Die Diskussion um die Gelehrsamkeit der Frau war Teil der Querelle des Femmes. Fragen der Frauenbildung wurden vorwiegend in der Welt der Wissenschaft ausgetragen und auch im Vorzugsstreit um Tradition und Modernität in der Wissenschaft diskutiert.
Diese Verquickung kann allerdings nicht darauf verkürzt werden, dass Frauengelehrsamkeit und sonstige Querelle-Themen Gegenstand von universitären Disputationen waren, die in erster Linie der rhetorischen Übung dienten. Vielmehr berührte die Debatte um die Bildungsfähigkeit und Bildungsmöglichkeit von Frauen das Wissenschaftsverständnis zwischen dem ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert in einer Weise, die das Potential in sich trug, Frauenbildung in einem sich wandelnden wissenschaftlichen Umfeld eine nicht unbedeutende Rolle zu eröffnen. Der Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Querelle des Femmes und die Parallelität der Debatten um Frauengelehrsamkeit und Modernisierung der Wissenschaft bieten ihrerseits Potential für die historische Forschung.
Sowohl Bock/Zimmermann als auch Rang konstatieren fehlende Untersuchungen, die den Zusammenhang der Querelle des Femmes mit dem wissenschaftlichen Wissen, der universitären Praxis und deren Wandel systematisch behandeln. Einzelne AutorInnen haben sich den wechselseitigen Einflüssen von Wissenschaftssystem und Geschlechterdebatten gewidmet. Gleichzeitig richtet sich das Augenmerk der Forschung auf Möglichkeiten der Frauenbildung außerhalb des etablierten Wissenschaftssystems. Dennoch sind weitere quellenbezogene Analysen wünschenswert.
Auf welche Weise weibliche Gelehrsamkeit im Rahmen der frühneuzeitlichen Wissenschaftsdiskussion behandelt wurde, wird in dieser Arbeit untersucht . Das Erkenntnisinteresse liegt insbesondere im Zusammenspiel von Wissenschaftskritik, allgemeinen Reformvorschlägen für wissenschaftliche Methoden und Institutionen und Vorschlägen für institutionelle Frauenbildung. Es wird diskutiert, inwieweit Frauenbildung als ernst gemeintes Argument in der Wissenschaftsdebatte fungierte. Der zeitliche und räumliche Fokus ist dabei in der mitteldeutschen Frühaufklärung zu verorten. Der europäische Vergleich findet ebenso Berücksichtigung. Dementsprechend sind exemplarische Quellen ausgewählt worden, aus denen der Zusammenhang von Wissenschaftssystem und Frauengelehrsamkeit herausgearbeitet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Krise der Wissenschaft als Chance für die Frauenbildung?
- Querelle des Femmes und Querelle des Anciens et Modernes
- Weibliche Gelehrsamkeit in der mitteldeutschen Frühaufklärung.
- Der ,,Vorschlag einer Jungfer-Academie\" als Wissenschaftskritik..
- Akademieprojekte in England.
- Resümee: Modernisierung der Wissenschaft als Marginalisierung der Frauenbildung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Behandlung weiblicher Gelehrsamkeit im Rahmen der frühneuzeitlichen Wissenschaftsdiskussion, insbesondere im Kontext der mitteldeutschen Frühaufklärung. Sie analysiert das Zusammenspiel von Wissenschaftskritik, Reformvorschlägen für wissenschaftliche Methoden und Institutionen sowie Vorschläge für institutionelle Frauenbildung, um zu erforschen, inwieweit Frauenbildung als ernst gemeintes Argument in der Wissenschaftsdebatte fungierte. Die Arbeit berücksichtigt auch den europäischen Vergleich.
- Die Rolle der Frauenbildung in der Kritik an der Wissenschaft und in Reformvorschlägen für die wissenschaftlichen Methoden und Institutionen.
- Die Verknüpfung von Frauengelehrsamkeit und Modernisierung der Wissenschaft im 17. und 18. Jahrhundert.
- Der Einfluss der Querelle des Femmes auf die Wissenschaftsdebatte und umgekehrt.
- Die Diskussion um die Gelehrsamkeit der Frau im Kontext der Querelle des Anciens et Modernes.
- Die Bedeutung des europäischen Vergleichs für die Analyse von Frauenbildungsprojekten.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Krise der Wissenschaft als Chance für die Frauenbildung?
Die Einleitung führt in das Thema der Frauenbildung im Kontext der frühneuzeitlichen Wissenschaftsdebatte ein und zeigt die Verknüpfung der Querelle des Femmes mit dem wissenschaftlichen Diskurs. Sie verdeutlicht, dass die Diskussion um die Frauengelehrsamkeit nicht nur ein Thema um seiner selbst willen war, sondern eng an die Lebensbereiche der Betroffenen angelehnt war und Bestandteil anderer zeitgenössischer Auseinandersetzungen war, wie beispielsweise dem Vorzugsstreit um Tradition und Modernität in der Wissenschaft.
- Querelle des Femmes und Querelle des Anciens et Modernes
Dieses Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Querelle des Femmes und der Querelle des Anciens et Modernes, insbesondere im Hinblick auf die weibliche Gelehrsamkeit. Es untersucht die drei Gründe für die enge Verknüpfung dieser beiden Debatten, nämlich die europaweite Verbreitung, die gemeinsamen Autoren und die Verflechtung der Themen in den universitären Diskursen.
- Weibliche Gelehrsamkeit in der mitteldeutschen Frühaufklärung.
Dieses Unterkapitel untersucht die Debatte um die Frauengelehrsamkeit in der mitteldeutschen Frühaufklärung und beleuchtet die verschiedenen Argumentationslinien und Positionen, die in diesem Kontext vertreten wurden.
- Der ,,Vorschlag einer Jungfer-Academie\" als Wissenschaftskritik..
Dieses Unterkapitel analysiert den „Vorschlag einer Jungfer-Academie“ als Beispiel für Wissenschaftskritik und Reformvorschläge für die wissenschaftlichen Methoden und Institutionen. Es untersucht die Argumente, die für die Gründung einer Frauenakademie vorgebracht wurden.
- Akademieprojekte in England.
Dieses Unterkapitel befasst sich mit Akademieprojekten in England und beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich im englischen Kontext für die Frauenbildung ergaben.
- Weibliche Gelehrsamkeit in der mitteldeutschen Frühaufklärung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Frauengelehrsamkeit, Wissenschaftskritik, Modernisierung der Wissenschaft, Querelle des Femmes, Querelle des Anciens et Modernes, mitteldeutsche Frühaufklärung, Akademieprojekte, Bildungsfähigkeit und Bildungsmöglichkeit von Frauen, europäischer Vergleich.
- Quote paper
- Ramona Bechler (Author), 2007, Akademien für Frauen? Weibliche Bildung als Argument für die Modernisierung der Wissenschaft in der Frühen Neuzeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91619