Die Deutschlandpolitik der Siegermacht Amerika

Der Weg in den "Kalten Krieg"


Hausarbeit, 2004

18 Seiten

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Morgenthau-Plan - Deutschland der Feind
2.1. Henry Morgenthau und Deutschland
2.2. Der Morgenthau Plan
2.3 Die beinahe Durchsetzung des Morgenthau-Plans
2.4. Das Scheitern des Morgenthau-Plans

3. Der anschwellende Ost- Westkonflikt – Eine neue Chance für Deutschland
3.1 Umdenken in Amerika - Morgenthaus These wird hinfällig
3.2. Die Stuttgarter Rede von U.S. Außenminister Byrnes
3.3 Die Wirkung der Rede und das Voranschreiten der Teilung Deutschlands

4. Der „Kalte Krieg“ beginnt – Deutschland wird strategischer Partner der USA
4.1 Misstrauen unter den Siegermächten
4.2 Die Truman-Doktrin
4.2 Die Bedeutung der Truman-Doktrin für Deutschland

5. Fazit
5.1 Zusammenfassung
5.2 Eigene Meinung

6. Literaturverzeichnis
Bücher
WWW

1. Einleitung

Sechs Jahre hatte die Welt einen Krieg erleben müssen, der nicht nur die wohl gigantischste Zerstörungskraft die die Menschheit je erlebt hat entfesselte, sondern auch ihre Politik und Moral in ihren Grundfesten erschütterte.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre hieß der Aggressor Deutschland. Doch dieser zweite Krieg von weltweiter Tragweite übertraf an Grausamkeit und Totalität alles bisher Bekannte. Es ist an dieser Stelle nicht notwendig, die Schrecken des Naziregimes oder die Zerstörungskraft der amerikanischen Atombomben auf Japan näher zu beschreiben.

Fakt ist: Europa wurde in Schutt und Asche gelegt und die einst so stolzen Weltreiche Deutschland, Großbritannien und Frankreich zu wirtschaftlichen und - insbesondere Deutschland – politischen Pflegefällen gebombt. Aus den Trümmern erhob sich eine neue Weltmacht: die Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dem ersten Weltkrieg noch verließen sie wieder den Kontinent. Diesmal sollten sie bleiben.

Warum aber entwickelten sie gerade diesmal ein solches Interesse an Westeuropa? Und, wenn man rückblickend die Politik der letzten 50 Jahre betrachtet: Was verursachte ihr großes Interesse an Deutschland - dem Feind und Aggressor? Denkt man an amerikanische Deutschlandpolitik, kommen einigen sicher Bilder von den „Rosinenbombern“, Präsidenten John F. Kennedy als er die legendären Worte „Ich bin ein Berliner“ sprach oder ähnliche freundschaftliche Gesten in den Sinn. Und das trotz dieser allgegenwärtigen Vergangenheit – reine Nächstenliebe, Mitleid oder taktisches Kalkül? Und wenn es reine Taktik war, welche Interessen wurden verfolgt?

Um diese Fragen zu klären, wird diese Hausarbeit die Entwicklung der amerikanischen Deutschlandpolitik anhand dreier Beispiele aufzeigen. Dabei ist zu beachten, dass diese Hausarbeit keinerlei Anspruch auf vollständige Wiedergabe aller Ereignisse erheben kann, somit auch parallel laufende Entwicklungen, die weniger prägnant waren, nicht oder nur wenig berücksichtigt.

2. Der Morgenthau-Plan - Deutschland der Feind

2.1. Henry Morgenthau und Deutschland

Eine der mit Sicherheit extremsten Vorstellung zur Behandlung des Kriegsgegners Deutschland stammte vom amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau. Seinen Plan umgibt „eine Aura des Legendären[1]. Für die Einen, speziell aus dem rechtsextremen Lager, ist der Plan des Nachkommen deutschstämmiger Juden „vom Geist der Rache an Deutschland beseelt gewesen[2], Andere hingegen sahen in ihm „einen Komplott der USA zur Verhinderung der Reparationszahlungen an die Sowjetunion“[3]. Die Spekulationen gipfelten in der Theorie, „Morgenthaus engster Vertrauter Harry Dexter White sei ein sowjetischer Spion (...) und der Morgenthau-Plan eine in Moskau erdachte Konstruktion gewesen, lanciert von kommunistischen Agenten im amerikanischen Finanzministerium.“[4] Doch trotz mannigfaltiger Quellenlage ist eine genaue Einsortierung des Morgenthau Plans äußerst schwer. Vor allen Dingen die bipolare Perspektive des Ost-West-Konfliktes, dem sich auch die historische Forschung nicht entziehen konnte, macht dies schier unmöglich[5].

