Die Baltische Rundschau existierte vom Dezember 1994 bis November 2005 als deutschsprachige Monatszeitung im Baltikum. Dieses Faktum ließ das wissenschaftliche Interesse an vier Punkten manifestieren:
1.Das lange Überleben einer privaten, semiprofessionellen Zeitungsinitiative auf einem anderssprachigen, professionellen Zeitungsmarkt.
2.Die redaktionellen und verlegerischen Strukturen, die eine kontinuierliche Herausgabe ermöglichten.
3.Die Zusammenarbeit einer deutschsprachigen Zeitung in Litauen mit den deutschen Minderheiten in den drei baltischen Staaten.
4.Das Bemühen, einen Beitrag zur Dokumentation der Geschichte der Baltischen Rundschau zu liefern.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die redaktionelle und verlegerische Entwicklung der Baltischen Rundschau von ihrer Gründung im Dezember 1994 bis zu ihrer Einstellung im November 2005 zu beschreiben. Ein weiterer Schritt ist die Analyse inhaltlicher Schwerpunkte mit besonderem Augenmerk auf die regionale Verteilung von Handlungsorten und Handlungsträgern und auf die Beachtung der deutschen Minderheit. Des Weiteren war es von Interesse, herauszufinden, welche Stellung die Baltische Rundschau innerhalb des litauischen Mediensystems hatte und wie sie wahrgenommen wurde.
Zunächst wird in einem ersten Abschnitt das Modell der Enklavenpublizistik von Sabine Reiner näher erläutert, denn sie grenzt Zeitungen wie die Baltische Rundschau von der Exil- und Emigrantenpresse ab und definiert eine neue Art von Minderheitenpresse in Aufnahmeländern.
Ein Überblick über das litauische Mediensystem, in dem die Baltische Rundschau eine Nische besetzte, wird im zweiten Kapitel gegeben.
Im dritten Kapitel wird dann die Geschichte der deutschen Besiedlung in Litauen skizziert, die erst die Existenz deutschsprachiger Medien ermöglichte. Daran thematisch anschließend werden im vierten Kapitel die drei bedeutendsten Monatszeitungen für die deutsche Minderheit in den drei baltischen Ländern bzw. für die Vertriebenen oder ausgewanderten Deutschbalten und Memeldeutschen als Pedanten zur Baltischen Rundschau vorgestellt.
Im fünften Kapitel werden die leitfadengestützten Interviews mit den Mitarbeitern der Baltischen Rundschau ausgewertet.
Im sechsten Kapitel werden schließlich die Forschungsergebnisse aus der Inhaltsanalyse präsentiert und ausgewertet sowie ein Gesamtfazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Abkürzungs- und Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Ziel der Arbeit, Forschungsstand und Quellenlage
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 1.2.1 Definition des Forschungsgegenstandes Baltische Rundschau
- 1.3 Das Modell der Enklavenpublizistik
- 1.3.1 Der systemtheoretische Ansatz der Enklavenpublizistik
- 1.4 Methoden
- 1.4.1 Die Inhaltsanalyse
- 1.4.1.1 Paneldesign und Frequenzanalyse
- 1.4.1.2 Auswahl der Stichprobe
- 1.4.1.3 Auswahl der Analyseeinheiten
- 1.4.1.4 Entwicklung des Kategoriensystems
- 1.4.2 Die Befragung
- 1.4.2.1 Die Methode
- 1.4.2.2 Die Interviewpartner
- 1.4.2.3 Die Konzeption der Leitfäden
- 1.4.1 Die Inhaltsanalyse
- 2. Bedingungen in Litauen (1988 - 2005)
- 2.1 Statistische Daten zum Staat Litauen
- 2.2 Zeitgeschichte und Politisches System in Litauen
- 2.3 Medien in Litauen
- 2.4 Mediengesetzgebung, Medienethik, Medienregulierung
- 2.5 Fazit
- 3. Deutsche Minderheit in Litauen
- 3.1 Territoriale Verhältnisse in Ostpreußen und dem Memelgebiet
- 3.2 Deutsche Besiedlung in Litauen
- 4. Deutschsprachige Zeitungen in Litauen
