Soziale Ungleichheit bei Migranten in Deutschland


Hausarbeit, 2020

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Zum Begriff der sozialen Ungleichheit

Zu den Begriffen „Migrant“ und „Migrationshintergrund“

Soziale Ungleichheit und Gesellschaftsgruppen

Sozialer Status und Bildung

Zukunftschancen der Personen mit einem Migrationshintergrund

Erwerbsleben und Chancenunterschied zwischen Einheimischen und Personen mit Migrationshintergrund

Einkommensverteilung und Armutsgefährdung

Soziale Herkunft als entscheidender Faktor

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Lebenslage einiger Bürger und Bürgerinnen in Deutschland wird durch ungleich verteilte Ressourcen beeinflusst. Dabei ist die soziale Ungleichheit von erheblicher Bedeutung. In der Soziologie und in den Sozialwissenschaften wird die „soziale Ungleichheit“ als ungleich verteilte Ressourcen innerhalb einer Gesellschaft bezeichnet. Daraus ergeben sich ungleiche Chancen zur sozialen Teilhabe an der Gesellschaft (Bock/ Jürgensen 2016, S. 129). Im Jahre 2018 waren in Deutschland um die 13 Millionen Menschen von Armut bedroht oder betroffen, heißt es in einem Artikel aus dem Jahre 2018 (Der Tagesspiegel 2018). Rein hypothetisch könnte man davon ausgehen, dass meistens Alleinerziehende, Mitglieder einer Arbeiterfamilie, berufstätige Frauen, Einwohner ohne einen Bildungsabschluss oder einen Hauptschulabschluss, Arbeitslose und Menschen mit einem Migrationshintergrund etc. Teil der sozialen Ungleichheit sind.

In der vorliegenden Arbeit soll herausgearbeitet werden, ob die soziale Ungleichheit einen Einfluss auf Einwanderer oder auf Einwohner mit einem Migrationshintergrund hat und wenn ja, inwieweit diese Menschen von der sozialen Ungleichheit betroffen sind. Welche Art von Folgen gibt es? Dafür werden zunächst die Begrifflichkeiten „soziale Ungleichheit“ und „Migrant“ sowie „Migrationshintergrund“ näher definiert, Folgen der sozialen Ungleichheit genannt und abschließend versucht, mithilfe dessen auf die Fragen Antworten zu geben.

Zum Begriff der sozialen Ungleichheit

Um heraufzufinden, welche Gesellschaften von sozialer Ungleichheit betroffen sind, werden bestimmte Merkmale in Betracht gezogen, diese sind Beispielweise das Geschlecht, die Herkunft, die berufliche Qualifikation etc. In Deutschland wird soziale Ungleichheit meistens mit der Erwerbstätigkeit eines Individuums verknüpft, das heißt, dass der Beruf und die Qualifikation die Lebenslage eines Menschen beeinflussen (Bock/ Jürgensen 2016, S.129).

Zur Messung der sozialen Ungleichheit in Deutschland werden vier Dimensionen herangezogen, mithilfe dessen kann die soziale Lage genauer untersucht werden. Zu diesen Dimensionen zählen „Materieller Wohlstand“, „Bildung“, „Macht“ und „Prestige“. Einige Indikatoren helfen, um diese vier Dimensionen zu messen. Der materielle Wohlstand, sowie die Macht eines Individuums kann mithilfe der Indikatoren Einkommen, Vermögen und Armut aufgedeckt werden. Die Dimension Bildung wird durch den Indikator „Bildungsabschluss“ dargelegt. Das Prestige einer Person kann der Indikator „Beruf“ messen und darstellen. Wichtig ist, dass die soeben genannten Dimensionen auch unter einem gemeinsamen Indikator gemessen werden, und zwar der Indikator „soziale Herkunft“ (Bock/ Jürgensen 2016, S. 129).

Zu den Begriffen „Migrant“ und „Migrationshintergrund“

In der Soziologie wird Migration als „Wanderung“ definiert. Als Migrant werden die Personen bezeichnet, die ihren ursprünglichen Wohnort für einen längeren Zeitraum verlassen und sich auf einem neuem Lebensort einlassen. Durch die Emigration, also durch das Auswandern aus dem Herkunftsland, und die Immigration, also das Einwandern in das Zielland, findet die Migration statt (Treibel 2008, S. 295).

