Den Grundstein für die Entwicklung des demokratischen Denkens und Handelns bildete eindeutig die Herausbildung der Polis. Die brutale Ausübung körperlicher und sozialer Macht musste in diesem Zusammenhang, pazifistischen Mitteln wie der Rhetorik und Sophistik weichen. Innerhalb der Volkssammlung war es eben nicht mehr möglich aufgrund völliger Transparenz und Öffentlichkeit, Interessen hierarchisch durchzusetzen. Der Prozess der Demokratisierung sowie des Öffentlichmachens eröffnete den Griechen neue Gebiete des politischen und philosophischen Denkens. Erworbene Kenntnisse, moralische Normen und intellektuelle Techniken werden Bestandteil der allgemeinen griechischen Kultur und fördern von Beginn dessen, die Kritik und Kontroverse. Somit übt die Gemeinschaft fortwährende Kontrolle über die politischen Ämter und Geschehnisse innerhalb Griechenlands aus. Auch Gottheiten, Rituale und Mysterien werden zunehmend hinterfragt. Der verbreitende Rationalismus stellte sicherlich einen Gegensatz zu den religiösen Herrschaftspraktiken dar, allerdings schloss er sie nicht grundsätzlich aus (vgl. S. 45 ff).
Inhaltsverzeichnis
- Die Polis
- Homoioi
- Die Agrarfrage und die Erneuerungsbemühungen Solons
- Das Rechtswesen
- Moralische Reflexion
- Die Einführung des Geldes und die gesellschaftlichen Beziehungen
- Das System von Kleithenes
- Die Philosophie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Entstehung des griechischen Denkens im Kontext der Herausbildung der Polis und befasst sich mit den wichtigsten sozialen, politischen und moralischen Veränderungen, die diese Entwicklung prägten.
- Die Rolle der Polis in der Entwicklung des demokratischen Denkens und Handelns
- Die Herausbildung neuer gesellschaftlicher Ideale und Normen
- Die Entwicklung des Rechtswesens und der moralischen Reflexion
- Die Einführung des Geldes und die Veränderung der gesellschaftlichen Beziehungen
- Der Einfluss der Philosophie auf die griechische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Entstehung der Polis war maßgeblich für die Entwicklung des demokratischen Denkens und Handelns. Die Polis ermöglichte die Herausbildung einer neuen Öffentlichkeit und führte zur Entwicklung von Rhetorik und Sophistik.
- Die Bürger Griechenlands entwickelten sich zu Homoioi, wobei Herkunft und Rang keine entscheidende Rolle mehr spielten. Die Ideale der Einfachheit, Zurückhaltung und einer strengen Lebensführung prägten diese Zeit.
- Die zunehmende Bedeutung des Reichtums und die Agrarfrage führten zu Erneuerungsbemühungen Solons, die das Ziel hatten, dem Machtwillen Grenzen zu setzen und ein harmonisches Gleichgewicht in der Gesellschaft zu erwirken.
- Die Entwicklung des Rechtswesens mit seinen Techniken des Beweises und der Indizien ermöglichte die Bildung einer objektiven Wahrheit und führte zur moralischen Reflexion politischer Überlegungen. Die Tugend der Sophrosyne wurde zum Leitbild der Mäßigung und Zurückhaltung.
- Die Einführung des Geldes führte zu einem Wandel in den gesellschaftlichen Beziehungen, die nun zunehmend durch vertragsähnliche Bindungen geprägt waren. Kleithenes' System von zehn Stämmen trug zur Gleichberechtigung des griechischen Volkes bei.
Schlüsselwörter
Die Entstehung des griechischen Denkens, Polis, Homoioi, Agrarfrage, Solons, Rechtswesen, Moralische Reflexion, Sophrosyne, Einführung des Geldes, Gesellschaftliche Beziehungen, Kleithenes, Philosophie
- Quote paper
- Philipp Seifert (Author), 2007, Zu J.-P. Vernants "Die Entstehung des griechischen Denkens", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91825