Träume in mittelalterlichen Texten des 12. und 13. Jahrhunderts. Darstellung und Funktionen


Masterarbeit, 2018

79 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. KontextemittelalterlicherTräume
2.1 Die Relevanz der antiken Traumauffassung für das abendländische Mittelalter
2.2 Die Ursprünge der Traumdeutung und ihre Relevanz für das abendländische Mittelalter
2.3 Träume im kirchlichen Kontext
2.4 Zum Traum und zur Traumdeutung im Mittelalter

3. LiterarischeTräumeimabendländischenMittelalter
3.1 Die Träume im ,Nibelungenlied'
3.1.1KriemhildsFalkentraum
3.1.2KriemhildsEber-undBergtraum
3.1.3 Kriemhilds Traum von ihrem Bruder
3.1.4 Uotes Vogeltraum
3.1.5 Zusammenfassung zu den Träumen im /Nibelungenlied'
3.2 Die Träume in der ,Nibelungenklage‘
3.2.1 Die Träume Gotelinds und Dietlinds
3.2.2 Zusammenfassung zu den Träumen in der ,Nibelungenklage‘
3.3 Die Träume im ,Parzival‘
3.3.1 Der Traum Herzeloydes
3.3.2 Der Traum Parzivals auf der Gralsburg
3.3.3 Parzivals Tagtraum- Die Blutstropfenszene
3.3.4 Zusammenfassung zu den Träumen im ,Parzival‘
3.4 Die Träume im ,Prosa-Lancelot‘
3.4.1 Hectors Traum von der schwarzen Wolke
3.4.2 Galahots Todesträume
3.4.3 Zusammenfassung zu den Träumen im ,Prosa-Lancelot‘

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„DerMensch in der Nacht: Licht zündet er anfür sich selbst, sobald erloschen seine Sichtwerkzeuge.“1 - (Heraklit)

Träume faszinieren die Menschheit seitjeher und strahlen eine besondere Magie aus, weshalb diesem universalen Phänomen nunmehr über Jahrtausende hinweg kulturübergreifend Aufmerksamkeit zugetragen wird.2 Diesen sich intraindividuell ergebenden Rahmen für mentale Bilder, Vorstellungen und Erlebnisse betitelt Heraklit (6. Jh. v. Chr.) als Idios kösmos, die Welt der Träume. Dazu heißt es in seinen Fragmenten: „Die Wachen haben eine einzige gemeinsame Welt. Im Schlafe wendet sichjeder der eigenen zu.“3 Insofern kann der Traum als „Erleben während des Schlafes [,..]“4 aufgefasst werden, wobei dem Menschen trotz der eigentlichen bestehenden physischen Passivität das grenzenloses Agieren in der sich mental zutragenden Traumwelt möglich ist. Aufgrund dieser täuschend echten Realitätsillusion, welche Träume erzeugen, wohnt ihnen ebenso ein beunruhigender Charakter bei.5

Eben diese Omnipräsenz der Träume im alltäglichen Leben der Menschen führte zu einer vertieften literarischen Auseinandersetzung, die sich sowohl in Traumbüchern und traumtheoretischen Schriften als auch in der Dichtung niederschlug.6 Von Interesse im Rahmen der vorliegenden Arbeit sind in einem vorangehenden theoretischen Teil zunächst die sich während der griechischen Antike ergebenden Entwicklungen, deren Traditionslinien sich bis ins Mittelalter und in die frühe Neuzeit verfolgen lassen.7 Die Einbindung antiker Autoren liegt darin begründet, dass der Großteil der Autoren im Mittelalter ihre Werke auf dem Gedankengut griechischer und römischer Philosophen aufbaute.8 Diese Ursprünge der Traumtradition und Traumtheorien sollen dabeijedoch lediglich in einem überschaubaren Maße umrissen werden. Denn die eigentliche Aufmerksamkeit gilt dem Traum als literarisches Motiv, welches insbesondere in der mittelhochdeutschen Dichtung gattungsübergreifend weit verbreitet war und an Popularität genoss. Daher befasst sich der Hauptteil dieser Arbeit mit fiktiven Träumen9 in epischen Texten des Hochmittelalters, die im Zuge der nachfolgenden Ausführungen als Untersuchungsgegenstand herangezogen werden. Dabei steht im Zentrum des Interesses zum einen die Darstellung der in denjeweiligen Werken aufgeführten Träume, zum anderen sollen ihre Funktionen vor dem Hintergrund des entsprechenden Handlungsgeschehens beleuchtet werden. Die Begrenzung auf ausgewählte Träume aus dem ,Nibelungenlied‘, der ,Nibelungenklage‘ sowie dem ,Parzival‘ und dem ,Prosa-Lancelot‘ begründet sich einerseits aus ihrer Zugehörigkeit zur epischen Dichtung und der einheitlichen Entstehungszeit im 12. und 13. Jahrhundert. Andererseits soll die Tatsache, dass die thematisierten Träume Werken entstammen, welche unterschiedlichen Gattungen angehören, die Präsenz der fiktiven Träume in verschiedenen Textformen des Mittelalters betonen. Deren eminente Relevanz für die gesamte mittelalterliche Literatur soll schließlich anhand einer zusammenfassenden Darstellung der wesentlichen Ergebnisse deutlich werden, mit denen die vorliegende Arbeit abschließt.

2. Kontexte mittelalterlicher Träume

2.1 Die Relevanz der antiken Traumauffassung für das abendländische Mittelalter

Das Phänomen des Traumes gab Rätsel auf, weshalb die Frage nach ihrer Entstehung, Bedeutung und Deutung bereits die im antiken Zeitalter lebenden Menschen beschäftigte. Die ersten bedeutenden Überlegungen zur Traumauffassung artikulierte der bedeutende antike griechische Philosoph Platon (ca. 428-348 v. Chr.), indem er zwischen prognostischen und unbedeutenden Träumen differenzierte und die Entstehung von Träumen auf die Seele zurückführte. Damit grenzte er sich von der bis dato in Kreisen der früheren Philosophen und Dichtern bestehenden Überzeugung, Götter bzw. Zeus seien Verursacher der Träume, ab. Auch Aristoteles (ca. 384-322 v. Chr.) vertrat eine skeptische Haltung gegenüber der Idee einer göttlichen Inspiration von Träumen, obwohl er gleichwohl die Annahme traf, sie könnten Anzeichen künftigen Geschehens sein.10 So legte er in seinen Schriften ,De insomniis‘ und ,De divinatione per somnum‘ den Traum als ein Phänomen des menschlichen Geistes aus und etablierte somit einen psychobiologischen Ansatz:

„[Der] Traum ist vielmehr die Einbildung, welche von der Bewegung der sinnlichen Wahmehmungsobjekte ausgeht, solange man wirklich im Zustand des Schlafes sich befindet.“11

Aristoteles zufolge resultierte der Traum aus der aufgenommenen Nahrung, den Begebenheiten des Vortages, Krankheiten oder kosmischen Ereignissen, wobei sie objektiv betrachtet nicht wahr seien. Dass eine göttliche Herkunft ausgeschlossen sei, begründete er schließlich damit, dass alle Menschen, auch die schlechten, träumten.12 In diesem Sinne war die zeitgenössische Diskussion um die Traumthematik durch die Frage, ob dieses Phänomen von außen, d.h. von Göttern, Dämonen oder Engeln, oder aber von innen, also aus Körper oder Seele des Menschen hervorgerufen werde, gezeichnet. Dabei waren die Auffassungen Platons und Aristoteles' in diesem Kontext von richtungsweisender Wirkung.13

So begründete Philo von Alexandria (ca. 15 v. Chr.- 40 n. Chr.) seine Traumauffassung aus dem 2. Jh. n. Chr. auf Grundlage der platonischen Theorie von der Göttlichkeit der Seele in Bezug auf die Entstehung von Träumen. Er differenzierte nach dem Vorbild der vorwissenschaftlichen Antike zwischen drei Traumarten: Nach der ersten gelte Gott als Urheber des Traums, der in unverschlüsselter Weise die Zukunft voraussage. Sodann werde die menschliche Seele durch das Weltall mitgerissen, während sie in göttlicher Begeisterung klar oder in Form von Sinnbildern die Zukunft voraussehen könne. Schließlich sei es der menschlichen Seele durch göttliche Kraft möglich, basierend auf der Traumsprache, einen Einblick in Zukünftiges zu gewähren. Da im letzten Fall nicht von einer prognostischen Sicherheit ausgegangen wurde, bedurfte diese Art von Träumen der Traumdeutung.