Individuen, dessen ein Elternteil oder zwei der Elternteile nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden, besitzen einen Migrationshintergrund (destatis.de- Statistisches Bundesamt 2020).

Die Anzahl der Migranten und Migrantinnen in Deutschland haben sich seit dem Jahr 2014 verändert. Im Jahre 2014 lag die Einwandererquote bei etwa 1,46 Millionen, wobei 2018 die Einwandererquote bei 1,6 Millionen lag (Statistica Research Department 2019).

Soziale Ungleichheit und Gesellschaftsgruppen

In der Einleitung wurde rein hypothetisch erwähnt, dass Alleinerziehende, berufstätige Frauen, Mitglieder einer Arbeiterfamilie oder Einwohner, die keinen Bildungsabschluss besitzen, von der sozialen Ungleichheit betroffen sein können. Im Folgenden wird diese Hypothese näher in Betracht gezogen.

Soziale Ungleichheit steht im Zusammenhang mit der Einkommensverteilung und der Armutsgefährdungsquote sehr nah. Es wird auf einige Statistiken eingegangen, die die Armutsgefährdungsquote nach sozialen Gesellschaftsgruppen differenzieren:

Im Jahre 2018 betrug die Armutsgefährdungsquote bei Männern 15,2 Prozent, wohingegen dies bei Frauen 16,8 Prozent betrug. Bei Erwerbstätigen betrug dieser Anteil etwa 9,1 Prozent, wobei 69,3 Prozent der Arbeitslosen von der Armut gefährdet waren. Bei Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen, sowie mit zwei Kindern betrug die Armutsgefährdungsquote 8,1 Prozent. Jedoch bei Personen in Haushalten von Alleinerziehenden etwa 33,8 Prozent. Auch bei Personen mit Unterschiedlichen Bildungsabschlüssen ist ein großer Unterschied zu erkennen. Bei Individuen mit einem hohen Bildungsstand lag die Armutsgefährdungsquote bei etwa 9,6 Prozent, wobei dies bei Individuen mit einem niedrigen Bildungstand bei 30,5 Prozent lag (Bildungszentrale für politische Bildung 2019). Durch diese Statistik erkennt man, dass unterschiedliche Gesellschaftsgruppen ganz verschieden von der sozialen Ungleichheit betroffen sind.

Sozialer Status und Bildung

Ein wichtiger Aspekt ist, dass der soziale Status eines Individuums von ungleich verteilten Bildungschancen verursacht wird (Bock/ Jürgensen 2016, S. 137). Die Kausalität, die darin steckt, ist simpel zu erklären: Deutschland gilt als eine Dienstleistungsgesellschaft und als eine Industrienation (Bundeszentrale für politische Bildung 2016). In solchen Ländern trägt der Bildungsgrad eines Menschen eine wichtige Rolle, da sie als Hauptpunkt für ökonomischen Erfolg, soziale Macht und soziale Teilhabe an der Gesellschaft zählt. Im Gesamten spielt die Schulzeit eine wichtige Rolle, da die Qualifikationen, die man dort erwirbt, die Basis für die restliche und weitere Ausbildung ausmachen (Bock/ Jürgensen 2016, S. 137). Eine Person mit einem hohen Bildungstand, kann in seiner Zukunft viele Berufe in Anspruch nehmen, welche seinen Qualifikationen entsprechen. Durch seine Berufstätigkeit wäre diese Person in der Lage, im „sozialen“ Sinne zu interagieren.

Dadurch, dass Ungleichheiten in den Bildungsinstitutionen zustande kommen, sind die Zukunftschancen verschiedener Gesellschaftsgruppen gefährdet (Bock/ Jürgensen 2016, S. 137). Welcher dieser Gesellschaftsgruppen besonders davon betroffen sind, wird im folgenden Abschnitt näher erläutert.

Zukunftschancen der Personen mit einem Migrationshintergrund

Ungleich verteilte Bildungschancen sollten aufgedeckt und es sollten, soweit wie möglich, Maßnahmen entwickelt werden. Ganz besonders sollten Maßnahmen ergriffen werden, wo die Ungleichheit aufgrund der zugeschriebenen Eigenschaften der Individuen, wie zum Beispiel die Herkunft, das Geschlecht oder die Konfession, entstehen (Bock/Jürgensen 2016, S. 137).

