1. Einleitung
„Vertrauen bildet offenkundig eine grundlegende Voraussetzung alltäglichen Handelns.“ Mit dieser Aussage lässt sich die Situation, einer schnellen, besonders technisch geprägten Umgestaltung aller Lebensbereiche, in modernen Gesellschaften beschreiben. In einer immer komplexer werdenden Welt sind die Menschen darauf angewiesen, ihrer eigenen Handlungsmächtigkeit entzogenen Technik, Experten und Institutionen zu vertrauen. Dieses Erfordernis des Vertrauens basiert auf der Grundlage von Informations- und Wissensdefiziten über handlungsrelevante Dinge und Zusammenhänge in der Moderne.
Je mehr sich die Menschen der Unsicherheiten, Unkalkulierbarkeiten und Risiken denen sie ausgesetzt sind bewusst machen, desto mehr sind sie gezwungen in Institutionen und Systeme der modernen Gesellschaft zu vertrauen. Nach Luhmann ist Vertrauen als Mechanismus der Komplexitätsreduktion und als Mechanismus der Handlungssteuerung in Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Das Vertrauen dient der Überbrückung von Wissens- und Informationsgrenzen.
Die empirische Relevanz von Vertrauen zeigt sich in der modernen Gesellschaft besonders im Phänomen der Ausbreitung von Expertensystemen. Nach Giddens sind Expertensysteme, „[…] Systeme technischer Leistungsfähigkeit oder professioneller Sachkenntnis, die weite Bereiche der materiellen und gesellschaftlichen Umfelder, in denen wir heute leben, prägen.“ Sie sind die Übertragung menschlichen Wissens, menschlicher Erfahrung und menschlicher Gedankenführungsmuster auf Maschinen. Der Mensch ist nicht mehr in der Lage alle Abläufe und Zusammenhänge einer modernen Gesellschaft zu verstehen. Er muss Expertensystemen vertrauen um weiterhin handlungsfähig zu bleiben.
Was ist unter der Entbettung sozialer Systeme zu verstehen? Was beinhaltet der Begriff des Vertrauens in einer modernen Gesellschaft? Worauf basiert das Vertrauen in Expertensysteme? Welchen Einfluss haben Begegnungen zwischen Experten und Nichtexperten auf das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Expertensystemen? Diese Fragestellungen sollen im Rahmen dieser Arbeit näher untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entbettung
- Vertrauen
- Vertrauen in Expertensysteme
- Zugangspunkte
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Vertrauen in Expertensysteme in modernen Gesellschaften. Sie setzt sich zum Ziel, die Entbettungsprozesse sozialer Systeme und die Rolle des Vertrauens im Kontext der modernen Gesellschaft zu beleuchten.
- Entbettung sozialer Systeme durch die Schaffung symbolischer Zeichen und Expertensysteme
- Vertrauen als Mechanismus der Komplexitätsreduktion und Handlungssteuerung
- Der Einfluss von Expertensystemen auf das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Technik
- Die Bedeutung von Risiko und Kontingenz für das Vertrauen in Expertensysteme
- Die Beziehung zwischen Vertrauen und Berechnung von Risiken in modernen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Vertrauens in Expertensysteme in modernen Gesellschaften dar und führt die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein. Sie beleuchtet die wachsende Komplexität der modernen Welt und die Notwendigkeit, sich auf Expertensysteme zu verlassen.
- Entbettung: Dieses Kapitel beschreibt den Begriff der Entbettung sozialer Systeme nach Giddens. Es werden die Mechanismen der Entbettung durch die Schaffung symbolischer Zeichen und Expertensysteme erläutert und deren Bedeutung für die moderne Gesellschaft hervorgehoben.
- Vertrauen: Dieses Kapitel widmet sich dem Begriff des Vertrauens in modernen Gesellschaften. Es analysiert das Vertrauen in Bezug auf zeitliche und räumliche Abwesenheit, sowie die Bedeutung von Kontingenz und Risiko im Zusammenhang mit dem Vertrauen in Expertensysteme.
- Vertrauen in Expertensysteme: Dieses Kapitel untersucht das Vertrauen in Expertensysteme im Detail. Es analysiert, wie Expertensysteme das menschliche Wissen und Denken auf Maschinen übertragen und welche Folgen das für das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Technik hat.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Entbettung, Vertrauen, Expertensysteme, Moderne, Risiko, Kontingenz, Komplexität, Symbolische Zeichen, Handlungssteuerung, Informationsdefizit, Gesellschaft, Technik, Mensch.
- Arbeit zitieren
- Andreas Hirschligau (Autor:in), 2007, Vertrauen in Expertensysteme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91766