Die Meldungen über gravierende Fehlleistungen namhafter Unternehmen – stellvertretend seien an dieser Stelle nur die Fälle Enron und Worldcom in den USA sowie Flowtex, Holzmann, Mannesmann und Deutsche Telekom in Deutschland genannt – haben sich in den letzten Jahren gehäuft. Gefälschte Jahresabschlüsse, falsche Prospektangaben, unrichtige oder gänzlich unterlassene Ad-hoc-Mitteilungen und falsche Börsenberichte sorgten in der Vergangenheit in Deutschland und in den USA für zahlreiche Skandale an den Finanzmärkten und haben das Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte und insbesondere in die Qualität der Finanzberichterstattung tief erschüttert.
Die zunehmende Relevanz der Haftung beruht vorwiegend auf dem infolge der Unternehmenszusammenbrüche und -skandale veränderten Verständnis über die Rolle des Aufsichtsrats bzw. Board of Directors, das durch die Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Organs entstanden ist und letztlich zu einer zunehmenden Erweiterung des Pflichtenkreises geführt hat. Damit einher ging auch eine Erweiterung der Pflichten der einzelnen Mitglieder des Organs. Die Gefahr von Pflichtverletzungen und folglich das Risiko einer Inanspruchnahme sowohl im Rahmen der Innenhaftung als auch der Außenhaftung sind aufgrund der Pflichterweiterungen, aber auch aufgrund der verbesserten Anspruchsdurchsetzungsmöglichkeiten der Anleger stark gestiegen.
In dieser Arbeit wird, ausgehend von einer Analyse der für den Aufsichtsrat bzw. Board of Directors bestehenden zivil- und strafrechtlichen Haftungsrisiken, vor dem Hintergrund der Principal-Agent-Theorie die Wirkung des deutschen und amerikanischen Haftungssystems untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Aufsichtsrat und Board of Directors als Element der Unternehmensüberwachung
- Das deutsche System der Unternehmensüberwachung
- Begriffsbestimmung und -abgrenzung
- Träger der Unternehmensüberwachung
- Das dualistische System der Unternehmensverfassung
- Grundsätzliches
- Vorstand
- Aufsichtsrat
- Stand der Reformbestrebungen zur Unternehmensüberwachung
- Das amerikanische System der Unternehmensüberwachung
- Träger der Unternehmensüberwachung
- Das monistische System der Unternehmensverfassung
- Grundsätzliches
- Board of Directors
- Stand der Reformbestrebungen zur Unternehmensüberwachung
- Die (doppelstufige) Principal-Agent-Theorie als theoretische Fundierung der Unternehmensüberwachung
- Pflichten und Haftung des deutschen Aufsichtsrats
- Pflichten des Aufsichtsrats
- Organisationspflicht
- Überwachungspflicht
- Gegenstand und Umfang der Überwachung
- Instrumente des Aufsichtsrats zur Überwachung
- Sorgfaltspflicht
- Verschwiegenheits- und Treuepflicht
- Zivilrechtliche Haftung des Aufsichtsrats
- Innenhaftung des Aufsichtsrats
- Begriff
- Voraussetzungen für eine Haftung nach § 116 i.V.m. § 93 AktG
- Durchsetzung von Innenhaftungsansprüchen
- Beschränkung der Innenhaftung
- Besondere Haftungsvorschriften
- Haftung im Konzern
- Außenhaftung des Aufsichtsrats
- Begriff
- Haftung gegenüber Aktionären
- Haftung gegenüber Anlegern
- Haftung gegenüber Gläubigern und sonstigen Dritten
- Freistellung von der Außenhaftung
- Strafrechtliche Haftung des Aufsichtsrats
- § 331 HGB - Unrichtige Darstellung
- Weitere strafrechtliche Haftungsgrundlagen
- D & O-Versicherung
- Pflichten und Haftung des amerikanischen Board of Directors
- Pflichten des Board of Directors
- Führungs- und Überwachungspflicht
- Sorgfaltspflicht
- Treuepflicht- und Offenlegungspflicht
- Zivilrechtliche Haftung des Board of Directors
- Innenhaftung des Board of Directors
- Voraussetzungen für eine Haftung
- Durchsetzung von Innenhaftungsansprüchen
- Beschränkung der Innenhaftung
- Außenhaftung des Board of Directors
- Haftung gegenüber Aktionären
