Paul Felix Lazarsfeld - Zu seinen frühen Studien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

19 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Vorbemerkung
1.2 Ziel und Gang der Arbeit

2. Paul F. Lazarsfeld - ein Kurzportrait

3. Lazarsfelds frühe Werke
3.1. Die Wiener RAVAG - Studie 1932
3.1.1. Inhalt der Studie
3.1.2. Ergebnisse der Studie
3.2. Die Arbeitslosen von Marienthal 1933
3.2.1. Ausgangssituation in Marienthal
3.2.2. Fragestellungen und Methoden
3.2.3. Ergebnisse der Studie

4. Zusammenfassung

5. Bibliographie Paul Felix Lazarsfeld

6. Quellenangaben

1. Einleitung

1.1 Vorbemerkung

Paul Felix Lazarsfeld, ein US-amerikanischer Soziologe österreichischer Herkunft, gilt als der Begründer der modernen empirischen Sozialforschung. Untrennbar ist dieser Name mit der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ verbunden. Dieser Klassiker ist gerade in Anbetracht der Aktualität angesichts der heutigen Arbeitsmarktsituation auch nach fast acht Jahrzehnten noch immer Pflichtlektüre für angehende Soziologen und Psychologen. Lazarsfelds Wiener RAVAG-Studie hingegen sind - auch aufgrund der damaligen Nichtveröffentlichung - weitaus weniger bekannt, was verwundert, kennzeichnet sie doch - so zumindest im Titel der Erstveröffentlichung 1996 beschrieben - den Beginn der modernen Rundfunkforschung.1

1.2 Ziel und Gang der Arbeit

Zu Beginn dieser Ausarbeitung zu Paul F. Lazarsfeld werden die Stationen seines bewegten Lebens kurz portraitiert. Im Hauptteil der Arbeit sollen die beiden frühen Werke Lazarsfelds, die erwähnten „Arbeitslosen von Marienthal“ und die „Wiener RAVAG Studie“, näher betrachtet werden.

Es soll zudem untersucht werden, warum die Marienthal-Studie als Klassiker der empirischen Sozialforschung gilt und ob die RAVAG-Studie zu Recht den Beginn der modernen Rundfunkforschung kennzeichnet.

Nach einer kurzen Zusammenfassung runden bibliografische Angaben zu den wichtigsten Werken Lazarsfeld diese Arbeit ab.

2. Paul F. Lazarsfeld - ein Kurzportrait

Paul Felix Lazarsfeld war ein US-amerikanischer Soziologe österreichischer Herkunft und Begründer der modernen empirischen Sozialforschung „Dass das, was Menschen fühlen, ebenso wichtig ist, wie das, was sie sagen, ist jetzt wohl als Axiom der Sozialforschung anerkannt.“2

Paul Felix Lazarsfeld wurde am 13.2.1901 in Wien als Sohn von Jurist Robert u. Psychologin Sophie Lazarsfeld geboren. Er besuchte das Gymnasium in Wien und schloss 1919 mit Matura ab.

Er war Aktivist des linken Flügels der "Vereinigung sozialistischer Mittelschüler" und wurde später Mitglied der "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs“.

Die nachfolgenden tabellarisch dargestellten biografischen Angaben entstammen dem Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich.3

1919-1924 Studium der Mathematik und Physik an der Universität Wien.

1924 Dr. phil. (Mathematik); Dissertation: Über die Berechnung der Perihelbewegung des Merkur aus der Einsteinischen Gravidationstheorie.

1924-1925 Post-Graduierten-Studium in Frankreich. Mitglied der "Parti Socialiste. Section Française de l'Internationale Ouvrière".

1925-1929 Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik in Wien

1927-1933 Mitglied des Psychologischen Instituts der Universität Wien als nicht aus Universitätsmitteln bezahlter Assistent von Karl Bühler (1879- 1963) und Charlotte Bühler (1893-1974) mit Lehrauftrag für Psychologie.

1931-1933 Daneben Initiator und wissenschaftlicher Leiter der "Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle", Wien.

1933-1935 Stipendiat der Rockefeller Foundation in den USA, wohnhaft in Newark, New Jersey.

1935 Entschluss, in den USA zu bleiben, nur kurzzeitige Rückkehr nach Wien wg. Visa; 1943 ; Annahme der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft.

ab 1935-1939 wohnhaft in New York.

1935-1936 Supervisor bei der National Youth Administration in New Jersey. 1936-1937 Research Director Center der University of Newark in Newark, New Jersey.

1937-1940 Research Director und Co-Director des von der "Rockefeller Foundation" geförderten Office of Radio Research an der Princeton University in Princeton, New Jersey, welches 1939 an die Columbia University verlegt wurde und 1944 den Namen Bureau of Applied Social Research erhielt.

1939-1971 Fakultätsmitglied der Columbia University in New York, N.Y.:

1939-1940 Associate Professor und 1940- 1963 Full Professor of

Sociology, 1963-1971 erster Quetelet Professor of Social Sciences; 1971 emeritiert. 1949-1971 Chairman des Graduate Department of Sociology.

Daneben ging Lazarsfeld zahlreichen Tätigkeiten nach, unter anderem während des Zweiten Weltkriegs Consultant des War Production Board im War Department; 1949 Consultant der New York Public Service Commission on Canned Music; 1948-1949 Gastprofessor an der Universität Oslo, 1962- 1963 und 1967-1968 Gastprofessor an der Sorbonne Paris. Außerdem Mitarbeit an zahlreichen T.V. Research Commissions und am T.V. Bureau of Advertising.

