Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen


Seminararbeit, 2002

25 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Formen der Existenzgründung

3. Die Finanzierungsplanung
3.1. Die Mittelverwendung
3.2. Die Mittelherkunft
3.3. Der Kapitaldienst

4. Die Finanzierungsstruktur
4.1. Das Eigenkapital
4.2. Das Fremdkapital
4.3. Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital

5. Finanzierungsregeln

6. Die Finanzmittelherkunft
6.1. Die Eigenfinanzierung
6.2. Die Fremdfinanzierung
6.2.1. kurzfristige Fremdfinanzierung
6.2.2. langfristige Fremdfinanzierung
6.2.3. Alternativen zu den herkömmlichen Finanzierungsmitteln
6.2.4. Sicherheiten

7. Öffentliche Finanzhilfen
7.1. Volkswirtschaftliche Überlegungen zur Existenzgründungsfinanzierung
7.2. Förderungsmöglichkeiten durch den Bund
7.2.1. Zinsvergünstigte Darlehen
7.2.1.1. Das ERP-Eigenkapitalhilfeprogramm (EKH)
7.2.1.2.Das ERP-Existenzgründungsprogramm
7.2.1.3. DtA-Existenzgründungsprogramm (Darlehen)
7.2.1.4. DtA-Startgeld (Darlehen)
7.2.2. Beratungsförderung
7.2.3. Bürgschaften
7.2.4. Überbrückungsgeld
7.2.5. Sonstige Programme
7.3. Länderprogramme

8. Finanzierungsplan mit Förderprogramm-Hilfen

9. Bewertung und künftige Entwicklungen

10. Literaturverzeichnis

11. Anhang

1. Einleitung

Die Finanzierung ist die Hauptinsolvenzursache von Existenzgründungen. Untersucht man die Gründe dafür näher, lässt sich feststellen, dass Eigenkapitalmangel die Hälfte der Insolvenzen im Finanzierungsbereich ausmacht, gefolgt von einer fehlerhaften Finanzierungsweise, einer zu hohen Zinsbelastung, falschen Finanzierungsquellen und Fehlinvestitionen[1]. Deshalb stellt sich die Frage, wie die Finanzierung von Existenzgründungen geplant und realisiert werden kann, so dass diese Fehlerquellen umgangen werden können. Nach einer kurzen Darstellung der Existenzgründungsformen wird die Planung und deren wesentliche Bestandteile anhand der Finanzplanung, der Finanzierungsstruktur und den Finanzierungsregeln aufgezeigt. Des weiteren stellt sich die Frage der Finanzmittelherkunft. Es gibt traditionelle Finanzierungsmittel, die unter Punkt 6 vorgestellt werden, aber vor allem die öffentlichen Finanzhilfen, die für den Existenzgründer aufgrund ihrer vergünstigten Konditionen von besonderer Wichtigkeit sind. Nach einer Diskussion, warum der Staat Existenzgründer fördert, wird auf die wichtigsten Programme für den Gründer eingegangen. Da es den Umfang dieser Arbeit sprengen würde, wird nicht auf Aktiengesellschaften, die Wahl der Rechtsform und die Bersteuerung eingegangen.

2. Formen der Existenzgründung

Die wichtigsten Existenzgründungen umfassen Neugründungen, Betriebsübernahmen, Beteiligungen, Spin-Offs und Franchising[2].

