Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Die ‚purpa’-Seelenkonzeption bei Lévi-Strauss
2.1.‚Purpa’ als Seele oder Ich
2.2. ‚Purpa’ und das Ich
2.3. ‚Purpa’ und die Seele
2.4. Krankheit und Heilung
3.Carlo Severi „Talking About Souls“
3.1. ‚Purpa’ in der Alltagssprache
3.1.1. Die ‚purpa’-Seelenkonzeption
3.1.2. Beschreibung via Negativa
3.2. ‚Purpa’ im Schamanismus
3.2.1. ‚Purpa-namakke’
3.2.2. ‚Purpa’ im schamanischen Beschwörungsgesang
3.2.3. ‚Purpa’ und Krankheit
3.2.4. Die physiologische und kosmologische Dimension
3.2.5. Pragmatische Aspekte in der rituellen Verwendung
4. Vergleich -
5. Fazit
6. Zitierte Literatur
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung des Konzeptes der „purpa“ im alltäglichen und rituellen Gebrauch der Cuna in Panama. Ich werde die Auffassung Lévi-Strauss` (1977) über das „purpa“- Konzept mit der Deutung von Carlo Severi in seiner Ausführung „Talking About Souls: The Pragmatic Construction of Meaning in Cuna Ritual Language“ (1993) vergleichen, indem ich die unterschiedlichen Interpretationen nacheinander darstelle, um abschließend die unterschiedlichen Merkmale herauszuarbeiten und sie miteinander zu vergleichen. Abschließend erfolgt ein kurzes Fazit.
2. Die ‚purpa’- Seelenkonzeption bei Lévi-Strauss
2.1. ‚Purpa’ als Seele oder Ich
Claude Lévi-Strauss definiert in seinem Text „Die Wirksamkeit der Symbole“ (1977) den Begriff ‚purpa’ bei den Cuna sowohl durch das westliche Konzept der Seele (Lévi-Strauss 1977: 205), als auch durch das Prinzip des zweiten, geistigen „Ich“ (ebd.: 206, 207). Sowohl belebte Dinge (Menschen, Tiere), unbelebte Materie (Steine etc.), als auch jedes Körperteil besitzen ein ‚purpa’ (ebd.: 206-207) und in Bezug auf den menschlichen Körper bildet die Summe aller ‚purpa’ der Körperteile die geistige Entsprechung zum Organismus (ebd.:207).
Er vergleicht das Konzept der ‚purpa’ mit dem platonischen Begriff der Idee und des Archetyps (ebd.: 207), was nach Platons Höhlengleichnis[1]bedeuten würde, dass es sich hier um ein unsichtbares Abbild oder Spiegelbild der materiellen Welt handelt.
2.2. ‚Purpa’ und das Ich
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff des Ichs in aller Regel verwendet um das eigenen Wesen zu beschreiben, wobei es hier immer um das eigene Innere und Äußere geht (Wahrig 1982: 1913). Es handelt sich sozusagen um die gesamte Persönlichkeit einer Person in ihrer Abgrenzung zur Umwelt. In Bezug auf psychologische (Freud) und philosophische (Descartes, Kant, Husserl) Betrachtungsweisen des Ichs kommen weitere und komplexere Erklärungsmodelle hinzu, die allerdings meines Erachtens für die reine begriffliche Analyse in Bezug auf die Vorstellung von ‚purpa’ bei Lévi-Straus zu vernachlässigen sind, der Bezug nimmt auf ein eher allgemeines Konzept des Ichs.
Übersetzt man den Begriff ‚purpa’ also mit einem alltagsgebräuchlichen Ich, so würde dies den materiellen Aspekt mit einschließen. Lévi-Strauss bezieht die Definition allerdings lediglich auf das zweite, geistige Ich (Lévi-Strauss 1977: 206, 207) im Sinne von Persönlichkeit. Es handelt sich also um ein geistiges Prinzip (ebd.: 206) bzw. ein unsichtbares, transzendierendes Abbild, welches das Wesen einer Sache ausmacht.
2.3. ‚Purpa’ und die Seele
Mit der Definition von ‚purpa’ als Seele wird ein spirituelles Prinzip angesprochen, welches das Innenleben eines Lebewesens ausmacht und in diesem Fall auch auf die unbelebte Materie übertragen (Animismus). Es soll hiermit ebenso das Wesen, die Persönlichkeit, der Charakter, die Triebkraft, der Mittelpunkt eines „Dings“ beschrieben werden, wie im Vergleich mit dem geistigen Ich. Im Vergleich mit der Seele wird im Gegensatz zum Vergleich mit dem geistigen Ich vor allem noch einmal die Transzendenz des Konzeptes hervorgehoben und auf eine Art Unsterblichkeit desselben verwiesen.
2.4. Krankheit und Heilung
Bei den Cuna ist Krankheit nach Lévi-Strauss immer charakterisiert durch ein Fehlen an ‚purpa’ (ebd.: 206) oder durch die Ablenkung einer ‚purpa’, wodurch ein systemisches Ungleichgewicht entsteht, welches zur Krankheit führt (ebd.: 208).
Die Aufgabe des Schamanen zur Heilung des Patienten ist es in diesem Zusammenhang, die verirrte ‚purpa’ mit der Unterstützung von Hilfsgeistern zurück zu holen, welche er in langen Gesängen beschwört (ebd. 204, 205).
3. Carlo Severi „Talking About Souls“
3.1. ‚Purpa’ in der Alltagssprache
3.1.1. Die ‚purpa’ - Seelenkonzeption
Severi nimmt Bezug auf dieses von Lévi-Strauss angeführte und in der Wissenschaft weit verbreitete Konzept, gibt allerdings zu bedenken, dass diese Auslegung nicht für alle Kontexte Gültigkeit besitzt (Severi 1993: 166, 167). Bedenkt man, dass auch im Zusammenhang mit Schatten, Echo oder der Hitze des Feuers von ‚purpa’ die Rede ist, so handele es sich dabei laut Severi (1993: 167) nicht um ein immateriell dupliziertes Abbild im platonischen Sinne, sondern vielmehr um die unsichtbaren Sinneseindrücke, welche in Zusammenhang mit dem materiellen Körper stehen.
[...]
[1]vgl. Platon: Linien-, Sonnen- und Höhlengleichnis (Politeia 506b-511e & 514a-518b)
- Arbeit zitieren
- Alexandra Schulz (Autor), 2006, Die 'purpa'-Konzeption im Weltbild der Cuna in Panama, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92033
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