Ausgehend von dieser Traumauffassung gelangte Chalcidius (ca. um 400 n. Chr.) im 4./5. Jh. n. Chr. unter Berücksichtigung aristotelischer Gedankengänge zu einer Einteilung der Träume: Hinsichtlich der aus der Seele stammenden Träume unterschied er zwischenjenen durch äußere Einflüsse bewirkten ohne jegliche Bedeutung für die Zukunft (somnium) und solchen, welche die Zukunft in negativer Weise voraussagten (visum). Des Weiteren berücksichtigte er neben den von Gottesboten verkündeten Mitteilungen (admonitio) von Gott stammende Botschaften. Letztere unterteilte er wiederum in Visionen (spectaculum), welche dem Wachenden widerfahren und in solche Träume (relevatio), in denen den Schlafenden die Zukunft kundgetan wird.14

Einer platonischen Grundlage bediente sich ebenso Macrobius (ca. 385-430 n. Chr.) in seinem um 400 n. Chr. entstandenen Kommentar zu Ciceros ,Somnium Scipionis'. Dabei sind hinsichtlich der von ihm vorgenommenen Fünfteilung der Träume Unterschiede zu Chalcidius' Ausarbeitung erkenntlich: Insomnium und visum sind aristotelischen Ursprungs, ihnen wurde aufgrund ihrer Einordnung als Leibreiz- und Alptraum keine Zukunftsbedeutung zugeschrieben. Die übrigen drei Traumarten sind mantischen Charakters. Während \isio im Sinne eines klar verständlichen Traumgeschehens betrachtet wurde, das mit dem geweissagten wirklichen Geschehen übereinstimmte, wies somnium rätselhafte bzw. allegorische Trauminhalte auf, die der Auslegung bedurften. Des Weiteren berücksichtigte er den bewusst gesuchten und damit künstlich hervorgerufenen Traum oraculum, verortet im Kontext des Tempelschlafs, welcher eine unverhüllte, göttliche Mitteilung enthielt. Neben der wesentlichen Relevanz des Wahrheitserweises durch das Eintreffen des Besagten, welche Macrobius den mantischen Träumen zuschrieb, agierte für ihn der Träumer selbst im Sinne der höchsten Deutungsinstanz.15 Seine Traumklassifikation, welche die magische, religiöse und wissenschaftliche Perspektive miteinander vereinte, übte einen außerordentlichen Einfluss auf die mittelalterliche Wissenschaft aus. Die Ausführungen des Macrobius bilden - und in eingeschränktem Maße ebenso die des Chalcidius -einen Überlieferungszweig der antiken Traumauffassung ins christliche Mittelalter ab.16

2.2 Die Ursprünge der Traumdeutung und ihre Relevanz für das abendländische Mittelalter

Die Ursprünge für die Auseinandersetzung mit Träumen und deren Deutung lassen sich bis in sehr frühe Epochen zurückdatieren. So sind anhand eines aus dem 2. Jt. v. Chr. stammenden ägyptischen Traumbuchs sowohl volkstümliche Traumdeutungen als auch die kasuistische Auslegungsmethode, welche persönliche Umstände des Träumenden einbezieht, nachvollziehbar. Ähnlichen Charakters waren neben dem ,Demotischen Traumbuch' ebenso assyrische-babylonische Traumbuchtexte, welche auf das Zeitfenster zwischen dem 9. und 7. Jh. v. Chr. zurückzuführen sind. Während die aufgeführten Traumbilder weitestgehend auf den alltäglichen Bereich begrenzt waren, bestimmten die Prinzipien der Analogie, Antinomie und der Assoziation die Deutungen.17

Das Feld der Traumdeutung traf auch im antiken Zeitalter auf großes Interesse und entspricht einem weiteren Überlieferungszweig der antiken Traumauffassung für das abendländische Mittelalter. Der Glaube an die Vorhersagekraft von Träumen war in der Antike über alle sozialen Schichten weit verbreitet. Neben der Tatsache, dassjeder selbst seine Träume auslegen konnte, boten professionelle Traumdeuter, vom intellektuell Hochstehenden bis zum Künstler, auf Märkten oder Festen ihre Dienste an. Die Intention bestand in der Auslegung der Trauminhalte und einer anschließenden Verknüpfung mit der Biografie des Träumers, seinem Lebensumfeld etc., woraufhin eine konkrete Bedeutung für das zukünftige Leben des Träumenden herausgearbeitet werden konnte.18 Allerdings waren konkurrierende Interpretationen desselben Traums möglich, was daraus resultierte, dass aufgrund einer fehlenden Deutungsinstanz unterschiedliche Auslegungen und Methoden nebeneinanderstanden. Über die methodische Vorgehensweise der Traumdeuter liegen jedoch nahezu keine Informationen vor.19

Nachvollziehen lässt sichjedoch die Traumdeutungsmethodik Artemidor von Ephesos' anhand seines aus fünf Büchern bestehenden ,Oneirocriticon‘ aus dem 2. Jh. n. Chr. Zweifellos wurden zujener Zeit eine Reihe von Traumbüchern verfasstjedoch entspricht dieses antike Traumbuch dem wohl umfassendsten Zeugnis der Praxis der zeitgenössischen Traumdeutung. Er unterschied in seinem Werk den wertvollen mantischen Traum (oneiros; lat. somnium), dem er einen zukunftsweisenden Charakter zuschrieb, vom wirkungs- und damit bedeutungslosen Traum (enhypnion\ lat. insomnium), wobei letzterer Folge aktueller Ereignisse und der Beeinflussung des Körperzustandes und der Seele war. Bezüglich des semantischen Traums grenzte er wiederum den unverschlüsselten vom verschlüsselten ab, wobei lediglich der allegorische Traum Gegenstand seines Traumbuchs war.20 In seiner lexikonartigen Fallsammlung stellte Artemidor 1400 Traummotive samt ihrer Deutungen dar, wobei er für die Aufschlüsselung der allegorischen Träume nicht in mechanischer Weise eine Deutung für ein bestimmtes Sinnbild festlegte, sondern die Traumsituation, den Charakter, die seelische Stimmung sowie die berufliche Situation des Träumers einbezog.21 Dabei kamen zwei wichtige Deutungsgrundsätze zum Tragen, zum einen das Vergleichen von Ähnlichkeiten, das auch bereits Aristoteles verwendete, zum anderen das oft angewandte Prinzip des Gegenteils. Die angenommene Polarität der Traummotive, bei der von einer Umkehr der im Wachleben bestehenden Strukturen ausgegangen wird, ist dabei als Deutungstradition sowohl in Traumbüchern als auch im Volksglauben bis in die heutige Zeit nachvollziehbar.22 Artemidor gewährt mittels seines Werks folglich einen tiefgreifenden Einblick in die Theorie und Praxis der antiken Traumdeutung. Im Kontext der mittelalterlichen Traumbücher wird seinen Ausführungen außerordentliche Relevanz zugeschrieben, da sie direkt oder indirekt von Artemidors Werk abgeleitet wurden.23

