1. EINLEITUNG
Erziehung ist notwendig, um Kindern zu helfen, kompetente, bewusst handelnde Menschen zu werden, die ihrerseits einen festen Platz in unserem komplexen Gesellschaftssystem einnehmen können. Erzieherisches Handeln soll Kinder gemäß ihren Fähigkeiten fordern und fördern...
Denn momentan wird mehr und mehr ein Notstand deklariert, der Eltern als „Erziehungskatastrophe“1 und unsere Kinder als „kleine Tyrannen“ darstellt, die sich von niemandem mehr etwas sagen lassen. Der gesellschaftliche Aufschrei scheint immer größer zu werden: Eltern beklagen sich über ihre aggressiven, verhaltensauffälligen Kinder und kommerzielle Fernsehsendungen überfallen uns mit der „Super Nanny“ und den „Supermamas“ und neuerdings auch mit „dem großen Erziehungstest“, der das verbreitete Wissen über die Kindererziehung auf den Prüfstand stellt.
Doch was hat es wirklich auf sich mit dem „Erziehungsnotstand“? Was ist los mit den Kindern von heute? Sind sie wirklich nicht mehr gesellschaftsfähig? Haben sie kein Benehmen und kommen schon aggressiv zur Welt? Oder sind es vielleicht die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr lieben und die Schuld tragen am randalierenden Verhalten ihrer Kinder?
Ich glaube keine dieser Fragen ließe sich in der Form so einfach beantworten, da eine Interpretation im Sinne von Ursache und Wirkung in unserer komplexen Welt
nicht ausreichend ist. Ich glaube auch, dass eine Schuldfrage an dieser Stelle unangebracht ist, sondern dass zur Beantwortung dieser Fragen der Fokus auf die Veränderungen im Gesellschaftssystem und die Beziehungen zwischen den Menschen gelegt werden muss. Die Menschen sind abhängig von den Überzeugungen unserer Kultur und unterliegen dem ständigen Druck mithalten zu müssen...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung und Funktion der modernen Familie
- Ein historischer Abriss - vom „großen Haus“ zur bürgerlichen Kleinfamilie
- Definition von „Familie“
- Pluralisierung der Lebensformen
- Leistungen und Funktionen der modernen Familie
- Familie als soziales System
- Die Familie als Sozialisierungsinstanz
- Reproduktionsfunktion der Familie
- Fazit
- Familiale Rollen
- Zum Verständnis des Begriffs „soziale Rolle“
- Rollenwandel
- Veränderungen in der Rolle der Frau
- Veränderungen in der Rolle des Vaters
- Veränderte Funktion von Kindern
- Gesellschaftliche Entwicklungen und die Auswirkungen auf die Erziehung
- Individualisierung und Wertewandel
- Äußere und innere Einflüsse auf das Familiensystem
- Ökonomische Situation als äußerer Einflussfaktor auf Familien
- Zur Gestaltung der Paarbeziehung innerhalb der Familie
- Erziehungsziele
- Auswirkungen auf das elterliche Erziehungsverhalten
- Erziehungsstile im Vergleich
- Autoritärer Erziehungsstil
- Permissiver Erziehungsstil
- Vernachlässigender und überbehütender Erziehungsstil
- Autoritativer Erziehungsstil
- Erziehungsstile und kindliche Verhaltensprobleme
- Beiträge der sozialen Arbeit – zwei ausgewählte Modelle
- „Starke Eltern – Starke Kinder“
- Inhalt und Ziel des Elternkurses
- Praktische Umsetzung des Elternkurses
- „Elterliche Präsenz“ als systemisches Konzept
- Was meint der Ansatz der elterlichen Präsenz?
- „Wir sind hier!“, „Wir werden dich nicht aufgeben!“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den vermeintlichen Erziehungsnotstand und analysiert veränderte Erziehungsaufgaben und -methoden im Kontext der modernen Gesellschaft. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen auf Familie und Erziehung und untersucht verschiedene Erziehungsansätze. Ziel ist es, den Beitrag sozialer Arbeit zur Bewältigung aktueller Herausforderungen in der Erziehung aufzuzeigen.
- Wandel der Familie und ihrer Funktionen
- Veränderte Rollenmuster in der Familie
- Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen auf die Erziehung
- Vergleich verschiedener Erziehungsstile
- Beiträge der Sozialen Arbeit zur Unterstützung von Familien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem sogenannten „Erziehungsnotstand“ auf. Sie thematisiert den gesellschaftlichen Diskurs um schwierige Kinder und überforderte Eltern, hinterfragt die vereinfachten Schuldzuweisungen und kündigt die explorative Herangehensweise der Arbeit an, die vermittelt zwischen den vereinfachenden Deutungen und der Komplexität der Realität.
Entwicklung und Funktion der modernen Familie: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über den Wandel der Familienkonstellation vom „großen Haus“ zur Kleinfamilie. Es beleuchtet die verschiedenen Definitionsmöglichkeiten von „Familie“ im Kontext der Pluralisierung von Lebensformen und analysiert die Leistungen und Funktionen der modernen Familie, inklusive ihrer Rolle als soziales System, Sozialisierungsinstanz und Reproduktionsfaktor.
