In Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ gibt es zwei Herrscherpaare, wie sie scheinbar unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite stehen Oberon und Titania als emotionale Herrscher der irrealen Elfen- und Feenwelt. Ihr Reich ist der Wald vor den Toren Athens. Ihnen gegenüber steht das Athener Herrscherpaar Theseus/Hippolyta. Deren bevorstehende Beziehung wird eine Vernunftehe sein, ihr Handeln ist durch Rationalität und Überlegtheit geprägt. Allerdings sind die beiden Paare nicht so unterschiedlich, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Bei genauerer Betrachtung sind beide Paare sogar sehr ähnlich und untrennbar miteinander verbunden.
Abgesehen von den frühen Aufführungen im elisabethanischen England, bei denen Mehrfachbesetzungen aus unterschiedlichen Gründen Gang und Gäbe war, war Leopold Lindtberg in seiner Inszenierung des Sommernachtstraumes 1966 der erste, der die beiden Herrscherpaare mit denselben Schauspielern besetzte. Diese Praxis ist inzwischen nahezu gängig.
Dieser Hausarbeit liegt nun folgende Überlegung zugrunde:
Die beiden Herrscherpaare sind nicht nur gesellschaftlich auf ähnlichen bzw. gleichen Positionen angesiedelt. Aus ihrem Handeln und ihren Charakteren lässt sich der Schluss ziehen, dass es sich nicht um zwei ähnliche Paare handelt, sondern dass sie Teile bzw. Teilidentitäten eines Herrscherpaares sind. So, wie der Wald den irrationalen Part, die Traumwelt, zu der realen Welt darstellt, so sind Oberon und Titania die Repräsentanten des realen Herrscherpaares Theseus/Hippolyta in dieser irrealen Welt. Theseus und Oberon sowie Hippolyta und Titania sind also nicht jeweils zwei Figuren/Rollen für eine Schauspielerin oder einen Schauspieler – sie sind jeweils zwei Teile einer Figur.
Um dies nachzuweisen werde ich zunächst einen Blick auf die mythologische Herkunft der Figuren werfen und sie anschließend innerhalb ihrer Positionierung im Sommernachtstraum in Beziehung zu ihrem jeweiligen Gegenpart setzen. Außerdem wird die besondere Rolle des Waldes im Hinblick auf die Positionierung der Herrscherpaare genauer betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Herkunft und Einordnung der Figuren
- Theseus
- Hippolyta
- Oberon
- Titania
- Positionierung und Situation der Herrscherpaare zu Beginn des Sommernachtstraums
- Die besondere Rolle des Waldes
- Theseus und Hippolyta
- Oberon und Titania
- Verknüpfung der Paare
- Verknüpfung des Figurenpaares Theseus - Oberon
- Verknüpfung der Herrscherpaare
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die beiden Herrscherpaare in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und untersucht, wie sie sich trotz ihrer scheinbaren Unterschiede miteinander verbinden. Die Arbeit argumentiert, dass die beiden Paare nicht nur gesellschaftlich ähnliche Positionen einnehmen, sondern auch Teile oder Teilidentitäten eines einzigen Herrscherpaares darstellen.
- Die historischen Ursprünge der Figuren Theseus, Hippolyta, Oberon und Titania.
- Die Positionierung der Paare im Kontext des Sommernachtstraums und ihre Beziehung zueinander.
- Die besondere Rolle des Waldes als Übergangsbereich zwischen Realität und Traumwelt.
- Die Verknüpfung der Paare auf einer symbolischen und narrativen Ebene.
- Die Analyse der Paare als Teile eines einzigen Herrscherpaares, das die reale und die irreale Welt repräsentiert.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Herrscherpaare im Sommernachtstraum vor und erläutert die These der Arbeit: Die beiden Paare sind nicht nur ähnlich, sondern auch Teile eines einzigen Herrscherpaares. Kapitel 1 beleuchtet die historischen Ursprünge der Figuren und ihre Einordnung in die griechische Mythologie. Dabei werden die besonderen Merkmale und Geschichten von Theseus, Hippolyta, Oberon und Titania hervorgehoben. Kapitel 2 analysiert die Positionierung der Paare im Kontext des Sommernachtstraums und die besondere Rolle des Waldes. Kapitel 3 untersucht die Verknüpfung der Paare auf unterschiedlichen Ebenen und zeigt auf, wie sie als Teile eines einzigen Herrscherpaares fungieren.
Schlüsselwörter
Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, Herrscherpaare, Theseus, Hippolyta, Oberon, Titania, griechische Mythologie, Traumwelt, Realität, Wald, Verknüpfung, Teilidentität, Symbolismus.
- Arbeit zitieren
- Michael Spangenberg (Autor:in), 2008, Die Herrscherpaare in Shakespeares 'A Midsummer Nights Dream', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91357