2.3 Träume im kirchlichen Kontext

Die Haltung der christlichen Gelehrten beeinflusste das Traumverständnis der nachfolgenden Jahrhunderte und damit die mittelalterliche Traumauffassung in eminenter Weise und bildet den dritten bedeutenden Überlieferungszweig ab. Allerdings gestaltete sich das Fassen einer einheitlichen Traumlehre im Kreise der Kirchenväter als äußerst schwierig. So erfolgte einerseits im wissenschaftlichen Kontext die Rezeption antiker Vorstellungen, während andererseits in der Glaubenspraxis die Traumdeutung im Lichte von Aberglaube und Zauberei negativ konnotiert hervorstach.24

Die christliche Haltung gegenüber der Traumthematik gestaltete sich problematisch, da die Bibel diesbezüglich keine klare Linie erkennen ließ. So beriefen sich die Kirchenväter in ihrer ablehnenden Haltung auf den Apostel Paulus, der im Brief an die Galater den Glauben an Mächte außerhalb von Gott sowie die Berücksichtigung bestimmter Tage, Monate und Jahre als sklavische Haltung verurteilte [Gal. 4,8], Gleichwohl kamen der Vision und der nächtlichen Traumoffenbarung im Alten Testament (bspw. Traum Jakobs von der Engelsleiter [Gen. 28, 10-22]; die Joseph-Geschichte [Gen. 37, 5-10; 40, 5-22; 41, 1-36]) eine große Bedeutung zu.25 Von diesen glaubwürdigen bzw. gottgesandten Träumen unterschied die Heilige Schrift teuflische bzw. trügerische Träume. Ein Pendant hierzu findet sich in der ,Odyssee‘ Homers (.Odvssee' XIX 560ff), in welcher „falsche“ und „wahre“ Träume voneinander abgrenzt werden und irreführende bzw. falsche Träume dem Horntor, wiederum wahrheitsverkündende Träume dem Elfenbeintor zugeordnet wurden.26

In Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift bekannten sich neben Augustinus (ca. 354-430 n. Chr.) und Hieronymus (ca. 347-420 n. Chr.) ebenso der für die mittelalterliche Auffassung so maßgebliche Papst Gregor der Große (ca. 590-614 n. Chr.) im Sinne einer möglichen göttlichen Offenbarung im Traum.27 Nach letzterem gebe es sechs verschiedene Arten von Träumen. So werden Traumbilder erstens von zu vollem oder zweitens von zu leerem Magen herbeigeführt, während die dritte Traumkategorie durch täuschende Vorspielungen des bösen Feindes bedingt werde. Der vierten Kategorie seien diejenigen Vorspielungen zuzuordnen, welche mit Gedanken vermischt seien, die letzten beiden wiederum zählte er zu den Offenbarungsträumen und veranschaulichte sie mit Beispielen aus der Bibel.28 Jedoch war er der festen Überzeugung, dass himmlische Eingebungen lediglich auserwählten Menschen vorbehalten und Träume stets vor dem Hintergrund der christlichen Glaubensgrundsätze zu überprüfen seien. Grundsätzlich behielt er jedoch einen skeptischen Standpunkt gegenüber Träumen bzw. deren Interpretation und berief sich auf diesbezügliche Bibeltextstellen („Denn viele wurden durch Träume betrogen und in ihrem Vertrauen darauf getäuscht.“ [Eccl. 34, 7]; „Ihr sollt nicht wahrsagen und auch nicht aufTräume achten.“ [Lev. 19, 26]).29

Dementsprechend war dem antiken Zeitalter und der Bibel eine misstrauische Haltung gegenüber trügerischen Träume gemein, wobei Christen sie als diabolisch motiviert betrachteten, während in der Antike sowohl der Wahrtraum als auch der trügerische Traum göttlichen Einflüssen zugeordnet wurden ([Ilias II, 1-83]; (Odyssee XIX, 547, 562-567)).30

2.4 Zum Traum und zur Traumdeutung im Mittelalter

In der frühmittelalterlichen Epoche manifestierte sich schließlich eine misstrauische, ja abwehrende Haltung der gebildeten Geistlichkeit gegenüber dem Traum als etwas, dem keinerlei Wert zukam und dessen Beachtung ferner als gefährlich eingestuft wurde. So verwischte die Beziehung der christlichen Gelehrten zu den alten Künsten der Traumdeutung gänzlich.31

Derweil wurde der antike Einfluss im Rahmen der mittelalterlichen Schriften deutlich. So stützte sich, ähnlich wie andere mittelalterliche Gelehrte, der das mittelalterliche Traumverständnis prägende Augustinus in seiner ,De genesi ad litteram‘ in weitem Maße auf Macrobius (siehe Abschnitt 2.1). Ebenso diente dessen fünfteilige Traumklassifikation dem Johannes von Salisbury (ca. 1115-1180) in seinem ,Policaraticus‘ als Vorlage, die er wiederum im Sinne einer christlichen Traumlehre adaptierte.32 Da festzustellen ist, dass nahezu alle weiteren Traumtheorien des Mittelalters auf dem Kommentar von Macrobius zu Ciceros ,Somnium Scipionis‘ fußen, kann der Behauptung Hammerschmidt-Hummels, seine Ausführungen gelten „als Fundament des gelehrten mittelalterlichen Traumverständnisses“, zugestimmt werden.33

Neben den theoretischen Ausführungen zum Wesen des Traums kam den mittelalterlichen Traumbüchern hinsichtlich einer Deutung für die als bedeutungsvoll angesehenen nächtlichen Erlebnisse eine praktische Funktion zu. Sie dienten im Grunde der Zukunftsprognostik, wobei Themen wie Gesundheit, Hausstand und Besitz die wichtigsten Themen bildeten. Sie dienten den im Mittelalter lebenden Menschen als Medium zur Minderung der Furcht vor der Zukunft. Insbesondere waren die Ausführungen Artemidors' als theoretische Grundlage nicht mehr wegzudenken (siehe Abschnitt 2.2).34 Der Geltungsrahmen umspannte auch das ,Somniale Danielis‘, welches den Propheten Daniel als Verfasser nennt und zweifelsohne zu einer der wichtigsten oneiromantischen Schriften des Mittelalters avancierte. Das in Prosa verfasste Werk, welches Deutungen des Astrampsychos und Nikephoros berücksichtigt, ist dabei als alphabetisch geordnetes Verzeichnis von Traummotiven samt ihren Deutungen angeordnet. Dabei wird nach dem Vorbild des Artemidor betont, dass die persönlichen Lebensumstände des Träumers bei der Deutung berücksichtigt werden müssen.35 Neben weiteren Büchern, die zur Traumdeutung herangezogen werden konnten, war insbesondere das in Byzanz von Pascalis Romanus im Jahre 1165 verfasste ,Liber thesaurus occultus‘ bedeutend.36 Das erste Kapitel des aus drei Teilen zusammengesetzten Buchs ist als allgemeine Einführung in die Phänomene Schlaf und Traum sowie deren Klassifikation nach Macrobius aufzufassen, während die letzten beiden Abschnitte einen Korpus an Traummotiven und deren Interpretation darbieten. Aus inhaltlicher Perspektive stellte er Material aus den zwei größten griechischen Handbüchern der Traumdeutung, dem Werk Artemidors und dem des Achmets (ca. 820 n. Chr.)37, neu zusammen.38