Die Betriebsneugründung bedeutet für den Existenzgründer, dass er den gesamten Geschäftsbetrieb selbst plant und aufbaut. Der finanzielle Aufwand muss voll erbracht werden. Eine Betriebsübername kann entweder durch den Kauf oder der Pacht eines Betriebes geschehen. Beim Kauf des Betriebes werden sämtliche Wirtschaftsgüter, Forderungen und Verbindlichkeiten erworben. Für die Pacht eines Betriebes wird für die Nutzung der Räume und des Inventars ein laufender Pachtzins entrichtet. Darüber hinaus kann ein Betrieb auch durch Erbe oder Schenkung erlangt werden. Das Management-Buy-Out ist eine spezielle Form der Betriebsübernahme. Das bestehende Management erkauft sich unter Aufnahme von Fremdkapital die Nachfolge. Im Gegensatz hierzu erfolgt die Übernahme eines Unternehmens durch außenstehende Manager beim Management-Buy-In. Bei der Beteiligung werden Anteile an einem Unternehmen erworben. Je nach Rechtsform ist dadurch eine Mitwirkung am Geschäftsgeschehen gewährleistet. Spin-Offs sind eine Form des Outsourcing. Dies besagt, dass eine Unternehmensabteilung unter Erlangung wirtschaftlicher und rechtlicher Selbstständigkeit ausgelagert wird. Beim Franchising wird das Recht, ein bestehendes Unternehmenskonzept zu nutzen, verkauft. Die finanziellen Aufwendungen hierbei hängen vom Bekanntheitsgrad des Franchise-Gebers ab.

3. Die Finanzierungsplanung

Im folgenden wird die Finanzierungsplanung der Existenzgründung aufgezeigt. Dabei handelt es sich um ein Konzept zur Finanzierung, welches nach der Erstellung des detaillierten Finanzbedarfs ausgearbeitet wird. Diese zuvor erfolgte Teilfinanzplanung umfasst den Umsatz-, Produktions-, Absatz-, Investitions-, Kosten-, Erfolgs- und Liquiditätsplan. Damit wurde der erforderliche Gesamtkapitalbedarf unter Berücksichtigung der Rentabilität und der Zahlungsfähigkeit bereits ermittelt. Nun erfolgt die Finanzierungsplanung, die sich mit der Mittelverwendung, der Mittelherkunft und der finanziellen Belastung der Kreditaufnahme beschäftigt. Dies kann als Finanzierungskette

dargestellt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Finanzierungskette[3]

3.1. Die Mittelverwendung

Der Finanzierungsbedarf für sämtliche für die Existenzgründung erforderlichen Investitionen wird anhand des Kapitalbedarfsplans[4] ermittelt. Dieser zeigt den Bedarf an Finanzmitteln auf, welche sich aus dem Investitions- und Kostenplan ergeben. Gemäß der Regeln zur Sicherung der Liquidität, auf die in Abschnitt 5 näher eingegangen wird, werden die Posten in lang- und kurzfristigen Kapitalbedarf aufgeteilt. Der Kapitalbedarfsplan des Existenzgründers zeigt neben den Anlauf- und Gründungskosten den Anlage- und Umlaufvermögensbedarf auf. Die äußerst genaue Kapitalbedarfsplanung ist für die Sicherung der Liquidität und Erhalt der Zahlungsfähigkeit Vorraussetzung.

3.2. Die Mittelherkunft

Der Finanzierungsplan[5] weist die Mittel zur Deckung des Kapitalbedarfs auf. Diese ergeben sich aus den Eigen- und Fremdmitteln, wobei die Fremdmittel in lang- und kurzfristige Fremdfinanzierungen unterteilt werden.

3.3. Der Kapitaldienst

Der Kapitaldienst ist die „Summe aus Zins und Tilgung, die ein Schuldner an den Gläubiger zu entrichten hat“.[6] Der Existenzgründer muss diesem besonderes Augenmerk schenken, da je nach Finanzierungsform und der daraus resultierenden Kosten Rentabilität und Liquidität nachhaltig beeinflusst werden können.

4. Die Finanzierungsstruktur

Der Existenzgründer wird seine Unternehmung aus einem Mix von Eigen- und Fremdkapital finanzieren. Im folgenden werden zuerst die Charakteristiken des Eigen- und Fremdkapitals aufgezeigt, danach erfolgen einige kurze Überlegungen wie deren Verhältnis beschaffen sein sollte.