- 4.1 Das Memeler Dampfboot
- 4.2 Die Deutschen Nachrichten für Litauen
- 4.3 Die Baltischen Briefe
- 5. Das Untersuchungsobjekt Baltische Rundschau
- 5.1 Die Gründung der Baltischen Rundschau 1994
- 5.2 Die Entwicklung der Baltischen Rundschau
- 5.3 Fazit
- 5.4 Die Abonnentenstruktur im April 2005
- 5.4 Bewertungen der Baltischen Rundschau
- 5.5 Zusammenarbeit der Baltischen Rundschau mit der deutschen Minderheit
- 5.6 Die Bedeutung der Baltischen Rundschau für das litauische Mediensystem
- 6. Inhaltsanalyse
- 7. Fazit
- 8. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die deutsche überregionale Presse in Litauen seit 1991 am Beispiel der Monatszeitung „Baltische Rundschau“. Ziel ist es, die Entwicklung, den Einfluss und die Bedeutung dieser Zeitung im Kontext der deutschen Minderheit und des litauischen Mediensystems zu analysieren.
- Entwicklung der deutschsprachigen Presse in Litauen seit 1991
- Die Rolle der „Baltischen Rundschau“ im litauischen Mediensystem
- Bedeutung der Zeitung für die deutsche Minderheit in Litauen
- Analyse der Inhalte und der Berichterstattung der „Baltischen Rundschau“
- Anwendung des Modells der Enklavenpublizistik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein, beschreibt die lange Tradition deutschsprachiger Zeitungen in Litauen, beleuchtet die Entwicklung von der frühen Presse bis zur sowjetischen Besatzung und skizziert den Forschungsgegenstand und die Methodik der Arbeit. Sie erwähnt die „Baltische Rundschau“ als zentralen Untersuchungsgegenstand und das Modell der Enklavenpublizistik als theoretischen Rahmen. Der Fokus liegt auf der Relevanz der deutschsprachigen Medienlandschaft in Litauen im Kontext politischer und gesellschaftlicher Veränderungen.
2. Bedingungen in Litauen (1988 - 2005): Dieses Kapitel beschreibt das politische und mediale Umfeld in Litauen zwischen 1988 und 2005. Es analysiert statistische Daten zu Litauen, die Zeitgeschichte und das politische System, das Medienwesen, die Mediengesetzgebung, Medienethik und -regulierung. Der Abschnitt liefert den notwendigen Kontext für das Verständnis der Entwicklung der deutschsprachigen Presse in dieser Zeit und legt die Grundlage für die spätere Analyse der „Baltischen Rundschau“. Der Fokus liegt auf den Rahmenbedingungen, die die Existenz und den Erfolg deutschsprachiger Medien beeinflussen.
3. Deutsche Minderheit in Litauen: Das Kapitel befasst sich mit der deutschen Minderheit in Litauen. Es analysiert die territorialen Verhältnisse in Ostpreußen und dem Memelgebiet sowie die Geschichte der deutschen Besiedlung Litauens. Dies liefert einen sozio-historischen Hintergrund für das Verständnis der Zielgruppe und des kulturellen Kontextes der „Baltischen Rundschau“ und anderer deutschsprachiger Medien. Die geographische Verteilung und die historische Entwicklung der deutschen Bevölkerung werden mit den Entwicklungen der deutschsprachigen Medien in Verbindung gebracht.
4. Deutschsprachige Zeitungen in Litauen: Das Kapitel behandelt die Geschichte deutschsprachiger Zeitungen in Litauen, von frühen Publikationen wie dem „Memeler Dampfboot“ bis zu den „Deutschen Nachrichten für Litauen“. Es analysiert deren Bedeutung für die deutsche Minderheit und ihren Einfluss auf das litauische Mediensystem. Die Geschichte der einzelnen Zeitungen wird im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen präsentiert und legt den Grundstein zum Verständnis der besonderen Rolle der „Baltischen Rundschau“ in der modernen Medienlandschaft.
