Das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz, entstanden im Jahre 1701 im Hamburger Vergleich, bestand aus dem Gebiet um Stargard und dem Bistum Ratzeburg. Der hier regierende Herzog wählte die Stadt Strelitz im Stargarder Gebiet zu seiner Residenz.
Nachdem das innerstädtische Residenzschloss 1712 völlig ausgebrannt war, entstand um 1730 etwa 10 Kilometer außerhalb der Stadt Strelitz eine neue Residenz. Bald nach deren Fertigstellung forderte der Herzog die Strelitzer und auch Fremde auf, sich in einer neu anzulegenden Stadt nordöstlich des neuen Schlosses niederzulassen. Der 20. Mai 1733 gilt als das offizielle Gründungsdatum der Stadt Neustrelitz.
Die Stadt ist über einem regelmäßigen Grundriss errichtet. Von einem quadratischen Marktplatz gehen 8 Straßen sternförmig ab. Gemeinsam mit dem wenige Jahre zuvor errichteten Schloss und dem dazugehörigen Lustgarten bildete die Stadt ein barockes Residenzensemble.
Seit etwa 200 Jahren steht die Behauptung im stadtgeschichtlichen Raum, die Strelitzer Bürger hätten dem Herzog zum Wiederaufbau des abgebrannten Strelitzer Stadtschlosses jede Hilfe verweigert und ihn damit zum Auszug aus der alten Residenzstadt gezwungen. Durch den zielgerichteten Ausbau eines kleinen Jagdschlosses auf dem fast 10 Kilometer entfernten Domanialgut Glieneke soll in der Folge ein neues Residenzschloss entstanden sein, das die Gründung einer neuen Stadt Neustrelitz nach sich zog.
Durch die Recherche in den noch vorhandenen Regierungsakten des Herzogtums ergibt sich ein anderes Bild der Geschehnisse von der Landesgründung bis zum Aufbau der neuen Stadt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Geschichte der Stadt Neustrelitz in der Literatur
- Die Archivalien
- 1. Die historischen Grundlagen der Residenzbildung
- Die Landesteilung: Der Hamburger Vergleich
- Das Stargarder Gebiet
- 2. Der Residenzausbau
- 2. 1 Das Strelitzer Stadtschloss
- Der Residenzausbau unter Adolph Friedrich II.
- Der Residenzausbau unter Adolph Friedrich III.
- Die Bedeutung des Residenzausbaus
- 2. 2 Das fürstliche Haus zu Glieneke
- Die Meierei Glieneke
- Der Bau des neuen fürstlichen Hauses
- Die Rekonstruktion der baulichen Gestalt des fürstlichen Hauses
- Die Bedeutung des neuen fürstlichen Hauses
- Das Haus der Herzogin
- Die Nutzung des fürstlichen Hauses. Jagd- oder Lusthaus?
- 2. 1 Das Strelitzer Stadtschloss
- 3. Die weitere Entwicklung in der Residenzstadt Strelitz
- Der Brand des Strelitzer Stadtschlosses
- Die Interimslösungen in Strelitz
- Der Wiederaufbau des Strelitzer Stadtschlosses
- Das Ende des Wiederaufbaus des Strelitzer Stadtschlosses und das Weiße Haus
- Die Bedeutung des Wiederaufbaus des Strelitzer Stadtschlosses und der veränderten Planungen
- 4. Die Gartenanlage in Glieneke
- Die Bauzeit des Lustgartens
- Die Ausmaße des Lustgartens
- Die Gestaltungselemente des Lustgartens
- Der Tiergarten
- Die Bedeutung der Gartenanlage in Glieneke
- 5. Das neue Residenzschloss
- Die Wirtschaftsgebäude am Schlosshof
- Die Bauzeit und die Finanzierung des neuen Residenzschlosses
- Die Gestalt des neuen Residenzschlosses
- Der Schlosshof
- Die Nebengebäude des Schlossareals
- Die architektonischen Vorbilder und die Bedeutung des neuen Residenzschlosses
- Die Hintergründe der Residenzverlagerung und der Zeitpunkt des Entschlusses
- 6. Die neue Stadt
- Die Gründung der Stadt
- Der Grundriss der neuen Stadt
- Der ungewöhnliche geometrische Bezug der geplanten Stadt zum Schloss und die Unregelmäßigkeiten bei der Umsetzung des Grundrisses
- Die Erschließung und die Bebauung des Grundrisses
- Das Ringen um die Funktionsfähigkeit der Stadt und ihre Entwicklung
- Die Gründungsabsicht: Stadterweiterung oder Stadtneugründung?
- Die Bedeutung der Stadtgestalt
- Die Ursachen der Stadtgründung
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehungsgeschichte des barocken Residenzensembles Neustrelitz in Mecklenburg. Der Fokus liegt auf den Entwicklungsprozessen der Residenzbildung, die mit der Entstehung des Fürstentums Mecklenburg-Strelitz im Jahre 1701 begann und mit der Verfestigung der Stadtgestalt endete. Die Studie beleuchtet die Motivationen und den Einfluss der beteiligten Akteure, darunter der Herzog und seine Gemahlin, die Landesstände, die Stadtverwaltung und die Bürger.
- Die Herausforderungen und Chancen der Residenzbildung in einem neu gegründeten Fürstentum
- Die Rolle von Architektur und Gartenkunst in der Repräsentation und Machtdemonstration des Fürsten
- Die Entwicklung der Stadt Neustrelitz als geplante Stadtanlage im Barock und ihre Bedeutung für die regionale Entwicklung
- Die Beziehungen zwischen der Residenz und der Stadt, sowie die Frage der Stadterweiterung oder Neugründung
- Die Einflüsse von Architektur und Gartenkunst aus anderen Regionen und Ländern auf die Gestaltung der Neustrelitzer Residenz und Stadt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Darstellung der historischen Grundlagen der Residenzbildung, insbesondere der Landesteilung und der Gründung des Fürstentums Mecklenburg-Strelitz im Jahre 1701. Anschließend wird der Ausbau der ersten Residenz in Strelitz unter Adolph Friedrich II. und Adolph Friedrich III. beleuchtet. Dabei wird besonders auf die Rolle der Herzogin Dorothea Sophia von Holstein-Plöen bei der Finanzierung des Schlossbaus eingegangen. Die Studie analysiert den Brand des Strelitzer Schlosses von 1712, die Interimslösungen und die Bemühungen um einen Wiederaufbau, die schließlich zugunsten eines Neubaus außerhalb der Stadt aufgegeben wurden.
Ein weiteres Kapitel widmet sich dem fürstlichen Haus in Glieneke, das zunächst als Jagdschloss errichtet wurde und später zum neuen Residenzschloss ausgebaut wurde. Die Studie untersucht die Bauphasen, die Gestaltungsmerkmale und die Bedeutung des Gebäudes im Kontext der Residenzbildung. Die Gestaltung des Lustgartens in Glieneke und des Tiergartens werden im Detail beschrieben und ihre Bedeutung im Kontext barocker Gartenkunst herausgearbeitet.
Die Arbeit stellt auch den Neubau des Neustrelitzer Residenzschlosses und die damit verbundene Stadtplanung vor. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Stadtgrundrisses, der sich vom geometrischen Barock abhebt, und der Bedeutung der Stadtgestalt im Sinne der fürstlichen Repräsentation.
Schlüsselwörter
Residenzbildung, Barock, Architektur, Gartenkunst, Stadtplanung, Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitz, Adolph Friedrich II., Adolph Friedrich III., Dorothea Sophia von Holstein-Plöen, Christoph Julius Löwe, Domenico Pelli, Stadterweiterung, Stadtneugründung, Repräsentation, Machtdemonstration, Gestaltungsprinzipien, historische Quellen, Aktenforschung.
- Quote paper
- Torsten Pöschk (Author), 2004, Neustrelitz. Die Geburt eines barocken Residenzensembles, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92224