- Haftung gegenüber Anlegern
- Haftung gegenüber sonstigen Dritten
- Freistellung von der Außenhaftung
- Strafrechtliche Haftung des Board of Directors
- D & O-Versicherung
- Betriebswirtschaftliche Analyse des deutschen und amerikanischen Haftungssystems
- Maßstab
- Wirkungsanalyse der zivilrechtlichen Haftung
- Innenhaftung
- Wahrscheinlichkeit der Klageerhebung
- Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme
- Höhe der Inanspruchnahme
- Außenhaftung
- Wahrscheinlichkeit der Klageerhebung
- Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme
- Höhe der Inanspruchnahme
- Wirkungsanalyse der strafrechtlichen Haftung
- Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme
- Höhe der Inanspruchnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der betriebswirtschaftlichen Analyse des dualistischen und monistischen Systems der Unternehmensüberwachung aus der Sicht der zivil- und strafrechtlichen Haftung. Ziel ist es, die jeweiligen Haftungsregime in Deutschland und den USA zu vergleichen und deren Auswirkungen auf die Unternehmensüberwachung zu untersuchen.
- Die Unterschiede zwischen dem dualistischen System in Deutschland und dem monistischen System in den USA
- Die Pflichten und Haftungsrisiken des Aufsichtsrats in Deutschland und des Board of Directors in den USA
- Die Auswirkungen der zivil- und strafrechtlichen Haftung auf die Unternehmensüberwachung in beiden Systemen
- Die Rolle der Principal-Agent-Theorie als theoretische Fundierung der Unternehmensüberwachung
- Die Bedeutung von D&O-Versicherungen im Kontext der Haftungsrisiken von Aufsichtsratsmitgliedern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problemstellung dar und skizziert den Gang der Untersuchung.
- Aufsichtsrat und Board of Directors als Element der Unternehmensüberwachung: Dieses Kapitel erläutert die beiden Systeme der Unternehmensüberwachung in Deutschland und den USA, einschließlich der jeweiligen Träger der Unternehmensüberwachung und der Unterschiede zwischen dem dualistischen und dem monistischen System.
- Pflichten und Haftung des deutschen Aufsichtsrats: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Pflichten des Aufsichtsrats, einschließlich der Organisationspflicht, Überwachungspflicht, Sorgfaltspflicht und Verschwiegenheits- und Treuepflicht. Es analysiert zudem die zivil- und strafrechtliche Haftung des Aufsichtsrats, einschließlich der Innenhaftung, Außenhaftung und der Bedeutung von D&O-Versicherungen.
- Pflichten und Haftung des amerikanischen Board of Directors: Dieses Kapitel beleuchtet die Pflichten des Board of Directors in den USA, einschließlich der Führungs- und Überwachungspflicht, Sorgfaltspflicht, Treuepflicht und Offenlegungspflicht. Es analysiert ebenfalls die zivil- und strafrechtliche Haftung des Board of Directors, einschließlich der Innenhaftung, Außenhaftung und der Bedeutung von D&O-Versicherungen.
- Betriebswirtschaftliche Analyse des deutschen und amerikanischen Haftungssystems: Dieses Kapitel führt eine betriebswirtschaftliche Analyse der beiden Haftungsregime durch, indem es die Wahrscheinlichkeit der Klageerhebung, die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme und die Höhe der Inanspruchnahme in beiden Systemen untersucht.
Schlüsselwörter
Unternehmensüberwachung, dualistisches System, monistisches System, Aufsichtsrat, Board of Directors, zivilrechtliche Haftung, strafrechtliche Haftung, Innenhaftung, Außenhaftung, Principal-Agent-Theorie, D&O-Versicherung, Betriebswirtschaftliche Analyse.
- Arbeit zitieren
- Annemarie Kusch (Autor:in), 2006, Betriebswirtschaftliche Analyse des dualistischen und monistischen Systems der Unternehmensüberwachung aus Sicht der zivil- und strafrechtlichen Haftung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91929