5. Das Untersuchungsobjekt Baltische Rundschau: Dieses Kapitel widmet sich der „Baltischen Rundschau“ als zentrales Untersuchungsobjekt. Es analysiert die Gründung, die Entwicklung, die Abonnentenstruktur, die Bewertungen und die Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit. Der Fokus liegt auf der Positionierung der Zeitung im litauischen Mediensystem und ihrer Bedeutung für die deutsche Minderheit. Die Kapitel untersuchen die journalistischen Strategien der Zeitung und ihr Verhältnis zu anderen deutschsprachigen und litauischen Medien.
Schlüsselwörter
Deutsche Minderheit, Litauen, überregionale Presse, Baltische Rundschau, Enklavenpublizistik, Medienentwicklung, Inhaltsanalyse, Mediensystem, Zeitgeschichte, deutschsprachige Medien, Minderheitenmedien.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: "Die Baltische Rundschau"
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die deutsche überregionale Presse in Litauen seit 1991, insbesondere die Monatszeitung „Baltische Rundschau“. Analysiert werden die Entwicklung, der Einfluss und die Bedeutung dieser Zeitung im Kontext der deutschen Minderheit und des litauischen Mediensystems.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der deutschsprachigen Presse in Litauen seit 1991, die Rolle der „Baltischen Rundschau“ im litauischen Mediensystem, die Bedeutung der Zeitung für die deutsche Minderheit und die Inhalte sowie die Berichterstattung der „Baltischen Rundschau“ zu analysieren. Dabei wird das Modell der Enklavenpublizistik angewendet.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine Inhaltsanalyse mit Paneldesign und Frequenzanalyse sowie eine Befragung. Die Inhaltsanalyse untersucht die „Baltische Rundschau“, während die Befragung Interviewpartner aus dem Umfeld der Zeitung einbezieht.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu den Bedingungen in Litauen (1988-2005), der deutschen Minderheit in Litauen, deutschsprachigen Zeitungen in Litauen, der „Baltischen Rundschau“ als Untersuchungsobjekt, einer Inhaltsanalyse, einem Fazit und einem Quellenverzeichnis. Die Einleitung beschreibt den Forschungsstand, die Methodik und das Modell der Enklavenpublizistik.
Welche Aspekte der „Baltischen Rundschau“ werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Gründung, Entwicklung, Abonnentenstruktur, Bewertungen, Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit und die Bedeutung der „Baltischen Rundschau“ für das litauische Mediensystem. Es wird auch auf die journalistischen Strategien und das Verhältnis zu anderen Medien eingegangen.
Welchen historischen Kontext beleuchtet die Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext der deutschsprachigen Presse in Litauen, beginnend mit frühen Publikationen wie dem „Memeler Dampfboot“ und den „Deutschen Nachrichten für Litauen“. Sie analysiert die territorialen Verhältnisse in Ostpreußen und dem Memelgebiet sowie die Geschichte der deutschen Besiedlung Litauens.
Welche Bedeutung hat das Modell der Enklavenpublizistik?
Das Modell der Enklavenpublizistik dient als theoretischer Rahmen für die Analyse der „Baltischen Rundschau“ und ihrer Positionierung im litauischen Mediensystem.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsche Minderheit, Litauen, überregionale Presse, Baltische Rundschau, Enklavenpublizistik, Medienentwicklung, Inhaltsanalyse, Mediensystem, Zeitgeschichte, deutschsprachige Medien, Minderheitenmedien.
Welche Zeitspanne wird in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Zeitspanne ab 1991, mit besonderem Fokus auf den Zeitraum von 1988 bis 2005.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Journalist Carl Ziegner (Autor:in), 2006, Deutsche überregionale Presse in Litauen seit 1991 untersucht am Beispiel der Monatszeitung Baltische Rundschau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91347