Fakt ist, Morgenthau gehörte dem „Cabinet Committee on Germany“ an, das – am 25. August 1944 vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt eingesetzt - die Deutschland betreffenden Grundsatzentscheidungen auf höchster Ebene vorbereiten sollte[6]. Dass dieses Kabinett überhaupt erst ins Leben gerufen wurde, ist wohl allein Morgenthau zu verdanken. Entschlossen, den Präsidenten, der nicht sonderlich an der künftigen amerikanischen Deutschlandplanung interessiert war, doch zum Eingreifen zu bewegen, „überredete ( er ) Kriegsminister Stimmson, die Bildung eines Kabinettsausschusses zu unterstützen. Von zweien seiner Minister scheinbar unabhängig voneinander darauf hingewiesen, (...) stimmte Roosevelt einer Überprüfung der bisherigen Planungen zu[7]. Zuvor hatte Morgenthau bereits eine deutschlandpolitische Arbeitsgruppe geschaffen, „um die organisatorischen Vorraussetzungen für sein Mitwirken an der Deutschlandplanung zu schaffen[8].

Die Einrichtung des Kabinetts hatte für Morgenthau einen weiteren entscheidenden Vorteil. Die parallel laufenden besatzungspolitischen Planungen des State Departments, die seiner Meinung nach auf einen „weichen Frieden[9] hinausliefen, wurden hinfällig[10]. Morgenthau war der festen Überzeugung, „dass Deutschland auch in Zukunft das Problem für den Weltfrieden sein und einen Dritten Weltkrieg anzetteln werde[11]. Daher sah sein deutschlandpolitisches Konzept weit reichende Einschnitte vor.

2.2. Der Morgenthau Plan

Ausgehend von der Kapitulation Deutschlands, sollte der besiegte Staat zunächst demilitarisiert werden. Dies umfasste jedoch nicht nur die Entwaffnung der Wehrmacht, vielmehr war hier Morgenthaus Ziel die Zerstörung der Rüstungs-, inklusive deren Zulieferungsindustrie. Dies implizierte selbstverständlich, dass die Deutschen auch zukünftig nicht in der Lage sein sollten, Waffen zu produzieren.

Durchgreifen wollte er auch in Fragen zur Behandlung der Hauptkriegsverbrecher, auf einer Liste der Vereinten Nationen als „Erzkriminelle“ aufgeführt. Ihnen sollte erst gar nicht der Prozesse gemacht werden, stattdessen sah er vor, sie gleich zu erschießen.

Das deutsche Reich wollte Morgenthau in zwei voneinander unabhängige Staaten aufteilen. Der eine sollte den Norden und den Osten umschließen, der andere den Süden. Das Ruhrgebiet, bis hinauf zum Nordostseekanal, wollte er in eine internationale Zone umwandeln, die Länder neu gründen und Preußen aufteilen.

Am dramatischsten jedoch für das deutsche Volk, wären die Auswirkungen seines Plans auf die Industrie gewesen. Zechen und Bergwerke sollten abgerissen, industrielle Fabriken und Anlagen zerstört, beziehungsweise abgebaut und in den Ländern, die während des zweiten Weltkrieges von Deutschland geschädigt wurden, als Reparationszahlung wieder aufgebaut werden. Hier verfolgte er den Gedanken, Deutschland in absehbarer Zeit nicht mehr zu einem industriellen Staat werden zu lassen. Allenfalls Leichtindustrie, zur Produktion von Toastern oder Staubsaugern, wollte Morgenthau gestatten. Um dauerhaften Frieden in Europa zu sichern – und das war sein primäres Ziel -, musste seiner Meinung nach Deutschland in einen Agrarstaat umgewandelt werden.[12] Der wirtschaftliche Aufbau Europas, den viele Experten (u.a. auch sein Mitarbeiter Harry Dexter White) eng mit dem des Ruhrgebiets verknüpft sahen, interessierte den Finanzminister nur in zweiter Linie - die Zukunft der Deutschen hingegen sogar gar nicht[13]. Für ihn galt: „Der Lebensstandart der deutschen Bevölkerung sollte das Existenzminimum nicht überschreiten[14].

