Aggression in der frühen Kindheit. Entstehung und Entwicklung

Eine kurze Reflexion


Referat (Ausarbeitung), 2019

10 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

Einleitung

1. Triebtheorie

2. Konstruktive und destruktive Aggression

3. Die Entwicklung des Ärgers

4. Objektgerichteter Ärger

5. Ärger und seine Ursprünge in Objektbeziehungen

6. Das Problem der Aggressionslust

7. Fazit

Quellenverzeichnis:

Einleitung

Im Rahmen unseres Vortrags im Modul G05 „Anthropologische Theorien Sozialer Arbeit” in der Veranstaltung „Übungen zur Persönlichkeitspsychologie” haben wir uns mit dem Kapitel „Die Entstehung und Entwicklung von Aggression“ aus dem Buch „Die frühe Kindheit- Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre“ von Martin Dornes auseinandergesetzt. Das Kapitel wirft viele Fragen auf. Unter anderem, ob Aggression ein Trieb oder eine Affekthandlung ist, die reaktiv auf Unterdrückung der Selbstbehauptung auftritt. Angefangen bei der Triebtheorie von Freud, gehen wir weiter auf die konstruktive und destruktive Aggression und die Entwicklung des Ärgers ein. Daraufhin widmen wir uns dem objektgerichteten Ärger, den Ursprüngen in Objektbeziehungen und dem Problem der Aggressionslust. Am Ende beantwortet das Fazit die Frage zum Ursprung der Aggression.

1. Triebtheorie

Sigmund Freud war einer der Ersten, der versuchte, dem negativen Verhalten von Menschen eine Ursache zu geben. In seiner Triebtheorie (1905 – 1915) geht er davon aus, dass Aggression kein selbstständiger Trieb sei. Er unterteilte menschliche Triebe in Sexualtrieb und Selbsterhaltungs/Ich-Triebe. Aggressive Impulse verstand er zunächst als Sexualtrieb, danach als ein Abkömmling des Selbsterhaltungstriebes (vgl. S. 245). 1920 kam ihm die Idee, Aggression als selbstständigen Trieb mit dem Ziel der Zerstörung zu bewerten. Soziale Umstände wie der Erste Weltkrieg und Diebstähle in der Gesellschaft motivierten ihn dazu (vgl. S. 244f.). Daraufhin revidierte er seine Triebtheorie und benannte die zwei Triebgruppen in Lebens- und Todestrieb. Die Aggression findet sich im Todestrieb wieder. Sie wurde als eine Kraft verstanden, die ständig im Körper präsent sei und nach Abfuhr strebt (vgl. S. 245). Nach Freud hat ein Trieb vier essenzielle Merkmale: Quelle, Ziel, Drang und Objekt. Jedoch ist die Quelle der Aggressionstriebe schwer zu bestimmen, da dort kein Ursprung ermittelt werden kann (vgl. S. 245f.).