Schülerinnen und Schüler, die nach Deutschland eingewandert sind oder die einen Migrationshintergrund haben, stehen unter dem Einfluss ihrer Elternhäuser. Eltern, die selbst die deutsche Sprache nicht vollständig und korrekt beherrschen, können ihren Kindern die deutsche Sprache nicht gut genug beibringen. Außerdem steht bei Migrantenfamilien die Muttersprache im Vordergrund, welches keinesfalls bedauernswert ist. Doch aus diesem Grund kann es dazu kommen, dass diese Kinder in ihrem Alltag zwischen zwei Sprachen alternieren, heißt also in der Schule, sowie auch im Unterricht. Dadurch, dass bei diesen Individuen die deutsche Sprache nicht vollständig beherrscht wird, hat dies einen negativen Einfluss auf ihre schulischen Leistungen. Auch kann es passieren, dass Schüler oder Schülerinnen aufgrund ihrer Herkunft und mangelnder Sprachkompetenz von den Lehrinnen/Lehrern, bewusst oder unbewusst, weniger leistungsfähig eingeschätzt werden und deshalb schlechter benotet werden. Bei einheimischen Familien gelingt es den Eltern, ihren Kindern zum Beispiel bei den Hausaufgaben zu helfen oder selbst Nachhilfe zu geben, wobei dies bei eingewanderten Familien, aufgrund ihrer ungenügenden Kompetenzen, nicht möglich ist (Bock/Jürgensen 2016, S.137). Ein weiterer und wichtiger Punkt ist, dass das Schul- und Bildungssystem, mit seinen Inhalten, besonders auf die Mittelschicht ausgerichtet ist. Somit können Schülerinnen und Schüler mit ungenügenden oder fehlenden Merkmalen nur teilweise gefördert werden (Bock/ Jürgensen, S. 138).

Im gesamten sind eingewanderte Schülerinnen und Schüler und diejenigen mit einem Migrationshintergrund benachteiligt und haben es schwieriger, einen hohen Bildungsabschluss zu erwerben. Im Jahre 2018 zeigte eine Statistik aus dem statistischen Bundesamt, dass 65.231 Individuen in Deutschland einen Schulabschluss erlangt haben. Davon seien 13.498 der Individuen mit einem Migrationshintergrund und 51.733 Individuen Deutsche. Das Abitur haben im Jahre 2018 4.594 Individuen mit einem Migrationshintergrund absolviert und 12.370 Einheimische. Individuen ohne einen Schulabschluss waren im selben Jahr insgesamt 2.837, davon 834 Einheimische und 2.003 Menschen mit einem Migrationshintergrund (DeStatis- Statistisches Bundesamt 2019).

Erwerbsleben und Chancenunterschied zwischen Einheimischen und Personen mit Migrationshintergrund

Hat man in der Schule keine guten Qualifikationen erreicht, beeinflusst dies den späteren Beruf und die alltäglichen Tätigkeiten. Vom vorherigen Abschnitt kann man herausschließen, dass Migrantenkinder und Kinder der Einwanderer in der Schule bewusst oder unbewusst ungleich behandelt werden. Bei dem einen oder anderen können gute Schulqualifikationen nicht erworben werden, somit werden in der Zukunft die Arbeitschancen und das Lohneinkommen beeinträchtigt. Das statistische Bundesamt liefert in einer Statistik aus 2018, die Beteiligung der Individuen in Deutschland am Erwerbsleben und ihre Stellung im Beruf. 43.360 der Bevölkerung in Deutschland zählen zu den Erwerbspersonen, wobei davon 32.755 Individuen einheimisch und 10.605 Menschen mit einem Migrationshintergrund sind. Die Erwerbslosenquote beträgt dieser Statistik nach im Jahr 2018 insgesamt 1.465, darunter sind 852 Einheimische und 614 Individuen mit einem Migrationshintergrund. Zwischen 41.895 Erwerbstätigen in Deutschland sind 31.903 einheimische Bürger und 9.992 Menschen mit einem Migrationshintergrund. Unter den Erwerbstätigen sind insgesamt 2.007 Beamte und Beamtinnen, wobei davon 1.862 einheimisch und 145 Individuen mit einem Migrationshintergrund sind. Die Quote bei angestellten Personen beträgt bei Menschen ohne einen Migrationshintergrund 21.302 und bei den Menschen mit einem Migrationshintergrund 5.988 (DeStatis- Statistisches Bundesamt 2019).

