In den 70er Jahren kam es in Japan zu einem außergewöhnlichen Aufschwung, in dessen Verlauf sich Japan in der Spitzengruppe der Wirtschaftmächte positionierte. Diese Entfaltung von einem vormals wirtschaftlich unterentwickelten Land provozierte in den westlichen Industrienationen und hier speziell in den USA eine intensive Diskussion dieser Entwicklung. Wie konnte Japan binnen weniger Jahre einen solchen Wandel anstoßen und letztendlich auf Dauer ernähren?
Unternehmungen und Forschungszweige der Wissenschaft widmeten sich fortan dieser Frage und suchten Gründe für diesen phänomenalen Aufstieg Japans. Ein reger Diskurs hatte nun begonnen und zahlreiche Studien wurden in Auftrag gegeben1.
Die Gründe schienen zunächst vielfältig, basierten aber in Konklusion auf dem Einsatz innovativer Arbeitsorganisation die vortrefflich mit den kulturellen Gegebenheiten des eigenen Landes verknüpft wurde. Diese Symbiose aus einer der westlichen Welt ähnlichen Arbeitsorganisation und der japanischen Landeskultur waren scheinbar der Grund für den durchschlagenden Erfolg der japanischen Wirtschaft.
Alle Bemühungen der USA mündeten sodann in einer Phase der kritischen Selbstreflexion um Differenzen organisatorischer und auch kultureller Art zu lokalisieren und die gängigen Standardprozeduren der eingeschliffenen Managementphilosophien zu hinterfragen2. Wichtigste Erkenntnis war in diesem Zusammenhang die Differenz der beiden Staaten in puncto Arbeitsorganisation, erforscht vor allem durch neue Ansätze der kulturvergleichenden Managementforschung. Die US-Standard-Unternehmensorganisation war zweigeteilt. Entweder sie war stark formalisiert oder ähnlich der typischen japanischen Unternehmung bot sie ihren Mitarbeitern große Freiräume und Eigenverantwortung3. Diese Freiräume scheinen besonders wichtig zu sein.
Beispielhaft seien die wichtigsten Tatbestände der in Japan vorgefundenen Organisationsstruktur genannt: Stärkere Anwendung von Gruppenarbeit, Intensive Mitbestimmung der Mitarbeiter, moderne Verfahren der Qualitätskontrolle und Umsetzung flacher Hierarchien.
In Kombination mit den Werten und Vorstellungen einer Gesellschaft in der ein grundsätzlich anderes Gruppenbewusstsein und andere, effizientere Kontrollinstanzen existieren, konnte so eine weitaus produktivere Arbeitsumgebung geschaffen werden4. Im nächsten Schritt versuchte man die japanische Entwicklung auch im eigenen Land im Sinne einer ,,best-practice" Politik umzusetzen5.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Geschichtliche Entwicklung
- 2. Verhältnis Wirtschaft und Kultur
- 3. Wissenschaftlicher Zugang
- (1) Der interpretative Ansatz
- (2) Der instrumentelle bzw. funktionale Ansatz
- 4. Der allgemeine Kulturbegriff
- 5. Definition von Unternehmenskultur
- 6. Determinanten von Unternehmenskultur
- 7. Ebenen der Kulturbetrachtung
- 8. Begriffsabgrenzung
- 9. Relevanz in der heutigen Zeit
- 10. Das Problem der Dezentralisierung
- 11. Unternehmenskultur und Personalentwicklung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von Unternehmenskultur auf Personalentwicklung und Organisationsentwicklung (PE und OE) im Kontext von Fusionen und Akquisitionen. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Konzepts der Unternehmenskultur und analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Kultur.
