Die älteste Minorität in den USA - American Indians


Hausarbeit (Hauptseminar), 1993

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die indianische Minorität in der USA: Eine kurze Beschreibung der US - Politik

Englisch als Mittel zur "forced assimilation"

Erste Verbesserungen , Urbanisierung und Selbstorganisation

Situation der Indian students und 'Minority Studies Programs'

Linguistische Projekte und 'Cultural Retention Programs'

Literaturverzeichnis

Einleitung

Während der Lektüre von Büchern über Gegenwart und Vergangenheit der amerikanischen Ureinwohner bin auf sehr viele Punkte gestoßen , die einer näheren Erläuterung wert gewesen wären , gerade weil mir etwaige Vorkenntnisse des Lesers oder der Leserin nicht bekannt sind , ich selbst mich jedoch auch vorher schon lange mit diesem Themenkomplex auseinandergesetzt habe ; deshalb war mir bei manchen Ereignissen nicht klar , ob sie als Allgemeinwissen vorausgesetzt werden können oder nur Interessierten bekannt sind. Ich habe jedoch die wichtigsten Ereignisse, die mir zum Verständnis der Situation der indigenen Bevölkerung Nordamerikas als notwendig erscheinen, wenigstens kurz erläutert. Besonders Ereignisse in der Anfangszeit der Kolonialisierung Amerikas konnten von mir aufgrund des immensen Platzes, den eine angemessene Schilderung beanspruchen würde, nicht in ihrer Fülle von mir erwähnt werden. Deshalb habe ich mich in meiner Arbeit auf die notwendigsten Details konzentriert. Wer jedoch eine bequeme Lösung des Problems, wie verschiedene Kulturen in einem Land friedlich koexistieren können, erwartet, muß enttäuscht werden. Viele Ansätze zur Eingliederung der amerikanischen Indianer stecken noch in den Kinderschuhen, und nicht zuletzt deshalb ist in diesem besonderen Fall eine Assimilation problematisch, weil traditionalistisch eingestellte Teile der indianischen Bevölkerung die Eingliederung in ein Gesellschaftssystem, das von ihnen abgelehnt wird , überhaupt nicht wünschen (wofür ich in meiner Arbeit auch Verständnis zu erwecken hoffe).

Wie wahrscheinlich oft bei der Beschäftigung mit dem Thema Minoritäten/ Muiltikulturelle Gesellschaften stehen am Ende mehr Probleme als Lösungsmöglichkeiten. Dies sollte aber nicht von einer notwendigen Beschäftigung mit diesem Problem abschrecken; nur weil es keine einfachen Lösungen gibt, heißt das noch lange nicht, daß es überhaupt keine gibt. Viele Lösungsansätze (bes. die von mir beschriebenen 'Cultural Retention Programs) benötigen auch einfach einen bestimmten Zeitraum, um greifen zu können.

Ich habe mich in einem Teil meiner Arbeit mit der zwangsweisen Einführung der englischen Sprache als Mittel zur Assimilation beschäftigt, weil gerade hier gezeigt wird , wie auf den ersten Blick negative Auswirkungen später zu einem Vorteil für die Betroffenen werden können.

Die amerikanische Urbevölkerung, allgemein im Deutschen „Indianer genannt“, bevorzugt selbst die Bezeichnung 'American Indians', da 'Native Americans' auch die Urbevölkerung Hawaiis und Alaskas mit einbeziehen würde. Einige betrachten sogar diese Bezeichnung als im Ansatz rassistisch , da sie sich aufgrund der Verschiedenartigkeit der einzelnen Stämme als eigenes Volk betrachten , genau wie z. B. Holländer und Spanier als 'Weiße' bezeichnet werden , trotz ihrer unterschiedlichen Kulturen.

Es bleibt abzuwarten , wie die Zukunft dieser Minderheit sich gestalten wird ; ich hoffe jedenfalls, daß das momentane Interesse an diesem Thema nicht nur eine Modeerscheinung ist, und ihr besonderes Anliegen nicht unter den ebenfalls berechtigten Forderungen anderer Minderheiten in den USA untergeht.