Anhand dieser Zahlen und Fakten erkennt man einen klaren Beschäftigungsunterschied, da einheimische Deutsche deutlich mehr am Erwerbsleben beteiligt sind. Der Grund dafür, weshalb Individuen mit einem Migrationshintergrund weniger beschäftigt sind, könnte daran liegen, dass die Bildungsungleichheit an Schulen und Universitäten bewusst oder unbewusst auftaucht. Durch nicht Erwerben einer hohen Schulqualifikation kann in der Zukunft kein angesehener Beruf in Anspruch genommen werden. Aus diesem Grund kann es dazu kommen, dass Einheimische im Vergleich zu Migranten und Menschen mit einem Migrationshintergrund, sich in ihrer Ausbildung höher arbeiten können, wobei Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund sich durch ihre niedrigen Schulabschlüsse mit Niedriglohnarbeiten beschäftigen.

Einkommensverteilung und Armutsgefährdung

Zunächst wird die grundlegende Definition von „Armutsgefährdung“ gemacht und anschließend auf Personen mit Migrationshintergrund eingegangen. Laut der europäischen Konvention wird Armutsgefährdung mithilfe des Armutsrisikos gemessen. Als „arm“ gelten die Personen, dessen Einkommen unter die relative Armutsrisikogrenze fällt, wobei diese bei 60 Prozent des Medians, heißt also unter dem bedarfsgewichteten verfügbaren Haushaltseinkommen, liegt. Diese wird jährlich gemessen und statistisch festgehalten (Floren 2015, S.77). Einige Statistiken, die auf die Armutsgefährdungsquote basieren wurden in dem Abschnitt „Soziale Ungleichheit und Gesellschaftsgruppen“ (S. 2) festgehalten, deswegen hier nur ein kurzer Hinweis: Im Jahre 2018 waren 9,1 Prozent der Erwerbstätigen und 69,3 Prozent der Arbeitslosen von der Armut gefährdet (Bildungszentrale für politische Bildung, 2019).

Außerdem hatten im selben Jahr, wie auch im Abschnitt „Zukunftschancen der Personen mit einem Migrationshintergrund“ (S. 3) erwähnt wurde, von etwa 16 Tausend Schülern und Schülerinnen, nur 4.594 Personen mit einem Migrationshintergrund das Abitur erlangt. Von 2.837 der Schüler und Schülerinnen ohne einen Schulabschluss waren im Jahr 2018 2.003 Personen mit einem Migrationshintergrund (DeStatis- Statistisches Bundesamt 2019).

Anhand dieser Daten und der Kenntnis, dass Ungleichheiten besonders in Erziehungsinstitutionen bei Personen mit unterschiedlichen Merkmalen, wie Herkunft, Aussehen oder Religion auftreten (Bock/ Jürgensen 2016, S.129) und infolgedessen, dass diese Personen keinen hohen Schulabschluss erlangen, sich nicht weiter qualifizieren können und in ihrer Zukunft niedrig klassifizierte Berufen tätigen, kann die Hypothese gestellt werden, dass Bürger und Bürgerinnen mit einem Migrationshintergrund im Durchschnitt viel mehr von Armut gefährdet sind. Auch kann es sein, dass aufgrund keiner oder niedriger Qualifikationen in der Schule keine Arbeit und kein Beruf getätigt werden kann.

Aufgrund der niedrig klassifizierten Berufe, die Personen mit einem Migrationshintergrund deutlich mehr tätigen als einheimische Bürger und Bürgerinnen, hat dies eine Auswirkung auf ihren Einkommen und ihren Lohn. Niedrig klassifizierte Berufe können auch nur Geringlöhne anbieten, womit sich ein Ansporn auf die Armutsgefährdung ergibt.

