„Keine Epoche der europäischen Kulturgeschichte ist so von Widersprüchen geprägt wie das Zeitalter des Barock.“ Während sich zu Zeiten der Renaissance der Mensch seiner Freiheit und seiner schöpferischen Möglichkeiten bewusst wurde, sich erstmals als eigenständiges Individuum zu begreifen schien und sich ein dem Diesseits zugewandtes Lebensgefühl entwickelte, so scheint das Weltbild des barocken Zeitalters dem vollständig entgegen zu stehen. Nahezu jeder Lebensbereich ist von Antithetik geprägt: Ewigkeit und Zeit, Wohlstand und Armut, Aufbau und Zerstörung. Die starken Gegensätze und Spannungen bringen ein großes Vergänglichkeitsbewusstsein in der Gesellschaft zu Tage. Ebenso wirkt die Allgegenwärtigkeit des Todes, ausgelöst durch den 30-jährigen Krieg, der Lebensgier der Menschen entgegen, was sowohl die Entstehung von religiösen Schwärmereien, als auch fanatischem Glauben noch stärker vorantreibt.
Die deutsche Barockliteratur versucht das Lebensgefühl der Zeit zu thematisieren und dabei besonders „die polaren Spannungen, […] das Gegeneinander von üppigem Diesseitsgenuß und fanatischer Jenseitssehnsucht, […] Körperschwere und Geistesauftrieb“ aufzugreifen und zu diskutieren.
Eine besondere Bedeutung kommt hierbei der Bildlichkeit zu. Über die Jahre hinweg entstand eine Vielzahl an Bildern, deren Bedeutungen festgelegt, und die, systematisiert und geordnet, den Dichtern des Barocks zugänglich waren. Sie wurden immer wieder aufgegriffen und in neuen Variationen dargestellt, wobei verbindliche Inhalte und vorgeschriebene Regeln einzuhalten waren. Die bedeutendsten Stilmittel sind dabei Metonymien, Metaphern, Embleme und Allegorien. So wird das 17. Jahrhundert oft auch als „emblematisches“ oder „allegorisches“ Jahrhundert bezeichnet.
Auch Andreas Gryphius, der als Lyriker und Dramatiker zu den bedeutendsten deutschen Barockdichtern zu zählen ist, bedient sich in seinen Stücken zahlreicher dieser Stilmittel, wobei dem Emblem als solches, eine besondere Bedeutung zukommt. Im Folgenden soll daher die „allgemeine“ Bedeutung und Funktion, die das Emblem in der Zeit des Barock erhält, herausgearbeitet und einige der bekanntesten Embleme, anhand der von Andreas Gryphius verfassten Märtyrertragödie „Catharina von Georgien“, aus dem Jahre 1657, näher betrachtet, deren Auslegung beschrieben und ihre Funktion hinsichtlich des Stücks, diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Emblematik im Barock
- Was versteht man unter dem Begriff „Emblem“
- Die Verwendung des Emblems in Andreas Gryphius „Catharina von Georgien“
- Das Ikarus Emblem
- Das Meer und Seefahrts Emblem
- Das Rosen Emblem
- Darstellung des Emblems im Theater des Barock
- Die Fahne
- Die Person
- Das Requisit
- Die Bühne
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der Emblematik im Barock, insbesondere in Andreas Gryphius’ Märtyrertragödie „Catharina von Georgien“. Sie beleuchtet die Verwendung von Emblemen im Theater des Barock und analysiert die Funktion und Bedeutung spezifischer Embleme im Stück.
- Die Bedeutung von Emblemen in der Barockliteratur
- Die Verwendung von Emblemen in Andreas Gryphius’ „Catharina von Georgien“
- Die Rolle von Emblemen in der Barockdramatik
- Die Interpretation spezifischer Embleme im Stück
- Die Funktion von Emblemen als Mittel der Kommunikation und Bedeutungserzeugung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Emblematik im Barock ein und zeichnet die Widersprüche des Zeitalters des Barock nach. Sie skizziert die Entwicklung des Barocklebensgefühls und erläutert die Bedeutung der Bildlichkeit in der Literatur dieser Zeit.
2. Emblematik im Barock
Dieses Kapitel definiert den Begriff „Emblem“ und erläutert seine Verwendung im Barock. Es beleuchtet die Entwicklung der Emblematik als literarische Gattung und die Bedeutung von Emblemen in der Literatur des Barock. Es werden die drei Teile eines typischen Emblems (Inscriptio, Pictura, Subcriptio) beschrieben und erläutert.
3. Darstellung des Emblems im Theater des Barock
Dieses Kapitel untersucht die Darstellung von Emblemen im Theater des Barock. Es analysiert verschiedene Elemente, die zur Darstellung von Emblemen im Theater verwendet wurden, wie Fahnen, Personen, Requisiten und die Bühne.
- Arbeit zitieren
- Anna-Lena Walter (Autor:in), 2008, Emblematik im Barock in Andreas Gryphius` "Catharina von Georgien", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91646