ihres Ortsgeburtstages und ihrer Arbeit!

Ich weiß nicht, ob ihre Unwissenheit über mich ihr einige tut, was meine Unwissenheit über sie mir tut! In Wahrheit weiß ich nicht, aber ich weiß wohl, dass wir nicht wie die Anderen sind, dass die Vermutungen uns zusammenbringen und es keinen Platz für die Wirklichkeit zwischen uns gibt.

Meine Vermutungen beharren darauf, dass sie auf der Flucht aus einem fernen Land ist. Ein hartes Land, das von ihr eine sehr rebellische Frau macht. Aber ihre übermäßige arabische Sprache verweist auf keinen Platz!

Ihre ständig wechselnde Gesichtszüge weisen auf kein bestimmtes Alter hin! Ihre Gesichtszüge erstaunen mich jedes Mal, wenn ich sie sehe. Als ob ich sie zum ersten Mal sehe. Jede Seite ihres Gesichts hat ein Alter. Jades Lächeln hat einen Charakter. Jeder Blick hat eine Geschichte!

Ich weiß nicht, ob sie in den Dreißigern ist oder sie ihre Vierziger leichtfüßig lebt. Deshalb wird ihr Alter in meiner Vermutung zu einem späteren Hinweis hängen bleiben.

[...]


1 Vgl. O. Kade(1968), Seite35., zetiert nach: Werner, Koller: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, 6. Auflage, Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2001,Seite12.

2 G. Jäger(1975),Seite36., zetiert nach: Werner, Koller: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, 6. Auflage, Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2001,Seite93.

3 Vgl. Katharina, Reiß: Grundfragen der Übersetzungswissenschaft, WUV-Universitätsverlag, Wien, 2000, Seite23.

4 Vgl. Blanke(1976),Seite 126., zitiert nach: Abdel Kader, El Gendi: Die Äquivalenzproblematik bei der literarischen Übersetzung am Beispiel von Taha Husseins „Al-ayyam“ [Dissertation]. Hamburg: Universität Hamburg; 2009, Seite47ff.

5 Vgl. Hoai, An La : Übersetzungsprobleme und Lösungsstrategien beim Übersetzen aus dem Vietnamesischen ins Deutsche[Dissertation], Hamburg: Universität Hamburg; 2011, Seite167ff.

6 Vgl. Anja, Burkhardt: Probleme und Kritik literarischer Übersetzung gesehen am Beispiel von Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“[Masterarbeit], 2009, Seite13f.

7 Vgl. Abdel Kader, El Gendi: Die Äquivalenzproblematik bei der literarischen Übersetzung am Beispiel von Taha Husseins „Al-ayyam“[Dissertation]. Hamburg: Universität Hamburg; 2009, Seite66ff.

8 Vgl. Abdel Kader, El Gendi: Die Äquivalenzproblematik bei der literarischen Übersetzung am Beispiel von Taha Husseins „Al-ayyam“[Dissertation]. Hamburg: Universität Hamburg; 2009, Seite124.

9 Vgl. Werner, Koller: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, 6. Auflage, Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2001,Seite253.

10 Vgl. Hans-Peter, Burfied: Die Deutsch-Spanische Übersetzung literarischer Prosa,S.250., Zitiert nach: Anja, Burkhardt: Probleme und Kritik literarischer Übersetzung gesehen am Beispiel von Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“[Masterarbeit], 2009, Seite36ff.

11 Vgl. Abdel Kader, El Gendi: Die Äquivalenzproblematik bei der literarischen Übersetzung am Beispiel von Taha Husseins „Al-ayyam“[Dissertation]. Hamburg: Universität Hamburg; 2009, Seite101.

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Kommentierte Übersetzung zu Ausschnitten aus "Im Dezember gehen alle Träume zu Ende" von Atheer Abdullah Al Nashmi. Besonderheiten des literarischen Übersetzens
Autor
Jahr
2017
Seiten
41
Katalognummer
V912323
ISBN (eBook)
9783346222244
ISBN (Buch)
9783346222251
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abdullah, nashmi, kommentierte, ende, dezember, besonderheiten, übersetzung, übersetzens, ausschnitten, atheer, träume
Arbeit zitieren
Abdelaziz Lakhchaf (Autor:in), 2017, Kommentierte Übersetzung zu Ausschnitten aus "Im Dezember gehen alle Träume zu Ende" von Atheer Abdullah Al Nashmi. Besonderheiten des literarischen Übersetzens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/912323

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