Diese Arbeit befasst sich hierzu mit drei Fragestellungen. Die erste Fragestellung behandelt die Beteiligung von Interessengruppen am Standardsetzungsprozess. Zweitens liefert die Arbeit Erkenntnisse zu dem Zeitpunkt, den Lobbyisten für eine Einflussnahme bevorzugen. Zuletzt wird der Einfluss von Interessengruppen auf die Entscheidungen des IASB untersucht.
Um Aussagen hinsichtlich der Legitimation des IASB treffen zu können, wird der Informationsaustausch zwischen Interessengruppen und privatem Standardsetzer untersucht. Lobbying spielt aufgrund der Abhängigkeit des IASB von Interessengruppen bei der privaten Standardsetzung eine entscheidende Rolle. Mittels der Analyse des Lobbying-Verhaltens von Interessengruppen können Aussagen darüber getroffen werden, ob der IASB eine pluralistische Interessenvertretung gewährleistet oder Entscheidungen zugunsten einzelner Gruppen trifft.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Regulierung der europäischen Rechnungslegung fundamental verändert. Im Zuge der internationalen Harmonisierung wurde die Normsetzungsfunktion neuer Rechnungslegungsstandards von den europäischen Staaten an das International Accounting Standards Board (IASB) delegiert. Seit dem Jahr 2001 entwickelt der in London ansässige IASB als privater Verein die global anerkannten International Financial Reporting Standards (IFRS). Bevor die Standards endgültig in europäisches Recht übernommen werden, müssen sie zuvor erfolgreich ein Anerkennungsverfahren der Europäischen Kommission durchlaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Theorie der Rechnungslegungsregulierung
- Rechnungslegung als ökonomisches Gut
- Begründungen für Regulierung - Normative und Positive Theorie
- Staatliche und private Form der Regulierung
- Lobbying bei der privaten Standardsetzung
- Chancen und Risiken von Lobbying
- Aufgabenfeld von Lobbyisten
- Anreize zum Lobbying - die Kosten-Nutzen-Rechnung
- Teilnahme verschiedener Interessengruppen
- Probleme bei der Delegation an private Standardsetter
- Legitimationsproblematik
- Chancen und Risiken von Lobbying
- Entstehung und Anerkennung von Rechnungslegungsstandards in der EU
- Das International Accounting Standards Board
- Historie des IASB
- Organisation und Funktion der IFRS Foundation
- Standardsetzung auf Ebene des IASB, der Due Process
- Übernahmeverfahren der EU, der Endorsement Mechanism
- Das International Accounting Standards Board
- Kritische Analyse der europäischen Standardsetzung
- Methoden zur Untersuchung der Einflussnahme von Lobbyisten
- Analyse bestehender Studien und deren Ergebnisse
- Kritische Würdigung der Befunde und Untersuchungsmethodik
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Legitimation des International Accounting Standards Board (IASB) im Kontext der europäischen Rechnungslegungsregulierung. Die Arbeit analysiert, inwieweit der private Standardsetzer den Grundsätzen einer legitimen Interessenvertretung gerecht wird, insbesondere im Hinblick auf den Einfluss von Lobbygruppen auf die Standardsetzung.
- Die Rolle des Lobbyings im Prozess der Rechnungslegungsstandardsetzung
- Die Einflussnahme verschiedener Interessengruppen auf den IASB
- Die Qualität der von Interessengruppen gelieferten Informationen und deren Einfluss auf die Standardsetzung
- Die Legitimationsproblematik der privaten Standardsetzung
- Die Relevanz eines transparenten und pluralistischen Standardsetzungsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung dar und erläutert den Hintergrund der europäischen Rechnungslegungsregulierung. Hierbei wird die Delegation der Normsetzungsfunktion von den europäischen Staaten an den IASB als privaten Standardsetzer hervorgehoben.
Kapitel 2 befasst sich mit der Theorie der Rechnungslegungsregulierung. Es werden verschiedene Begründungen für die Regulierung von Rechnungslegung, sowohl normative als auch positive Theorien, dargestellt. Zudem wird der Unterschied zwischen staatlicher und privater Regulierung beleuchtet. Ein weiterer Schwerpunkt des Kapitels liegt auf dem Lobbying bei der privaten Standardsetzung, inklusive Chancen und Risiken sowie der Anreize und Probleme, die sich aus dieser Form der Einflussnahme ergeben.
Kapitel 3 geht auf die Entstehung und Anerkennung von Rechnungslegungsstandards in der Europäischen Union (EU) ein. Es werden die Historie, Organisation und Funktion des IASB sowie des IFRS Foundation beschrieben. Ebenso wird der Due Process des IASB und der Endorsement Mechanism der EU detailliert erläutert.
Das vierte Kapitel fokussiert auf die kritische Analyse der europäischen Standardsetzung. Es werden verschiedene Methoden zur Untersuchung der Einflussnahme von Lobbyisten vorgestellt. Die Analyse bestehender Studien liefert Erkenntnisse zum Einfluss verschiedener Interessengruppen auf den Standardsetzungsprozess.
Schlüsselwörter
Rechnungslegungsregulierung, IASB, IFRS, Lobbying, Standardsetzung, Due Process, Endorsement Mechanism, Legitimation, Interessengruppen, Europäische Union, Einflussnahme.
- Quote paper
- Maximilian D. Thomas (Author), 2017, Die Regulierung der Rechnungslegung in der EU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/914789