Für eine Kategorisierung der zahlreichen mittelalterlichen Traumbücher, von denen hier lediglich die bedeutendsten thematisiert wurden, führt Tuczay eine Differenzierung nach dessen Deutungsverfahren an. So ergeben sich drei verschiedene Typen: Diejenigen Traumbücher, welche einer inhaltsspezifischen Deutung nachgehen, ordnet sie der Gruppe des Artemidor, Achmet, Astrampsychos, Nekephoros und der ,Somnia Danielis‘ zu. Während in den ersten beiden eine Ordnung nach der Zusammengehörigkeit vorlag, war bei den übrigen eine alphabetische Gliederung der Traumgegenstände nachzuvollziehen. Unterdessen war für die zweite Gruppe die herrschende Mondkonstellation entscheidend, da hiervon ausgehend Aussagen darüber gemacht wurden, ob und wann das Geträumte eintritt. Die letzte Gruppe, in welcher das ,Somniale Joseph‘ anzusiedeln ist, befragte Karten, Würfel, Stech- oder Punktierorakel, um den Trauminhalt auslegen zu können.39

3. Literarische Träume im abendländischen Mittelalter

Die sich im Zuge mehrerer Jahrhunderte vollziehende Genese der Traumauffassung und -deutung sowie die damit einhergehende Entstehung einer Reihe diesbezüglicher Werke, hatte einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert für die mittelalterliche Gesellschaft. Das den Träumen zugetragene Interesse spiegelte sich ebenso in der mittelalterlichen Dichtung in Form des erzählten Traums in Epen wieder. So entsprach der Großteil der überlieferten Träume den sog. fiktiven Träumen40, die Speckenbach von wirklichen Träumen insofern abgrenzt, dass sie „nicht wirklich geträumt, sondern mit einer bestimmten literarischen Absicht erfunden [sind].“41 Er betont ebenso, dass die aufgeführten Träume den Traumerfahrungen des Publikums nicht grundsätzlich widersprechen dürfen und in jedem Falle ein Identifikationspotenzial darbieten müssen. Ferner muss die sinnbildliche Verschlüsselung, welche durchaus verschiedenen Traditionen entstammen kann, im Sinne ihres literarischen Zwecks dem Rezipienten zugänglich sein. So ist neben einer innerliterarischen Überlieferung die Bezugnahme auf mythologisches Gedankengut möglich, während die Sinnbilder ebenso von christlichen Vorstellungen geprägt sein können oder auf Inhalte der Traumbücher zurückgehen. Für fiktive Träume besteht demnach kein starres Deutungssystem, wobei die Traumbilder durchaus ambivalenten Charakters sein können und auch Überschneidungen der Bedeutungen möglich sind.42 Die sich hieraus ergebende mögliche Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit dieser Träume bedarf einer Auslegung, um sie hinsichtlich einer Erkenntnis für sich nutzbar zu machen. Hierzu ist einerseits die Betrachtung des Traums im gesamten Strukturgeflecht der Handlung notwendig, andererseits muss der Frage nachgegangen werden, welche Deutungsintention dem Traum zugrunde liegt.43 Der Rezipient kann hierbei den Traum auf Grundlage des gesamten Geschehenszusammenhangs hinsichtlich seiner Bedeutung und Funktionen reflektieren und bewerten und tritt insofern als Außenstehender an diesen heran. Dagegen ist die im kontextuellen Bezug zum Traum stehende literarische Figur dazu angehalten, diesen auf eine sinnvolle Art und Weise im Handlungsfluss zu interpretieren.44 Vor diesem Hintergrund liegen in der mittelalterlichen Literatur Träume vor, die besondere Beachtung verdienen und im Folgenden in den Blick genommen werden.

3.1 Die Träume im ,Nibelungenlied'

Das um 120045 46 im Raum Passau in mittelhochdeutscher Sprache niedergeschriebene ,Nibelungenlied‘A 6 wurde anonym überliefert und gilt nach Schulze als eines der „Hauptwerke [...] der höfischen Literaturperiode“47 und stellt ferner als „Verschriftlichung mündlicher Dichtungstradition“48 eine „eigene [...] Gattung der Heldenepik“49 dar. Das Werk basiert auf einer Sage, welche um das fünfte Jahrhundert während der Völkerwanderungszeit entstand, wobei hier die Zerschlagung des Burgundenreichs um 436 im Raum Worms dem konkreten historischen Bezugspunkt entspricht.50 Die Makrostruktur des ,Nibelungenlieds‘ umfasst zwei Teile, welche um zwei Stoffkreise zentriert sind. So erfolgt zunächst die Darstellung der Geschichte von Siegfrieds Ermordung sowie deren Voraussetzungen und Folgen (1.-19. Âventiure), woraufhin sich die Handlung von Kriemhilds Rache an den Burgunden anschließt (20.-39. Âventiure).51

In den Handlungskontext sind fünf Träume eingebettet, wobei Kriemhild an vier Textstellen träumt und ein weiterer Traum ihrer Mutter Uote zuzuordnen ist. Bereits im Zuge der ersten Âventiure, in welcher der Erzähler im Wesentlichen die Angehörigen des burgundischen Hofes und Kriemhild als Königstochter vorstellt, hat letztere einen Traum, in dem der von ihr abgerichtete Falke von zwei Adlern getötet wird (Str. 11, V. 1-4; 1. Âventiure). Der zweite Traum tritt im Handlungsverlauf wesentlich später auf: Nachdem in der 14. Âventiure Kriemhild und Brünhild während eines Turniers in einen Streit um den Rang ihrer Ehegatten geraten und Brünhild bewusst wird, dass sie in der Brautnacht getäuscht wurde, führt dies zu einer tiefen Kränkung, die ihrerseits Rache an Siegfried erfordert. Infolgedessen täuschen Gunther und Hagen einen Krieg gegen die Sachsen und Dänen vor, wobei letzterer sich unter dem Vorwand eines besseren Schutzes Siegfrieds von Kriemhild diejenige Körperstelle verraten lässt, an welcher er trotz des Drachenpanzers verwundbar ist (Str. 899; 15. Âventiure). Als anschließend Siegfried von Gunther zu einem Jagdausflug eingeladen wird, gelangt Kriemhild zu der Überzeugung, es handele sich hierbei um ein Mordvorhaben an ihrem Ehegatten. Sie wagt es zwar nicht, Siegfried darüber in Kenntnis zu setzen, welche elementare Information sie Hagen vermittelt hatte, erzählt ihm aber zwecks Warnung von ihrem Traum (Str. 918, V. 1-4; 16. Âventiure), in welchem sie sah, wie zwei Eber ihren Ehegatten über ein Feldjagten und sich anschließend die Blumen rot färbten. Auf diesen sog. Ebertraum folgt der sog. Bergtraum Kriemhilds (Str. 921, V. 1-4; 16. Âventiure), in dem sie von zwei auf Siegfried stürzenden Bergen träumt. Die zwei übrigen Träume sind im zweiten Teil des ,Nibelungenlieds‘ verortet. Während Kriemhilds Trauer um Siegfried anhält, heiratet sie Etzel und wird auf diese Weise Königin des Hunnenlandes (21. Âventiure). Als sie mittlerweile 13 Jahre in Etzels Land lebt, träumt sie von ihrem Bruder Giselher, mit dem sie Hand in Hand geht und diesen immer wieder küsst (Str. 1390, V. 2-4; 23. Âventiure). Nachdem im weiteren Handlungsverlauf Kriemhild mit Etzels Zustimmung ir frivnde (Str. 1396, V. 3; 23. Aventiure) ins Land der Hunnen einlädt, träumt Uote, dass alle Vögel im Lande tot sind und möchte ihre Söhne davon abhalten, abzureisen (Str. 1506, V. 2-4; 25. Aventiure).