Eine Statistik aus der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt, die Verteilung der monatlichen Haushaltseinkommen bei Personen mit einem Migrationshintergrund und Geflüchteten im Jahre 2016: Laut dieser Statistik lag das monatliche Haushaltseinkommen bei der Gesamtbevölkerung etwa bei 1.100 Euro bis 2.100 Euro. Bei Personen mit einem direkten Migrationshintergrund, die schon länger als zehn Jahre in Deutschland leben, lag das Haushaltseinkommen zwischen 1.000 Euro und 1.900 Euro, wobei dies bei Bürgerinnen und Bürgern ohne einen Migrationshintergrund zwischen 1.250 Euro und 2.250 Euro lagen. Das Durchschnitteinkommen bei Personen mit einem Migrationshintergrund lag etwa bei 1.300 Euro und bei Personen ohne einen Migrationshintergrund bei 1.700 Euro. Bei Asylsuchenden und Geflüchteten in Privathaushalten, die länger als drei Jahre in Deutschland leben, lag das Durchschnittseinkommen im Jahre 2016 bei etwa 600 Euro (Goebel/ Krause 2018).

Soziale Herkunft als entscheidender Faktor

In diesem Abschnitt soll untersucht werden, inwieweit die soziale Herkunft ausländischer Schülerinnen und Schüler der entscheidende Faktor für Zukunftschancen ist und wie sich die soziale Ungleichheit aufgrund dessen weiterhin verbreitet. Hierzu wird zunächst die Definition von „sozialer Herkunft“ gemacht.

Als soziale Herkunft wird ein sozioökonomischer und soziokultureller Erbe verstanden, in die Individuen hineingeboren werden. Jedes Individuum ist geprägt durch ihre eigene gesellschaftliche Position und unterscheidet sich durch die Angehörigkeit von seiner Schicht, Milieu und Klasse innerhalb einer Gesellschaft (Lenger et al. 2013, S.14).

Die soziale Herkunft von den Schülerinnen und Schülern ist geprägt durch die sozioökonomische Stellung ihrer Familie, wobei beispielsweise die Rede von der finanziellen Lage, soziale Macht und Prestige in der Gesellschaft sind. Die sozioökonomische Schicht einer Familie, beziehungsweise eines Individuums innerhalb einer Gesellschaft wird meistens über die Erwerbstätigkeit des Familienoberhaupts ermittelt. Die Stellung im Berufsleben der Eltern sind die entscheidenden Fakten, um die soziale Herkunft von Schülerinnen und Schülern zu erfassen (Baumert 2002). Heute zählen nach Pierre Bourdieus Untersuchungen auch andere Kriterien, welches die soziale Herkunft prägt, diese sind zum Beispiel das kulturelle und das soziale Kapital der Familien. Unter diesen beiden Begriffen werden alle kulturellen und sozialen Ressourcen verstanden, die die sozioökonomische Lage eines Menschen positiv beeinflussen und somit die Handlungsmöglichkeiten erweitern kann (Bourdieu 1983). Ein anderer Aspekt ist, dass der Bildungserfolg der Individuen sehr nah mit der Teilhabe an der herrschenden Gesellschaft, beziehungsweise der Kultur ist. Für Pierre Bourdieu ist der Zugang für weiteren Bildungserwerb und der Leistungserfolg, die mit der Zeit absolviert werden, durch die Sozialschicht der Schülerinnen und Schüler abhängig (Baumert 2002). Dieses Phänomen erkennt man deutlich an den Schulproblemen von eingewanderten Kindern und von den Schülerinnen und Schülern mit einem Migrationshintergrund. Da bei diesen Individuen das neue Umfeld und die neue Gemeinschaft fremd ist, die Vertrautheit für die herrschende Kultur fehlt und aus diesem Grund keine Teilhabe an der Gesellschaft folgt, werden die schulischen Leistungen beeinträchtigt (Baumert 2002).

Aus den Informationen, die in den anderen Abschnitten genannt wurden, kann man erschließen, dass eingewanderte Bürgerinnen und Bürger durch ihre geringen Qualifikationen keine akademischen Berufe tätigen können und sich finanziell durch geringlohn Arbeiten versorgen. Diese Tatsache deutet daraufhin, dass Arbeiterkinder aus den unteren Schichten weniger eine weiterführende Schule besuchen oder einen Studium beginnen als Kinder, die einer höheren sozialen Schicht angehören und Eltern dieser Kinder selbst einen sogenannten akademischen Abschluss besitzen (Bock/Jürgensen 2016, S. 137). Eine Statistik aus der Hans-Böckler-Stiftung zeigt die soziale Selektion bei dem Zugang zum Studium: Im Jahre 2010 seien von 100 Akademikerkindern 81 Kinder, Absolventen der Sekundarstufe 2, wohingegen von 100 Kindern von Nichtakademikern nur 45 der Kinder einen Abschluss der Sekundarstufe 2 erreichten. Von 81 Akademikerkindern, die einen Schulabschluss erworben hatten, begannen 71 dieser Kinder ein Studium und von 45 Nichtakademikerkinder, nahmen 24 Kinder ein Studium auf (Hans-Böckler-Stiftung 2010).

