„Wer verführt, führt jemanden vom richtigen und rechten Weg ins Abseits oder gar in die Irre. Der Verführer oder die Verführerin beeinflussen das Verhalten und die Haltung anderer durch ihre Persönlichkeit, durch Versprechungen, durch Macht, durch Täuschung.“ Bei dem Verführer handelt es sich häufig um einen Mann, der ein Mädchen verführen will, mit eindeutig sexueller Motivation.
In dieser Arbeit aber soll es um den Mann gehen, der von einer schönen Frau verführt, also von seinem Weg abgebracht, wird. Genauer: um den verführten Helden. Dabei stellt sich die Frage danach, in wieweit ein Held ein solcher bleiben kann, wenn er der weiblichen Macht ausgeliefert ist. Ist nicht der Held per se unabhängig und damit frei von Einflüssen? Und bedeutet nicht die Unterwerfung unter eine Frau, sofern sie ihn von seinen Pflichten abhält, den Verlust seines Status? All diese Themen werden anhand der folgenden Texte untersucht und dann im Vergleich zum Thema der „Jüdin von Toledo“ gesehen.
Im ersten Teil soll darauf eingegangen werden, was den Helden zum Helden macht, äußerlich wie innerlich. Zum anderen wird untersucht, welche Züge die Verführerin aufweist. Wie oft wird Zauberei und Hexenwerk als Erklärung für ihre Macht herangezogen, ob sie nun göttlichen oder menschlichen Ursprungs ist. Manchmal verführt aber auch allein ihre Schönheit, die den Männern den Atem stocken lässt und sie in ihren Bann zieht.
Zentrales Thema ist die Liebesgeschichte zwischen Alfons VIII. von Kastilien und einer schönen Jüdin. Denn hier gerät ein königlicher Held auf Abwege, als er sich jahrelang mit der Schönen einschließt und vergisst, oder vielleicht auch verdrängt, dass er ein Land zu verwalten und zu regieren hat. Doch nicht erst mit Lope de Vega, der die erste wichtige Version dieser Geschichte verfasste, tritt der verführte Held in der Literatur auf. Schon die Antike wählt den Konflikt zum Thema, bei dem der Held zwischen Pflicht und Vergessenheit schwankt. Als Beispiel soll hier der ruhmreiche Odysseus dienen, der vielleicht nicht der prototypische Held ist, der aber dennoch Heldenhaftes vollbringt und der dann in die Fänge von Zauberinnen gerät, was im zweiten Teil näher betrachtet wird. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Held und Verführerin
- Odysseus, Kalypso und Kirke
- Ruggiero und die Zauberin Alcina bei Ariost
- Der Ritter Rinaldo und die schöne Armida bei Tasso
- Jüdin von Toledo
- Die Entstehung der Legende der Jüdin: Lorenzo de Sepúlveda und Lope de Vega
- Die Jüdin in Lope de Vegas Las paces de los reyes y la Judía de Toledo
- Die Verarbeitung des Stoffes nach Lope
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Motiv des verführten Helden, insbesondere in Bezug auf den Mythos der „Jüdin von Toledo“. Die Arbeit beleuchtet, wie die weibliche Verführung den Helden von seinem Weg abbringen kann und die Frage, ob er seinen Heldenstatus durch diese Unterwerfung verliert.
- Charakterisierung des Helden und seiner Eigenschaften
- Die Rolle der Verführerin und die Mechanismen ihrer Macht
- Die Verführung des Helden durch die Schönheit der Frau
- Der Konflikt zwischen Pflicht und Verführung
- Die literarische Entwicklung des Motivs vom antiken Griechenland bis zur „Jüdin von Toledo“
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema des verführten Helden ein und definiert die zentralen Fragen, die in der Arbeit untersucht werden. Die Arbeit fokussiert sich auf die Frage, ob ein Held seine Heldenhaftigkeit bewahrt, wenn er der weiblichen Macht erliegt.
Kapitel 2: Held und Verführerin
Dieses Kapitel untersucht die Charakteristika des Helden, insbesondere die Merkmale, die ihn von anderen Personen abheben. Es analysiert die Eigenschaften, die dem Helden zugeschrieben werden, wie Mut, Stärke und Schönheit. Außerdem werden die Eigenschaften der Verführerin beleuchtet, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Zauberei und Hexenwerk liegt.
Kapitel 3: Odysseus, Kalypso und Kirke, Ruggiero und die Zauberin Alcina bei Ariost, Der Ritter Rinaldo und die schöne Armida bei Tasso
Dieses Kapitel analysiert verschiedene Beispiele aus der Literatur, in denen das Motiv des verführten Helden auftritt. Es werden Odysseus, der von den Zauberinnen Kalypso und Kirke verführt wird, Ruggiero, der von Alcina in ihren Bann gezogen wird, sowie Rinaldo, der der Verführung durch Armida erliegt, betrachtet.
Kapitel 4: Jüdin von Toledo
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Mythos der „Jüdin von Toledo“. Es untersucht die Entstehung der Legende, die verschiedenen literarischen Bearbeitungen des Stoffes, insbesondere die Version von Lope de Vega, sowie die Rolle der Jüdin als Verführerin in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Verführter Held, Verführung, Heldeneigenschaften, Verführerin, Zauberei, Liebe, Pflicht, Mythos, "Jüdin von Toledo", Lope de Vega, Ariost, Tasso, Odysseus, Kalypso, Kirke, Ruggiero, Alcina, Rinaldo, Armida.
- Arbeit zitieren
- Julia Kuhne (Autor:in), 2007, Der verführte Held - Die "Jüdin von Toledo": Entwicklung und Bearbeitung eines Mythos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91705