2.3 Die beinahe Durchsetzung des Morgenthau-Plans

In Kriegsminister Stimson und Außenminister Hull fand Morgenthau erbitterte Gegner seines Plans, Roosevelt jedoch, so schien es zumindest, konnte sich mit den Ideen seines Finanzministers anfreunden. Vor allen Dingen der Aspekt, dass England die deutschen Marktanteile übernehmen könne, und somit nach Morgenthaus Plan seine gebeutelte Wirtschaft gesund stoßen solle, gefiel dem Präsidenten. Zu einer gemeinsamen Konferenz mit Churchill vom 11. bis 16. September in Quebec zog er dann Morgenthau auch hinzu. Am Ende dieser Konferenz stand eine Übereinkunft, die vorsah, Deutschland nach Kriegsende im Sinne Morgenthaus (allerdings in leicht abgeschwächter Form) zu behandeln. Überraschend, vor allen Dingen da das Thema der Konferenz eigentlich der weitere Kriegsverlauf und eine finanzielle Unterstützung der Briten (durch ein „Land-Lease“-Abkommen“) seitens der Amerikaner war[15]. Was also war passiert?

In Abwesenheit seiner Kontrahenten Hull und Stimson nutzte Morgenthau die Gunst der Stunde, Churchill in seine Pläne einzuweihen. Dieser jedoch reagierte zunächst alles andere als erfreut ob der Agrarisierung des gemeinsamen Feindes und befürchtete, „an einen toten Körper gefesselt zu werden[16]. Die Aussicht jedoch, einerseits die deutschen Absatzmärkte zu übernehmen, und andererseits die Zustimmung zur 2. Phase des „Land-Lease“-Abkommens zu beschleunigen, veranlassten ihn, seine Bedenken vorerst über Bord zu werfen[17] und das Abkommen zu unterzeichnen.

[...]


[1] Mausbach, Wilfried: Zwischen Morgenthau und Marshall: das wirtschaftspolitische Deutschlandkonzept der USA 1944 – 1947; Droste, Düsseldorf, 1996; S. 41, 1. Absatz. [Im folgenden als M & M abgekürzt]

[2] Ebd., S. 42.

[3] Ebd., S. 43.

[4] Ebd.

[5] Vgl.: Kubek, Anthony: The Evolution of the „Treasury Plan“ for Post-War Germany. An Introduction to the Morgenthau Diary on Germany: MD I, S. 77 – 81. Aus Ebd.

[6] Vgl.: Schmidt, Wolfgang: Vom Feind zum Partner: Amerikanische Deutschlandpolitik von 1944 bis 1949; Bouvier Verlag, Bonn, 1996; S. 37, 1. Absatz. [Im folgenden als FP abgekürzt]

[7] M & M: S. 45.

[8] Ebd.: S. 45.

[9] FP: S. 37, 2. Absatz.

[10] Vgl.: M & M: S. 46, 1. Absatz.

[11] FP: S. 38, 1. Absatz.

[12] Vgl.: FP, S. 39 ff.

[13] Vgl.: M & M, S, 57, 2. Absatz.

[14] M & M: S. 57, 3. Absatz.

[15] Vgl. : M & M: S. 64.

[16] Vgl.: United States, Department of State: Foreign Relations of the United States: The Conferences of Malta and Yalta 1945; S.134. Aus FP: S. 46, Fußnote 123.

[17] Vgl.: Ebd., S. 46.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Deutschlandpolitik der Siegermacht Amerika
Untertitel
Der Weg in den "Kalten Krieg"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Seminar für Didaktik der Geschichte)
Veranstaltung
Seminar: Weichenstellung – Deutschland 1945 - 1948
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V92180
ISBN (eBook)
9783638060394
Dateigröße
381 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutschlandpolitik, Siegermacht, Amerika, Seminar, Weichenstellung, Deutschland
Arbeit zitieren
Anonym, 2004, Die Deutschlandpolitik der Siegermacht Amerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92180

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Deutschlandpolitik der Siegermacht Amerika



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden