Markgraf Rüdiger von Bechelaren tritt im zweiten Teil des Nibelungenliedes (20. Âventiure) zum ersten Mal in Erscheinung. König Etzel will um Kriemhilds Hand anhalten. Rüdiger ist „Etzels mächtigster und tüchtigster Vasall“ und da „Botenrollen zu übernehmen [...] Vasallenpflicht“ war, übernimmt Rüdiger die Aufgabe des Brautwerbers. Kriemhild lehnt den Antrag Etzels aus Treue zu Siegfried zunächst ab. Am nächsten Morgen hat sie ihre Meinung noch nicht geändert, doch bei einem Gespräch unter vier Augen verspricht Rüdiger er wolde si ergetzen swaz ir ie geschach (1255, 3). Kriemhild willigt daraufhin in die Heirat mit Etzel ein.
In der vorliegenden Ausarbeitung gehe ich auf Rüdigers Lehnsverhältnis zu Etzel und Kriemhild ein und beleuchte die verschiedenen Aspekte, die Rüdiger dazu bringen als Vasall Etzels gegen seine Freunde und (angeheirateten) Verwandten in den Kampf zu ziehen. Rüdigers Verpflichtungen machen ihn zu einem tragischen Helden, da er keiner Partei gerecht werden kann. Auf die Schildbitte Hagens in der 37. Âventiure und die damit ermöglichte Rehabilitation Rüdigers gehe ich im 5. Kapitel ein.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS LEHNSWESEN
- RÜDIGER ALS VASALL ETZELS
- RÜDIGER ALS VASALL KRIEMHILDS
- DIE SCHILDBITTE
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Ausarbeitung befasst sich mit der Rolle des Markgrafen Rüdiger von Bechelaren im zweiten Teil des Nibelungenliedes. Sie analysiert insbesondere Rüdigers Lehnsverhältnis zu Etzel und Kriemhild und die daraus entstehenden Konflikte. Im Fokus stehen die unterschiedlichen Verpflichtungen, denen Rüdiger als Vasall und Freund gerecht werden muss.
- Das Lehnswesen im mittelalterlichen Kontext
- Rüdigers Loyalitätskonflikt zwischen Lehnspflicht und Freundschaft
- Die Bedeutung der Schildbitte in der 37. Aventiure
- Die tragische Heldenfigur Rüdigers
- Rüdigers Verhältnis zu Kriemhild und die Rolle der Eide
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Rüdiger von Bechelaren tritt im zweiten Teil des Nibelungenliedes als „Etzels mächtigster und tüchtigster Vasall“ in Erscheinung. Er übernimmt die Rolle des Brautwerbers für König Etzel und wird später zum tragischen Helden, der sich zwischen seinen Verpflichtungen als Lehnsmann und seine Freundschaft zu den Burgunden befindet.
- Das Lehnswesen: Dieses Kapitel beleuchtet die Funktionsweise des Lehnswesens im Mittelalter und erklärt die wechselseitigen Verpflichtungen zwischen Lehnsherr und Vasall. Es wird deutlich, dass die Lehnsbindung grundsätzlich nicht zu sprengen war, es sei denn, die Rechte wurden missbraucht oder Pflichten vernachlässigt.
- Rüdiger als Vasall Etzels: In diesem Kapitel wird Rüdigers Lehnsverhältnis zu Etzel näher betrachtet. Rüdiger steht vor dem Dilemma, die Treue seinem Herrn zu schwören und gleichzeitig seine Freundschaft zu den Burgunden aufrechtzuerhalten. Er versucht, Frieden zu vermitteln, scheitert aber an Etzels Unversöhnlichkeit. Rüdigers Versuch, sich vor Etzel zu rechtfertigen, zeigt die Komplexität seiner Situation.
- Rüdiger als Vasall Kriemhilds: Dieses Kapitel beleuchtet Rüdigers Eide gegenüber Kriemhild und die Rolle der List, die er möglicherweise anwendet, um sie zur Heirat mit Etzel zu bewegen. Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit Rüdiger sich der Folgen seiner Eide bewusst war und wie diese ihn in den Konflikt mit den Burgunden führen.
Schlüsselwörter
Die Ausarbeitung beschäftigt sich mit dem Thema des mittelalterlichen Lehnswesens und seiner Bedeutung im Nibelungenlied. Im Mittelpunkt steht die tragische Figur Rüdiger von Bechelaren, der sich im Konflikt zwischen seinen Verpflichtungen als Lehnsmann und seine Freundschaft zu den Burgunden befindet. Weitere wichtige Schlagwörter sind: Loyalität, Treue, Freundschaft, Schildbitte, Eide, Tragik, Heldenfigur.
- Arbeit zitieren
- Sarah Müller (Autor:in), 2007, Die Figur des Rüdiger von Bechelaren im Nibelungenlied, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91238