Die Substantivflexion im Deutschen in verschiedenen Grammatiken


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Grammatik des Instituts für deutsche Sprache Frau

3. Die Grammatik von Gerhard Helbig und Joachim Buscha

4. Die Grammatik von Hans Jürgen Heringer

5. Die Grammatik von Peter Eisenberg
5.1 Die Paradigmentafeln des Substantivs
5.2 Die Pluralbildung

6. Vergleich
6.1 Allgemeines
6.2 Der spezielle Vergleich zwischen den vier Grammatiken
6.3 Auffälligkeiten beim Vergleich

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Das substantivische Paradigma wird nach seiner Form und Funktion mit grammatischen Kategorien (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und in Singular oder Plural unterschieden. Allgemein spricht man von Flexion, „wenn die betrachteten sprachlichen Einheiten Wortformen in einem strikten Sinne sind, also synthetische Formen“ (Eisenberg 2004, 150). Das Substantiv lässt sich in das Gebiet der Deklination einordnen. Es hat mit den anderen deklinierten Wortarten (Adjektiv, Pronomen, Artikel) vor allem die Flexion des Kasus gemeinsam. Da das Deutsche zu den flektierenden Sprachen gehört, hat es komplexe Flexionsparadigmen. Man bezeichnet das Deutsche als konservativ, denn die Tendenz zum Abbau des Flexionssystems ist, im Gegensatz zu anderen Sprachen, eher gering. Der Grund liegt in der Zentralität des Flexionssystems für die Grammatik.

Das Substantivparadigma enthält acht Positionen: vier für die Kasus im Singular und vier für die im Plural. Die einzelne Wortform wird mit Kategorienpaaren beschrieben, z.B. Nominativ Singular. Die jeweiligen Kasus und Numeri sind die Einheitenkategorien, ihnen steht die Wortkategorisierung nach dem Genus gegenüber: Die Formen des Paradigmas sind Maskulinum, Femininum oder Neutrum. Der Kasus wird als die äußere Kategorisierung des Substantivs bezeichnet – er zeigt die syntaktische Funktion an, während der Numerus nach der Bedeutung gewählt wird. Dabei ist tendenziell eine Angleichung der Kasusformen zu beobachten. Das betrifft den Dativ (dem Mann(e)), den Akkusativ (einen Mensch(en)) und den Genitiv (des Konjunktiv(s)) (vgl. ebd., 135ff.).

In meiner Arbeit möchte ich vier Grammatiken gegenüberstellen, die sich der Flexion des Substantivs zugewandt und unterschiedliche Flexionsparadigmen erstellt haben: 1. die Grammatik des Instituts für deutsche Sprache (1997), 2. Gerhard Helbig und Joachim Buscha (2001), 3. Hans Jürgen Heringer (1989) und 4. Peter Eisenberg (2004). Dabei werde ich die Grammatiken jeweils in einem kurzen Abriss skizzieren. Ich verwende die Aufstellungen der Autoren und auch deren Beispiele. Anschließend werde ich die Grammatiken miteinander vergleichen. Es kommt mir darauf an, strukturelle Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herauszuarbeiten.

2. Die Grammatik des Instituts für deutsche Sprache

Substantive unterscheiden sich von anderen Ausdrücken mit Argumentfunktion durch ein inhärentes Genus für das gesamte Paradigma (Abweichungen sind z.B. regional bedingt: der/das Knäuel): entweder Maskulinum, Femininum oder Neutrum. Singular und Plural sind frei wählbar, die Kasusstellen tragen hingegen zur Markierung der syntaktischen Funktion bei. Die meisten Substantive haben Numerusformen; folgende Klassen bilden eine Ausnahme: Singularetantum (Gelächter), Pluraletantum (Alpen) und Stoffnamen (* Golde). Zur Markierung der Einheitenkategorisierungen von Kasus und Numerus stehen Umlaut und Flexive zur Verfügung: -e, -(e)n, -(e)s, -er, -ern. Durch Endungslosigkeit werden Kasus und Numerus nicht am Substantiv gekennzeichnet.

Die IDS-Grammatik unterscheidet drei Flexionstypen im Singular:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es zeigt sich, dass die Kasusformen im Singular kaum ausdifferenziert sind, der Genitiv ist dabei noch am besten markiert (zur Kennzeichnung des Genitivattributs). Zum Typ A gehören alle femininen Substantive, Maskulina gehören zum Typ B und C, artikellose Eigennamen zu Typ C. Einige Substantive haben das Genitivsuffix -ns (Namens). Außer Herz gehören alle Neutra zum Typ B oder C.

Besondere Markierung erhält im Deutschen der Plural. Vor allem der Dativ ist formal markiert. Zu den Typen 1, 4 und 5 gehören Substantive, die den Plural durch Umlaut markieren.

Fünf Flexionstypen werden unterschieden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Typ 1: Maskulina und Neutra auf -chen, -el, -en, -er, -lein, -le(r), -sel, -tel

Typ 2: Feminina auf -heit, -in, -keit, -rei, -lei, -schaft, -ung; Maskulina und Feminina mit Schwa/ -e im Auslaut; wenige Neutra

Typ 3: Wörter, die auf Vokal enden (außer auf Schwa); Abkürzungen, Kurzwörter, einige nicht indigene Wörter (Wracks), Eigennamen (Müllers), Neubildungen (Wessis)

Typ 4: Substantive auf - ich, -ig, -ling, -nis, -sal -icht; viele Maskulina und Neutra, einige Feminina

Typ 5: viele Neutra, einige Maskulina; oft mit Umlaut

Der Zusammenhang zwischen den Flexionstypen des Singulars und Plurals ergibt folgendes Schema:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für den Kernbereich gilt: Maskulina und Neutra bilden den Plural mit -e, Feminina mit -(e)n; Eigennamen, Substantivierungen, Kurzwörter, Abkürzungen, Onomapoetika (Wauwaus), Wörter mit nicht indigener Aussprache (Shirts) und Wörter, die auf einem unbetonten Vokal enden, bilden den Plural mit -s. Maskulina und Neutra auf - el, -en, -er und -lein sind im Plural endungslos (Wagen). Einige Maskulina und Neutra bilden den Plural auf -(e)n (Bären), -e +Umlaut (Löhne) und -er +Umlaut (Männer). Einige Feminina bilden den Plural auf -e +Umlaut (Bänke).

