Theaterpädagogik mit Jugendlichen. Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen


Studienarbeit, 2020

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Persönlichkeitsentwicklung durch Theaterpädagogik
2.1 Definition Theaterpädagogik
2.2 Theaterpädagogik mit Jugendlichen
2.3 Soziale Wirkung von Theaterpädagogik
2.4 Ästhetische Kompetenz

3 Rollenfindung in der Adoleszenz
3.1 Definition Adoleszenz
3.2 Rollenfindung- die Suche nach der eigenen Identität
3.3 Die Betrachtungsebenen der Identität von Gottfried Heinelt und deren positive Beeinflussung von Theaterpädagogik

4 Ästhetische Bildung und unser Schulsystem
4.1 Definition ästhetische Bildung
4.2 Möglichkeiten und Grenzen der ästhetischen Bildung

5 Diskussion

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen von Theaterpädagogik mit Jugendlichen beziehungsweise wie dadurch Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, der ästhetischen Bildung und ihren Möglichkeiten gestärkt werden können. Hierbei werden folgende Forschungsfragen behandelt: Inwiefern unterstützt Theaterpädagogik Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beziehungsweise Kompetenz? Wie relevant ist das Thema für unser Schulsystem?

Es wird insbesondere auf die soziale und ästhetische Kompetenzentwicklung eingegangen. Dadurch wird begründet wie Jugendliche durch theatrale Arbeit in ihrer Entwicklung gestärkt werden. Es wird des Weiteren die vulnerable Phase der Adoleszenz beschrieben. Die Suche nach der eigenen Identität und die damit verbundene Rollenfindung wird anhand des Beispiels der Betrachtungsebene der Identität von Gottfried Heinelt vorgestellt beziehungsweise in Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Kompetenzerwerb gebracht. Im weiteren Verlauf wird Bezug auf die ästhetische Bildung genommen, wobei Theaterpädagogik als Paradebeispiel dieser Thematik hervorgehoben werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die künstlerische Betätigung beziehungsweise die ästhetische Bildung faktisch Teil unseres Schulsystems ist und die Bildungschancen vieler Jugendlichen unterstützt, dass dies jedoch auf Grund mangelnder Chancengleichheit unseres Schulsystems weitaus mehr gefördert werden muss, damit faire Maßstäbe gesetzt werden können.

1 Einleitung

Beschäftigt man sich mit der Wirksamkeit und den Anwendungsmöglichkeiten von Theaterpädagogik mit Jugendlichen fällt auf, dass die Handlungswissenschaft in vielfältigen Lebenssituationen nutzbar gemacht werden kann. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Genauigkeit und Ausdifferenzierung dieser. Daraus lassen sich zwei Forschungsfragen ableiten: Inwiefern unterstützt Theaterpädagogik Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzerweiterung? Wie relevant ist das Thema für unser Schulsystem?

„Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Frau‘n und Männer bloße Spieler.“ -William Shakespeare (um 1599)

Das Zitat von William Shakespeare erschien besonders passend um eine Einführung in das Thema zu geben, beziehungsweise einen gewissen Blickwinkel zu erzeugen. Er betitelt die ganze Welt als eine „Bühne“, in der die Akteure eines sozialen Raumes „Spieler“ sind. Durch Theater kann jeder Handlungsraum zu einem Stück werden und dadurch jede Handlung aufgearbeitet und interpretiert werden. Der handlungsfreie Spielraum der Theaterpädagogik, mit dem Jugendliche konfrontiert werden, soll mit dem Zitat herauskristallisiert werden. Im Laufe der Arbeit soll sich herausstellen, inwiefern diese mit ästhetischer Bildung und unserem Schulsystem im Zusammenhang steht.

