Schon 30 000 Jahre alte Zeugnisse paläolithischer Kunst belegen ein sich in Malerei und Gravur ausdrückendes, symbolisches Darstellungsvermögen des Menschen, das
„keineswegs auf eine primitive Repräsentation der Welt, sondern auf die hoch abstrakte Komposition mythologischer, in mündliche Sprechhandlungskontexte eingebettete Symbolordnungen zielte“ (Jäger 2002, 28).
Sinn konstituierte sich, indem verschiedene Symbolsysteme in transkriptive Beziehung gebracht wurden (vgl. ebd., 28ff.). Seit dem 20. Jahrhundert geht man auch in der Philosophie davon aus, dass das menschliche Verhältnis zur Welt ein durch Zeichen vermitteltes Verhältnis ist. Der Mensch ist nach Cassirer ein animal symbolicum. Um erkennen zu können, müssen wir Zeichensysteme entwickelt haben (vgl. Sachs-Hombach 2006, 41). Bilder entstanden noch vor der Schrift, die menschliche Bilderpraxis ist eine der ältesten Kulturtechniken. Es gibt keine eindeutige Erklärung für die Entstehung von Bildern, man vermutet, dass Höhlenbilder und Körperbemalungen in kultischen und magischen Zusammenhängen stehen (vgl. ebd., 31).
Was leisten Bilder aufgrund ihrer Wahrnehmungsnähe? Und was leisten sie speziell im Gegensatz zu Sprache; was müssen sie kompensieren? Ich werde neben diesen zentralen Fragestellungen auf den Begriff der Audiovisualität eingehen und die Begrifflichkeit der Bilder als Zeichen erläutern. Es folgt ein kurzer Exkurs zu Ludwig Jägers Transkriptivität. Ich untersuche, wie sich der Text-Bild-Bezug in Nachrichtensendungen äußert – dazu folgt im letzten Kapitel eine Analyse zweier Nachrichtensendungen zum selben Thema. Es kommt mir darauf an, zu zeigen, wie sich die Auswahl und Beschreibung der Bilder unterscheidet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Audiovisualität
- Begriff
- Die Text-Bild-Schere
- Die Korrespondenz von Sprache und Bild
- Bilder als Zeichen
- Transkriptivität
- Der multikodale Text: Nachrichten
- Sprache vs. Bild
- Funktionen von Sprache und Bild
- Für die Herrschaft des Bildes
- Gegen die Herrschaft des Bildes
- Die Komplementarität von Sprache und Bild
- Analyse
- Bericht der CNN
- Bericht der ARD
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die spezifische Leistung von Bildern in der Kommunikation, insbesondere im Kontext multikodaler Texte. Sie analysiert, welche Rolle Bilder im Vergleich zu Sprache spielen, wie sie sich gegenseitig ergänzen und welche spezifischen Funktionen sie erfüllen.
- Der Begriff der Audiovisualität und ihre Rolle in der Fernsehkommunikation
- Die Beziehung zwischen Text und Bild, insbesondere die sogenannte Text-Bild-Schere
- Bilder als Zeichen und ihre Fähigkeit, Informationen zu vermitteln
- Die komplexe Interaktion von Sprache und Bild in multikodalen Texten wie Nachrichtensendungen
- Die Analyse von konkreten Beispielen aus zwei Nachrichtensendungen zum selben Thema, um die unterschiedlichen Auswahl- und Beschreibungsstrategien von Bildern zu verdeutlichen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die historische Bedeutung von Bildern als Zeichen und Symbolordnungen. Kapitel 2 befasst sich mit dem Begriff der Audiovisualität und untersucht ihre Besonderheiten im Kontext der Fernsehkommunikation. Dabei wird die Bedeutung der Text-Bild-Schere und ihre Auswirkungen auf die Informationsvermittlung behandelt. Kapitel 3 erklärt Bilder als Zeichen und ihre Fähigkeit, Informationen zu vermitteln, während Kapitel 4 einen kurzen Exkurs zu Ludwig Jägers Transkriptivität bietet. Kapitel 5 analysiert den Text-Bild-Bezug in Nachrichtensendungen und beleuchtet die Funktionen von Sprache und Bild in diesem Kontext. Kapitel 6 setzt sich mit der Frage auseinander, welche Rolle die jeweiligen Medien für die Herrschaft des Bildes und die Gegenmacht der Sprache spielen. Kapitel 7 präsentiert die Analyse zweier Nachrichtensendungen zum selben Thema, um die Unterschiede in der Auswahl und Beschreibung der Bilder zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Audiovisualität, Text-Bild-Schere, Bilder als Zeichen, Transkriptivität, multikodale Texte, Nachrichtensendungen, Sprache und Bild, Analyse, Fernsehkommunikation.
- Arbeit zitieren
- Nelli Schulz (Autor:in), 2007, Zur spezifischen Leistung von Bildern in Kommunikation anhand eines multikodalen Textes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91764