2. Konstruktive und destruktive Aggression

Bei der weiteren Veranschaulichung wird zwischen zwei Aggressionsarten unterschieden: Der konstruktiven Aggression und der destruktiven Aggression (vgl. S. 246). Konstruktive Aggression wird auch als Assertion bezeichnet und dient der Exploration und der Selbsterhaltung. Primäres Ziel ist dabei nicht die Zerstörung, sondern die Zielerreichung (vgl. S. 246). Destruktive Aggression, die auch Aversion genannt wird, ist eine Reaktion von Unlust und Frust. Sie kann auch als eine Folge von Ablehnung der konstruktiven Aggression verstanden werden. Sie kann zum einen nach innen, also dem Individuum gegenüber, als auch nach außen gegenüber der Umwelt abgelassen werden. Sie dient der Zerstörung und Verletzung (vgl. S. 246). Beide Arten von Aggressionen rufen gleiche Handlungen wie schlagen, beißen und schreien hervor. Dies gestaltet eine Unterscheidung sehr schwierig. Daher ist die Interpretation der Handlungen für den weiteren Entwicklungsverlauf sehr bedeutsam (vgl. S. 252). Im Folgenden wird nun auf die Bedeutung der Bezugsperson eingegangen. Der Umgang mit dem frühkindlichen, aggressiven Verhalten hat enorme Auswirkungen auf das Aggressionsverhaltens des Kindes. Geht die Bezugsperson mit dem aggressiven Verhalten eher emphatisch um, lindert dies im weiteren Verlauf die Entwicklung von Feindseligkeit. Wird das Kind jedoch streng und lieblos erzogen, ist das oft ein Grund dafür, dass das Kind in der weiteren Entwicklung eher destruktiv mit Aggressionen umgeht und sich feindselig entwickelt. Demnach wird davon ausgegangen, dass niemand feindselig geboren wird, sondern in jedem ein Potential für Aggressionen vorhanden ist, welches sich während seiner/ihrer Entwicklung weiter ausbilden kann. Somit sind die Beziehungserfahrungen für das Kind ausschlaggebend, um ein Aggressionspotential zu entwickeln. Kinder mit einer gesunden Beziehung zu ihrer Bezugsperson haben ein geringeres Aggressionspotential als Kinder, die weniger Zuwendung und Liebe erhalten haben. Jedoch können auch Kinder aus einer gesunden Bindung Aggressionen zeigen. Diese brauchen jedoch einen Indikator. Aggressionen, die aufgrund einer ungesunden Beziehung zur Bezugsperson entstehen, brauchen diese Aktivierung nicht, denn sie dienen dem Ausdruck der Unzufriedenheit. Solche Kinder neigen dazu, Verhalten eher als aggressiv zu interpretieren. Sie sehen ihre Umwelt als Bedrohung, da sie nur auf negative Erfahrungen zurückblicken können. Das Kind wird als aggressiv angesehen, womit es gegebenenfalls auch Aggressionen zu spüren bekommt und das bestätigt wiederum die Auffassung der Bedrohung des Kindes. Somit ist festzuhalten, dass die Aggressionen im direkten Zusammenhang mit der Entwicklung des Kindes und ihrer Bezugsperson stehen. Im Vergleich zu Freuds Triebtheorie ist die Feindseligkeit nun nicht mehr ständig aktiv, sondern reaktiv und benötigt einen Impuls, der diese Aggressionen freisetzt (S. 255ff.).

3. Die Entwicklung des Ärgers

Nach zwei Monaten entsteht der Affektausdruck Ärger im Gesicht des Säuglings. Der Ärger ist bedeutend, da er als erstmaliges sichtbares Zeichen der Aggression interpretiert wird. Anhand von Experimenten („Schnurzieh-Experiment von Lewis 1933) deutet Dornes an, dass Ärger eine Folge von Hindernissen ist, welche die gewünschte Zielerreichung der Säuglingeerschweren oder verhindern. Wenn diese Hindernisse nicht mehr vorhanden sind oder überwunden werden, verschwindet auch der Ärger (vgl. S. 260). Der frühe Ärger ist keine Folge eines feindselig-aggressiven Charakters, sondern entsteht durch die situationsbedingte Einschränkung assertiver Handlungen des Säuglings, welche Frustration auslöst. Jedoch führt eine Situation, in der der Säugling nicht selbst eingreifen kann, im Alter von zwei Monaten nicht zum Ärger. Erst ab zwei Monaten entwickelt sich der Bedarf nach Wirkmächtigkeit. Dann entsteht auch Frustration in passiven Handlungssituationen (vgl. S. 261). Diese exzessive Unlust zwischen zwei und sechs Monaten muss nicht immer automatisch zu Ärger führen. Anhand eines weiteren Experiments von Sternberg (1983) ließ sich feststellen, dass sieben Monate alte Kleinkinder den Gesichtsausdruck des Ärgers in bestimmten Situationen konstant zuließen. Außerdem wird mehr Ärger bei ihnen verursacht, wenn eine vertraute Person (z.B. die Mutter) die Frustration auslöst. Zusammenfassend erscheint der Affektausdruck Ärger bei experimentell bedingten Situationen ab acht Wochen und wird zwischen drei und sieben Monaten unter natürlichen Umständen sichtbar. Dabei dient der Ärger nicht der Objektschädigung, sondern der Selbstbehauptung (vgl. S. 262f.).