2 Persönlichkeitsentwicklung durch Theaterpädagogik

2.1 Definition Theaterpädagogik

Theaterpädagogik bezieht sich, wie der Name schon hergibt, ,,auf Theater und Theaterspiel als Kategorie und Gegenstand künstlerischen Schaffens einerseits und auf Pädagogik als wissenschaftliche Disziplin organisierter (organisierbarer) Lehr- und Lernprozesse andererseits“ (Haun, 1997, S.4). Dies ist ein Versuch der Formulierung eines theaterpädagogischen Grundverständnisses. Der Bereich der Theaterpädagogik offeriert keine Schauspielausbildung, sondern beschreibt eine pädagogische Disziplin mit theatralen Elementen, die zu ästhetischer Bildungsarbeit führt (Haun, 1997, S.4). Theaterpädagogik ist der Kontaktpunkt, an welchem Pädagogik und Theater aufeinandertreffen. Sack formuliert dazu treffend: „nur in der Überschneidung beider Aspekte ist theaterpädagogische Qualität zu formulieren und als spezifischer Wert gewählter Arbeitsverfahren auszumachen“ (Sack, 2011, S. 13-14). Theaterpädagogik lebt von sozialen Interaktionen und Kommunikation sowie der Beschaffung eines freien Raums für die Entfaltung von Gedanken Visionen und die Verwandlung in jemand anderen (Höhn, 2018, S.7). Der Unterschied zwischen Theater und Pädagogik in ihrem gemeinsamen Wirken ist sowohl, dass Theater in seiner Form und Praxis ein spezifisches ästhetisches Handlungssystem umfasst als auch die Handlung beziehungsweise das Fundament für die praktische Umsetzung teilnehmerbezogener pädagogischer Intentionen, Entfaltungs- beziehungsweise Ausbildungsvorhaben innehat. (Hoppe, 2011, S.9). Der Theaterpädagoge wird dabei von zwei grundlegenden Orientierungsmustern beeinflusst, die von Hoppe (2011, S.9) beschrieben werden: ,,Zum einen die sachbezogene Auseinandersetzung mit dem Theater, d.h. die Vermittlung und Ausbildung umfassender Theaterproduktiver und -rezeptiver Kenntnisse und Kompetenzen, zum anderen die personenbezogene Bildung und das Lernen durch Theater, d.h. die Entwicklung und Ausbildung individueller, sozialer und politischer Handlungs-, Verhaltens- und Gestaltungsfähigkeiten und -bereitschaften.“

2.2 Theaterpädagogik mit Jugendlichen

Die Entwicklung der Persönlichkeit im Laufe der späten Kindheit bis hin zur ausgereiften Adoleszenz eines Individuums ist mit vielen Entwicklungsaufgaben verbunden, die zum Beispiel sind: Aufnahme beziehungsweise Aufbau intimer Beziehungen, die Entwicklung von Identität, Zukunftsperspektiven, Selbstständigkeit, Selbstkontrolle und soziale Kompetenzen (Konrad, Firk & Uhlhaas, 2013, S. 425).

Jugendliche auf ihrem Weg der persönlichen Entwicklung zu unterstützen ist eines der Ziele der Theaterpädagogik. Die ästhetische, soziale und persönliche Kompetenz, die durch den Theaterpädagogen vermittelt wird, soll durch die ganzheitliche Arbeit an einem Theaterprojekt erworben werden (Agyeman, 2015, S. 8-9). Koch und Streisand begründen: ,,die moderne Theaterpädagogik geht davon aus, dass Menschen die Theater spielen, ihre eigene Lebenssituation, ihr Verhalten und ihre gesellschaftliche Rolle in der Auseinandersetzung mit der fremden Rollen spielerisch reflektieren, sich dieser Rollen einverwandeln“ (2003, S. 68) .

Kompetenzerwerb, ob er jetzt ästhetischen oder sozialen Komponenten folgt, erleichtert die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben (vgl. Xuewu, 1999; zitiert nach Kulterer, S.8, 2014).

Im Folgenden wird auf den ästhetischen wie auch sozialen Kompetenzerwerb bzw. Wirkungseffekt eingegangen.