1963 Mitbegründer des Instituts für Höhere Studien in Wien; wiederholt hier als Gastprofessor tätig

1971-1976 Distinguished Professor of Social Sciences an der University of Pittsburgh in Pittsburgh, Pennsylvania.

30.8.1976 gestorben in New York

3. Lazarsfelds frühe Werke

3.1. Die Wiener RAVAG - Studie 1932

Lazarsfeld Wiener RAVAG - Studie gilt als verschollene Studie; sie wurde erst 60 Jahre nach deren Entstehung und somit 20 Jahre nach seinem Tod wieder entdeckt. Es handelt sich hierbei um ein 52seitiges unveröffentlichtes Manuskript mit dem Titel „Hörerbefragung der Ravag“, welches in erstmals 1996 von Desmond Mark (Hrsg.) unter dem Titel „Paul Lazarsfeld Wiener RAVAG - Studie 1932: der Beginn der modernen Rundfunkforschung“ publiziert wurde.

Die RAVAG (Österreichische Radio-Verkehrs Aktiengesellschaft Wien - kurz Radio Wien) als Vorgängerin des ORF und halbstaatliche Einrichtung war Auftraggeber dieser Studie. Auftragnehmer war die „Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle“, damals noch assoziiert mit dem Psychologischen Institut der Universität Wien als eine Mischung aus Marktforschungsinstitut und Universitätsinstitut für Sozialforschung, deren Leiter und Mitbegründer Lazarsfeld war.4

3.1.1. Inhalt der Studie

Das Radio als Massenkommunikationsmittel stand 1931 in den Anfängen. Die Studie sollte die Meinungen/Wünsche der Hörer von Radio Wien erfassen. Die zentralen Fragestellungen lauteten:

- Für wen sendet Radio-Wien?
- Was soll wann und wie lange gesendet werden?

Dazu wurde methodisch aufwendig der Einfluss auf das Hörerverhalten differenziert nach Alter, Ort, Geschlecht, sozialer Schicht (Bildung, Beruf) untersucht. Insgesamt wurden 110.312 Hörerinnen und Hörer der Ravag nach ihren Programmwünschen befragt.5

„Wir möchten die Wünsche sämtlicher Hörer kennenlernen, um sie bei der Programmbildung gebührend zu berücksichtigen.“6

Die Erhebung der Daten erfolgte ausschließlich über Fragebögen, die als Beilage in Zeitschriften am Kiosk zu finden waren. An Abonnenten des Radioprogramms erfolgte der Versand per Post.

Es handelte sich um einen vierseitigen Fragebogen Bogen mit umfangreichen statistischen Angaben und 65 Sendungsrubriken mit einem offenen Teil.

3.1.2. Ergebnisse der Studie

Von den über 100.000 wurden insgesamt nur 36.000 Bögen ausgewertet (zu je 3 Personen entsprach dies ca. 10 Prozent der gesamten Hörerschaft von Radio Wien).7

Auffallend ist der hohe, differenzierte Umfang des Zahlenmaterials, das hohe Maß an statistischen Berechnungen (z. B. Koeffizienten) und die umfangreiche statistische, nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Beruf, Alter und Ort differenzierte Auswertung. Der Einfluss des Geschlechtes und des Berufes auf das Hörerverhalten und die Hörerwünsche wurde ebenso berücksichtigt wie das Alter oder die Herkunft. Die Programmwünsche wurden ebenfalls stark ausdifferenziert, hier u. a. nach Musik (Klassik, Opern, Kammermusik, Operetten, leichte Konzerte, Jazz), Literaturlesungen, Lustspiele etc., aber auch nach wissenschaftlichen Vorträgen, Nachrichten und anderen sachlichen Übertragungen. Man unterschied bei Musik weiterhin in unterhaltsame und ernste Musik.

Die Auswertung der umfangreichen statistischen Erhebung wurde im November 1932 in der Zeitschrift „Radiowelt“ auf einem vierseitigen Bericht zusammengefasst dargestellt. Der Grundtenor der Studie lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die Mehrzahl aller Hörer wünscht sich zur Prime Time in den frühen Abendstunden Darbietungen (vor allem Musik) leichter und unterhaltsamer Art.

[...]


1 So der Untertitel der von Desmond Mark 1996 erstmals veröffentlichten Studie

2 Lazarsfeld Vorwort zur neuen Auflage 1960, in Jahoda, Lazarsfeld, Zeisel (1975), S. 16

3 Vgl. http://agso.uni-graz.at/marienthal/bibliothek/biografien/07_04_Lazarsfeld_Paul_Felix_ Biografie.htm

4 Vgl. Mark (1996), S. 12 ff.

5 Vgl. Hörerbefragung der Ravag S. 1, in Mark (1996), S. 27

6 Fragebogen Hörerbefragung der Ravag S.41, in Mark (1996), S. 67

7 Vgl. Mark (1996), S. 83

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Paul Felix Lazarsfeld - Zu seinen frühen Studien
Hochschule
Universität Hamburg
Note
2,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V91586
ISBN (eBook)
9783638050463
ISBN (Buch)
9783640330812
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Paul, Felix, Lazarsfeld, Studien
Arbeit zitieren
Dipl.Volkswirt Stefan Berger (Autor:in), 2008, Paul Felix Lazarsfeld - Zu seinen frühen Studien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91586

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