Die indianische Minorität in der USA: Eine kurze Beschreibung der US - Politik

Die Politik der US-Regierung gegenüber der indigenen Bevölkerung Amerikas war stets von einem Überlegenheitsgefühl der weißen Kultur ausgegangen. Dies zeigt sich bereits in der auch von offiziellen Behörden verwandten Bezeichnung "The Great Father" für den jeweiligen Präsidenten, der immer etwas Abstraktes im Hintergrund blieb.

"The best term for this persistent atttitude is paternalism, a determination to do what was best for the Indian according to white norms, which translated into protection, subsistence of the destitute, punishment of the unruly, and eventually taking the Indians by the hand and leading them along the path to white civilisation and Christianity. The relationship was sometimes described, as it was by Chief Justice John Marshall in 1832, as resembling that of a ward and its guardian" (Prucha x).

Diese Einstellung zeigt sich auch in einem Bericht des Commissioner of Indian Affairs, Elbert Herring, der im gleichen Jahr schreibt:

"If there by any human means of directing the intelligence of the Indian from its narrow and contracted sphere, to enlarged and comprehensive views, it must exist in the cultivation of knowledge, operating to expand and improve the mental faculties. [...] The benighted regions of other parts of the earth have become gradually enlighted by the prosecution of similar means, long continued; and the Picts of England, and Vandals and Goths of continental Europe remain standing monuments of savage habits and heathenish darkness, subdued and irridiated by the light of knowledge and the sun of Cristianity" (zit. in Washburn Vol. I ,22).

Dabei war die Einstellung besonders der Weißen, die gewöhnlich keinen Kontakt zur Urbevölkerung hatten, oftmals durchaus zwiespältig; auf der einen Seite der Indianer als unverdorbener Naturmensch, der "edle Wilde", wie ihn auch J.F. Cooper in der Person des Uncas in "The Last of the Mohicans" verewigt hat ; man bedauerte sein "unausweichliches" Verschwinden , ohne sich über die eigene Beteiligung an diesem Prozeß bewußt zu sein. Auf der anderen Seite war die von offenem Rassismus geprägte Vorstellung "the only good Indian is a dead one", was zur selben Zeit als geflügeltes Wort kursierte. Die von pathologischem Hass gekennzeichneten Kolumnen eines "Humoristen" wie Bill Nye, der zwischen 1876 und 1883 als Journalist in Wyoming arbeitete, geben davon eine Vorstellung:

"Somehow live Indians do not look so picturesque as the steel engraving does. The smell is not the same, either," he commented in one sketch. "A dead Indian is a pleasing picture...The picture of a wild free Indian chasing the buffalo may suit some, but I still like life in art. I like the picture of a broad-shouldered, well-formed brave as he lies with his nerveless hand across a large hole in the pit of his stomach" (zit. in Dippie 134).

Dennoch stimmten beide Seiten darin überein, daß der Indianer zum Untergang verurteilt war, mag man es persönlich bedauern oder bejubeln; zu stark war der Druck der weißen Zivilisation gegenüber einer altertümlichen und überholten Lebensweise. Deshalb auch versuchte man , besonders die Plains-Indianer zu einer seßhaften Lebensweise zu zwingen: "The Indian must be presented with the alternative of survival as a farmer or extinction as a huntsman." [...] "The Indian will never be reclaimed till he ceases to be a communist," George Ellis stated. "He will be a vagabond and a pauper so long as he is not an individual proprietor and possessor, with a piece of land held by him in fee..."(Dippie 108)

In der Zeit vor 1880 versuchte man in einem Wechselspiel von diplomatischen Verhandlungen und militärischem Druck mehr und mehr Land abzutrotzen; die letzte große Auseinandersetzung , die von indianischer Seite gewonnen wurde, war die Schlacht am Little Big Horn 1876, bei der von einer Übermacht von vereinigten Plains-Stämmen unter Führung der Sioux (Dakota) die gesamte 7. Kavallerie von Custer vernichtet

