Im 7. und 6. Jh. v. Chr. ist im archaischen Griechenland ein hoch interessantes Phänomen zu beobachten: In verschiedenen Poleis ergreifen einzelne Adlige die Macht und erheben sich zum Alleinherrscher. Die Frage nach den Voraussetzungen und den Auswirkungen dieser Periode der archaischen Tyrannis erweckte schon das Interesse antiker Geschichtsschreiber, aber auch immer wieder das von neuzeitlichen Historikern. Die Polis als „Bühne“ für diese Ereignisse tritt dabei oft in den Vordergrund und öffnet sich unterschiedlichsten Fragestellungen die bei einer Beschäftigung mit der archaischen Tyrannis auftauchen.
Auch im Hinblick auf die Entwicklung der Polis in archaischer Zeit nimmt die Tyrannis als Periode eine wichtige Stellung ein. Die Bedeutung der archaischen Tyrannis für die Genese der Polis des griechischen Altertums wird in der Forschung sehr ambivalent betrachtet. Die Deutungsmuster reichen von einer eher negativen Betrachtungsweise bis hin zu einer sehr positiven.1 Es wird einerseits eine Art Zwischenzeitcharakter der Tyrannis konstatiert, der nichts oder nicht viel zur Entwicklung der Polis als solche beigetragen hat, andererseits ist ebenso von einer Phase der Wegbereitung für die in kleisthenischer Zeit erfolgende Einführung demokratischer Strukturen die Rede.
Vorliegender Arbeit soll die Fragestellung zu Grunde liegen, inwiefern die Tyrannis zur Entwicklung der Polis beigetragen hat. Da für Athen in diese Periode eine relativ gute Quellenlage besteht2 und andererseits die Beschränkung auf eine Polis in Anbetracht des Umfanges der Arbeit als sinnvoll erscheint, soll im Folgenden die Tyrannis des Peisistratos und seiner Söhne, also die Tyrannis der Peisistratiden in Athen, in den Blick genommen werden. Inwiefern eine Entwicklung vorliegt, soll in politischer, gesellschaftlicher, normativer, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht analysiert werden. Ebenso soll in einem zweiten Schritt der Frage nachgegangen werden, ob diese Phase der Alleinherrschaft die spätere Herausbildung demokratischer Strukturen begünstigt hat, also ob auch in dieser Hinsicht eine Entwicklung stattgefunden hat.
Durch die Beschränkung auf eine Polis können die Aussagen, wenn überhaupt, nur bedingt auf andere Poleis übertragen werden, somit konzentrieren sich die Ausführungen allein auf Athen. Eine allzu nuancierte Betrachtung der einzelnen Aspekte der Entwicklung der Polis Athen würde ohnehin den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. DIE ENTWICKLUNG DER POLIS ATHEN UNTER DER TYRANNIS DER PEISISTRATIDEN
- 1. Auswirkungen der Tyrannis der Peisistratiden auf die Polis
- 1.1 Gesellschaftliche Entwicklungen
- 1.2 Politische Ämter und Einrichtungen
- 1.2.1 Archontat
- 1.2.2 Areopag
- 1.2.3 Demenrichter
- 1.3 Gesetze
- 1.3.1 Nomos argias
- 1.3.2 Grabluxusgesetz
- 1.3.3 Kriegswitwengesetz
- 1.4 Landwirtschaft
- 1.4.1 Darlehen
- 1.4.2 Bodenertragssteuer
- 1.5 Handel
- 1.6 Auswärtige Beziehungen
- 1.7 Kult und Bauten
- 1.7.1 Panathenaen
- 1.7.2 Verehrung anderer Götter
- 1.7.3 Bauten
- 2. Die Tyrannis der Peisistratiden -Wegbereiter für demokratische Strukturen in Athen?
- III. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
- Einfluss der Tyrannis der Peisistratiden auf die politische Ordnung Athens
- Veränderungen in den gesellschaftlichen Strukturen und der sozialen Ordnung
- Einfluss der Tyrannis auf die Gesetzgebung und die normative Ordnung
- Entwicklung der Landwirtschaft und des Handels unter der Herrschaft der Peisistratiden
- Veränderungen im kulturellen Bereich, insbesondere im Kult und im Bauwesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Polis Athen unter der Tyrannis der Peisistratiden und analysiert die Auswirkungen dieser Herrschaft auf die politischen, gesellschaftlichen, normativen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte der Polis. Die Arbeit beleuchtet die Frage, ob die Tyrannis der Peisistratiden den Weg für die spätere Herausbildung demokratischer Strukturen in Athen bereitete.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor, die die Auswirkungen der Tyrannis der Peisistratiden auf die Entwicklung der Polis Athen untersucht. Die Bedeutung der archaischen Tyrannis für die Genese der Polis wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Kapitel II: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Tyrannis der Peisistratiden auf verschiedene Bereiche der Polis Athen, darunter gesellschaftliche Entwicklungen, politische Ämter und Einrichtungen, Gesetze, Landwirtschaft, Handel, auswärtige Beziehungen sowie Kult und Bauten. Es werden die Veränderungen und Modifikationen untersucht, die die Tyrannen in diesen Bereichen vorgenommen haben.
Kapitel III: In der Zusammenfassung der Ergebnisse wird die Frage beantwortet, inwiefern die Tyrannis der Peisistratiden die Entwicklung der Polis Athen beeinflusst hat. Die Ergebnisse der Analyse der verschiedenen Bereiche werden zusammengefasst und bewertet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Begriffen der archaischen Tyrannis, der Polis Athen, den Peisistratiden, den gesellschaftlichen, politischen, normativen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der Polis, sowie mit dem Einfluss der Tyrannis auf die Herausbildung demokratischer Strukturen.
- Arbeit zitieren
- Bakkelaureus Artium Christopher Sommer (Autor:in), 2006, Die Entwicklung der Polis Athen unter der Tyrannis des Peisistratos und der Peisistratiden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91858