2.3 Soziale Wirkung von Theaterpädagogik

Die soziale Beeinflussung während des Theaterspielens passiert durch komplexe Vorgänge, die auf die subjektive Erfahrung der Spielenden und deren Rückwirkung auf die Realität basiert (vgl. Weintz, 2008; zitiert nach Adametz, 2015, S. 31). Jürgen Weintz beschreibt das Schauspiel als psychosoziales Spannungsfeld (2003; zitiert nach Schmitt, 2010, S. 127). Die Vorgänge dieser psychosozialen Strukturen würden die vorliegende Arbeit sprengen, jedoch lassen sie sich wie folgt zusammenfassen:

[...] Fokussierung, Abstrahierung, Verdichtung und Verfremdung der Realität, Pendeln zwischen Realität und Fiktion [...], zwischen Anpassung und Abweichung, Kommunikation, Interpersonalem Charakter, Spannungsverhältnis zwischen Regeln und Freiraum, Wunscherfüllung, Sublimierung und kathartische Reinigung von seelischen Zwängen, [...] Neugierde, Spielfreude, Selbstdistanzierung und Forschungsdrang der Spieler (vgl. Weintz, 2003; zitiert nach Schmitt, 2010, S.127).

Im Theaterspielen hat man folglich die Möglichkeit durch die dargestellte fiktive Rolle zwischen Realität und Spiel zu springen, eine Quasi-Realität zu schaffen. Zirfas beschreibt diesen Zustand treffend: „Die damit entstandene Selbstdistanz ermöglicht Reflexion, wie das ergriffen-werden (durch die Rolle) gleichermaßen“ (Zirfas, 2019). Die Identitätsentwicklung während der vulnerablen Lebensphase der Jugend zu stärken, ein Rollenverständnis abstrahieren zu können und eine differenzierte Wahrnehmung zu erlangen, ergeben sich durch spielerisch-kreatives Lustempfinden (Schmitt, S.127, 2010).

2.4 Ästhetische Kompetenz

Die aufgezählten Affekte der Theaterpädagogik in ihrer sozialen Form und Persönlichkeitsentwicklung zeigen ebenfalls Facetten der ästhetischen Kompetenz. Sie lassen sich nicht klar voneinander trennen, sie sind also nicht differenziert voneinander zu betrachten, sondern ergänzen sich (vgl. Koch und Streisand, 2003; zitiert nach Agyeman, 2015, S.9). Zum Bespiel ist das Konzept der Realität und Wirklichkeit in der Moderne ein tragendes Thema der bildenden Kunst (Knaller, 2016).

Hetschel interpretiert die „ästhetische Bildung [...] als Auseinandersetzung des Subjekts mit sich selbst im Medium der Kunst“ (2010; zitiert nach Agyeman, 2015, S.9). Im Allgemeinen fördere Theaterpädagogik ein Gefühl für Ästhetik (die Lehre vom Schönen). Die Komposition, Improvisation, Auseinandersetzung mit Stilen sowie die Entwicklung von Körperbewusstsein, dem Gefühl von Präsenz und Spannung, Stimmtraining und der dramatisch-theatralischen Ausdrucksfähigkeit gehören zu wesentlichen stilistischen Merkmalen des Theaters und dessen Kunstform an sich (Haun, 1997, S.4). Der Theaterpädagoge soll mit seinem didaktisch-methodischen Wissen die Jugendlichen anregen beziehungsweise inspirieren; Fähigkeiten und Bedürfnisse sollten dabei angepasst werden sowie die Übungen und Methoden je nach Theatergruppe/Projekt variieren (Höhn, 2018, S.18). Der Projektleiter beziehungsweise Theaterpädagoge mobilisiert Gruppenprozesse und fördert die Auslösung dieser mithilfe von Impulsen, während die Stärke dieser Stimuli ebenfalls an die Gruppen angepasst werden. Es zeigt sich, dass introvertierte Menschen stärkere äußere Stimuli benötigen als extrovertierte Menschen (vgl. Spritzter & Bertram, 2010; zitiert nach Agyeman, 2015, S.9).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Theaterpädagogik mit Jugendlichen. Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen
Hochschule
MSB Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V922803
ISBN (eBook)
9783346257321
ISBN (Buch)
9783346257338
Sprache
Deutsch
Schlagworte
junge Erwachsene, Jugendliche, Adoleszenz, Theaterpädagogik, Kompetenzentwicklung
Arbeit zitieren
Nuria Wagner (Autor:in), 2020, Theaterpädagogik mit Jugendlichen. Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/922803

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