Die Arbeit behandelt das Verhältnis von Kants Moral- und Rechtsphilosophie. Es wird erörtert, inwiefern sich Kants Rechtsphilosophie aus seiner Moralphilosophie ableiten lässt. Dabei wird auch auf die Debatte zwischen Vertretern der Abhängigkeitsthese und Trennungsthese eingegangen.
Im Laufe der Untersuchung sollen dann die zentralen Streitpunkte dieser Debatte herausgearbeitet werden. Hierbei wird dafür argumentiert, dass die Trennungsthese insgesamt plausibler ist.
Zu Beginn wird dargelegt, warum die Frage nach dem Verhältnis von Rechts- und Moralphilosophie problematisch ist und weshalb verschieden Positionen in der Kant-Forschung existieren.
Anschließend werden exemplarisch zwei Vertreter der Abhängigkeitsthese vorgestellt, um zu sehen, inwiefern diesem Problem begegnet werden könnte: Paul Guyer, der das Recht vor allem als Mittel zur Durchsetzung des in der Moralphilosophie entwickelten kantischen Freiheitsbegriffs begreift, und Wolfgang Kersting, welcher die Auffassung vertritt, Kants Moralphilosophie liefere die geltungstheoretischen Voraussetzungen für die Anerkennung der Verbindlichkeit des Rechts. Anschließend werden Argumente für die Trennungsthese vorgestellt.
Immanuel Kant gilt als Philosoph, der wie kaum ein Zweiter menschliche Freiheit ins systematische Zentrum seiner praktischen Philosophie stellt. Andererseits erscheint er vielen als Vertreter einer strikten Gehorsamspflicht nicht nur gegenüber dem moralischen Gesetz, sondern auch gegenüber selbst unmoralisch verfahrenden staatlichen Machthabern. Diesen gesteht er zudem weitreichende Zwangsbefugnisse zu.
Beide Positionen scheinen auf den ersten Blick einen glatten Widerspruch darzustellen, und es stellt sich daher die Frage, ob Kant plausibel zwischen beiden vermitteln kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Grundlegende Probleme
- Die „offizielle“ Sichtweise
- Rechtsprinzip und kategorischer Imperativ
- III. Die Abhängigkeitsthese
- Recht als Maximierung von Freiheitssphären: Paul Guyer
- Die Verbindlichkeit des Rechts: Wolfgang Kersting
- IV. Die Trennungsthese
- Unterschiedliche Freiheitsbegriffe?
- Moralisch indifferente und moralwidrige staatliche Handlungen
- Widerstandsverbot, Erlaubnisgesetze und das Problem des exeundum
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich Kants Rechtsphilosophie aus seiner Moralphilosophie ableiten lässt. Sie untersucht das Verhältnis von Kants Moral- und Rechtsphilosophie, indem sie die Kontroverse zwischen Abhängigkeits- und Trennungsthese beleuchtet. Die Arbeit argumentiert für die Plausibilität der Trennungsthese.
- Die Beziehung zwischen dem Rechtsprinzip und dem kategorischen Imperativ
- Die verschiedenen Interpretationen der Abhängigkeitsthese, insbesondere von Paul Guyer und Wolfgang Kersting
- Die Argumente für die Trennungsthese, einschließlich der Diskussion über unterschiedliche Freiheitsbegriffe
- Die Legitimität staatlicher Zwangshandlungen in moralisch indifferenten Fällen
- Das Problem des exeundum und die Rolle von Erlaubnisgesetzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik des Verhältnisses von Kants Moral- und Rechtsphilosophie ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Ableitbarkeit der Rechtsphilosophie aus der Moralphilosophie. Sie skizziert die Kontroverse zwischen Abhängigkeits- und Trennungsthese und erläutert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel II beschäftigt sich mit den grundlegenden Problemen, die sich aus dem Verhältnis von Rechtsprinzip und kategorischem Imperativ ergeben. Es stellt die „offizielle“ Sichtweise dar, die aus der Stellung der Rechtslehre in Kants System hervorgeht, und zeigt die Kontroversen auf, die sich daraus ergeben.
Kapitel III untersucht die Abhängigkeitsthese und stellt zwei zentrale Vertreter dieser Position vor: Paul Guyer und Wolfgang Kersting. Es analysiert, wie diese Autoren das Problem der Ableitbarkeit der Rechtsphilosophie aus der Moralphilosophie lösen wollen.
Kapitel IV präsentiert Argumente für die Trennungsthese, die die grundlegende Unabhängigkeit von Kants Moral- und Rechtsphilosophie behaupten. Es diskutiert die Frage, ob Kant in seiner Rechtsphilosophie von seinem Freiheitsbegriff abweicht und analysiert die Rolle von moralisch indifferenten und moralwidrigen staatlichen Handlungen sowie das Problem des exeundum.
Schlüsselwörter
Immanuel Kant, Moralphilosophie, Rechtsphilosophie, kategorischer Imperativ, Abhängigkeitsthese, Trennungsthese, Freiheit, Zwang, Recht, Staat, Erlaubnisgesetze, exeundum, moralisch indifferent, moralwidrig, staatliche Zwangshandlungen.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Strietholt (Autor:in), 2019, Kants Moral- und Rechtsphilosophie. Gegenüberstellung der Abhängigkeitsthese und Trennungsthese, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/919288