4. Objektgerichteter Ärger

Ab dem neunten Monat wird der Ärger objektgerichteter. Die Kinder sind jetzt dazu fähig sich selbst fortzubewegen und ihre Autonomiebedürfnisse wachsen. Der Explorationsradius und der Wille zur Wirkmächtigkeit vergrößern sich. Folglich wachsen auch die damit einhergehenden Verbote. Nach Dornes sind diese Verbote notwendig, womit er aussagt, dass die sich steigernde Selbstbehauptung eingeschränkt werden muss. Der Affektausdruck Ärger taucht weiterhin nur in bestimmten Situationen auf, in der assertive Handlungen meist von den Eltern eingeschränkt werden. Die Kinder sind reaktiv ärgerlich und handeln instrumentell-aggressiv. Das heißt, dass assertive Handlungen keine Verletzung einer Person zum Ziel haben, sondern die Wirkmächtigkeit durchgesetzt werden will. Nach McDevitt (1985) können diese Verhaltensweisen ab dem sechzehnten Monat auch feindselig-aggressiv sein, wenn die Absicht des Kindes darin liegt, jemand anderen zu verletzen. McDevitt belegt seine Aussage, indem er darauf hinweist, dass Kinder erschrocken oder überrascht reagieren, wenn sie ein anderes Kind während ihrer Assertion unabsichtlich verletzen (vgl. S.263f.). Die ersten sichtbaren Zeichen objektgerichteten Ärgers tauchen zeitgleich mit den Vorläufern von Abwehr- oder Bewältigungsmechanismen auf.

Parens schließt sich den Aussagen McDevitts an und ergänzt, dass auf Frustration oder Schmerz der Ausdruck von Ärger folgt. Genauso verschwindet dieser wieder, wenn keine Frustration oder Schmerzen mehr empfunden werden. Es handelt sich nicht um eine spontan aufkommende Energie, sondern eine Affektdisposition. Diese wird aktiviert, wenn die Selbstbehauptung eingeschränkt wird. Parens beobachtet die lustvolle Feindseligkeit schon ab zwölf Monaten. Die objekgerichteten und absichtsvollen Impulse, andere zu verletzen sind von „sadistische[r] Qualität“ (S. 265). Diese lustvolle Aggression tritt jedoch ebenfalls nur aufgrund von Frustration und Unlust auf. Somit ist auch die lustvolle Feindseligkeit ein Affekt der Assertion (vgl. S. 265). Nach McDevitt und Parens gibt es also zwei unterschiedliche Ereignisse für die Entwicklung von Feindseligkeit und lustvoller Aggression. McDevitt sieht angebliche Indizien für dieses Verhalten ab sechzehn Monaten. Parens hält schon den Schrei eines Neugeborenen für eine einfache Form feindseliger Gefühle (ohne Verletzungsabsicht). Dies ist schwierig nachzuvollziehen, da Säuglinge eher Angst empfinden, wenn sie aus ihrer gewohnten Umgebung hinausgerissen werden. Zudem ist in Frage zu stellen, ob ein Neugeborener überhaupt dazu im Stande ist, feindselige Gedanken zu haben.

Mit sechzehn bis achtzehn Monaten ist die lustvolle Form von Aggressivität eine Reaktion auf bereits erlittene, psychische Verletzungen. Mit eineinhalb Jahren ändert sich dieser Affekt. Die lustvolle Feindseligkeit ist nicht mehr nur situativ bedingt, sondern stabilisiert sich in der psychischen Struktur. Dornes nimmt an, dass die Kleinkinder nun beginnen, Affekte mit Vorstellungen zu verbinden. Der durch die Frustration ausgelöste Ärger verschwindet nicht mehr mit der Situation. Der Ärger kann mit der Erinnerung an das Gefühl wieder hervorgerufen werden. Dornes erkennt hier die Anfänge des Hasses. Dieser ist ebenfalls nicht nur situativ abrufbar, sondern im Geist gespeichert. Der Affekt Hass braucht keine äußeren Umstände, sondern kann durch Fantasien freigesetzt und aufrechterhalten werden. Eine weitere Ursache von Frustration fand man im Schamgefühl. Ab eineinhalb Jahren ist ein Kind im Besitz eines reflexiven Ichbewusstseins. Es kann sich in die Lage anderer versetzen und sich von da aus selbst betrachten. Das Kind ist jetzt dazu in der Lage zu erkennen, wann es z.B. ausgelacht wird. Die Emotion Scham ist an das eigene Selbstbewusstsein gekoppelt. Fühlt ein Kind Scham, zieht es sich zurück oder reagiert mit Feindseligkeit. Wenn sich diese Ereignisse summieren, kann auch die Scham als Quelle für Aggression chronisch werden (S.266f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Aggression in der frühen Kindheit. Entstehung und Entwicklung
Untertitel
Eine kurze Reflexion
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
10
Katalognummer
V915034
ISBN (eBook)
9783346264381
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aggression, Kindheit, Psychologie, Entwicklung, Entwicklungspsychologie, ersten Lebensjahre, Triebtheorie, Aggressionslust
Arbeit zitieren
Maxi Koch (Autor:in), 2019, Aggression in der frühen Kindheit. Entstehung und Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/915034

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