Der Bildungsanspruch, den die Eltern auf ihre Kinder ausüben, gewinnt außerdem an Bedeutung, denn Eltern mit hohen Bildungsqualifikationen und Bildungserfolgen streben ebenfalls für gute Erfolge ihrer Kinder an der Schule. Somit sind diese Eltern dazu bereit, ihre Kinder in ihrer Bildungslaufbahn zu unterstützen und zu motivieren (Bock/Jürgensen 2016, S. 138). Dadurch, dass Arbeiterfamilien durch fehlendes Fachwissen ihre Kinder nicht ausreichend genug unterstützen können, fehlt bei Arbeiterkindern der Glaube an die eigene Leistungsfähigkeit, welches wiederum die schulischen Leistungen stark beeinflusst (Bock/ Jürgensen 2016, S.138).

Anhand dieser Informationen ist deutlich zu erkennen, dass die soziale Herkunft positive oder negative Sanktionen auf die Zukunftschancen haben kann. Soziale Ungleichheit und soziale Herkunft stehen sehr nah im Zusammenhang.

Fazit

In der vorliegenden Hausarbeit wurde untersucht, ob die soziale Ungleichheit einen Einfluss auf Migranten, sowie auf Individuen mit einem Migrationshintergrund hat und wenn ja, inwieweit diese Menschen von der sozialen Ungleichheit betroffen sind.

Einige Belege zeigten, dass die Bildung in einem Industrieland wie Deutschland der Schlüsselfaktor für die zukünftige Teilhabe und Ansehen an der sozialen Gesellschaft ist. Inwieweit ein Mensch von der sozialen Ungleichheit betroffen ist, hängt von seinem Bildungsgrad ab. Aus dem Grund, dass in Erziehungseinrichtungen bewusst oder unbewusst Schülerinnen und Schüler aus Migrantenfamilien ungleich behandelt werden und demzufolge Bildungsungleichheiten entstehen, können betroffene Individuen nur schwer einen hohen Bildungsabschluss erreichen. Durch gering qualifizierte Schulabschlüsse ist es nicht möglich, im späteren Lebensabschnitt angesehene Berufe zu tätigen, wobei ein angesehener Beruf für die soziale Macht und Prestige sorgt. Durch Niedriglohnarbeiten, die die meisten Einwanderer tätigen müssen, weil sie keine ausreichende Berufsausbildung absolvieren konnten, versteigert sich die Armutsgefährdungsquote und somit die soziale Ungleichheit.

Ein weiterer Aspekt ist, dass vor allem Migrantenkinder aufgrund ihrer sozialen Herkunft stark benachteiligt sind. Die sozialen Ressourcen, die sie zu Verfügung haben und in das sie hineingeboren werden, hängt von dem sozialen Satus ihrer Eltern ab. Aus dem Grund, dass die Eltern aus den oben genannten Gründen keinen akademischen Abschluss erreichen können, neigen diese Kinder bewusst oder unbewusst dazu, ebenfalls keine weitere Ausbildung aufzunehmen. Somit bleibt die soziale Schicht, in das sie hineingewachsen sind, konstant. In einem Industrieland wie Deutschland, wo die Bildung der Schlüsselfaktor für die soziale Teilhabe ist und eine wichtige Rolle für die soziale Prestige trägt, haben Individuen, die Teil der Bildungsungleichheit sind, keine guten Zukunftschancen.

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Soziale Ungleichheit bei Migranten in Deutschland
Hochschule
Universität Bielefeld
Veranstaltung
Einführung in die Migrationssoziologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V922102
ISBN (eBook)
9783346226204
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration, Soziale Ungleichheit
Arbeit zitieren
Zeynep Sahintürk (Autor:in), 2020, Soziale Ungleichheit bei Migranten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/922102

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