Ideologisierung von Unterrichtswerken – das deutsche Lesebuch in der Zeit des Nationalsozialismus (für die 2. Klasse) +++ Bei der Betrachtung der Geschichte der Menschheit ist festzustellen, dass jedes Staatensystem bedeutenden Einfluss auf die in ihm lebende Gesellschaft hat. Form und Zusammensetzung der Regierung, vorherrschende Gesetze, und allgemeingültige Werte und Normen, die vermittelt werden, sind prägende Faktoren, die ein Volk bzw. eine Gesellschaft formen und bilden. Die wohl einprägsamste Manipulation eines ganzen Volkes fand in der Zeit des Nationalsozialismus statt, unter der Führung Adolf Hitlers. Auch wenn sich die Nachwelt mit diesem schwarzen Fleck der deutschen Geschichte eingehend und detailliert beschäftigt hat, die Problematik analysiert und nach Erklärungen gesucht hat, ist es aus heutigem Blickwinkel gesehen trotz alldem immer noch unfassbar, wie ein ganzes Volk zur Marionette eines einzigen Mannes werden konnte. Hitler war sicherlich nur die Spitze des Eisbergs, denn hinter ihm stand ein System, das die Menschen unentwegt, in allen Lebensbereichen und ihrem alltäglichen Tun manipulierte, unterdrückte, und überall, wo es möglich war, seine Ideologie mit einfließen ließ. Der Begriff „Ideologie“ wird in den verschiedensten Zusammenhängen genutzt, und bietet ein breites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten. Etymologisch meint dieser Begriff „die Wissenschaft von den Ideen“. Sehr treffend ist die Definition Catalfamos, die auch dem Verständnis von Ideologie im Nationalsozialismus entspricht. „Catalfamo kennzeichnet Ideologie als Denkgebäude, das aus praktisch-politischen Motiven und zu denselben Zwecken errichtet wird, wobei dieses >>System von Ideen<< mit dem Macht- und Herrschaftsbedürfnis von einzelnen, Gruppen, Parteien oder des Staates einhergehen kann. Dieses >>System<< der Ideologie ist gekennzeichnet durch Abschottung gegenüber Kritik, durch Starrheit, durch den Anspruch auf Endgültigkeit und die Ablehnung ihrer Weiterentwicklung“ (Böhm 2000, S. 225). Da Hitler in der Dimension eines 1000-jährigen Reiches dachte, ist es nicht verwunderlich, dass er großes Interesse für Kinder und Jugendliche zeigte, da sie für ihn die nächste Generation eines arischen Kriegsvolkes verkörperten. Deshalb legte das System auch großen Wert auf die Ideologisierung des kindlichen Lebens. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Entstehung des deutschen Lesebuchs in der Zeit des Nationalsozialismus
- Allgemeine Erziehungsziele der Nationalsozialisten
- Didaktische Konzeption des Lesebuchs
- Auswahl der Texte
- Inhaltlicher Aspekt
- Zeitlicher Aspekt
- Literarischer Aspekt
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ideologisierung des deutschen Lesebuchs in der Zeit des Nationalsozialismus, indem sie die Entstehung, die didaktische Konzeption und die Auswahl der Texte analysiert. Sie zeigt, wie das Lesebuch als Instrument der nationalsozialistischen Propaganda eingesetzt wurde, um die Ideologie des Regimes in den Köpfen der Kinder zu verankern. Die Arbeit beleuchtet auch die allgemeine Erziehungsziele der Nationalsozialisten und analysiert, wie diese Ziele in das Lesebuch integriert wurden.
- Die Entstehung des deutschen Lesebuchs in der Zeit des Nationalsozialismus
- Die Rolle des Lesebuchs als Instrument der nationalsozialistischen Propaganda
- Die didaktische Konzeption des Lesebuchs
- Die Auswahl der Texte und deren inhaltlicher, zeitlicher und literarischer Aspekt
- Die allgemeinen Erziehungsziele der Nationalsozialisten und deren Umsetzung im Lesebuch
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Ideologisierung von Unterrichtswerken ein und stellt die zentrale Rolle des deutschen Lesebuchs in der nationalsozialistischen Zeit dar. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung des neuen Reichslesebuchs und die Absicht der Nationalsozialisten, es als zentrales Unterrichtsmittel zur Verbreitung ihrer Ideologie einzusetzen. Kapitel 3 behandelt die allgemeinen Erziehungsziele der Nationalsozialisten, insbesondere den "Rassegedanken" und die Bedeutung der Charakterbildung. Das Kapitel über die didaktische Konzeption des Lesebuchs wird die Gestaltung und den Aufbau des neuen Unterrichtswerks analysieren und die methodischen Prinzipien der nationalsozialistischen Didaktik beleuchten. Die Auswahl der Texte im Lesebuch wird im fünften Kapitel behandelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse des inhaltlichen, zeitlichen und literarischen Aspekts der Texte und deren ideologischer Funktion.
Schlüsselwörter
Ideologisierung, Unterrichtswerk, Lesebuch, Nationalsozialismus, Propaganda, Erziehungsziele, Rassegedanke, Charakterbildung, Didaktik, Methodik, Inhaltlicher Aspekt, Zeitlicher Aspekt, Literarischer Aspekt.
- Quote paper
- Irena Eppler (Author), 2006, Ideologisierung von Unterrichtswerken - das deutsche Lesebuch in der Zeit des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91965