4.1. Das Eigenkapital

Unter Eigenkapital versteht man „Finanzielle Mittel, die der Unternehmung von den rechtlichen Eigentümern zur Verfügung gestellt werden."[7] Rechtlich gesehen erfüllt das Eigenkapital sowohl eine Haftungs- als auch eine Bemessungsfunktion. Die Haftungsfunktion steht im Sinne des Gläubigerschutzes und besagt, dass Verluste zunächst durch Eigenkapitalreserven gedeckt werden und im Falle der Insolvenz der Unternehmung zuerst das Fremdkapital zurückbezahlt werden muss, bevor etwaige verbleibende Anteile an die Eigentümer verteilt werden. Dies impliziert, dass der Existenzgründer sich umfassend über die möglichen Rechtsformen informieren muss, um die für ihn günstigste auswählen zu können. Die Bemessungsfunktion bedeutet, dass die Anteilseigner je nach Umfang des eingebrachten Eigenkapitals Verfügungsrechte besitzen. Für den Existenzgründer heißt das, dass bei Aufnahme von Eigenkapital durch Beteiligungen Teilhaber Mitbestimmungsrechte erlangen, die eventuell nicht in seinem Sinne stehen.

4.2. Das Fremdkapital

Das Fremdkapital wird bezeichnet als „Finanzielle Mittel, die dem Unternehmen – im Gegensatz zum Eigenkapital – zeitlich befristet überlassen werden.“[8] Dabei werden Zins- und Tilgungsvereinbarungen getroffen, die der Unternehmer unabhängig vom Erfolg zu leisten hat.

4.3. Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital

Unter der Finanzierungs- oder Kapitalstruktur versteht man das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Im Rahmen der Existenzgründungsfinanzierung stellt sich die Frage, wie diese Struktur beschaffen sein soll beziehungsweise welches Verhältnis von den Kreditgebern gefordert wird.

Grundsätzliche Überlegungen zur der Kapitalstruktur basieren auf den Kosten für Eigen- und Fremdkapital. Eine reine Eigenkapitalfinanzierung ist teurer als ein Mix aus Eigen- und Fremdkapital. Jedoch sollte der Fremdkapitalanteil nicht eine gewisse Grenze überschreiten, da sonst das Risiko und damit die Kosten ansteigen[9].

Wir gehen davon aus, dass die Finanzierungsmöglichkeiten des Existenzgründers begrenzt sind und der Kreditgeber das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital als Bedingung für die Kreditvergabe stellt. Die vertikalen Finanzierungsregeln zeigen dieses Verhältnis und den daraus resultierenden Verschuldungsgrad auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Verschuldungsgrad[10]

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto höher ist die Insolvenzgefahr des Unternehmens. Kreditgeber bevorzugen deshalb eine Relation von 2:1, oder, noch besser, von 3:1.

Auch ist eingebrachte Eigenkapital ein Kriterium für die Kreditwürdigkeitsprüfung. Als Richtwert gilt eine Eigenkapitalquote von 15 – 20%[11].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Eigenkapitalquote[12]

Der Vollständigkeit halber muss ergänzt werden, dass bei der Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken auch die Zukunftsaussicht der Unternehmungsgründung in Betracht gezogen wird. So ist nicht nur die Eigenkapitalquote ausschlaggebend für die Gewährung von Bankkrediten, sondern auch die Gründerperson, das Unternehmenskonzept und die Marktchancen.

5. Finanzierungsregeln

Um die Finanzierung des Anlagevermögens unter dem Kriterium der Liquiditätssicherung planen zu können, sollte der Existenzgründer mit den folgenden Finanzierungsregeln vertraut sein, die der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR in Anlehnung an die Goldene Bankregel[13] vorstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 4: Regeln zur Finanzierung des Anlagevermögens[14]

Anmerkung: Die Nummerierungen in der Abbildung beziehen sich auf die fünf im folgenden dargelegten Regeln.

1.) Das Anlagevermögen sollte ausschließlich durch das Eigenkapital und dem langfristigen Fremdkapital finanziert werden.
2.) Falls ein Darlehen eingesetzt wurde, um den Kauf eines Wirtschaftsguts zu finanzieren, darf die Laufzeit des ersteren nicht die Nutzungsdauer des letzteren überschreiten.
3.) Der Kapitaldienst ergibt sich aus dem Umsatz nach Abzug aller Kosten, Privatentnahmen und den Anteilen an Investitionen, die aus eigenen Mitteln finanziert wurden.
4.) Saisonale Schwankungen können einen großen Einfluss auf das Umlaufvermögen haben. Deshalb muss die Auswahl an Fremdmitteln so gestaltet sein, dass diese dem Umlaufvermögen angepasst werden können. Der Kontokorrentkredit zum Beispiel deckt kurzfristigen Kapitalbedarf.
5.) Bei geschickter Gestaltung des Umlaufvermögens können Skonti wahrgenommen werden.

6. Die Finanzmittelherkunft

An dieser Stelle werden die gängigsten Formen der Finanzmittelherkunft für den Existenzgründer dargelegt. Hierbei wird angemerkt, dass die öffentlichen Finanzhilfen aufgrund ihrer Bedeutung für den Existenzgründer eigens vorgestellt werden.

6.1. Die Eigenfinanzierung

Das Eigenkapital wird vom Existenzgründer aus Ersparnissen, Vermögenswerten und Sachmitteln bereitgestellt. Falls jedoch nicht genügend Eigenmittel zur Verfügung stehen, gibt es diverse Möglichkeiten der Abhilfe. Die Beteiligungsfinanzierung kann haftendes Kapital von Teilhabern sein, aber auch durch Kapitalbeteiligungsgesellschaften oder Venture Capital Gesellschaften oder sogenannte Business Angels geleistet werden. Dabei wird dem Existenzgründer Risikokapital zur Verfügung gestellt ohne dieselben Anforderungen an Kreditsicherheiten zu stellen wie es bei Banken üblich ist. Diese erlangen Mitbestimmungsrechte und leisten häufig unternehmerische Beratung. Kapitalbeteiligungsgesellschaften investieren in der Regel in Unternehmen traditioneller Bereiche, während Venture Capital Gesellschaften sich hauptsächlich an Unternehmen der High-Tech-Branche beteiligen. Business Angels sind wohlhabende Privatpersonen, die Existenzgründer in ihrem Vorhaben mit beraterischer Tätigkeit und Beteiligungssummen um die 500.000 € unterstützen, ohne dass die Renditemaximierung im Vordergrund steht.

6.2. Die Fremdfinanzierung

Je nach Laufzeit der Maßnahme wird zwischen kurzfristiger, das heißt bis zu 12 Monatiger Laufzeit, und langfristiger Fremdfinanzierung, ab 12 Monatiger Laufzeit, unterschieden[15].

[...]


[1] vgl. Vormbaum, Herbert, Finanzierung der Betriebe, S. 263-274

[2] vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Starthilfe, S. 25-33

[3] Quelle: Finanzierungskette, Collrepp, Friedrich von, Handbuch Existenzgründung, S. 240

[4] siehe Anhang: Muster eines Kapitalbedarfsplans

[5] siehe Anhang: Muster eines Finanzierungsplans

[6] vgl. Schneck, Ottmar, Lexikon der Betriebswirtschaft, S. 495

[7] vgl. Schneck, Ottmar, Lexikon der Betriebswirtschaft, S. 257

[8] vgl. Schneck, Ottmar, Lexikon der Betriebswirtschaft, S. 347

[9] vgl. Swoboda, Peter, Investition und Finanzierung, S. 152-179

[10] Quelle: in Anlehnung an Feucht, Michael, Praxis-Lexikon Finanzmanagement, S. 96

[11] vgl. Feucht, Michael, Praxis-Lexikon Finanzmanagement, S. 238

[12] Quelle: Eigenkapitalquote in %, Feucht, Michael, Praxis-Lexikon Finanzmanagement, S. 95

[13] siehe Anhang: goldene Bankregel

[14] Quelle: Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, Selbstständig machen, Selbstständig bleiben, S. 49

[15] vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Starthilfe, S. 44 f.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen
Hochschule
Hochschule Pforzheim  (Controlling, Steuerwesen und Wirtschaftsrecht)
Veranstaltung
Kapitalmarktfinanzierung
Note
1.3
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V9125
ISBN (eBook)
9783638159111
Dateigröße
1450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Existenzgründung, Finanzierung, öffentliche Finanzhilfen
Arbeit zitieren
Master of Arts in International Finance and Accounting Anna Kerl (Autor:in), 2002, Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9125

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