Dem Postulat der prinzipiellen Chancengleichheit bei individuellem Engagement in unserer Gesellschaft wird durch den provokanten Titel der Diplomarbeit „»Sie müssen nur wollen« – Jugendliche zwischen Karriereleiter und Abstellgleis“ Ausdruck verliehen.
So erscheinen Bildungsdefizite und Arbeitslosigkeit in der Wissensgesellschaft kausal. Bildung wird zur Qualifikation und Qualifikation zur Kompetenz. Die Fähigkeit zum Kompetenzerwerb bleibt, so die öffentliche Meinung, individuellen Anstrengungen geschuldet. Mit derartigen Mustern der Stigmatisierung sieht sich die aktuelle Jugend konfrontiert.
Aus sozialarbeiterischer Sicht eröffnet sich die Frage nach möglichen Konsequenzen insbesondere für Jugendliche in prekären Lebenslagen sowie für die Profession Soziale Arbeit selbst. Im Spiegel sozialisationstheoretischer Zugänge, der Dialektik von Subjekt und Gesellschaft nach Pierre Bourdieu sowie Aspekten der Handlungsfreiheit nach Amartya Sen werden innerhalb dieser Arbeit reelle Chanceneröffnungen für die nachwachsende Generation ausgelotet. Hierbei werden neben dem Horizont der Jugendhilfe auch die aktuell gebotenen [bildungs-] politischen Zielsetzungen im europäischen und bundesdeutschen Kontext, sowie zu Teilen das Bildungssystem der BRD beleuchtet. Blickpunkte professioneller Sozialer Arbeit - wie die Fähigkeit zur Gestaltungsfunktion im Netzwerk sowie dem Management - werden anhand ausgewählter Begegnungsmodelle aus der Praxis diskutiert.
Eine analytische Annäherung an den zentralen Begriff »Jugend« ist den Auseinandersetzungen innerhalb dieser Arbeit vorangestellt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- JUGEND - EINE >>ANNÄHERUNG<<
- VOM >>BILD DER JUGEND<<
- LEBENSALTER ALS RAHMUNG
- EINE HISTORISCHE VERGEWISSERUNG
- HERAUSFORDERUNG »JUGEND HEUTE<<
- >BLICKPUNKT« JUGENDHILFE
- EINE STANDORTBESTIMMUNG
- WESENTLICHE LEITLINIEN
- GENESIS
- ZUR PREKÄREN LAGE
- AGENDA >> BILDUNG<<
- > LEITBILD<< WISSENSGESELLSCHAFT
- EUROPÄISCHE RAHMUNG
- BUNDESDEUTSCHE BILDUNGSOFFENSIVE
- JUGENDHILFE IM SPANNUNGSFELD
- >LIFE-LINE- RESSOURCEN« ALS >>>GATEKEEPER<<
- SOZIALISATIONSTHEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN
- ZUR DIALEKTIK VON SUBJEKT UND GESELLSCHAFT NACH BOURDIEU
- ZUM ASPEKT DER HANDLUNGSFÄHIGKEIT NACH SEN
- VON DER SCHULE HER GEDACHT
- >BEGEGNUNGSMODELLE<< SOZIALER ARBEIT
- CASE- UND PROJEKT- MANAGEMENT
- PRAXISBEISPIELE: »PEB«< UND >>STELLWERK<<
- > NETZWERK BILDUNG<< ALS ANTWORT
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, ob das öffentlich präsente Postulat »Sie müssen nur wollen« im Kontext gesellschaftlichen Wandels, politischer Entwicklungen und theoretischer Überlegungen zur Chancengleichheit Bestand hat oder einer Revision bedarf. Die Arbeit analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Karriereleiter und Abstellgleis, das für Jugendliche in prekären Lebenslagen besonders relevant ist.
- Die Vielseitigkeit und Vielfältigkeit des Begriffs »Jugend«
- Die Herausforderungen und Spannungsfelder der Jugendhilfe im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen
- Die Rolle der Bildung in der Wissensgesellschaft und die aktuellen politischen Entwicklungen auf europäischer und bundesdeutscher Ebene
- Theoretische Überlegungen zu den [Abhängigkeits]Verhältnissen von Herkunft und sozialer Teilhabe sowie die Verwirklichung von Bildungs- und Karrierechancen
- Die Analyse von Begegnungsmodellen Sozialer Arbeit, die auf die berufliche Integration von Jugendlichen zielen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt den zentralen Begriff »Jugend« vor und beleuchtet dessen Vielgestaltigkeit und Vielfältigkeit. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Jugendhilfe als Subsystem Sozialer Arbeit und beleuchtet deren Standortbestimmung, rechtliche Fundierung, wesentliche fachliche Leitlinien, historische Entwicklungsmuster sowie aktuelle Herausforderungen und Spannungsfelder. Im dritten Kapitel werden aktuelle [bildungs]politische Entwicklungen im Kontext der Agenda »Bildung« betrachtet, wobei der Fokus auf die europäische und bundesdeutsche Bildungsoffensive liegt. Dieses Kapitel mündet in jugendhilfepolitische Bildungspotenziale und selbst erhobene Ansprüche im Kontext der aufgezeigten politischen Rahmung. Das vierte Kapitel befasst sich mit theoretischen Überlegungen und Theoremen zum [Abhängigkeits]Verhältnis von Herkunft und sozialer Teilhabe sowie der Verwirklichung von Bildungs- und Karrierechancen, wobei sozialisationstheoretische Zugänge, die Dialektik von Subjekt und Gesellschaft nach Pierre Bourdieu sowie die Aspekte der Handlungsfreiheit nach Amartya Sen aufgegriffen werden. Das Kapitel beleuchtet auch die institutionelle Bedeutung von Schule für die Verteilung von Karrierechancen. Das fünfte Kapitel analysiert ausgewählte Begegnungsmodelle Sozialer Arbeit, die auf die berufliche Integration von Jugendlichen zielen, und stellt die Modellprojekte »PeB« und »STELLWERK« vor. Außerdem wird die Grundidee eines »Netzwerk Bildung« eingebracht und auf sich aus der Arbeit ergebene Potenziale hin befragt.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themenfeldern Jugend, Jugendhilfe, Bildung, Soziale Ungleichheit, Karrierechancen, [Abhängigkeits]Verhältnis von Herkunft und sozialer Teilhabe, Begegnungsmodelle Sozialer Arbeit und berufliche Integration von Jugendlichen. Die zentralen Konzepte der Arbeit sind die Dialektik von Subjekt und Gesellschaft nach Pierre Bourdieu, die Aspekte der Handlungsfreiheit nach Amartya Sen sowie die Bedeutung von Bildung und sozialen Ressourcen für die Gestaltung individueller Lebensentwürfe.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Sozialarb./Sozialpäd. (FH) Björn Sedlak (Autor:in), 2007, "Sie müssen nur wollen" – Jugendliche zwischen Karriereleiter und Abstellgleis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91417