Die klassischste aller ökonomischen Modellannahmen ist wohl die des effizienten Marktes. Falsche Informationen, irrationale Entscheidungen, einflussreiche Akteure, all das gibt es dort nicht. Mit der Realität hat das allerdings weniger zu tun. Selbst das weltweite Finanzsystem mit seinen unzähligen Partizipanten ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Der beste Beweis dafür sind die Finanzkrisen. Sie sind der Ausdruck des Zusammenspiels zu vieler Unzulänglichkeiten, die es immer schon gab und wahrscheinlich immer geben wird, seien sie nun menschlicher, technischer oder institutioneller Natur. Die tatsächlichen Auslöser einer solchen Krise können dabei völlig unterschiedlich sein. Makroökonomische Missstände, politische Probleme oder einzelne Marktteilnehmer können den Anstoß geben, der das System der internationalen Finanzmärkte zum Kippen bringt. Die Traditionsbank Barings war ein solcher Fall, oder auch die Metallgesellschaft.
Zu dieser Gruppe zählt ebenfalls LTCM. Beispielhaft und spektakulär zugleich war der Niedergang jenes Hedge Fonds, der an Größe, Ansehen, Komplexität und Risiko alles vorher Dagewesene in den Schatten gestellt hatte.
Wie konnte es passieren, dass dieser Fonds, betrieben von den brillantesten Vertretern der Wall Street, innerhalb kürzester Zeit zu kollabieren drohte, und wie kam es, dass die Schieflage eines einzigen Fonds das gesamte Weltfinanzsystem erzittern ließ? Antworten auf diese und weitere Fragen soll die vorliegende Arbeit mit dem Thema „Die LTCM-Krise – Ursachen und Folgen“ geben. Dazu wird in Abschnitt 2 die Geschichte des Hedge Fonds von der Gründung bis zum Beinahe-Zusammenbruch sowie dessen verfolgte Strategie beschrieben. Abgerundet wird dieser Teil durch einen allgemeinen Exkurs über das Investmentvehikel Hedge Fonds bestehend aus Begriffsabgrenzung, Klassifikation und der Darlegung spezifischer Eigenschaften. In Abschnitt 3 folgt dann die Auseinandersetzung mit den Ursachen der Krise. Als Erklärungsansatz wird dort das verhaltenswissenschaftlich orientierte Modell ineffizienten Arbitrage-Handels von Andrei Shleifer angeführt. An eine detaillierte Beschreibung des Modells schließt sich die modellbasierte Analyse einer krisenartigen Marktsituation an. Abschnitt 3 behandelt zum Abschluss der Arbeit die Implikationen der LTCM-Krise insbesondere im Hinblick auf staatliche Eingriffe sowie regulatorische Maßnahmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufstieg und Fall von LTCM
- Gründung
- Exkurs: Hedge Fonds
- Begriffsabgrenzung
- Eigenschaften
- Klassifikation
- Strategie
- Krise
- Ursachen der Krise - das Shleifer-Modell als Erklärungsansatz
- Vorüberlegungen
- Modellbeschreibung
- Beziehung zwischen Noise-Tradern und Arbitrageuren
- Industrieorganisation/ Beziehung zwischen Arbitrageuren und Investoren
- Optimierungskalkül des Arbitrageurs
- Modellanalyse
- Zusammenfassung
- Implikationen der Krise
- Rolle der Zentralbank
- Erhöhung der Transparenz
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der LTCM-Krise, die 1998 das Weltfinanzsystem erzittern ließ. Ziel ist es, den Aufstieg und Fall dieses Hedge Fonds zu untersuchen und die Ursachen für seine Schieflage aufzudecken. Die Arbeit beleuchtet die Strategien von LTCM und die Rolle von Hedge Fonds im Allgemeinen. Darüber hinaus wird das Shleifer-Modell zur Analyse des inefficenten Arbitrage-Handels herangezogen, um die Ursachen der Krise zu erklären. Schließlich werden die Implikationen der Krise im Hinblick auf staatliche Eingriffe und regulatorische Maßnahmen erörtert.
- Der Aufstieg und Fall von LTCM
- Die Strategien von LTCM
- Die Rolle von Hedge Fonds im Finanzsystem
- Das Shleifer-Modell zur Analyse des inefficenten Arbitrage-Handels
- Die Implikationen der LTCM-Krise für die Finanzregulierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit stellt die LTCM-Krise in den Kontext der Finanzkrisen und erläutert die Bedeutung der Krise für das Weltfinanzsystem. Im zweiten Kapitel wird die Geschichte von LTCM von der Gründung bis zum Beinahe-Zusammenbruch beschrieben. Es werden die Strategien des Hedge Fonds, seine Organisation und die Rolle seiner ehemaligen Mitarbeiter bei Salomon Brothers erläutert. Der Exkurs über Hedge Fonds gibt einen Einblick in die Funktionsweise dieser Investmentvehikel und die spezifischen Eigenschaften von LTCM. Im dritten Kapitel wird das Shleifer-Modell als Erklärungsansatz für die Ursachen der LTCM-Krise vorgestellt. Das Modell analysiert das Verhalten von Arbitrageuren und Noise-Tradern in einem Markt mit uneffizientem Arbitrage-Handel. Im vierten Kapitel werden die Implikationen der LTCM-Krise für die Finanzregulierung erörtert, insbesondere die Rolle der Zentralbank und die Notwendigkeit für erhöhte Transparenz im Finanzsystem.
Schlüsselwörter
LTCM-Krise, Hedge Fonds, Arbitrage, Ineffizienz, Shleifer-Modell, Finanzregulierung, Zentralbank, Transparenz, Risiko, Leverage, Finanzmärkte.
- Quote paper
- Thorsten Birke (Author), 2002, Die LTCM-Krise 1998: Ursachen und Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9189