Die vorliegende Arbeit versucht die Verwendung und Bedeutung der Farben in einzelnen Werken und Zeitabschnitten des Goetheschen Schaffens zu erschließen. Ich beschränke mich dabei auf den Bereich der Lyrik, da Lyrik als vermeintlich unmittelbarste und authentischste literarische Gattung dem dichterischen Erlebnis am nächsten ist. Dichtung und Farbenlehre verbindet Goethe durch die Kunst, besonders die Malerei. In dieser Arbeit möchte ich zum einen versuchen, den Weg von der Dichtung zur Malerei und von dort zur Naturwissenschaft zu verfolgen. Zum anderen möchte ich mich dem Problem der Farbe widmen, das in der Literatur bisher nur sehr beschränkt behandelt wurde. Bis heute spricht die Forschung von der Farbenarmut der Goetheschen Lyrik und wundert sich, dass eben dieser große Farbtheoretiker mit so wenig Farben in seinen Gedichten auskommt. Bei solcher Farbenarmut lastet auf der einzelnen Farbe jedoch ein doppeltes Gewicht und damit ist „jede einzelne Farbsetzung im einzelnen Gedicht auf die Bedingungen ihres Erscheinens an genau dieser Stelle hin zu untersuchen.“
Eine genaue historische Entwicklung der Farben ist bei Goethe nicht nachzuzeichnen. Motive und Beziehungen, die sich in frühester Jugend herausgebildet haben, können sich durch das ganze Werk ziehen, andere sind für lange Jahre vergessen und finden sich erst später wieder, wieder andere werden nur einmal erwähnt und verschwinden dann für immer. Deswegen ist die Darstellung der Farbigkeit seiner Lyrik auch zu gewissen Vereinfachungen gezwungen.
Nach Schmidt weist die Farbigkeit in der Lyrik Goethes drei Höhepunkte auf: in der Zeit des Sturm und Drang, also in den Jahren von 1770 – 1775, führte die Naturbeobachtung bereits zu einer intensiven Farbigkeit in Goethes Lyrik, die in der nachitalienischen Zeit und während der Beschäftigung mit der Farbenlehre verstärkt erscheint, und schließlich im letzten Jahrzehnt des Goetheschen Schaffens eine neue Steigerung erfährt.
Ich beginne meine Arbeit bewusst mit dem Kapitel über die Farbenlehre, obwohl das Hauptwerk ja laut seiner Entstehungszeit eher dem späten Goethe zuzurechnen ist. Dieses Kapitel bildet jedoch nicht nur eine Grundlage meiner Beschäftigung mit den Farben in Goethes Lyrik, sondern soll gleichzeitig als Einführung in sein naturwissenschaftliches Denken fungieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Goethes Farbenlehre
- Die konventionelle Farbigkeit der frühen Lyrik
- Die Jahre von 1770 bis 1775
- Die Farbigkeit in der Dichtung des ersten Weimarer Jahrzehntes
- Das Farbenerlebnis der Italienischen Reise
- Italienerinnerung und Ausweitung der Farbenlehre
- Die Farben in der Landschaft des späten Goethe
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Verwendung und Bedeutung von Farben in der Lyrik Goethes und untersucht die Beziehung zwischen Dichtung, Malerei und Naturwissenschaft. Sie analysiert die Farbigkeit in verschiedenen Werken und Zeitabschnitten des Goetheschen Schaffens, wobei sie die Farbenlehre als Ausgangspunkt und Referenzrahmen nutzt.
- Der Einfluss der Farbenlehre auf Goethes lyrisches Werk
- Die Entwicklung der Farbigkeit in Goethes Lyrik von der frühen bis zur späten Phase
- Die Bedeutung von Farben als Ausdruck von Empfindungen, Gefühlen und inneren Zuständen
- Die Rolle der Naturbeobachtung und Malerei in Goethes Farbenlehre und Lyrik
- Der Vergleich zwischen Goethes Farbenlehre und den Ansichten anderer Farbsymbolik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den Fokus auf die Lyrik als vermeintlich authentischste literarische Gattung. Sie verweist auf die Verbindung zwischen Dichtung und Farbenlehre durch die Kunst, insbesondere die Malerei, und skizziert die Zielsetzung der Arbeit, den Weg von der Dichtung zur Malerei und von dort zur Naturwissenschaft zu verfolgen.
- Goethes Farbenlehre: Dieses Kapitel bietet einen Einblick in die Wichtigkeit von Goethes naturwissenschaftlichen Studien, insbesondere der Farbenlehre, und zeigt die Verbindungen zwischen seinen naturwissenschaftlichen Beobachtungen und den Farbwörtern in seinen Gedichten auf. Es erläutert die verschiedenen Erscheinungsweisen von Farben und Goethes empirisches Wissenschaftsverständnis im Gegensatz zu Newtons mathematisch-formeller Sichtweise.
- Die konventionelle Farbigkeit der frühen Lyrik: Dieses Kapitel analysiert die Verwendung von Farben in Goethes frühen Gedichten und untersucht deren Bedeutung im Kontext der damaligen Zeit und literarischen Konventionen.
- Die Jahre von 1770 bis 1775: Dieses Kapitel fokussiert auf die Jahre des Sturm und Drang und untersucht die verstärkte Farbigkeit in Goethes Lyrik, die durch die intensivierte Naturbeobachtung geprägt ist.
- Die Farbigkeit in der Dichtung des ersten Weimarer Jahrzehntes: Dieses Kapitel analysiert die Farbsprache in Goethes Gedichten der frühen Weimarer Zeit und zeigt die Entwicklung der Farbigkeit in seinen Werken nach der Italienischen Reise.
Schlüsselwörter
Goethes Lyrik, Farbenlehre, Farbsymbolik, Naturbeobachtung, Malerei, Dichtung, Naturwissenschaft, Sturm und Drang, Weimarer Zeit, Italienische Reise, Farbwörter, Empirismus, Physiologie, Psychologie, Ästhetik.
- Quote paper
- Kristina Mahlau (Author), 2004, Wissenschaft und Dichtung - Untersuchung der Farben in der Lyrik Goethes mit Bezugnahme auf die Farbenlehre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92050