Für einen Fall wie Pizzen ( Konkurrenzform im Übergang: Pizzas) kann man Stammflexion oder die Tilgung eines unbetonten Vokals annehmen (Pizz a +enPizzen).

Für den vom Plural markierten Dativ gilt: Substantive mit dem Pluralmarker -e/-er und endungslose Substantive haben im Dativ -n (vgl. Grammatik der deutschen Sprache 1997, 28ff.).

3. Die Grammatik von Gerhard Helbig und Joachim Buscha

Helbig/Buscha erstellen zuerst ein Schema für die Deklination im Singular:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Dativendung - e bei konsonantisch auslautenden Substantiven des Typs S1 wird in der Gegenwartssprache nicht mehr gefordert. Sie wird nur manchmal aus stilistischen oder rhythmischen Gründen verwendet. Die meisten Maskulina und alle Neutra außer Herz gehören zum Typ S1, der im Genitiv auf - s oder -es endet und sonst endungslos ist. Einige Maskulina, v.a. die zur Beschreibung von Lebewesen, ordnen Helbig/Buscha dem Typ S2 zu, der in den obliquen Kasus auf - n oder - en endet. Einige Maskulina und das Neutrum Herz haben zur Endung des Typs S2 im Genitiv das - s von S1: Hier spricht man von einer gemischten Deklination. Alle Feminina folgen dem Typ S3, der keine Deklinationsendungen hat.

Helbig/Buscha nennen Beispiele für ihre Deklinationstypen im Singular.

1. Typ S1 mit - s oder -es im Genitiv; Maskulina und Neutra

a) - es steht bei: Substantiven auf -s, -ss, -ß, -x, -tsch , -z (Gefäßes); vielen einsilbigen Substantiven (Buches); Bevorzugung bei Substantiven auf - sch, -st (Dienstes)

b) - s steht bei: mehrsilbigen Substantiven mit unbetonter Silbe am Ende (Sessels); Substantiven, die auf Vokal oder - h enden (Schuhs); Substantivierungen (Grüns)

c) schwankend ist der Gebrauch bei: mehrsilbigen Substantiven, die auf einer betonten Silbe enden (Erfolg(e)s); Zusammensetzungen (Fremdwort(e)s); Substantiven, die auf Diphthong enden (Ei(e)s)

d) die Genitivendung - (e)s fällt bei Fremdwörtern auf - us, - os und denen, deren Auslaut dem Deutschen nicht angeglichen ist, weg (Islam(s))

2. Typ S2 mit - n oder - en in den obliquen Kasus; Maskulina

a) - n steht bei: Substantiven auf - e (Bote), die Lebewesen bezeichnen; Namen für Angehörige von Völkern (Bulgare); Berufsbezeichnungen auf - oge (Pädagoge)

b) - en steht bei: Substantiven mit konsonantischem Auslaut, die meistens Lebewesen beschreiben (Bär); Fremdwörtern auf - ant, -ent, -ist, -at, -nom, -et u.a. (Astronom)

c) einige maskuline Substantive auf - e werden nach einem Mischtyp aus S1 und S2 flektiert, in den obliquen Kasus haben sie - n, im Genitiv zusätzlich - s (der Name, den Namen, dem Namen, des Namens)

Die Deklination im Plural umfasst für Helbig/Buscha die Deklination im engeren Sinne (die Kasusbildung) und die Pluralbildung. Die Kasusbildung bereitet im Plural keine Schwierigkeiten, weil nur der Dativ das Flexionskennzeichen - n erhält, das an den Nominativ des Plurals angehängt wird; es entfällt, wenn der Nominativ auf - n oder - s endet. Entscheidend ist daher die Pluralbildung des Nominativs. Helbig/Buscha unterscheiden folgende Typen, die nachstehend näher erläutert werden. Die Fremdwörter behandeln Helbig/Buscha gesondert – ich ordne sie gleich den jeweiligen Typen zu.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Substantivflexion im Deutschen in verschiedenen Grammatiken
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Germanistische Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Eisenberg-Syntax: Nominalgruppen
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V91760
ISBN (eBook)
9783638058469
ISBN (Buch)
9783640204687
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Substantivflexion, Grammatiken, Eisenberg-Syntax, Nominalgruppen, Sprachwissenschaft, Linguistik, IDS, Helbig, Buscha, Heringer, Eisenberg, Paradigmentafel, Plural, Paradigma, Kasus, Flexion, Nomen, Deklination, Nullplural, Umlaut, Markiertheit, Endungen, endungslos, Kasusbestimmung, Nomendeklination, Dativ, Genitiv, Nominativ, Akkusativ, Deklinationstyp, Markierung, schwach, stark, Schwa, Grammatik
Arbeit zitieren
Nelli Schulz (Autor:in), 2007, Die Substantivflexion im Deutschen in verschiedenen Grammatiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91760

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