- Die geschichtliche Entwicklung des Konzepts der Unternehmenskultur
- Das Verhältnis von Wirtschaft und Kultur und die Rolle der Unternehmenskultur als weicher Erfolgsfaktor
- Die unterschiedlichen wissenschaftlichen Zugänge zur Unternehmenskultur, insbesondere der interpretative und der instrumentelle Ansatz
- Die Bedeutung der Unternehmenskultur in der heutigen Zeit, vor dem Hintergrund von Globalisierung und Fusionen
- Die Bedeutung der Unternehmenskultur für Personalentwicklung und Organisationsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Geschichtliche Entwicklung
Das Kapitel zeichnet die historische Entwicklung des Konzepts der Unternehmenskultur nach, ausgehend vom Aufschwung Japans in den 70er Jahren. Dieser Aufschwung führte zu einer intensiven Diskussion in den westlichen Industrieländern, insbesondere den USA, darüber, wie Japan diesen Erfolg erreichen konnte. Die Untersuchung der Ursachen für den Erfolg der japanischen Wirtschaft ergab, dass die Symbiose aus einer westlichen Arbeitsorganisation und der japanischen Landeskultur eine entscheidende Rolle spielte. Die USA starteten daraufhin eine Phase der Selbstreflexion, um die Unterschiede in der Organisations- und Kulturstruktur zu lokalisieren und die gängigen Managementphilosophien zu hinterfragen. Die Studien zeigten Unterschiede in der Arbeitsorganisation, die vor allem durch neue Ansätze der kulturvergleichenden Managementforschung erforscht wurden. Die Untersuchung ergab, dass die US-Standard-Unternehmensorganisation entweder stark formalisiert war oder, ähnlich der japanischen Unternehmung, ihren Mitarbeitern große Freiräume und Eigenverantwortung bot.
2. Verhältnis Wirtschaft und Kultur
Das Kapitel analysiert das Verhältnis von Wirtschaft und Kultur. Das Konzept der Unternehmenskultur setzte sich innerhalb kurzer Zeit in einem betriebswirtschaftlichen Umfeld durch. Kultur wurde zunehmend nicht nur als Üppigkeit eines profitablen Unternehmens angesehen, sondern auch als Möglichkeit zur Ausschöpfung bisher ungenutzter Potentiale. Die wissenschaftliche Herangehensweise dominierte fortan die funktionalistische Auffassung einer gestaltbaren Unternehmenskultur, die als unabhängige Variable instrumentalisiert werden kann.
3. Wissenschaftlicher Zugang
Das Kapitel beschreibt die beiden wichtigsten wissenschaftlichen Zugänge zur Unternehmenskultur: den interpretativen und den instrumentellen Ansatz. Der interpretative Ansatz betrachtet das gesamte Unternehmen als ein geschlossenes System, das eine Kultur darstellt, die nicht für sich genommen gestaltet werden kann. Der instrumentelle Ansatz hingegen sieht die Unternehmenskultur als eine Variable, die vom Management gestaltet werden kann. Die Frage nach der Gestaltbarkeit von Unternehmenskultur wird nur im instrumentellen Zugang bejaht, womit dieser auch der Gängige in der Wirtschaft ist.
4. Der allgemeine Kulturbegriff
Das Kapitel erörtert den allgemeinen Kulturbegriff. Kultur ist ein klassisches Konzept, das in der Anthropologie, Soziologie und Psychologie verwendet wird. Der Begriff hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „cultus“, was so viel wie „Bestellung des Bodens“ bedeutet. Die Etymologie lässt bereits einen Schluss auf die Zeitdimension von Kultur und auf ihre Gestalt- und Wandelbarkeit zu.
Schlüsselwörter
Unternehmenskultur, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung, Fusionen und Akquisitionen, Geschichtliche Entwicklung, Verhältnis Wirtschaft und Kultur, Wissenschaftlicher Zugang, Interpretativer Ansatz, Instrumenteller Ansatz, Kulturbegriff, Gestaltbarkeit, Managementphilosophien, Arbeitsorganisation, Landeskultur, Weicher Erfolgsfaktor, Globalisierung, Dezentralisierung
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- Swen Göbbels (Author), 2002, Unternehmenskultur in Personal- und Organisationsentwicklung vor dem Hintergrund von Fusionen und Akquisitionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9209