In Zeiten der Medialisierung und technischen Spielzeuge stellt sich die Frage, ob Natur im Leben der Kinder heute überhaupt noch eine Rolle spielt. Stellt sie noch eine gewisse Attraktivität und Herausforderung für die Kinder dar oder kann sie mit der fiktiven, spannungsgeladenen Welt, die Computerspiele und das Fernshen für sie bereitstellen, nicht mithalten? Ist es überhaupt von Bedeutung, ob Kinder die Natur nutzen oder sich in ihr bewegen? Zu bedenken ist, dass die meisten Kinder nicht in einer ländlich geprägten Gegend aufwachsen, denn zwei Drittel aller Kinder in Deutschland wachsen in Städten auf. Gibt es überhaupt Natur in Städten, vor allem in Großstädten wie Dortmund, und ist das Spielen und Toben in natürlichen Freiräumen aufgrund der stetig steigenden Motorisierung überhaupt noch möglich?
Da eine Klärung dieser Fragen anhand des Beispiels von ganz Dortmund zu umfangreich ist, beschränkt sich diese Arbeit auf die Untersuchung eines Unterbezirks von Dortmund.
Der Untersuchungsraum Bövinghausen besitzt durch seine dichte Besiedlung städtischen Charakter. Hier ist der Anteil an Grünflächen im Vergleich zu anderen Stadtbezirken von Dortmund eher begrenzt, doch existiert auch hier Natur in Form von einem Naturschutzgebiet, Wiesen und einer Parkanlage, namentlich „Volksgarten“. Hier soll für den speziellen Fall Aufschluss darüber gegeben wer-den, inwiefern die vorhandene Natur von den Kindern dort erlebt, wahrgenommen und begriffen wird.
Zu berücksichtigen ist, dass Bövinghausen mit 12,7 % einen relativ hohen Migrantenanteil aufweist und durch unterschiedliche kulturelle Prägung eventuell eine andere Einstellung zur Natur existieren könnte. Daher wird bei der Wiedergabe der Untersuchungsergebnisse zwischen Mädchen und Jungen differenziert und, wenn Unterschiede im Bezug zur Natur erkennbar sind, auch zwischen deutschen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund.
Weiterhin sollten die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen als wichtige Determinanten des Alltagslebens der Kinder nicht außer Acht gelassen werden, denn sowohl eine aktive, kreative und naturverbundene Freizeitgestaltung als auch eine eher passive und überwiegend konsumorientierte Haltung ist nicht etwa angeboren. Ihre Entwicklung steht in enger Abhängigkeit mit der Angebotsstruktur der Lebenswirklichkeit der Kinder und ihren Lernmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Zielsetzungen und Fragestellungen
- Entwicklung der Fragestellung
- Methodik und Repräsentativität
- Aspekte des Naturbegriffs
- Epochale Unterscheidungen des Naturbegriffs
- Heutige Bedeutungen des Naturbegriffs
- Stadtnatur
- Definition des Begriffs `Stadtnatur´
- Die Bedeutung von Natur für die physische und psychische Entwicklung des Kindes
- Das dreidimensionale Persönlichkeitsmodell
- Ausgewählte Untersuchungsergebnisse
- Der psychologische Aspekt der Natur aus stadtökologischer Sicht
- Der physische Entwicklungsbeitrag, den Natur leisten kann
- Fazit:
- Stadtnatur in Dortmund Bövinghausen
- Fläche, Bevölkerung und Sozialstruktur des Stadtteils Bövinghausen
- Grünflächen in Bövinghausen
- Das Naturschutzgebiet Ölbachtal
- Die Namensgebung
- Die Vegetation
- Der Volksgarten
- Das Naturschutzgebiet Ölbachtal
- Präsentation der Erhebung und ihrer Ergebnisse
- Beschreibung der Wohnumgebung der befragten Kinder
- Beschreibung der Erhebung
- Auswertung des Fragebogens
- Frage 1
- Frage 2
- Frage 3
- Frage 4
- Frage 5
- Frage 6
- Frage 7
- Frage 8
- Frage 9
- Frage 10
- Frage 11
- Frage 12
- Frage 13
- Frage 14
- Frage 15
- Frage 16
- Frage 17
- Frage 18
- Auswertung der gesamten Erhebung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis von Grundschulkindern in Dortmund Bövinghausen zur Natur in ihrer Umgebung. Sie möchte herausfinden, welche Naturformen die Kinder nutzen und bevorzugen, ob bestimmte Naturformen gemieden werden und welche Gründe für die Präferenzen bzw. die Vermeidung bestimmter Stadtnaturarten als Aufenthalts- und Spielorte verantwortlich sind.
- Nutzung von Stadtnatur durch Grundschulkinder
- Bedeutung von Naturformen für Kinder
- Gründe für die Nutzung bzw. Nicht-Nutzung von Stadtnatur
- Mögliche Ursachen für Naturentfremdung
- Chancen und Möglichkeiten, der Naturentfremdung entgegenzuwirken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Relevanz von Natur im Leben von Kindern in einer urbanisierten Gesellschaft beleuchtet und die Forschungsfrage konkretisiert. Im zweiten Kapitel werden die Zielsetzungen und Fragestellungen der Arbeit dargelegt. Das dritte Kapitel analysiert den Naturbegriff in seiner historischen Entwicklung und seinen heutigen Bedeutungen. Im vierten Kapitel wird der Begriff "Stadtnatur" definiert und die verschiedenen Arten von Stadtnatur nach Kowarik vorgestellt.
Kapitel fünf befasst sich mit der Bedeutung von Natur für die physische und psychische Entwicklung von Kindern. Es werden verschiedene wissenschaftliche Thesen und Untersuchungen vorgestellt, die die Bedeutung von Naturerfahrungen für das kindliche Wohlbefinden belegen. Kapitel sechs beschreibt die spezifische Situation von Stadtnatur in Dortmund Bövinghausen und geht auf die Fläche, Bevölkerung, Sozialstruktur und die vorhandenen Grünflächen im Stadtteil ein.
Das siebte Kapitel stellt die Ergebnisse der empirischen Erhebung anhand eines Fragebogens vor, der an Grundschülern in Bövinghausen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der einzelnen Fragen werden detailliert analysiert und in Diagrammen dargestellt. Dabei wird auch auf Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sowie zwischen deutschen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund eingegangen. Das achte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf mögliche Maßnahmen, um der Naturentfremdung von Stadtkindern entgegenzuwirken.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Themenkomplex "Stadtnatur" und den Beziehungen von Kindern zu ihrer unmittelbaren Umwelt. Es werden wichtige Begriffe wie "Naturerfahrung", "Naturentfremdung", "Stadtnatur", "psychische Entwicklung", "Spielverhalten", "Soziokultur" und "Sozialstruktur" erläutert und in Bezug zueinander gesetzt. Die Arbeit untersucht exemplarisch den Stadtteil Dortmund Bövinghausen und die dort vorhandenen Grünflächen, wie das Naturschutzgebiet Ölbachtal und den Volksgarten, im Hinblick auf ihre Nutzung durch Grundschulkinder.
- Arbeit zitieren
- Nicole Schäfer (Autor:in), 2007, Natur in der Stadt und ihre Nutzung durch Grundschulkinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91345