Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, inwiefern verschiedene Theorien der zeitgenössischen politischen Philosophie den Herausforderungen der Sozialwahltheorie begegnen können. Insbesondere werden hierbei die deliberative Demokratie, die rawlssche Gerechtigkeitstheorie sowie der Libertarismus beleuchtet.
Normative Urteile darüber, wie eine Gesellschaft auszusehen hat, haben seit jeher das Problem, dass sie für die betroffenen Mitglieder der Gesellschaft akzeptierbar sein müssen - eine Norm ist nur dann haltbar, wenn auch Gründe für ihre Zustimmungsfähigkeit angeführt werden können.
Doch während derartige Probleme traditionellerweise hauptsächlich politische Philosophen beschäftigten, entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts innerhalb der Wirtschaftswissenschaften ein Forschungszweig, der das spannungsreiche Verhältnis zwischen individuellen und kollektiven Urteilen aus einem gänzlich neuen Blickwinkel behandelt: die Sozialwahltheorie. Diese analysiert mit formallogischen sowie wirtschaftswissenschaftlichen Mitteln, inwiefern sich individuelle Präferenzordnungen zu kollektiven Präferenzordnungen aggregieren lassen.
In dieser Arbeit wird die Auffassung vertreten, dass die Sozialwahltheorie eine grundlegende Herausforderung für die gesamte politische Philosophie darstellt: Diese versucht, allgemein verbindliche normative Urteile über gesellschaftliche Zustände zu fällen. Die Sozialwahltheorie stellt in Frage, dass dies auf eine Art und Weise möglich ist, die für Individuen akzeptabel ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sozialwahltheorie
- Condorcet und das Problem zyklischer Mehrheiten
- Arrows Unmöglichkeitstheorem
- Der methodische Ansatz
- Das Theorem
- Interpretatorische Bemerkungen
- Sen und das Liberale Paradox
- Individuelle Freiheiten und das Pareto-Prinzip
- Ein Beispiel
- Die deliberative Demokratie
- Ist Demokratie logisch unmöglich?
- Deliberation und Präferenzen
- Die rawlssche Gerechtigkeitstheorie
- Der Urzustand und die Grundsätze der Gerechtigkeit
- Unterschiedsprinzip und interpersonelle Nutzenvergleiche
- Gesellschaftliche Grundgüter
- Der Libertarismus
- Anspruchstheorie, Eigentumsrechte und ergebnisorientierte Grundsätze
- Umweltgüter und zustandsorientierte Grundsätze
- Ein Beispiel
- Gegenargumente
- Die Verteilung von Umweltgütern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwiefern verschiedene Theorien der zeitgenössischen politischen Philosophie den Herausforderungen der Sozialwahltheorie begegnen können. Im Fokus stehen die deliberative Demokratie, die rawlssche Gerechtigkeitstheorie und der Libertarismus.
- Die Sozialwahltheorie und ihre zentralen Theoreme (Condorcet-Paradox, Arrow-Theorem, Liberales Paradox)
- Die Anwendung der Sozialwahltheorie auf demokratische Wahlverfahren und politische Philosophie
- Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen der Sozialwahltheorie in verschiedenen Theorien der politischen Philosophie
- Die Rolle von Nutzenkonzepten und Präferenzordnungen in der Sozialwahltheorie
- Die Bedeutung von Umweltgütern und ihre Verteilungsgerechtigkeit im Kontext der Sozialwahltheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 stellt die für die Diskussion relevanten Theoreme und Paradoxien der Sozialwahltheorie dar, darunter das Problem zyklischer Mehrheiten, Arrows Unmöglichkeitstheorem und das Liberale Paradox. Kapitel 3 befasst sich mit der deliberativen Demokratie und argumentiert, dass diese durch eine Abschwächung einer Bedingung von Arrows Theorem den Herausforderungen der Sozialwahltheorie begegnen kann. Kapitel 4 untersucht die rawlssche Gerechtigkeitstheorie und beleuchtet, wie sie durch eine Neudeutung des Nutzenbegriffs auf das Arrow-Theorem reagieren kann. Kapitel 5 widmet sich dem Libertarismus und analysiert, ob dieser das Arrow-Theorem für irrelevant erklären kann. Kapitel 6 beleuchtet das Problem von Umweltgütern und zeigt anhand dieses Beispiels, dass die vom Libertarismus angebotene Lösung nicht befriedigend ist.
Schlüsselwörter
Sozialwahltheorie, politische Philosophie, Condorcet-Paradox, Arrow-Theorem, Liberales Paradox, deliberative Demokratie, rawlssche Gerechtigkeitstheorie, Libertarismus, Nutzenbegriff, Präferenzordnungen, Umweltgüter, Verteilungsgerechtigkeit.
- Quote paper
- Maximilian Strietholt (Author), 2018, Die Sozialwahltheorie als Herausforderung für die politische Philosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/919291