Familiale Rollen: Der Abschnitt definiert den Begriff „soziale Rolle“ und untersucht den tiefgreifenden Rollenwandel innerhalb der Familie. Die Veränderungen in den Rollen von Frauen, Vätern und Kindern werden detailliert beschrieben und analysiert. Dabei werden die Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen auf die traditionellen Rollenverteilungen aufgezeigt und kritisch diskutiert.
Gesellschaftliche Entwicklungen und die Auswirkungen auf die Erziehung: Hier werden die Auswirkungen von Individualisierung und Wertewandel auf die Erziehung untersucht. Die Arbeit analysiert äußere Einflüsse wie die ökonomische Situation und innere Einflüsse wie die Gestaltung der Paarbeziehung auf das Familiensystem und das elterliche Erziehungsverhalten. Des Weiteren werden die sich verändernden Erziehungsziele im Kontext der modernen Gesellschaft beleuchtet.
Erziehungsstile im Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht verschiedene Erziehungsstile (autoritär, permissiv, vernachlässigend/überbehütend, autoritativ) und deren Auswirkungen auf das kindliche Verhalten. Es wird analysiert, wie verschiedene Erziehungsstile zu Verhaltensproblemen bei Kindern beitragen können und welche positiven und negativen Konsequenzen die einzelnen Stile mit sich bringen.
Beiträge der sozialen Arbeit – zwei ausgewählte Modelle: Hier werden zwei ausgewählte Modelle der Sozialen Arbeit vorgestellt, die sich mit der Unterstützung von Familien befassen: „Starke Eltern – Starke Kinder“ und „Elterliche Präsenz“. Die Kapitel beschreiben die Inhalte, Ziele und die praktische Umsetzung dieser Ansätze. Der Fokus liegt auf der systemischen Unterstützung von Familien und der Stärkung elterlicher Kompetenzen.
Schlüsselwörter
Erziehungsnotstand, Familie, Rollenwandel, Erziehungsstile, Sozialisation, Individualisierung, Wertewandel, Soziale Arbeit, Familienhilfe, Elternkurse, elterliche Präsenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Der vermeintliche Erziehungsnotstand
Was ist der Gegenstand der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht den gesellschaftlichen Diskurs um den "Erziehungsnotstand", analysiert veränderte Erziehungsaufgaben und -methoden in der modernen Gesellschaft und beleuchtet den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen auf Familie und Erziehung. Ein Schwerpunkt liegt auf verschiedenen Erziehungsansätzen und dem Beitrag sozialer Arbeit zur Bewältigung aktueller Herausforderungen in der Erziehung.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den Wandel der Familie und ihrer Funktionen, veränderte Rollenmuster innerhalb der Familie (insbesondere von Frauen, Vätern und Kindern), den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen (Individualisierung, Wertewandel, ökonomische Situation) auf die Erziehung, einen Vergleich verschiedener Erziehungsstile (autoritär, permissiv, vernachlässigend/überbehütend, autoritativ) und die Beiträge der Sozialen Arbeit zur Unterstützung von Familien (am Beispiel von "Starke Eltern – Starke Kinder" und "Elterliche Präsenz").
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff des "Erziehungsnotstands". Die Arbeit hinterfragt vereinfachte Schuldzuweisungen und untersucht die Komplexität der Realität, die hinter diesem Begriff steht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Entwicklung und Funktion der modernen Familie, zu familialen Rollen, zu gesellschaftlichen Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf die Erziehung, zu einem Vergleich verschiedener Erziehungsstile und schließlich zu den Beiträgen der Sozialen Arbeit anhand zweier ausgewählter Modelle. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine explorative Herangehensweise, die versucht, die vereinfachenden Deutungen des "Erziehungsnotstands" mit der Komplexität der Realität zu vermitteln. Die Analyse der verschiedenen Aspekte erfolgt durch eine systematische Darstellung und kritische Diskussion der relevanten Literatur und Modelle.
Welche konkreten Modelle sozialer Arbeit werden vorgestellt?
Die Arbeit stellt die Modelle "Starke Eltern – Starke Kinder" und "Elterliche Präsenz" vor. Für jedes Modell werden die Inhalte, Ziele und die praktische Umsetzung detailliert beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Erziehungsnotstand, Familie, Rollenwandel, Erziehungsstile, Sozialisation, Individualisierung, Wertewandel, Soziale Arbeit, Familienhilfe, Elternkurse, elterliche Präsenz.
Welche Veränderungen in familiären Rollen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert den Rollenwandel von Frauen, Vätern und Kindern im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen. Die traditionellen Rollenverteilungen werden kritisch diskutiert und die Auswirkungen der Veränderungen werden detailliert beschrieben.
Welche Erziehungsstile werden verglichen?
Verglichen werden autoritärer, permissiver, vernachlässigender/überbehütender und autoritativer Erziehungsstil. Die Auswirkungen der verschiedenen Stile auf das kindliche Verhalten und mögliche Verhaltensprobleme werden untersucht.
Welchen Beitrag leistet die Soziale Arbeit laut der Arbeit?
Die Arbeit zeigt den Beitrag der Sozialen Arbeit auf, indem sie Modelle zur Unterstützung von Familien vorstellt und deren Wirksamkeit im Umgang mit den Herausforderungen des "Erziehungsnotstands" beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Stärkung elterlicher Kompetenzen und der systemischen Unterstützung von Familien.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Sozialpädagogin Sandra Heiligers (Autor:in), 2005, Erziehungsnotstand? Veränderte Erziehungsaufgaben und –methoden und der Beitrag sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91700