Spätestens seit Veröffentlichung der Ergebnisse der PISA-Studien steht der Bereich Bildung wieder stark im Interesse der Öffentlichkeit und der Politik. Nicht nur das im internationalen Vergleich unterdurchschnittliche Abscheiden der deutschen Schülerschaft ist bemerkenswert, sondern auch der Zusammenhang von Leistungskompetenz und sozialer Herkunft. Zwar sind Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit in der Bundesrepublik Deutschland anerkannte Werte, jedoch zeigt sich in zahlreichen Untersuchungen (u.a. in den PISA-Studien), dass das deutsche Bildungssystem von einem wichtigen Bildungsziel – der Chancengleichheit – noch weit entfernt ist. Die Bildungsbeteiligung und der Erfolg im Bildungssystem stellen einen sehr sensiblen Bereich dar, denn die beruflichen Chancen bestimmen den späteren sozialen und ökonomischen Status sowie die Möglichkeit gesellschaftlicher Einflussnahme.
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbenachteiligung besteht. Ist es wirklich Fakt, dass obere Sozialschichten immer noch bessere Chancen haben, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen; fragt Rolf Becker zu Recht: Bildung als Privileg? Sind Reproduktionsmechanismen vorhanden, die es rechtfertigen würden, von dauerhafter Ungleichheit und Kontinuität von Bildungsbenachteiligung zu sprechen? Um die vorgestellten Fragen zu beantworten wird ein besonderes Augenmerk auf die PISA-Studie 2000 geworfen, da sie eine wichtige Datenbasis zur fundierten Untersuchung der Thematik darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bildungsexpansion
- Zusammenhang von Bildungsexpansion und sozialer Platzierung
- Die PISA-Studien
- Anliegen von PISA
- Die Lesekompetenz
- Kompetenzstufen
- Allgemeine Befunde zur Lesekompetenz
- Soziale Herkunft und Bildungsbeteiligung
- Reproduktion schichtspezifischer Ungleichheiten
- Sozialschichtzugehörigkeit und Bildungsbeteiligung
- Sozialschichtzugehörigkeit und Lesekompetenz
- Empfehlungen für den sukzessiven Abbau herkunftsspezifischer Bildungsbenachteiligung
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Kontinuität der Bildungsbenachteiligung und analysiert, ob ein Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbenachteiligung besteht. Die Studie untersucht, ob die PISA-Studie 2000 Beweise für Reproduktionsmechanismen liefert, die zu dauerhafter Ungleichheit im Bildungssystem führen.
- Die Bedeutung der Bildungsexpansion und ihre Auswirkungen auf die soziale Platzierung
- Die Analyse der PISA-Studie 2000 und deren Erkenntnisse zur Lesekompetenz
- Die Rolle der sozialen Herkunft bei der Bildungsbeteiligung und den damit verbundenen Ungleichheiten
- Die Reproduktion schichtspezifischer Ungleichheiten im Bildungssystem
- Mögliche Empfehlungen für den Abbau von Bildungsbenachteiligung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Bildungsbenachteiligung ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsungleichheit. Die Studie konzentriert sich auf die PISA-Studie 2000, um diese Frage zu untersuchen.
- Die Bildungsexpansion: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der Bildungsexpansion, seinen Beginn in den 50er Jahren und seine verstärkte Entwicklung in den 60er Jahren. Es werden die Gründe für die Bildungsexpansion diskutiert, die den Ausbau des sekundären und tertiären Bildungswesens motivierten. Die Bedeutung von Bildung als "Humankapital" und die Auswirkungen der Bildungsexpansion auf die Qualifikationsstruktur der Bevölkerung werden behandelt. Die Entwicklung des deutschen Schulsystems und die Veränderungen in der Verteilung der Schüler auf verschiedene Schulformen zwischen 1952 und 2002/2003 werden anhand einer Abbildung dargestellt.
- Zusammenhang von Bildungsexpansion und sozialer Platzierung: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Bildungsexpansion und sozialer Platzierung. Es wird argumentiert, dass das Bildungssystem in Deutschland eine Platzierungsfunktion einnimmt, wobei das Bildungsniveau maßgeblich den sozialen Status eines Menschen bestimmt.
- Die PISA-Studien: Dieses Kapitel behandelt die PISA-Studien, ihren Zweck und ihre Bedeutung für die Untersuchung der Bildungsbenachteiligung. Insbesondere wird auf die Lesekompetenz eingegangen, einschließlich der Kompetenzstufen und allgemeiner Befunde zur Lesekompetenz.
- Soziale Herkunft und Bildungsbeteiligung: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung. Es befasst sich mit der Reproduktion schichtspezifischer Ungleichheiten im Bildungssystem und untersucht den Einfluss der Sozialschichtzugehörigkeit auf die Bildungsbeteiligung und die Lesekompetenz von Schülern.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind Bildungsbenachteiligung, soziale Herkunft, Bildungsexpansion, PISA-Studien, Lesekompetenz, Sozialschichtzugehörigkeit und Reproduktion von Ungleichheit. Die Studie fokussiert auf den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg, untersucht die Rolle der PISA-Studien 2000 bei der Analyse dieser Thematik und beleuchtet die Herausforderungen im deutschen Bildungssystem, die zu dauerhafter Ungleichheit führen können.
- Arbeit zitieren
- Bjoern Cebulla (Autor:in), 2006, Dauerhafte Ungleichheit – zur Kontinuität der Bildungsbenachteiligung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92191