3.1.1 Kriemhilds Falkentraum

In der ersten Âventiure werden die drei Könige Gunther, Gernot und Giselher sowie ihre Schwester Kriemhild vorgestellt. Über Letztgenannte wird dabei Folgendes berichtet:

In disen hohen eren trömte Chriemhilde, wie si zvge einen valchen, starch, sc=n vjwilde, den ir zwene aren erchrvmmen. daz si daz mNste sehn, ir en chvnde in dirre werkle leider nimmergescehn. (Str. 11,V. 1-4)

Im Rahmen dieses indirekten Redeberichts des Erzählers wird angeführt, wie Kriemhild davon träumte, dass der von ihr abgerichtete Falke durch zwei Adler getötet wird. Ihr sog. Falkentraum tangiert dabei die Spannung von Zustand ([i]n disen hohen eren [...]. (Str. 11, V. 1)) und Ereignis ([...] trömte Chriemhilde [...]. (Str. 11, V. I)).52 Denn die zuvor in äußerst positiver Weise erfolgende Darstellung des burgundischen Hofes (Str. Iff.) wird durch eine vom Traum ausgehende negative Atmosphäre überschattet und ruft sowohl beim Rezipienten als auch bei Kriemhild das Streben nach einer adäquaten Auslegung hervor. Aufgrund der Tatsache, dass Kriemhildjedoch keine schlüssige Interpretation ableiten kann, teilt sie den Traum ihrer Mutter Uote mit, welche diesem einen prognostischen Sinn zuspricht. Da Kriemhild in ihrem Traum als Falknerin erscheint ([...] si zvge einen valchen[...]. (Str. 11, V. 2)), setzt Uote den valche/nl (Str. 12, V. 3) einem edel man (Str. 12, V. 3) gleich und lässt deutlich werden, dass sie diesen als „Sinnbild für den Geliebten“53 Kriemhilds deutet. Folglich legt sie den im Zusammenhang mit dem „erotisch besetzte[n] Symboltier“54 stehenden Traum im Sinne einer bevorstehenden Liebesbeziehung ihrer Tochter aus. Obwohl Kriemhilds späterer Ehegatte Siegfried zum Zeitpunkt des Traumes im Handlungsgeschehen noch nicht aufgeführt ist, kann die seitens Uote erfolgende Auslegung des Falken bzw. dessen Zähmung jedoch in Anlehnung an die mittelalterliche Bildsprache nachvollzogen werden.55 Denn im zeitgenössischen Kontext wurde der Falke als hochgeschätzter Jagdvogel von Rittern oder Damen abgerichtet und fungierte als Metapher für die Gewinnung und Bindung eines geliebten Menschen, wie bereits aus der frühen Liebeslyrik bekannt war.56 Auf die adlige Abstammung des Bezeichneten verweisen insbesondere die dem Falken zugeschriebenen Attribute starch, scon und wilde (Str. 11, V. 2), die durch die unzähmbare Kampfkraft und die Schönheit Siegfrieds bestätigt werden. Dass Siegfried dem Falken gleichzusetzen ist und dem ihm zugeschriebenen adligen Charakter57 in vollem Maße gerecht wird, ist ferner anhand der in der zweiten Aventiure verorteten Vorstellung seiner Person und im Allgemeinen über den gesamten Handlungsverlauf ersichtlich. Die Überzeugung Hausteins, dieser Traum Kriemhilds setze bereits die schicksalbestimmende Minne für Kriemhild und Siegfried ins Bild58, ist anhand der am Ende der ersten Aventiure aufgeführten Erwähnung des Erzählers, Kriemhild werde die Frau eines kühnen und standesgemäßen Mannes werden (sit wart si mit eren eins vz'Z chMnen rechen wip. (Str. 16, V. 4)), zu unterstreichen und zu bestätigen. Vor diesem Hintergrund ist dieses Traumbild folglich als epische Vorankündigung für das Minneverhältnis zwischen Kriemhild und Siegfried aufzufassen.59

Allerdings interpretiert Uote das Traumbild einseitig, indem sie sich auf die erotische Komponente konzentriert und dabei keineswegs auf die zwene aren60 (Str. 11, V. 3) eingeht, die den Falken in der Luft zerreißen. Die dem Adler die Bedeutung der Macht und der edlen Gesinnung61 zuschreibende Traumsymbolik und die in diesem Kontext auftretende Zweierzahl lässt im übertragenden Sinne auf die edle Abstammung Siegfrieds zweier Mörder schließen: Einer der beiden Adler verweist auf Gunther und seine königliche Stellung, denn nach Artemidor kündigt ein „angreifender Adler [...] Bedrohung von Seiten eines mächtigen Mannes an“62. Als vollziehende Kraft nimmt im Kontext des Mordes an Siegfried der andere Adler als „gefährlicher Jäger“63 in der Person Hagens konkrete Gestalt an, dessen Jagdbeute Siegfried, der Falke, ist.64 Die Tatsache, dass Hagen einen der beiden Adler darstellt, ist ebenfalls anhand der hier exemplarisch aufgeführten Textstelle der 28. Aventiure erschließbar: Durch die präzise Beschreibung des äußeren Erscheinungsbildes Hagens, ruft der Dichter in der Vorstellung des Lesers ein Bild hervor, welches dem Adler gleichkommt:

Der helt was wol gewahsen, daz ist al war. groz was er cen brvsten, gemischet was sin har mit einer grisen varwe. div bein warn im lanch vnd eislich sin gesihene. er hete herlichen ganch. (Str. 1731, V. 1-4)

Die bestehende Verwandtschaftsbeziehung der Mörder zu Kriemhild und die Tatsache, dass es sich bei den zwei Adlern um Gunther und Hagen handelt, führt der Erzähler dem Rezipienten im weiteren Textverlauf vor Augen (w sere si daz rach/ an ir nwhsten magen, die in slNgen sint! (Str. 17, V. 2-3)): Die Symbolik des Adlers nimmt im Zuge der 12. Âventiure Gestalt an, in der Gunther auf Brünhilds Beharren Siegfried und Kriemhild unter dem Vorwand eines Festes nach Worms einlädt. Die Allegorie verstärkt sich schließlich mit dem Streit der Königinnen in der 14. Aventiure, woraufhin in der 15. Aventiure deutlich zum Vorschein kommt, dass Hagen das durch Brünhild geforderte und von Gunther eingewilligte Mordvorhaben an Siegfried vollziehen will. In der 16. Aventiure wird schließlich Siegfried mit der Hinterlist Hagens ermordet. Die beiden Adler werden allerdings weder von Kriemhild noch von Uote als Auslegungsgegenstand herangezogen, weshalb die symbolische Bedeutung folglich nicht zur Sprache kommt. Uote sagt nicht, von wem der durch den Falken symbolisierte edel man (Str. 12, V. 3) ermordet wird, ebenso wenig erhellt sie die Symbolik dieser zwei Adler. Folglich wird nicht transparent, ob Uote diese Allegorie nicht erkennt oder bewusst nicht zur Sprache bringt. Festzuhalten bleibt aber, dass in der Konversation Kriemhilds und Uotes dieser essentielle Teil des Traumes unbeleuchtet bleibt.

Trotzdessen sieht Uote das durch die Adler verursachte Leid in ihrer Traumdeutung vorher („[...] ine welle got behMten, dv mNst in stiere vloren han." (Str. 12, V. 4)), welches dem Rezipienten bereits in der vorangehenden Strophe seitens des Erzählers vor Augen geführt wurde (daz si daz mNste sehn,/ ir en chvnde in dirre wertde leider nimmer gescehn. (Str. 11, V.4-5)). Sie verdeutlicht dabei Kriemhild, dass sie ihren Zukünftigen bald verlieren werde, sofern Gott diesen edel man (Str. 12, V. 3) nicht schütze. Dass sie in diesem Kontext einen Bezug zu Gott herstellt, steht im Zeichen ihres Vertrauens in die göttliche Macht und vergegenwärtigt die Differenz zwischen Wissen und aktueller Hoffnung.65 Allerdings zeugt dies ebenso davon, dass Uote trotz des Erkennens dieser tragischen Aussage weiterhin auf die erotische Komponente fixiert ist: ,,[S]oltv immer hercenhche zer werlde werden vro,/ daz geseiht von mannes minne. dv wirst ein sedne wip,/ ob dir noch got gefMget eins rehte gNten ritters Up.“ (Str. 14, V. 2-4). Kriemhild nimmt allerdings eine entschiedene Gegenposition bezüglich eines möglichen Minne-Verhältnisses zu einem Mann ein, da sie einerseits der Überzeugung ist, ihre Schönheit könne unter der Liebe negativ beeinträchtigt werden, andererseits sieht sie eine elementare Verbindung zwischen der Liebe und dem zu erfahrenden Leid (,,[...] svs scon ich wil beliben vnz an minen tot,/daz ich von mannes minne solgewinnen nimmer not.“ (Str. 13, V. 2-4)). Ihren Standpunkt, dass sie aus diesem Grunde beiderlei meiden möchte („[...] ich sol si miden beide; sone chan mir nimmer missegan.“ (Str. 15, V. 4)), untermauert sie schließlich folgendermaßen: „[...] [E]z ist an manegen wiben vH diche worden sein,/wie Hebe mit leide ze ivngest Ionen chan. (Str. 15, V. 2-3). Hier erkennt Kriemhild folglich im Sinne des höfischen Kontextes den Zusammenhang zwischen Zezfund minne.

Allerdings muss angeführt werden, dass Kriemhild im Anschluss an die Auslegung des Traumes seitens ihrer Mutter, lediglich gegen ihre Empfehlung, eine Ehe mit einem ehrvollen Mann zu schließen, argumentiert. Dabei ist sie in keinerlei Weise in dem Bestreben, mittels eigener Gedankengänge auf eine sinngebende Erklärung des Traumes zu schließen. Dies zeugt davon, dass sie die hierin enthaltene Komplexität nicht zu erkennen vermag. Denn selbst den von ihrer Mutter aufgegriffenen und gedeuteten Falken stellt sie in keinerlei Bezug zu den mit ihm in Interaktion stehenden zwei Adlern. Dementsprechend nimmt sie ausschließlich das erotische Symbol in den Blick und lässt außer Acht, dass sie es war, die den Falken im Traum hochzog und folglich verantwortlich für dessen Schicksal sein würde ([...] wie si zvge einen valchen [...]. (Str. 11, V. 2)). Insofern kann auf Basis dessen und in Anlehnung an Classen schlussgefolgert werden, dass sie aufgrund der ausbleibenden Tiefe einer Interpretation des Traumes ihre zukünftige Handlungsfähigkeit verliert.66 Andernfalls wäre ihr die Möglichkeit eröffnet, das Bevorstehende in aktiver Weise verhindern zu können. Hierfür spricht auch die durch den Erzähler angeführte Zukunftsperspektive, die Kriemhilds Versuch, das Ansinnen von Liebe, Freude und Leid abzuwehren, entkräftet (sit wart si mit eren eins vH chMnen rechen wip. (Str. 16, V. 4)).

Folglich intendieren Kriemhilds Falkentraum und die damit einhergehende Traumdeutung Uotes einen Vorausblick auf der Handlungsebene: Zunächst erscheinen Kriemhild und Siegfried auf diese Weise bereits in der einleitenden Âventiure als Paar, obwohl die Heirat der beiden im Handlungsgeschehen deutlich später angesiedelt ist. Ferner prophezeit der Traum zum einen die Ermordung an Siegfried, zum anderen verweist er in diesem Kontext auf Hagen, der den Mord plant und ausführt sowie auf Gunther, der ihn zulässt:

Da der herre Sifrit ob dem brvnnen tranch, er shoz in dvreh daz ervee, daz von der wnden spranch daz blvt im von dem hercen vaste an Hagenen -wat. (Str. 978, V. 1-3)

In ergänzender Beziehung hierzu steht die in der Abschlussstrophe der ersten Âventiure seitens des Erzählers angeführte Vorausdeutung auf Kriemhilds Rache für den Mord an ihrem Mann, welche das Ende der Burgunden zur Folge hat:

Der was der selbe valche, den si in ir tr ?me sach, den ir besciet ir mNter. wi sere si daz rach an ir niehslen magen, die in slNgen sint! dvrch sin eines sterben starp vil maneger mNter kint. (Str. 17, V. 1-4)

In diesem Sinne prognostiziert der Erzähler durch den Falkentraum zentrale Gelenkstellen des folgenden Handlungsgeschehen und schlägt von der ersten Âventiure zum Schluss der Erzählung einen Bogen.67 Somit lässt er den Rezipienten zu der Erkenntnis gelangen, dass die folgende Erzählung ihren Ausgang in der Katastrophe haben sowie im Untergang enden wird. Ergo ist der Falkentraum des Epos im Sinne eines Sprachrohres zu verstehen, dass die stets bestehende Omnipräsenz der Macht, Rache und Brutalität im ,Nibelungenlied‘ bereits einleitend auf den Punkt bringt. Auf diese Weise wird dem Rezipienten letztendlich im Vergleich zu den handelnden Figuren ein deutlicher Wissensvorsprung gewährt. Ehrismann formuliert dies in treffender Weise: „Immer spricht so der (wissende) Epiker durch seine (ahnungslosen) Gestalten zu dem (ahnenden) Hörer.“68

3.1.2 Kriemhilds Eber- und Bergtraum

Mittlerweile hat sich der Adler aus Kriemhilds erstem Traum als Siegfried erwiesen, mit dem sie nun verheiratet ist. Ferner konnte der Rezipient im Textgeschehen den Streit zwischen Kriemhild und Brünhild sowie den hieraus erwachsenen Mordplan Hagens nachvollziehen. In der 16. Aventiure erkennt Kriemhild die von ihren Verwandten ausgehende Gefahr für ihren Ehegatten, da sie sich an ein Gespräch mit Hagen erinnert, in dem sie ihm Siegfrieds verwundbare Stelle offenbarte:

,,[...]Do von des trachen wnden vloz daz heize blvt vnd sich dar inne badete der chMne ritter gvt, do viel im zwihssen di herte ein lindenblat vil breit. da mach man in versniden: des istmir sorgen vil bereit.“ (Str. 899, V. 1-4)

Aus diesem Grunde reagiert sie auf den Entschluss Siegfrieds, die von Gunther und Hagen ausgehende Einladung für einen vermeintlichen Jagdausflug anzunehmen (do was nv vf gesovmet sin edel pirsgewant,/ sin vnd siner gesellen; si wotden vber Rin. (Str. 915, V. 2-3)), voller Angst und weinete ane mazze (Str. 917, V. 4). Entscheidend ist an dieser Stelle, dass Kriemhild ihm aber nicht von dem Hagen anvertrauten Geheimnis erzählt. Weshalb sie schweigt, wird dabei lediglich mit sine torster niht gesagen (Str. 917, V. 1) begründet. Der wahre Grund hierfür kann ausgehend von ihrer zuvor mit Hagen geführten Konversation vermutet werden, in der sie ihm erzählt, Siegfried hätte sie wegen des Frauenstreits cerblwen (Str. 891, V. 2). Folglich kann ihr Schweigen an der Angst vor erneuter möglicher Strafe festgemacht werden. Insofern fasst sie den Entschluss, ihn mittels ihres sog. Ebertraums zu warnen:

Si sprach zv dem recken: „lat iwer tagen sin. mir trovmte hinat, wi zwei wildiv swin iageten Mber heide; da wrden blNmen rot. daz ich so sere weine, des get mir wierüche not. [...].“ (Str. 918,V. 1-4)

Anschließend betont sie die Ernsthaftigkeit, die sie in ihrem Traum zu erkennen vermag, indem sie ihn durch den Hinweis ihrer Furcht vor dem haz (Str. 919,V. 3) Gekränkter ergänzt:

„[...] IchfMrhte harte sere ettelichen rat, ob man der deheinem missedienet hat, di vns gefvgen chMnnen vienllichen haz. belibet, lieber herre; mit rehten triwen rat ich daz.“ (Str. 919,V. 1-4)

Kriemhilds Warnungen zeigen allerdings keinerlei Wirkung auf Seiten Siegfrieds. Er geht zwar auf die Befürchtungen Kriemhilds ein („[...] ine weiz hie niht der livte, di mir iht hazzes tragen./ alle dine mage sint mir gemeine holt./ ovch han ich an den degenen hie niht anders versolt.“ (Str. 920, V. 2-4)) und ist in dem Bestreben, sie auf diese Art und Weise zu beruhigen. Dass er aber in keinster Weise auf ihre Traumerzählungen Bezug nimmt, ist auffällig. Siegfried sieht sich dementsprechend hinsichtlich des Wormser Hofs keiner Gefahr gegenüberstehend, wobei Müller das Vertrauen in seine mage (Str. 920, V. 3) auf die mit Kriemhild geschlossene Ehe zurückführt.69 Offensichtlich ist injedem Falle, dass Siegfried denkt, mit dem Eid an Gunther sei Brünhild beruhigt und folglich das ihm gegenüber entstandene Misstrauen beseitigt.70 Da dies jedoch nicht der Realität entspricht, vertraut hier Siegfried auf eine Ordnung, die nicht mehr vorhanden ist. Die negative Beeinflussung des Verhältnisses durch den Streit von Kriemhild und Brünhild scheint er nicht erkennen zu wollen oder können und vertraut Wachinger zufolge auf die scheinbare Harmonie, unter deren Oberfläche der Hass liegt.71 Da Kriemhild dies bemerkt und Siegfrieds Entschiedenheit realisiert, beschließt sie ihrer Befürchtung durch die Erwähnung ihres weiteren Traums, dem sog. Bergtraum, größeren Ausdruck zu verleihen:

,,Neina, herre Sifrit; iafMrht ich dinen val. mir trovmte hinte leide, wi ob dir ce tai vielen zwene berge, ine gesach dich nimmer me. wil dv von mir scheiden, daz tvt mir an dem hercen we.“ (Str. 921,V. 1-4)

Dassjedoch Siegfried ihre Warnungen nicht beachtet, ist neben den oben aufgeführten Punkten insbesondere auf die heroische Haltung des Helden72 zurückzuführen und bestätigt sich in dem Punkt, dass Siegfried zur Jagd aufbricht (Do ritten si von dannen in einen tieffen walt [...]. (Str. 923, V. 1)). Von daher trifft die Behauptung Classens, „[Kriemhild und Siegfried versagen hinsichtlich der] Einsicht [...], die transzendentale Botschaft in die eigene Realität zu transportieren“73, nur bedingt zu. Denn Kriemhild warnt aufgrund ihrer Erkenntnis hinsichtlich ihrer Traumbilder Siegfried und will seinen Fortgang verhindern, auch wenn hierzu der entscheidende Punkt ihres Geheimnisverrats nicht von ihr hinzugezogen wird. Für Siegfried hingegen trifft Classens Standpunkt durchaus zu, da er nicht auf Kriemhilds Träume und ihre diesbezüglichen Befürchtungen eingeht. Der hieraus resultierende Abschied wird von zwei Erzählaussagen eingerahmt: [D]one dorfte Chriemhilde nimmer leider gesin. (Str. 915, V. 4) und [S]ine gesach in leider dar nach nimmer mer gesvnt. (Str. 922, V. 4).

[...]


1 Wagner-Simon, Therese/ Benedetti, Gaetano: Traum und Träumen. Traumanalysen in Wissenschaft, Religion und Kunst. Göttingen 1984, S. 7.

2 Vgl. Van Well, Benjamin: Mir troumt hinaht ein troum. Untersuchung zur Erzählweise von Träumen in mittelhochdeutscherEpik. Berlin2015. (SchriftenderWienerGermanistik; Bd. 4), S. 15.

3 Neeße, Gottfried: Heraklit heute. Die Fragmente seiner Lehre als Urmuster europäischer Philosophie. Hildesheim 1982, S. 103.

4 Strauch, Inge/Meier, Barbara: Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforschung. Bem 1992, S. 11.

5 Vgl. Latacz, Joachim: Funktionen des Traums in der antiken Literatur. In: Traum und Träumen. Traumanalysen in Wissenschaft, Religion und Kunst. Hg. v. Therese Wagner-Simon u. Gaetano Benedetti. Göttingen 1984, S. 10.

6 Vgl. Weber, Gregor: Zweifach sind die Tore der wesenlosen Träume. Traum und Traumdeutung in der Antike. In: Theologie und Psychologie im Dialog über den Traum. Hg. v. Thomas Auchter u. Michael Schlagheck. Paderbom2003. (Schriftenreihe derKatholischenAkademie), S. 21.

7 Vgl. Van Well, Mir troumt hinaht ein troum, S. 16.

8 Vgl. Wittmer-Butsch, Maria-Elisabeth: Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter. Krems 1990. (Medium Aevum Quotidianum; Sbd. 1), S. 90.

9 Van Well zufolge ist der fiktive Traum als fiktives Erlebnis einer literarischen Figur in einer erzählten Welt aufzufassen. (Vgl. VanWell, Mirtroumthrnahteintroum, S. 18.)

10 Vgl. Hammerschmidt-Hummel, Hildegard: Die Traumtheorien des 20. Jahrhunderts und die Träume der Figuren Shakespeares. Mit einem Abriss philosophischer und literarischer Traumauffassungen von der Antike bis zur Gegenwart. Heidelberg 1992, S. 21; Vgl. Tuczay, Christa Agnes: Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei. Berlin/Boston2012, S. 248.

11 Hall, James A.: Arbeit mit Träumen in Klinik und Praxis. Paderborn 1982. (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften; Bd. 17), S. 30.

12 Vgl. Speckenbach, Klaus: Kontexte mittelalterlicher Träume. Traumtheorie-fiktionale Träume-Traumbücher. In: Lingua Germanica: Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf. Münster/Berlinu.a. 1998, S. 299.

13 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 243.

14 Vgl. Speckenbach, Klaus: Von den troimen. Über den Traum in Theorie und Dichtung. In: „Sagen mit Sinne“. Festschrift für Marie-Luise Dittrich zum 65. Geburtstag. Hg. v. Helmut Rücker u. Kurt Otto Seidel. Göppingen 1976. (GöppingerArbeitenzurGermanistikNr. 180), S. 170-171.

15 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 245-246.; Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicher Träume, S. 300.

16 Vgl. Speckenbach, Vondentroimen, S. 171.

17 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 246-247.; zitiert aus: Kammenhuber, Annelies: Orakelpraxis, Träume und Vorzeichenschau bei den Hethitern. Heidelberg 1976. (Texte der Hethiter: philologische und historische Studien zur Altanatolistik; Bd. 7), S. 92.

18 Vgl. ebd., S. 243-244.

19 Vgl. Auchter, Thomas: Theologie und Psychologie im Dialog über den Traum. Paderborn 2003. (Schriftenreihe derKatholischenAkademie), S. 31-32.

20 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 250.; Vgl. Hall, Arbeit mit Träumen in Klinik und Praxis, S. 30.

21 Vgl. Hermes, Laura: Aphrodites Traum. Traumdeutung in der Antike. Königsfurt 2000, S. 67.; Vgl. Speckenbach, Von den troimen, S. 172-173; Vgl. Giebel, Marion: Träume in der Antike. Griechisch/Deutsch, Lateinisch/ Deutsch. Stuttgart 2006, S. 226.

22 Vgl. Weber, Gregor: Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike. Stuttgart 2000. (Historia: Zeitschriftfüralte Geschichte; Bd. 143), S. 43ff.

23 Vgl. Speckenbach, Klaus: Die deutschen Traumbücher des Mittelalters. In: Träume und Kräuter. Studien zur Petroneller ,Circa instans‘- Handschrift und zu den deutschen Traumbüchern des Mittelalters. Hg. v. Nigel F. Palmer u. Klaus Speckenbach. Köln/Wien 1990. (Pictura et poesis 4), S. 125ff; Vgl. Hermes, Aphrodites Traum, S.72.

24 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicherTräume, S. 301.

25 Vgl. Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, S. 91-92.

26 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte dermittelalterlichenWahrsagerei, S. 248.

27 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicherTräume, S. 301.

28 Vgl. Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, S. 106-107.

29 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicherTräume, S. 301.

30 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 248.

31 Vgl. Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, S. 111.

32 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 261ff.

33 Hammerschmidt-Hummel, Die Traumtheorien des 20. Jahrhunderts und die Träume der Figuren Shakespeares, S. 22.

34 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei, S. 269.; Vgl. Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, S. 173ff.

35 Vgl. Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, S. 175ff.

36 Vgl. ebd., S. 181-182.

37 Das Traumbuch des Achmet stammt aus byzantinischer Zeit (ca. um 820 n. Chr.) und beinhaltet eine sachliche Gliederung nach Traumbildern. Es ist von einem starken orientalischen Einfluss bestimmt und wurde um 1176 von Leo Tuscus ins Lateinische übersetzt, woraufhin die Verbreitung im europäischen Mittelalter erfolgte. (Vgl. Speckenbach, Vondentroimen, S. 173.)

38 Vgl. Ricklin, Thomas: Der Traum der Philosophie im 12. Jahrhundert. Traumtheorien zwischen Constantinus Africanus und Aristoteles. Leiden 1998. (Mittelalterliche Studienund Texte; Bd. XXIV), S. 251-252.

39 Vgl. Tuczay, Kulturgeschichte dermittelalterlichenWahrsagerei, S. 269.

40 In den folgenden Ausführungen ist die Formulierung „Traum“ stets mit dem von Speckenbach definierten „fiktiven Traum“ gleichzusetzen.

41 Speckenbach, Klaus: Der Traum als bildhafte Rede. In: Uf der mâze pfat. Festschrift für Werner Hoffmann zum 60. Geburtstag. Hg. Waltraud Fritsch-Rößler u. Liselotte Homering. Göppingen 1991. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik; Bd. 555), S. 421.

42 Vgl.ebd., S. 441-442.

43 Vgl. ebd., S. 421.; Vgl. Speckenbach, Klaus: Flugträume im Mittelalter. In: Hundert Jahre „Die Traumdeutung“. Kulturwissenschaftliche Perspektiven in der Traumforschung. Hg. v. Burkhard Schnepel. Köln 2001. (Studien zur Kulturkunde; Bd. 119), S. 67.

44 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicherTräume, S. 304.

45 Vgl. Schulze, Ursula: Das Nibelungenlied. Stuttgart 2003, S. 54.

46 Die angegebenen Textstellen fußen auf der Handschrift B des .Nibelungenlieds' und werden im Folgenden zitiert nach: ,Das Nibelungenlied'. Paralleldruck der Handschriften A, B und C nebst Lesarten der übrigen Handschriften. Hg. v. Michael S. Batts. Tübingen 1971.

47 Schulze, Das Nibelungenlied, S.ll.

48 ebd., S. 19.

49 ebd., S. 19; S. 104ff.

50 Vgl. ebd., S. 60ff.

51 Vgl. ebd., S. 91.

52 Vgl. Müller, Jan-Dirk: SpielregelnfürdenUntergang. Die Welt desNibelungenliedes. Tübingen 1998, S. 108.

53 Krohn, Rüdiger: Falke. In: SachwörterbuchderMediävistik. Hg. v. PeterDinzelbacher. Stuttgart 1992, S. 236.

54 ebd.

55 Nach Irmgard Reiser ist das Motiv der Falkenzähmung erst im Laufe des 12. Jahrhunderts im westeuropäischen und deutschen Bereich „entdeckt“ worden. (Vgl. Reiser, Irmgard: Falkenmotive in der deutschen Lyrik und verwandten Gattungenvom 12. bis zum 16. Jahrhundert. Würzburg 1963, S. 55.)

56 Vgl.ebd.,S. 119ff.

57 Vgl. ebd., S. 39.; Vgl. Krohn, Falke, S. 236.

58 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicher Träume, S. 305.; zitiertaus: Haustein, Jens: Siegfrieds Schuld. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur; Bd. 122. Hg. v. Franz Josef Worstbrock. Stuttgart 1993, S. 380f.

59 Vgl. Classen, Albrecht: Die narrative Funktion des Traumes in mittelhochdeutscher Literatur. In: Mediaevistik 5. Hg. v. Peter Dinzelbacher. Frankfurt am Main 1992, S. 28.; Vgl. Ehrismann, Otfrid: Nibelungenlied. Epoche­Werk-Wirkung. München 1987, S. 109ff.

60 In der Lyrik des Mittelalters kommt dem oft in enger Verbindung mit dem Falken stehenden Adler eine besondere Rolle zu. Reiser setzt den Adler und den Falken in einen Sinnzusammenhang: So seien sie „Partner, Gegenspieler, Kontrast-Figuren“ (Vgl. Reiser, Falkenmotive in der deutschen Lyrik und verwandten Gattungen vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 30.).

61 Vgl. Gundelfingen, Michael Belgrader: Adler. In: Sachwörterbuch der Mediävistik. Hg. v. Peter Dinzelbacher. Stuttgart 1992, S. 7.

62 Von Daldis, Artemidorus: Traumkunst. Übersetzt von Friedrich S. Krauss. Neu bearbeitet und mit Nachwort versehenvon Gerhard Löwe. EinleitungvonFritz Jürß. Leipzig 1991, S. 131.

63 Dittrich, L.: Adler. In: Lexikon der Tiersymbolik.

64 Mythologie, Religion, Psychologie. Hg. v. Wolfgang Bauer. München2003, S. 18.

65 Vgl. Ehrismann, Nibelungenlied, S. 110.

66 Vgl. Classen, Die narrative Funktion des Traumes in mittelhochdeutscher Literatur, S. 29.

67 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicher Träume, S. 306.

68 Ehrismann, Nibelungenlied, S. 110.

69 Vgl.Müller, SpielregelnfürdenUntergang, S. 155.

70 Bezug genommen wird an dieser Stelle auf den Eid Siegfrieds, in dem er bezeugt, nicht der erste Mann Brünhilds gewesen zu sein. Da allerdings Brünhild Misstrauen gegenüber Siegfried hegt und ihm keinen Glauben schenkt, beschließt diese, Hagen zu einem Mord an Siegfried zu bewegen.

71 Vgl. Wachinger, Burghart: Studien zum Nibelungenlied. Vorausdeutungen, Aufbau, Motivierung. Tübingen I960, S. 50.

72 Vgl. Speckenbach, Kontexte mittelalterlicherTräume, S. 307.

73 Classen, Die narrative Funktion des Traumes in mittelhochdeutscher Literatur, S. 30.

Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Träume in mittelalterlichen Texten des 12. und 13. Jahrhunderts. Darstellung und Funktionen
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,3
Jahr
2018
Seiten
79
Katalognummer
V912929
ISBN (eBook)
9783346308887
ISBN (Buch)
9783346308894
Sprache
Deutsch
Schlagworte
träume, texten, jahrhunderts, darstellung, funktionen
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Träume in mittelalterlichen Texten des 12. und 13. Jahrhunderts. Darstellung und Funktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/912929

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