wurde. Kurze Auseinandersetzungen danach waren nur noch ein letztes Aufflackern, und jeder weitere Widerstand war zum Scheitern verurteilt. Der einzige Ort, an dem man danach noch verschiedene Stämme an einem Ort antreffen konnte, waren Wild West-Shows und Indian exhibitions. Auch in diese Zeit der intensivsten Unterdrückung indianischer Lebensweise fällt das Aufkommen der Ghost-Dance- Bewegung des Paiute-Propheten Wovoka (ca. 1856-1932). Die zentrale Aussage war , daß wenn nur genügend Indianer sich an diesemTanz und den religiösen Riten beteiligen würden, die Weißen vom Kontinent verschwinden würden , die Büffel und längst verstorbene Krieger zurückkehren würden und das Land wieder in die Hände der Urbevölkerung zurückfallen würde. Obwohl diese besonders in Reservationen verbreitete Bewegung völlig gewaltfrei war , wurde sie brutal unterdrückt ; trauriger Höhepunkt war das Massaker am Wounded Knee 1890, bei dem größtenteils betrunkenene Soldaten vom gleichen Regiment Custers über 150 Sioux, darunter 44 Frauen und 18 Kinder , umbrachten.

Im August 1911 fand man nahe einem Schlachthaus in Oroville , Kalifornien , einen verwirrten und ausgehungerten Indianer , der eine unverständliche Sprache redete. Wie sich später herausstellte , war Ishi (so sein indianischer Name) der letzte Überlebende des Yahi-Stammes (vgl. Dippie 207).

Der Mythos des "letzten Mohikaners" (die übrigens heute noch als Stamm existieren , trotz dem von J.F. Cooper gewähltem Buchtitels) schien plötzlich wahr geworden. Nachdem er seine ersten Nächte im örtlichen Gefängnis verbracht hatte , nahm in Alfred L. Kroeber vom Museum of Anthropology unter seine Fittiche und bekam so die einmalige Gelegenheit , eine ausgestorbene Kultur an ihrem letzten Vertreter zu studieren. Ishi hatte sich Zeit seines Lebens mit seiner Familie vor den Weißen versteckt und nie Kontakt zur weißen Zivilisation gehabt. Er starb 1916.

Auch Edward S. Curtis sah , daß die alte Kultur der Indianer im Aussterben begriffen war , und hielt die indianischen Zeremonien und Lebensweisen der verschiedenen Stämme auf Photographien und schriftlich fest (es gibt sogar heute noch einen von ihm gedrehten kurzen Filmüber die Lebensweise eines Stammes der Nordwestküste). Er war unter den Indianern , mit denen er sich beschäftigte , ein hochgeachteter Mann.

In den letzten beiden Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts beschäftigte sich die US-Regierung näher mit dem Problem der indianischen Bevölkerung.

Joane Nagel unterteilt die U.S. - Indian policy ab 1880 in vier unterschiedlich geprägte Phasen:

"1880-1933 Assimilation and Incorporation

1933-1946 Indirect Rule

1946-1960 Termination

1960-1980 Economic Development and Self-Determination"(Nagel 459)

Die erste Phase ist besonders von einer Ablehnung der Stammesidentität gekennzeichnet; der General Allotment Act von 1887 wies einzelnen Stammesmitgliedern Parzellen des Reservationslandes zu, unter der Bedingung, diese auch landwirtschaftlich zu nutzen. Überschüssiges Land wurde zur Besiedlung durch Weiße freigegeben. "By 1887 the tradition of negotiation with Indian tribes was dead..."(Spicer 'dimensions' 182). “American Indian landholdings dropped from 140 million acres in 1887 to 32 million acres in the mid-1920s"(Nagel 459).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die älteste Minorität in den USA - American Indians
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Languages in Multicultural Societies. The USA
Note
2,0
Autor
Jahr
1993
Seiten
21
Katalognummer
V92070
ISBN (eBook)
9783638053341
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es werden keine "neuen linguistischen Erkenntnisse" beschrieben, die Arbeit ist eher landeskundlicher/historischer Natur. Alte Rechtschreibung, Kommafehler, etc.
Schlagworte
Minorität, American, Indians, Languages, Multicultural, Societies
Arbeit zitieren
Marcus Knoche (Autor:in), 1993, Die älteste Minorität in den USA - American Indians, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92070

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